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Es waren einmal ein Greis und eine Greisin. Sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein. Dieses Hühnchen legte ein goldenes Ei, die Greisin verwahrte es auf dem Wandbrett. Da kam eine Maus und warf das goldene Ei herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert! Da kommt eine Krähe geflogen und fragt: „Alte, liebe Alte, was klagst du so?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest noch lauter klagen!“ antwortete das alte Weiblein. „Ich hatte ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, ich tat es aufs Wandbrett, da lief eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Wie soll ich denn da nicht klagen?“
Da riss sich die Krähe vor Kummer ihre Schwanzfedern aus. Sie hatte im Walde im Wipfel einer Eiche ein Nest. Zu der Eiche fliegt sie nun. Die Eiche sieht, dass sie ohne Schwanz ist, und fragt: „Krähe, Krähe, warum bist du ohne Schwanz?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin. Sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, ich habe mir den Schwanz ausgerissen.“
Da brach sich die Eiche vor Kummer ihre Äste ab. Unter dieser Eiche hatte ein Hirsch sein Lager. Der kommt und sieht, dass die Eiche ohne Äste ist, und fragt: „Eiche, Eiche, warum bist du ohne Äste?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, ich habe mir die Äste abgebrochen.
Da – hast du nicht gesehen! – der Hirsch vor Kummer mit dem Geweih gegen die Eiche und brach sich das Geweih ab. Dann geht der Hirsch zum Fluss, um zu trinken. Der Fluss sieht, dass der Hirsch ohne Geweih ist, und fragt: „Hirsch, Hirsch, warum hast du dir das Geweih abgestoßen?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, ich habe mir das Geweih abgestoßen.“
Da wurde der Fluss vor Schrecken zu Blut. Da kommt ein Mädchen zum Fluss mit ihrem Henkelkrug, um Wasser zu holen (weißt du, die Hausfrau hatte Brot eingerührt, und es fehlte an Wasser), sie sieht: der Fluss ist zu Blut geworden. Und sie fragt den Fluss: „Fluss, Fluss, warum bist du zu Blut geworden?“ Der Fluss sagt zu ihr: „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, der Hirsch hat sich das Geweih abgestoßen, und ich bin zu Blut geworden.“
Da stieß das Mädchen den Henkelkrug so heftig auf einen Stein, dass nur noch Scherben übrig blieben. Das Mädchen kommt ohne Henkelkrug. Die Hausfrau sieht das und fragt: „Mädchen, Mädchen, wo hast du den Henkelkrug gelassen?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, der Hirsch hat sich das Geweih abgestoßen, der Fluss ist zu Blut geworden, und ich habe meinen Henkelkrug zerschlagen!“
Die Hausfrau – schwupp, schwapp und warf den Teig aus dem Fenster. Da kommt der Hausherr von der Jagd. Er sieht: der Teig ist aus dem Fenster geworfen! Er geht ins Haus und fragt die Hausfrau: „Hausfrau, Hausfrau, warum hast du den Teig aus dem Fenster geworfen?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, der Hirsch hat sich das Geweih abgestoßen, der Fluss ist zu Blut geworden, das Mädchen hat den Henkelkrug zerschlagen, ich habe den Teig hinausgeworfen.“
„Na, dann werde ich mich wohl erschießen müssen!“ sagt der Hausherr. Wie sprang da die Hausfrau auf von der Bank, fiel ihm um den Hals, küsste ihn heftig und bat: „Liebstes Herrlein, du mein allerliebster Mann! Erschieße dich nicht, lass mich nicht als arme Witwe zurück. Zum Teufel mit dem alten Weiblein und ihrem Hühnervieh! Sollen die Mäuse doch ihr und dem Huhn alle Eier zerschlagen! Nur du, mein liebster Mann, du, mein Täubchen, erschieße dich nicht! Und du, Mädchen, was stehst du da und hältst Maulaffen feil! Geh hin und bringe alle Scherben des Henkelkrugs und kratze draußen vor dem Fenster den ganzen Teig zusammen!“
Da riss sich die Krähe vor Kummer ihre Schwanzfedern aus. Sie hatte im Walde im Wipfel einer Eiche ein Nest. Zu der Eiche fliegt sie nun. Die Eiche sieht, dass sie ohne Schwanz ist, und fragt: „Krähe, Krähe, warum bist du ohne Schwanz?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin. Sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, ich habe mir den Schwanz ausgerissen.“
Da brach sich die Eiche vor Kummer ihre Äste ab. Unter dieser Eiche hatte ein Hirsch sein Lager. Der kommt und sieht, dass die Eiche ohne Äste ist, und fragt: „Eiche, Eiche, warum bist du ohne Äste?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, ich habe mir die Äste abgebrochen.
Da – hast du nicht gesehen! – der Hirsch vor Kummer mit dem Geweih gegen die Eiche und brach sich das Geweih ab. Dann geht der Hirsch zum Fluss, um zu trinken. Der Fluss sieht, dass der Hirsch ohne Geweih ist, und fragt: „Hirsch, Hirsch, warum hast du dir das Geweih abgestoßen?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, ich habe mir das Geweih abgestoßen.“
Da wurde der Fluss vor Schrecken zu Blut. Da kommt ein Mädchen zum Fluss mit ihrem Henkelkrug, um Wasser zu holen (weißt du, die Hausfrau hatte Brot eingerührt, und es fehlte an Wasser), sie sieht: der Fluss ist zu Blut geworden. Und sie fragt den Fluss: „Fluss, Fluss, warum bist du zu Blut geworden?“ Der Fluss sagt zu ihr: „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, der Hirsch hat sich das Geweih abgestoßen, und ich bin zu Blut geworden.“
Da stieß das Mädchen den Henkelkrug so heftig auf einen Stein, dass nur noch Scherben übrig blieben. Das Mädchen kommt ohne Henkelkrug. Die Hausfrau sieht das und fragt: „Mädchen, Mädchen, wo hast du den Henkelkrug gelassen?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, der Hirsch hat sich das Geweih abgestoßen, der Fluss ist zu Blut geworden, und ich habe meinen Henkelkrug zerschlagen!“
Die Hausfrau – schwupp, schwapp und warf den Teig aus dem Fenster. Da kommt der Hausherr von der Jagd. Er sieht: der Teig ist aus dem Fenster geworfen! Er geht ins Haus und fragt die Hausfrau: „Hausfrau, Hausfrau, warum hast du den Teig aus dem Fenster geworfen?“ – „Ach, wenn du wüsstest, was alles in der Welt geschieht, du würdest dir selbst noch Schlimmeres antun! Es waren einmal ein Greis und eine Greisin, sie hatten ein Hühnchen mit goldenen Füßlein, das legte ein goldenes Ei, sie tat es aufs Wandbrett, da kam eine Maus, warf es herunter, und es zerbrach. Das alte Weiblein klagt, das Hühnchen gackert, die Krähe hat sich den Schwanz ausgerissen, die Eiche hat sich die Äste abgebrochen, der Hirsch hat sich das Geweih abgestoßen, der Fluss ist zu Blut geworden, das Mädchen hat den Henkelkrug zerschlagen, ich habe den Teig hinausgeworfen.“
„Na, dann werde ich mich wohl erschießen müssen!“ sagt der Hausherr. Wie sprang da die Hausfrau auf von der Bank, fiel ihm um den Hals, küsste ihn heftig und bat: „Liebstes Herrlein, du mein allerliebster Mann! Erschieße dich nicht, lass mich nicht als arme Witwe zurück. Zum Teufel mit dem alten Weiblein und ihrem Hühnervieh! Sollen die Mäuse doch ihr und dem Huhn alle Eier zerschlagen! Nur du, mein liebster Mann, du, mein Täubchen, erschieße dich nicht! Und du, Mädchen, was stehst du da und hältst Maulaffen feil! Geh hin und bringe alle Scherben des Henkelkrugs und kratze draußen vor dem Fenster den ganzen Teig zusammen!“
(Litauen)