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Märchenbasar

Deidre von den Schmerzen

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Die Edlen von Ulster feierten im Hause des Felmy, Sohn des Dall, der da Sänger bei König Conor war. Da war das Weib des Felmy hochschwanger, aber sie ließ es sich nicht nehmen, ihre Gäste zu bedienen. Die Becher kreisten, und die Wände des guten Hauses warfen das Echo von viel Gelächter zurück. Plötzlich schrie das Kind im Leib der Mutter, und die Frau überkamen die bitteren Schmerzen der Geburt. Da erhob sich Cathbad, der Druide, und prophezeite: „Unter deinem Gürtel, o Weib, in deinem hochgewölbten Leib schreit ein weibliches Kind. Zu einem blondhaarigen, helläugigen, schönen Mädchen wird es heranwachsen. Viel Leid wird es bringen über Ulster. Tödlich wird sein Blick sein für die Männer, die es begehren, ein Kind des Unglücks und der großen Schmerzen für Erin wird geboren werden, und sein Name wird sein Deidre.“ Alle waren starr vor Schrecken, und keiner sprach ein Wort, bis das Kind geboren war und hereingebracht wurde, und wirklich, es war ein Mädchen mit hellgrünen Augen. Die Edlen von Ulster riefen wie mit einer Stimme: „Dieses Kind soll nicht leben!“ Aber Conor nahm Felmy das Kind ab und befahl, daß es in seiner Familie aufgezogen werde, und als es gesäugt worden war, ließ er es in ein einsames Fort bringen, wo es nie einen Mann zu Gesicht bekommen sollte, bis es der König selbst zum Weib machen würde. In der Wildnis lebte Deidre, bis sie zu dem schönsten Mädchen in ganz Irland herangewachsen war. Nie sah sie ein männliches Wesen, außer ihrem alten häßlichen Wächter. Aber an einem Tag im Winter, als der Alte ein Hirschkalb erlegt hatte, erblickte sie einen Raben, der das Blut, das in den Schnee geflossen war, trank. Da sprach sie zu der Amme: „Liebe, wo ist der Mann mit den Farben: einem Leib wie Schnee, Wangen wie geronnenes Blut, Haaren schwarz wie die Flügel der Raben. Ach, Lewara, sag mir, gibt es einen solchen Mann draußen in der Welt? Ich will ihn lieben und er soll mich lieben.“ „Es gibt ihrer viele“, sprach Lewara, die Amme „aber der Schönste von allen wohnt in des Königs Haus. Es ist Naisi, der Sohn des Usnach.“ „Ach“, rief Deidre, „wenn ich den Mann nicht zu sehen bekomme, will ich sterben.“ Da überlegte die Amme, wie sie Naisi und Deidre zusammenbringen könne. Und alles Unglück begann. An einem bestimmten Tag geschah es, daß Naisi in der Mitte der Ebene von Eman saß und Harfe spielte. Süß war die Musik der Söhne von Usnach. Die Rinder hörten zu, und wenn diese Musik erklang, gaben sie zweidrittel soviel Milch mehr wie sonst, und von Mann und Weib fielen alle Pein und jeglicher Schmerz ab, sobald sie diese Musik vernahmen. Groß war auch die stärke der Söhne von Usnach. Wenn sie sich Rücken an Rücken stellten im Kampf, vermochten alle Männer aus Conors Reich sie nicht zu überwinden. Sie waren flink wie die Hunde bei der Jagd, und sie übertrafen die Rehe an Geschwindigkeit. Als nun Naisi auf der Ebene von Eman sang, sah er, wie sich ein Mädchen ihm näherte. Sie hielt ihren Kopf gesenkt. Er sah nur ihr Haar, das gelb war wie Weizen. Sie kam nahe heran, ging vorbei, ohne ein Wort zu sagen, aber der Sternblick aus ihren hellgrünen Augen brannte auf seiner Stirn. „Lieblich ist diese junge Dame, die an mir vorbeiging“, sprach Naisi. Da sah ihn das Mädchen an und erwiderte: „Was nützt einem Mädchen all seine Schönheit, wenn es nie die Hand eines jungen Mannes spürt.“ Da wußte Naisi, daß es Deidre war, denn kein anderes Mädchen hätte es gewagt, so zu reden, und große Furcht überfiel ihn. „Der Provinzkönig ist dein Verlobter, meine Schöne“, sagte er. „Ich liebe ihn nicht“, antwortete sie, „er ist ein alter Mann. Viel lieber würde ich einen zum Manne nehmen, der so jung ist wie du.“ „Sprich nicht so“, sagte Naisi „besser ist es, den König als Ehegemahl zu haben, als nur dessen Diener. „Welch eine Torheit“, antwortete Deidre, „wenn einer in sich immer nur Vernunft zu Wort kommen läßt.“ Dann brach sie eine Rose von einem wilden Rosenstrauch, warf die Blume Naisi vor die Füße und sagte: „Für immer sollst du entehrt sein, wenn du mich zurückweist.“ „Versuche mich nicht, ich bitte dich“, sprach Naisi. Ich will dich“, erwiderte Deidre, „wenn du mich nicht zum Weibe nimmst, nachdem was zwischen uns gesagt worden ist, wirst du vor allen Männern dieses Landes entehrt sein. Das weiß ich von meiner Amme Lewara. Da wußte Naisi nichts mehr zu sagen und Deidre nahm seine Harfe, setzte sich zu ihm und spielte eine süße Musik. Die Männer von Ulster überfiel ein Zauber, als sie diese Klänge hörten. Aber die Söhne von Usnach kamen herbeigelaufen und sprachen zu ihrem Bruder: „Ach, was hast du getan? Ist dies nicht das Mädchen, von dem gesagt ist, sie werde großes Leid über Ulster bringen?“ „Was konnte ich tun“, antwortete Naisi, „wer kann gegen die Liebe kämpfen. Wenn ich sie nicht zum Weibe nehme, nachdem, was zwischen uns geschehen ist, bin ich entehrt von allen Männern in Irland.“ „Unglück wird über uns kommen“, sagten die Brüder. „Das kümmert mich nicht“, antwortete Naisi, „besser ist’s Unglück auf sich zu ziehen, als ehrlos zu sein. Wir wollen in ein anderes Land fliehen.“ Sie berieten sich, und da sie Naisi über alles liebten, beschlossen seine Brüder, ihm zu folgen, wo er hingehen würde. Schon am nächsten Morgen brachen sie auf und nahmen mit dreimal fünfzig Männer und dreimal fünfzig Weiber und dreimal fünfzig Windhunde und dreimal fünfzig Diener. In der Nacht vor diesem Morgen schlief Naisi bei Deidre. Conor, der König, wutentbrannt über die Entführung des schönen Mädchens, das er bestimmt hatte, seine Frau zu werden, setzte ihnen nach. Und sie wanderten hierhin und dorthin über ganz Irland und kamen endlich in das Reich Alba. Da schlugen sie ihre Lager auf, mitten in der Wildnis. Wenn sie in den Wäldern des Gebirges kein Jagdglück hatten, stahlen sie Vieh von den Männern in Alba. Bei diesen Überfällen, bewiesen sie große Kühnheit, und als dies dem König von Alba zu Ohren kam, ließ er sie an seinen Hof holen und nahm sie freundlich auf, denn kühne Männer sieht jeder gern in seiner Nähe. Eines Morgens aber, als der Hofmarschall des Königs einen Rundgang durch die Gärten des Palastes machte, schaute er in ein Zelt und erblickte dort Naisi und Deidre. Da sprach der Hofmarschall zu seinem König: „O mein König, wir haben endlich ein passendes Weib für dich gefunden. Dem Sohn des Usnach und es ist eine Frau, wie sie einem Herrscher der westlichen Welt wohl anstehen würde. Laß Naisi erschlagen und nimm dir diese zur Frau.“ Nein“, sprach der König, „wir wollen anders vorgehen. Finde heraus, ob sie mir zu Willen sein würde.“ So geschah es. Als der Hofmarschall sie zur Untreue verlocken wollte, erzählte Deidre alles sogleich Naisi, der Ihr am liebsten war unter allen Männern, und sprach: „Wir müssen wieder fort. Wenn wir nicht noch in dieser Nacht davonschleichen, wird man euch Männer morgen alle erschlagen.“ Da verließen die Söhne von Usnach den Palast des Königs von Alba und fuhren zu einer entfernten Insel.

An einem bestimmten Tag feierte König Conor mit seinen Edlen in dem guten Haus Emania. Liebliche Musik wurde gespielt, und nachdem der Barde die hundert Vorfahren des Königs gerühmt hatte, erhob der König selbst seine Stimme und sprach: „Ich möchte von euch wissen, ihr Prinzen und Edelleute, ob ihr je ein prächtigeres Fest erlebt habt, oder ob ihr je ein besseres Haus gesehen habt als dieses Haus Emania?“ „Nein, o König“, antworteten sie wie aus einem Mund. Und abermals frage ich euch“, fuhr Conor fort, „ob es irgend etwas gibt, was hier fehlt?“ „Es wird die Höflichkeit sein, die euch dazu verleitet, die Unwahrheit zu sagen“, sprach Conor. „Ich weiß wohl, daß ihr alle vergebens Ausschau gehalten habt, als ihr in dieses Haus kamt. Ich meine die drei jungen Männer, die Kriegsleuchten von Gael, die drei edlen Söhne von Usnach –Naisi, Aini und Ardan. Ach, daß sie so fern von uns sein müssen, nur wegen dieses Weibes.
Hart bestraft sind sie gewiß, ausgestoßen hausen sie auf einer Insel im Ozean und schlagen sich mit barbarischen Horden des Königs von Alba herum. Wie beruhigt könnten wir sein, säßen sie mit an diesem Tisch und unter diesem Dach, stets dazu bereit, das Reich Ulster verteidigen zu helfen. Ich wünschte, sie wären bei uns.“ Darauf erwiderten die Edelleute: „Hätten wir es gewagt, unsere Gedanken auszusprechen, unsere Reden hätten dieselben Worte enthalten wie die deine. Wahrlich, es ist schade, daß die drei besten Männer in ganz Erin nicht unter uns sind.“ Conor nahm wieder das Wort: „Laßt uns Boten schicken nach Alba, zu der Insel von Loch Etive und die Söhne von Usnach bitten, nach Erin zurückzukehren.“ „Aber wer ist in der Lage, sie zu überzeugen, daß ihnen in deinem Königreich kein Leid geschehen wird?“ fragten die anderen. „Es gibt nur drei unter uns allen“, sagte Conor, „deren Wort dafür bürgen kann, daß ich mich nicht von meinem Zorn fortreißen lasse; es sind dies Fergus, Cuchullan und Conell Carnach. Einen von ihnen wollen wir als Botschafter bestimmen.“ Darauf nahm der König Conell Carnach beiseite und fragte ihn, was er tun würde, falls die Söhne von Usnach zurückkehren unter dem Versprechen freien Geleits. „Wer immer ihnen ein Leid zufügen würde“, antwortete Conell Carnach, dem würde ich’s mit bitterer Todespein vergelten.“ „Daraus entnehme ich“, sagte Conor, „daß ich dir nicht lieb und wichtig bin über alles.“ Dieselbe Frage wie Carnach legte Conor Cuchullan vor, und von ihm erhielt er eine ähnliche Antwort. „Gibt es denn niemanden auf der Welt“, sprach Conor, bei sich, stiller Trauer, „der weiß, wie bitter die Einsamkeit schmeckt?“ Darauf rief er Fergus, den Sohn des Roy, befragte ihn auf die gleiche Art, und Fergus antwortete: „Dein Blut, mein König, würde ich nie vergießen, aber wer sonst Männern, denen man freies Geleit verspricht, ein Haar krümmen würde, der bliebe nicht am Leben.“ „Daraus ersehe ich“, sagte Conor, „daß du mich über alles lieb und wert hälst. Geh zu dem Clan Usnach und führe ihn her. Kehre heim auf dem Weg über Dun Barach, aber laß die Söhne von Usnach nirgends rasten, bis sie hier auf meinem Fest sind. Versprich mir, daß du dich an diesen Befehl genau hälst.“ Da band sich Fergus mit einem heiligen Eid, worauf der König und er auf das Fest zurückkehrten und mit den anderen Edlen die ganze Nacht hindurch ausgelassen feierten. Der König ließ aber Barach an einen anderen Ort rufen und fragte ihn dort, ob er in seinem Haus ein Fest vorbereitet habe. „Ich habe ein Fest ausgerichtet in Dun Barach“, sagte der Mann, „auf dem bist du und deine Edlen stets willkommen.“ „Laß Fergus nicht aus dem Haus“, sagte Conor, „ehe er bei dir gefeiert hat, wenn er aus Alba zurückkommt. Dadurch kannst du mir einen großen Dienst erweisen.“ „Er soll drei Tage bei mir feiern“, sagte Baruch, „wir gehören beide dem Kampfbund des Roten Zweigs an. Sein Eid zwingt ihn, meine Gastfreundschaft anzunehmen.“ Am nächsten Morgen brach Barach mit seinen beiden Söhnen Buini Borb und Illan Finn und mit Cailon, seinem Schildträger von Emania nach Alba auf. Sie segelten über die See und kamen nach Loch Etive zu der Insel, auf der die Söhne von Usnach wohnten.

Deidre und Naisi saßen zusammen in ihrem Zelt. Conors poliertes Schachbrett zwischen sich. Sie spielten Schach. Als nun Fergus in den Hafen eingelaufen war, stieß er einen Schrei aus, den Jagdruf eines kräftigen Mannes, und Naisi, der den Schrei hörte, sprach: „Ich höre den Ruf eines Mannes aus Erin.“ „Das war nicht der Ruf eines Mannes aus Erin“, erwiderte Deidre, „es war der Ruf eines Mannes aus Alba.“ Da rief Fergus zum zweitenmal. „Es war doch der Ruf eines Mannes aus Erin“, sagte Naisi. „Nicht doch“, erwiderte Deidre, „laß uns weiterspielen.“ Da rief Fergus zum drittenmal. Naisi aber wußte, daß nur der Fergus so rief, und er sprach: „Wenn dies nicht der Sohn des Roy ist, will ich nicht Naisi heißen. Geh, Ardan, mein Bruder und begrüße unsere Verwandten. „Ich wußte gleich, daß es Fergus ist, der so ruft“, sagte Deidre leise. „Warum hast du denn versucht, es vor uns zu verbergen, Königin?“ fragte Naisi. Da erzählte Deidre: „In der letzten Nacht hatte ich einen Traum. Drei Vögel kamen zu uns geflogen von den Ebenen von Emania her. Sie hatten einen Tropfen Honig an ihrem Schnabel. Aber als sie wieder davonflogen, war der Tropfen Honig zu einem Tropfen Blut geworden.“ „Und was meinst du, Prinzessin, hat dieser Traum zu bedeuten?“ fragte Naisi. „Daß Fergus mit falscher Botschaft hergesandt worden ist von Conor, denn süß wie Honig ist die Botschaft des Friedens. Aber das Blut ist unser Blut, das vergossen werden wird.“ „Nein, das kann ich nicht glauben“, sagte Naisi, und zu seinem Bruder sprach er: „Fergus wird längst an Land gegangen sein. Geh, Ardan, zeig ihm den Weg zu unserem Zelt.“ Da lief Ardan hinunter zum Hafen, hieß Fergus willkommen, umarmte ihn und seine Söhne und verlangte zu wissen, was für Nachricht er aus Erin bringe. „Gute Nachricht“, antwortete Fergus, „Conor verspricht euch freies Geleit, wenn ihr nur heimkehrt nach Emania.“ „Das muß nicht sein“,sagte Deidre, „denn größer ist unser Einfluß in Alba denn Conors Einfluß in Erin.“ „In dem Land seiner Geburt zu leben“, erwiderte Fergus, „ist besser als alles andere. Wenig wert sind Macht und Reichtum für den, der nicht jeden Tag die Erde betrachten kann, die ihn hervorgebracht hat.“ „Das ist wahr“, sagte Naisi, „Erin ist meinem Herzen weit näher, selbst wenn ich in Alba sicherer und bequemer lebe.“ „Habt Vertrauen zu mir, „sagte Fergus, „ich verbürge mich für eure Sicherheit.“ „So laßt uns gehen“, sprach Naisi, „wenn sich Fergus für unser freies Geleit verbürgt, wer wollte da zweifeln!“ Als sie nun in den Hafen von Duan Barach einliefen, war Barach selbst am Kai. Er begrüßte die Söhne Usnachs und Deidre mit tückischer Herzlichkeit. Fergus aber nahm er bald auf die Seite und sprach zu ihm: „Verweile, und nimm an meinem Fest teil, denn ich lasse dich nicht abreisen, eh drei Tage vergangen sind beim Eid der Brüderlichkeit und der Gastfreundschaft, den du im Kampfbund des Roten Zweigs geschworen hast.“ Als Fergus dies hörte, wurde er purpurrot im Gesicht und sagte dies: „Du tust Böses, Barach; Wie kannst du mich zu deinem Fest bitten, da du doch weißt, daß ich zu Conors unterwegs bin und die Söhne von Usnach nicht aus den Augen lassen soll, da denen der König freies Geleit gelobt hat.“ „Das kümmert mich nicht“, erwiderte Baruch, „wenn du meine Gastfreundschaft zurückweist, spreche ich den Bann über dich.“ Da beriet sich Fergus mit Naisi, was er tun solle, und Deidre antwortete: „Du mußt entweder Barach im Stich lassen oder die Söhne von Usnach. Mir scheint es eine geringe Verfehlung, die Einladung zu einem Fest auszuschlagen, als Freunde allein zu lassen, die deinem Schutz anvertraut sind, doch kann ich nicht für dich entscheiden.“ „Ich sehe einen Ausweg“, antwortete Fergus, „ich werde bei Barach bleiben, doch meine Söhne Illan Finn und der rote Buini Borb werden euch begleiten und an meiner Statt für eure Sicherheit sorgen.“ „Wir brauchen deinen Geleitschutz nicht“, sagte Naisi zornig, „unsere starken Arme sind immer noch die beste Garantie für unsere Sicherheit gewesen.“ Ardan und Ainli, Deidre und die zwei Söhne des Fergus folgten ihm nach. Fergus aber blieb zurück, traurig und voll düstere Gedanken. Dann sprach Deidre: „Ich rate, wir sollten auf die Insel Rathlin ziehen und dort warten, bis Fergus uns begleiten kann, denn von jetzt an, meine ich, können wir uns auf die Zusicherung freien Geleits nicht länger verlassen.“ Aber Naisi und die Söhne des Fergus wollten nicht auf sie hören, und es wurde beschlossen, nach Emania weiterzureisen. „Ach“, klagte Deidre, „hätte ich nur nie Alba, das Land mit dem langen Gras verlassen.“ Als sie nun zu dem Wachtturm Fincairn im Gebirge von Fuadag kamen, bemerkte Naisi, daß Deidre nicht mehr bei ihnen war. Er kehrte um und fand sie in tiefen Schlaf versunken, und als er sie weckte, war sie voller Kummer und Angst. „Ich fürchte Verrat“, sagte sie, „ich hatte einen Traum. Ich sah Illan Finn für uns kämpfen, aber am Ende war sein Leib ohne Kopf. „Deine Lippen sind lieblich, aber deine Träume sind immer nur mit Bösem angefüllt“, sagte Naisi, „ich fürchte keinen Verrat. Laß uns weiterziehen. “Und so reisten sie weiter, bis sie nach Ardsallagh kamen. Dort sprach Deidre zu Naisi: „Ich sehe eine Wolke über Emania, und es ist eine Wolke vollgesogen von Blut. Ich rate euch, ihr Söhne von Usnach, geht nicht nach Emania ohne Fergus, lasst uns nach Dundalgan reisen zu unserem Nefffen Cuchullan, bis Fergus sich seiner Verpflichtung entledigt hat.“ „Ich fürchte niemanden und nichts“, sprach Naisi, „wir ziehen weiter.“ Da schrie Deidre auf: „O Naisi, siehst du denn nicht die Wolke über Emania, eine Wolke aus Blut, Eitertropfen sickern aus ihren roten Rändern. Weh mir, geh nicht nach Emania, heute abend.“ „Ich fürchte mich nicht“, antwortete Naisi, „ich will auf deinen Rat nicht hören. Ziehen wir also weiter.“ „Enkel des Roy“, erwiderte Deidre, „selten genug hat es zwischen dir und mir Meinungsverschiedenheiten gegeben. Immer waren wir ein Herz und ein Gedanke, seit dem Tag, an dem mich Lewara zu dem Platz in der Ebene von Emania schickte, wo du Musik machtest.“ „Ich habe keine Furcht“, sagte Naisi wieder. „Söhne von Usnach“, sprach Deidre abermals „es gibt einen Anhaltspunkt dafür, ob Conor Verrat gegen uns im Sinn führt oder nicht. Wenn man uns in die Häuser von Emania geleitet, brauchen wir nichts zu befürchten, weist man uns aber als Quartier das Haus des Kampfbundes vom Roten Zweig an, dann seid auf das Schlimmste gefaßt.“ Während sie dies sagte, kamen sie an den Toren von Emania an. Naisi klopfte, und der Türhüter fragte, wer da sei. „Der Clan von Usnach und Deidre“, war die Antwort.

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