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Ein Knecht diente in der Hölle und that seinem Herrn, dem Teufel, so gute Dienste, daß dieser sagte: »Wenn Du aus meinem Dienste gehst, dann kannst Du Dir von mir erbitten, was Du willst, ich werde es Dir mitgeben«. Der Knecht mußte in einem großen Kessel die Seelen der bösen Menschen kochen. Da baten ihn die Seelen, er möchte nichts weiter verlangen als nur den Schaum aus dem Kessel. Als er nun zwei Jahre gedient hatte, so sagte er zu dem Teufel: »Ich will jetzt aus dem Dienste abgehen, und als Lohn erbitte ich mir den Schaum aus dem Kessel«. Der Teufel kratzte sich hinter dem Ohr; es war ihm eine recht unangenehme Forderung, aber er kann doch nicht anders und muß Wort halten. Da nimmt sich denn der Knecht ein volles Säckchen Schaum und geht. So kommt er auf eine Wiese und ruht etwas aus. Da will er denn auch sehen, was aus dem Schaum geworden ist und schüttet ihn auf das Gras, und es entstehen aus demselben lauter Schäfchen. Da kommt der Herr Jesus gegangen und fragt ihn, ob er ihm die Schäfchen nicht verkaufen könnte. »O ja!« sagt der Knecht. »Aber ich kann Dir dafür weiter nichts geben, als eine Flöte; willst Du sie dafür nehmen?« »Meinetwegen«, sagte der Knecht, und sie wurden handelseinig. Das Pfeifchen hatte die Eigenschaft, daß, wenn man darauf blies, alle, die es hörten, tanzen mußten. Der Knecht bläst auf seinem Pfeifchen, da kommt ein Jude mit Porzellan gegangen; als er das Blasen hörte, mußte er tanzen und springen, daß all sein Porzellan zerschlagen wurde ……. Der Jude verklagt den Knecht bei Gericht, und der Knecht wird verurtheilt und soll gehängt werden. Wie er nun schon am Galgen steht, so bittet er noch um die Gunst, noch einmal auf seiner lieben Flöte blasen zu dürfen. Der Jude, der auch auf dem Platze ist, bittet, es ihm nicht zu erlauben; als die Erlaubniß dennoch ertheilt wird, so schreit er: »bindet mich, bindet mich, sonst muß ich wieder tanzen.« Der Knecht aber nahm seine Flöte vor und blies, und alle Anwesenden, Richter und Zuschauer, faßten einander an und tanzten, daß sie beinahe ohnmächtig wurden. Endlich erließen ihm die Richter die Strafe, und er ging seiner Wege.
[Polen: M. Toeppen: Aberglauben aus Masuren]