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Der alte Guayta

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Es war ein Mann, der auf dem Felde von Cala Murada pflügte und eines Morgens, als ein Nebel herrschte, was man nicht sagen kann, sah er sich plötzlich von einer Anzahl Mauren umrungen, die ihn gefangen nahmen und wegführten, während sie das Pfluggespann gekoppelt zurückliessen.
Sie verbanden ihm die Augen und führten ihn zu ihrem Boote und als sie ihm die Binde entfernten, sah er nichts mehr als Himmel und Wasser.
In Algier angekommen, brachten sie ihn auf den ersten Markt, der stattfand, zum Verkaufe, und es kaufte ihn ein sehr reicher Maure, aber nach kurzer Zeit verarmte er und verkaufte Alles was er hatte, und auch jenen Sklaven.
Dieser Sklave kam in die Hände eines andern, sehr reichen Mannes, der aus Jerusalem war, und der nach seinem eigenen Lande zurückkehrte und ihn mitnahm. Dort diente er ihm als Gemüsegärtner und weil er ein sehr guter Mensch war, liess er ihn seine Religion befolgen und er besuchte von Zeit zu Zeit die Brüder des heiligen Franziskus und befreundete sich sehr mit einem von ihnen, der sein Beichtvater war.
Eines Tages, zur Belohnung seiner Ehrlichkeit und christlichen Gesinnung, fügte es der liebe Jesus, dass er auf folgende Weise seine Freiheit erhielt.
Ein kleiner Knabe, den der Sklave dort angetroffen hatte, denn es waren fünfundzwanzig Jahre, dass er mit jenem Herrn stand, war gross geworden, hatte geheirathet und ging spazieren mit seiner Braut und andern Leuten in dem Gemüsegarten, wo der Sklave als Gärtner arbeitete.
Der Sklave hörte ein Jammergeschrei, lief schnellstens herbei, sah, dass die Braut in das Wasserbehälter gefallen war, er achtete nicht darauf, ob er verschwitzt war, oder ob sein Leben in Gefahr kam, springt in das Wasser und zieht die Braut heraus, ohne dass sie Schaden genommen hätte.
Ihr könnt selbst urtheilen, wie sehr der Schwiegervater und ihr Mann dem Sklaven dankbar waren.
Sogleich luden sie ihn ein, am selben Tag, mit ihnen zu speisen und das war eine grosse Vergünstigung von ihnen, weil niemals einer der Bediensteten mit ihnen speisen durfte.
Als sie gegessen hatten, sagte der Herr zu ihm:
– Siehe ich muss euch belohnen für den Dienst, den ihr mir geleistet habt. Saget mir was wählet ihr. Zieht ihr vor, euer ganzes Leben hindurch, bei uns zu bleiben, und wenn ich sterbe, werde ich euch so viel hinterlassen, als ihr zum Leben braucht, oder wollt ihr nach Hause zurückkehren?
Er erwiderte, dass er es überlegen und gleichzeitig mit seinem Beichtvater berathen wolle, der ein Mönch vom Orden des heiligen Franziskus war, und der Mönch sagte ihm:
– Wenn ihr noch eigene Verwandte auf Mallorca habet, dann ziehet hin, denn sie müssen sich sehr nach euch sehnen.
Diese Worte brachen sein Herz und ohne mehr darüber zu denken ging er zum Herrn und sagte ihm:
– Mein kleiner Herr, ich ziehe vor, nach Hause zu gehen und wenn ich Jemanden aus meiner Familie am Leben finde, werde ich noch Zeit haben sie umarmen zu können.
Der Herr erwiderte ihm:
– Also gehet auf dem Molo und benachrichtigt mich von dem ersten Schiffe, das nach Spanien geht, ich werde euch die Reise bezahlen. Denket euch, wie gerne jenes Männchen am Ufer aufpasste. Eines Tages, als er ein Schiff mit einer gelb-rothen Flagge gewahrte, und wissend, dass es aus Spanien sei, lief er eilends zum Kapitän und fragte ihn ob er Raum habe, um ihn einzuschiffen.
Der Kapitän bejahte es, und sehr befriedigt darüber, ging er zum Herrn, um sich zu verabschieden, der Herr gab ihm Geschenke mit und er kehrte nach Mallorca zurück.
In seinem Hause hielten sie ihn für gestorben und Niemand dachte mehr an ihn. Eines Morgens früh, trat er in sein Haus, worin er seine zwei Töchter fand, die leichte Arbeiten verrichteten und diese waren die einzigen Ueberlebenden von seiner ganzen Familie.
Als sie ihn sahen, erhoben sie ein grosses Geschrei, fielen ihm um den Hals und weinten und weinten vor Freude, sie konnten sich nicht fassen, dass sie ihn wiedersahen.
Er zog ein Kästchen heraus, worin die Geschenke seines maurischen Herrn waren und gab dieselben seinenTöchtern.
Er lebte in Felanitx noch viele Jahre und wenn man ihn befragte, wer ihn aus dem Maurenlande befreit hatte, antwortete er:
– Meine Ehrlichkeit.

[Katalonien: Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca]

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