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(7)
Wann es war, wann es nicht war, es war noch in jener Zeit, als Allah viele Diener hatte und die Menschen viel Leid hatten, damals hatte eine arme Frau drei Söhne und eine Tochter. Der jüngste Sohn war etwas blöde, er lag den ganzen Tag über in der Asche.
Eines Tages gingen die beiden Älteren ackern und sagten ihrer Mutter, sie solle ihnen etwas kochen, die Schwester solle es ihnen hinaus auf’s Feld bringen. In der Nähe dieses Feldes hatte sich der Dew mit den drei Gesichtern seine Wohnung aufgeschlagen und damit die Maid ihm ja nicht nahe komme, so erklärten sie ihr, welchen Weg sie gehen und wie sie ihm ausweichen solle.
Die Mutter kochte also das Mittagsmahl, die Maid ging damit hinaus auf’s Feld und wie und wie nicht, sie verirrte sich auf den Weg des Dew. Kaum machte sie einige Schritte, so stand schon die Frau des dreiköpfigen Dew vor ihr und fragte die zu Tode erschrockene Maid, wie sie in diese Gegend gelangt sei? Sie sprach ihr so lange zu, bis sie sie in ihr Haus hineinlockte, wo sie vor ihrem Gatten die Maid zu verbergen versprach.
Dort aber wartete sie schon der Dew mit den drei Gesichtern und als sie eintraten, sprach die Frau zur Maid, sie wolle schnell eine Speise bereiten. »Ich werde den Teig kneten, du aber, meine Tochter, mach‘ indessen Feuer!« sagte sie. Doch kaum begann sie das Feuer anzufachen, als der Dew heranschlich, den Rachen aufsperrte und die Maid, so wie sie war, verschlang.
Inzwischen warteten die Burschen auf das Mittagsessen, sie warteten und warteten, aber weder Maid, noch Mittagsessen. Es ward Nachmittag, es ward Abend, die beiden Brüder kehrten heim und als sie von ihrer Mutter hörten, dass die Maid schon in der Frühe fortgegangen sei, ahnten sie, was mit ihr geschehen. Es konnte nicht anders sein als dass sich ihr Schwesterchen zum Dew verirrt habe und der Älteste besann sich nicht lange, sondern ging zum Dew.
Hin und herschweifend, Tschibuk rauchend, Blumenduft riechend, Kaffee schlürfend ging er zu einem Backofen am Wegesrand. Beim Ofen stand ein Greis und fragte den Jüngling, wohin des Weges? Der Bursche erzählte ihm das Unglück seiner Schwester und dass er den Dew mit den drei Gesichtern aufsuchen wolle, um ihn zu töten.
»Du wirst den Dew so lange nicht töten können,« versetzte der Mensch, »bis du dies Brot hier aus dem Backofen nicht verzehrt hast.« Da dachte sich der Bursche, dass dies ja keine so grosse Sache sei, nahm die Brotlaibe aus dem Ofen heraus und kaum dass er hineingebissen hatte, so lief er davon, Mann, Ofen und Brot zurücklassend.
Er schritt vorwärts und erblickte am Wege einen grossen Kessel, der mit Wein angefüllt war. Ein Mann stand vor dem Kessel, dem er seine Angelegenheit mit dem Dew erzählte. »Du wirst mit dem Dew nichts ausrichten können,« sagte der Mann, »bevor du diesen Wein hier nicht austrinkst.« Der Jüngling hätte ihn ja getrunken, aber mit dem Rufe »Wehe, mein Magen! wehe meine Gedärme!« lief er so eilig von dannen, dass er nicht einmal stehen geblieben wäre, wenn er nicht zu zwei Brücken gelangt wäre. Die eine Brücke war aus Holz, die andere aus Eisen; jenseits derselben standen zwei Apfelbäume, der eine hatte sauere, der andere reife, süsse Äpfel.
Der Dew mit den drei Gesichtern wartete schon am Wege, welche Brücke sich der Bursche wohl wählen werde, die hölzerne oder die eiserne; von welchen Äpfeln er wohl essen werde, von den süssen oder den sauern. Die hölzerne Brücke könnte brechen, er ging also über die eiserne; die saueren Äpfel waren ja unreif, der Bursche pflückte sich also von den süssen. Der Dew wusste nun genug; er schickte seine Frau dem Burschen entgegen, die denselben in’s Haus lockte und in kurzer Zeit befand er sich im Magen des Dew bei seiner Schwester.
Damit wir die Geschichte nicht in die Länge ziehen, also auch der zweite Sohn zog aus, seine beiden Geschwister zu suchen. Er war auch nicht imstande vom Brote zu essen, auch ihm verursachte der Wein Magenschmerzen, auch er schritt über die eiserne Brücke, ass von den süssen Äpfeln und gelangte also auch in den Magen des Dew. Nun sehen wir nach dem Jüngsten, nach dem Aschenbrödel-Sohn.
Die Mutter bemerkte, dass nun auch der Blöde aus der Asche hervorkrieche und sie bat ihn, er möge sie doch nicht auf ihre alten Tage allein zurücklassen; wenn die anderen davongezogen seien, so bleibe wenigstens er bei ihr. Aber der Bursche wollte davon nichts hören. »Nein!« rief der Aschenbrödel-Sohn, »bis ich meine Geschwister nicht herbeischaffe und den Dew nicht töte, bis dahin habe ich keine Ruhe!«
Nun erhob er sich aus seinem Winkel und wie er die Asche von sich abschüttelte, so entstand ein so gewaltiger Sturmwind, dass die Ackersleute heimliefen und ihre Pflugscharen auf dem Felde zurückliessen. Der Bursche hob alle Pflugeisen auf und trug sie zu einem Schmied, damit er ihm daraus eine Lanze verfertige, aber eine solche, dass wenn er dieselbe in die Luft werfe und sie ihm auf den Finger falle, ihr Eisen nicht zerbreche. Der Schmied verfertigte die Lanze, der Junge warf sie in die Luft hinauf und als sie auf seinen kleinen Finger zurückfiel, zerbrach sie in lauter kleine Stücke. Der Junge schüttelte noch gewaltiger die Asche von sich ab, dass alle Feldarbeiter vor dem Sturmwinde heimeilten und er ihre Pflugscharen sammelnd, zum Schmieden tragen konnte. Auch die zweite Lanze wird fertig, aber auch diese zerbricht. Nun erzeugte der Bursche zum dritten Male einen so gewaltigen Sturm, dass in der ganzen Umgebung kein Pflugeisen übrig blieb. Der Schmied verfertigte nun mühevoll die dritte Lanze, und als der Jüngling seinen Finger ihr entgegenhielt, so zerbrach sie nicht. »Nun, die geht an,« meinte der Junge und zog nun mit seiner Lanze in die Welt.
Er ging nun so lange fürbass, bis er den Backofen erreichte. Der Mann begrüsste ihn, fragte ihn nach seinem Wege und als er erfuhr, dass auch dieser den Dew zu töten auszog, so sagte er dem Jungen, dass er dies nur so tun könne, wenn er die Brote esse und den Wein aus jenem Kessel trinke. Der Aschenbrödel- Sohn machte sich also an’s Werk, ass alle Brote auf, trank den Wein und als er nun fürbass schritt, erblickte er die hölzerne und die eiserne Brücke, dabei die beiden Apfelbäume.
Der Dew lauerte schon auf ihn und sein Mut sank gewaltig, als er die Taten des Aschenbrödel-Sohnes sah. Über die eiserne Brücke kann ja jedes Menschenkind gehen, dachte sich der Junge und schritt über die hölzerne Brücke; von den süssen Äpfeln zu essen ist auch keine Kunst, – er ass also von der saueren. »Nun,« rief der erschrockene Dew seiner Frau zu, »mit diesem kommen wir auf diese Weise zu gar nichts. Bereite meine Lanze vor, damit wir uns messen!«
Der Aschenbrödel-Sohn hatte schon von weitem den Dew bemerckt, schritt schnurstracks auf ihn los und grüsste ihn anständig. »Wenn du mich nicht gegrüsst hättest,« sprach der Dew, »so hätte ich dich sofort verschlungen.« – »Und ich,« antwortete ihm der Junge, »hätte dich mit einem einzigen Lanzenwurf getötet, wenn du meinen Gruss nicht erwidert hättest!«
»Nun, wenn du solche Kühnheit besitzst,« meinte der Dew mit den drei Gesichtern, »also her mit der Lanze!«
Der Dew nahm nun seine Lanze in die Hand und warf sie mit voller Kraft nach dem Jungen, der sie mit seinem kleinen Finger auffing, wodurch sie in Splitter zerschellt.
»Nun bin ich an der Reihe,« sagte der Aschenbrödel-Sohn und warf seine Lanze ab, so dass die Seele des Dew ihm zur Nase herausflog. »Noch einmal, wenn du ein Bursche bist,« keuchte der Teufel, aber während der Junge ihm antwortete: »Ich fürwahr nimmer; meine Mutter hat mich auch nur einmal geboren!« so hauchte der Dew seinen Atem aus. Der Junge suchte nun die Dew-Frau auf, schickte sie ihrem Gatten nach und als er nun beide aufschlitzte, so sprangen seine drei Geschwister vor ihn hin. Er ging nun mit ihnen nach Hause.
Die drei Geschwister hatten im Magen des Dew grossen Durst gelitten und als sie nun einen verfallenen Brunnen erreichten, baten sie ihren Aschenbrödel-Bruder, sich etwas Wasser schöpfen zu dürfen. Die Burschen lösten ihre Gürtel los, banden sie aneinander und liessen so den Ältesten in den Brunnen hinab. Doch kaum war er bis zur Hälfte hinabgelangt, als er furchtbar zu brüllen begann: »Wehe, zieht mich empor, ich verbrenne!« Sie zogen ihn sofort hinauf und versuchten es mit ihrem mittleren Bruder. Aber auch mit diesem kamen sie ebenso an.
»Nun bin ich an der Reihe,« sprach dar Aschenbrödel-Sohn, »aber zieht mich ja nicht herauf, wie immer ich brüllen mag!« Sie liessen also den Jüngsten hinab, der nun auch zu schreien begann, aber sie achteten nicht darauf und er sank also so lange hinab, bis er den Grund des Brunne erreichte. Dort erblickte er ein Zimmer, in welches er eintrat und drei so schöne Jungfrauen standen vor ihm, die dem Monde am vierzehnten glichen. Die Jungfrauen erschraken beim Anblick des Burschen und baten ihn weinend, er möge sich aus der Höhle des Dew entfernen, aber er wollte davon nichts wissen.
Nun wie immer wir die Geschichte verlängern, sie hat doch nur ein Ende. Er tötete den Dew und befreite die drei Sultanstöchter, welche derselbe ihrem Vater vor sieben Jahren geraubt hatte. Die beiden älteren gedachte er mit seinen Brüdern zu verheiraten, die jüngste aber wollte er sich zur Frau nehmen; er füllte also seinen Krug mit Wasser an und führte dann die drei Jungfrauen zum Grunde des Brunnens hin.
Er liess zuerst die ältere hinaufziehen, gab sie seinem ältesten Bruder; dann die mittlere, gab sie seinem mittleren Bruder; zuletzt kam die Reihe an die seinige. Die jüngste wollte durchaus, dass der Bursche vorher hinaufsteige und sie ihm dann nachfolge. »Deine Brüder werden dir zürnen, weil du die schönste Maid behalten hast und werden dich aus Neid aus dem Brunnen nicht emporziehen.«
»Auch dann werde ich meinen Weg finden!« antwortete der Bursche, den seine Braut vergeblich zu überreden versuchte. Da nahm denn das Mädchen eine Dose hervor und sprach zum Jungen: »Wenn du in Gefahr gerätst, so öffne diese Dose. Ein Feuerstein befindet sich darin und wenn du ihn schlägst, so wird ein Araber (Geist) erscheinen, der alle deine Wünsche erfüllt. Wenn deine Brüder dich hier im Brunnen zurücklassen sollten, so gehe vor den Palast des Dew und bleibe dort vor dem Wasserbecken stehen. Zwei Schafe kommen täglich dahin, ein weisses und ein schwarzes; wenn du dich an das Fell des weissen anhältst, so gelangst du auf die Erde hinauf; wenn du dich aber an das schwarze klammerst, so wirft es dich auf den Grund der siebenten Erde.«
Er liess nun die jüngste Maid hinaufziehen und kaum dass sie die Brüder erblickten, so erfüllte Neid ihr Herz. Sie zürnen ihm, lassen ihn im Brunnen zurück und gehen mit der Maid nach Hause.
Was sollte nun der Bursche beginnen; er kehrte zum Palaste zurück, blieb vor dem Wasserbecken stehen und wartete auf die beiden Schafe. Nach kurzer Zeit sprang ein weisses und ein schwarzes Schaf herbei und der Junge packte statt des weissen, das schwarze an und befand sich im Nu am Grund der siebenten Erde. Auch diese Gegend will ich durchstreifen, dachte er sich, und schritt also vorwärts.
Er ging lange oder kurze Zeit, er ging Tag und Nacht, er ging über Berg und Tal, bis er nicht mehr imstande war weiter zu gehen, und bei einem grossen Baum stehen blieb, damit er raste. Aber siehe da! was erblickt er vor sich. Eine grosse Schlange kroch am Baume empor und hätte die im Neste kreischenden jungen Vöglein beinahe verschlungen, wenn der Aschenbrödel-Sohn es zugelassen hätte. Er nahm seine Lanze rasch zur Hand und schnitt die Schlange entzwei. Dann streckte er sich unter dem Baume aus und da er müde war und grosse Hitze herrschte, so schlief er ein.
Inzwischen kam die Mutter der Vöglein, die Königin der Peri, die smaragdene Anka herbei und als sie den schlafenden Burschen erblickte, hielt sie ihn für ihren Feind, der alljährlich ihre Kinder töte. Sie wollte ihm schon in Stücke zerreissen, aber die Vöglein riefen, sie möge ihm kein Leid zufügen, denn er habe ja ihre Feindin, die Schlange getötet. Jetzt erst bemerkte die Anka das entzwei gehauene Tier.
Nun verscheuchte sie vom Schlafenden die Fliegen, breitete ihre Flügel über ihn aus, damit die Sonne ihn nicht bescheine und als er erwachte, bemerkte er die Vogelschwingen gleich einem Zelte über sich ausgebreitet. Die Anka sagte ihm nun, dass sie ihm für seine Wohltat belohnen wolle, er solle sich also etwas wünschen. »Führe mich auf die Oberfläche der Erde zurück,« sprach der Junge.
»Ich trage dich hinauf,« versetzte der Smaragdvogel, wenn du vierzig Zentner Schaffleisch und vierzig Fässer Wasser hast. Du setzt dich damit auf meinen Rücken und wenn ich »gik« sage, so fütterst du mich und wenn ich »gak« sage, »so gibst du mir zu trinken.«
Dem Jungen fiel die Dose ein, er nahm also den Feuerstein hervor, schlug darauf und »Was befiehlst du, mein Sultan« sagend, erschien vor ihm der Araber mit den weltumfassenden Lippen. Vierzig Zentner Schaffleisch, vierzig Fässer Wasser verlangte der Bursche. In kurzer Zeit war das Fleisch und das Wasser auf dem Rücken des Vogels, wohin sich der Junge auch hinaufsetzte, und wenn die Anka »gik« rief, so gab er ihr Fleisch, und wenn die Anka »gak« schrie, so gab er ihr Wasser. Sie flogen aus einer Schichte Erde in die andere und gelangten bald auf die Oberfläche, wo der Junge vom Vogel herabstieg, der ihm sagte, dass er hier auf ihn warten solle, denn er würde bald zurückkehren.
Der Junge nahm die Dose hervor und befahl dem Araber, ihm Nachricht von den drei Schwestern zu bringen. Nach kurzer Zeit brachte der Araber die drei Schwestern, die sich gerade zur Hochzeit gerüstet hatten. Sie setzten sich nun alle auf den Rücken des Vogels, beluden ihn mit Fleisch und Wasser und flogen ins Land der drei Maide. »Gik« rief die Anka und sie gaben ihr Fleisch, »gak« schrie sie und erhielt Wasser; da sie aber vier Menschen waren, so nahm das Fleisch ein Ende. Der Junge ergriff nun das Schwert, schnitt ein Stück Fleisch aus seinem Schenkel ab und steckte es in den Schlund des Vogels. Die Anka bemerkte, dass dies Menschenfleisch sei; sie ass es nicht, hielt es im Schnabel fest und als sie im Lande der drei Jungfrauen anlangten, sagte ihm der Vogel, dass er nun in Gottes Namen weiter ziehen könne.
Der Junge konnte aber keinen Schritt tun, so sehr schmerzte ihn das Bein. »Geh‘ du nur«, sprach er zum Vogel, »ich will ein wenig rasten!« – »He, du schlauer Kauz, he,« versetzte der Smaragdvogel und nahm aus seinem Schnabel das Fleischstück hervor, presste es an seine Stelle zurück und nun war das Bein gesund.
Wahrlich die Stadt erstaunte, als sie die heimgekehrten Sultanstöchter erblickte. Der alte Padischah traute kaum seinen Augen. Er umarmte, küsste sie, liess sich die Geschichte erzählen und gab sein Reich samt seinen drei Töchtern dem Aschenbrödel-Sohn hin.
Der Junge liess seine Mutter und seine Schwester zu sich holen und feierte seine Hochzeit. Seine Schwester bekam auch einen Gatten, den Sohn des Wezirs und vierzig Tage und vierzig Nächte lang dauerte die Hochzeit, die Glückseligkeit aber bis an ihr Lebensende.
Eines Tages gingen die beiden Älteren ackern und sagten ihrer Mutter, sie solle ihnen etwas kochen, die Schwester solle es ihnen hinaus auf’s Feld bringen. In der Nähe dieses Feldes hatte sich der Dew mit den drei Gesichtern seine Wohnung aufgeschlagen und damit die Maid ihm ja nicht nahe komme, so erklärten sie ihr, welchen Weg sie gehen und wie sie ihm ausweichen solle.
Die Mutter kochte also das Mittagsmahl, die Maid ging damit hinaus auf’s Feld und wie und wie nicht, sie verirrte sich auf den Weg des Dew. Kaum machte sie einige Schritte, so stand schon die Frau des dreiköpfigen Dew vor ihr und fragte die zu Tode erschrockene Maid, wie sie in diese Gegend gelangt sei? Sie sprach ihr so lange zu, bis sie sie in ihr Haus hineinlockte, wo sie vor ihrem Gatten die Maid zu verbergen versprach.
Dort aber wartete sie schon der Dew mit den drei Gesichtern und als sie eintraten, sprach die Frau zur Maid, sie wolle schnell eine Speise bereiten. »Ich werde den Teig kneten, du aber, meine Tochter, mach‘ indessen Feuer!« sagte sie. Doch kaum begann sie das Feuer anzufachen, als der Dew heranschlich, den Rachen aufsperrte und die Maid, so wie sie war, verschlang.
Inzwischen warteten die Burschen auf das Mittagsessen, sie warteten und warteten, aber weder Maid, noch Mittagsessen. Es ward Nachmittag, es ward Abend, die beiden Brüder kehrten heim und als sie von ihrer Mutter hörten, dass die Maid schon in der Frühe fortgegangen sei, ahnten sie, was mit ihr geschehen. Es konnte nicht anders sein als dass sich ihr Schwesterchen zum Dew verirrt habe und der Älteste besann sich nicht lange, sondern ging zum Dew.
Hin und herschweifend, Tschibuk rauchend, Blumenduft riechend, Kaffee schlürfend ging er zu einem Backofen am Wegesrand. Beim Ofen stand ein Greis und fragte den Jüngling, wohin des Weges? Der Bursche erzählte ihm das Unglück seiner Schwester und dass er den Dew mit den drei Gesichtern aufsuchen wolle, um ihn zu töten.
»Du wirst den Dew so lange nicht töten können,« versetzte der Mensch, »bis du dies Brot hier aus dem Backofen nicht verzehrt hast.« Da dachte sich der Bursche, dass dies ja keine so grosse Sache sei, nahm die Brotlaibe aus dem Ofen heraus und kaum dass er hineingebissen hatte, so lief er davon, Mann, Ofen und Brot zurücklassend.
Er schritt vorwärts und erblickte am Wege einen grossen Kessel, der mit Wein angefüllt war. Ein Mann stand vor dem Kessel, dem er seine Angelegenheit mit dem Dew erzählte. »Du wirst mit dem Dew nichts ausrichten können,« sagte der Mann, »bevor du diesen Wein hier nicht austrinkst.« Der Jüngling hätte ihn ja getrunken, aber mit dem Rufe »Wehe, mein Magen! wehe meine Gedärme!« lief er so eilig von dannen, dass er nicht einmal stehen geblieben wäre, wenn er nicht zu zwei Brücken gelangt wäre. Die eine Brücke war aus Holz, die andere aus Eisen; jenseits derselben standen zwei Apfelbäume, der eine hatte sauere, der andere reife, süsse Äpfel.
Der Dew mit den drei Gesichtern wartete schon am Wege, welche Brücke sich der Bursche wohl wählen werde, die hölzerne oder die eiserne; von welchen Äpfeln er wohl essen werde, von den süssen oder den sauern. Die hölzerne Brücke könnte brechen, er ging also über die eiserne; die saueren Äpfel waren ja unreif, der Bursche pflückte sich also von den süssen. Der Dew wusste nun genug; er schickte seine Frau dem Burschen entgegen, die denselben in’s Haus lockte und in kurzer Zeit befand er sich im Magen des Dew bei seiner Schwester.
Damit wir die Geschichte nicht in die Länge ziehen, also auch der zweite Sohn zog aus, seine beiden Geschwister zu suchen. Er war auch nicht imstande vom Brote zu essen, auch ihm verursachte der Wein Magenschmerzen, auch er schritt über die eiserne Brücke, ass von den süssen Äpfeln und gelangte also auch in den Magen des Dew. Nun sehen wir nach dem Jüngsten, nach dem Aschenbrödel-Sohn.
Die Mutter bemerkte, dass nun auch der Blöde aus der Asche hervorkrieche und sie bat ihn, er möge sie doch nicht auf ihre alten Tage allein zurücklassen; wenn die anderen davongezogen seien, so bleibe wenigstens er bei ihr. Aber der Bursche wollte davon nichts hören. »Nein!« rief der Aschenbrödel-Sohn, »bis ich meine Geschwister nicht herbeischaffe und den Dew nicht töte, bis dahin habe ich keine Ruhe!«
Nun erhob er sich aus seinem Winkel und wie er die Asche von sich abschüttelte, so entstand ein so gewaltiger Sturmwind, dass die Ackersleute heimliefen und ihre Pflugscharen auf dem Felde zurückliessen. Der Bursche hob alle Pflugeisen auf und trug sie zu einem Schmied, damit er ihm daraus eine Lanze verfertige, aber eine solche, dass wenn er dieselbe in die Luft werfe und sie ihm auf den Finger falle, ihr Eisen nicht zerbreche. Der Schmied verfertigte die Lanze, der Junge warf sie in die Luft hinauf und als sie auf seinen kleinen Finger zurückfiel, zerbrach sie in lauter kleine Stücke. Der Junge schüttelte noch gewaltiger die Asche von sich ab, dass alle Feldarbeiter vor dem Sturmwinde heimeilten und er ihre Pflugscharen sammelnd, zum Schmieden tragen konnte. Auch die zweite Lanze wird fertig, aber auch diese zerbricht. Nun erzeugte der Bursche zum dritten Male einen so gewaltigen Sturm, dass in der ganzen Umgebung kein Pflugeisen übrig blieb. Der Schmied verfertigte nun mühevoll die dritte Lanze, und als der Jüngling seinen Finger ihr entgegenhielt, so zerbrach sie nicht. »Nun, die geht an,« meinte der Junge und zog nun mit seiner Lanze in die Welt.
Er ging nun so lange fürbass, bis er den Backofen erreichte. Der Mann begrüsste ihn, fragte ihn nach seinem Wege und als er erfuhr, dass auch dieser den Dew zu töten auszog, so sagte er dem Jungen, dass er dies nur so tun könne, wenn er die Brote esse und den Wein aus jenem Kessel trinke. Der Aschenbrödel- Sohn machte sich also an’s Werk, ass alle Brote auf, trank den Wein und als er nun fürbass schritt, erblickte er die hölzerne und die eiserne Brücke, dabei die beiden Apfelbäume.
Der Dew lauerte schon auf ihn und sein Mut sank gewaltig, als er die Taten des Aschenbrödel-Sohnes sah. Über die eiserne Brücke kann ja jedes Menschenkind gehen, dachte sich der Junge und schritt über die hölzerne Brücke; von den süssen Äpfeln zu essen ist auch keine Kunst, – er ass also von der saueren. »Nun,« rief der erschrockene Dew seiner Frau zu, »mit diesem kommen wir auf diese Weise zu gar nichts. Bereite meine Lanze vor, damit wir uns messen!«
Der Aschenbrödel-Sohn hatte schon von weitem den Dew bemerckt, schritt schnurstracks auf ihn los und grüsste ihn anständig. »Wenn du mich nicht gegrüsst hättest,« sprach der Dew, »so hätte ich dich sofort verschlungen.« – »Und ich,« antwortete ihm der Junge, »hätte dich mit einem einzigen Lanzenwurf getötet, wenn du meinen Gruss nicht erwidert hättest!«
»Nun, wenn du solche Kühnheit besitzst,« meinte der Dew mit den drei Gesichtern, »also her mit der Lanze!«
Der Dew nahm nun seine Lanze in die Hand und warf sie mit voller Kraft nach dem Jungen, der sie mit seinem kleinen Finger auffing, wodurch sie in Splitter zerschellt.
»Nun bin ich an der Reihe,« sagte der Aschenbrödel-Sohn und warf seine Lanze ab, so dass die Seele des Dew ihm zur Nase herausflog. »Noch einmal, wenn du ein Bursche bist,« keuchte der Teufel, aber während der Junge ihm antwortete: »Ich fürwahr nimmer; meine Mutter hat mich auch nur einmal geboren!« so hauchte der Dew seinen Atem aus. Der Junge suchte nun die Dew-Frau auf, schickte sie ihrem Gatten nach und als er nun beide aufschlitzte, so sprangen seine drei Geschwister vor ihn hin. Er ging nun mit ihnen nach Hause.
Die drei Geschwister hatten im Magen des Dew grossen Durst gelitten und als sie nun einen verfallenen Brunnen erreichten, baten sie ihren Aschenbrödel-Bruder, sich etwas Wasser schöpfen zu dürfen. Die Burschen lösten ihre Gürtel los, banden sie aneinander und liessen so den Ältesten in den Brunnen hinab. Doch kaum war er bis zur Hälfte hinabgelangt, als er furchtbar zu brüllen begann: »Wehe, zieht mich empor, ich verbrenne!« Sie zogen ihn sofort hinauf und versuchten es mit ihrem mittleren Bruder. Aber auch mit diesem kamen sie ebenso an.
»Nun bin ich an der Reihe,« sprach dar Aschenbrödel-Sohn, »aber zieht mich ja nicht herauf, wie immer ich brüllen mag!« Sie liessen also den Jüngsten hinab, der nun auch zu schreien begann, aber sie achteten nicht darauf und er sank also so lange hinab, bis er den Grund des Brunne erreichte. Dort erblickte er ein Zimmer, in welches er eintrat und drei so schöne Jungfrauen standen vor ihm, die dem Monde am vierzehnten glichen. Die Jungfrauen erschraken beim Anblick des Burschen und baten ihn weinend, er möge sich aus der Höhle des Dew entfernen, aber er wollte davon nichts wissen.
Nun wie immer wir die Geschichte verlängern, sie hat doch nur ein Ende. Er tötete den Dew und befreite die drei Sultanstöchter, welche derselbe ihrem Vater vor sieben Jahren geraubt hatte. Die beiden älteren gedachte er mit seinen Brüdern zu verheiraten, die jüngste aber wollte er sich zur Frau nehmen; er füllte also seinen Krug mit Wasser an und führte dann die drei Jungfrauen zum Grunde des Brunnens hin.
Er liess zuerst die ältere hinaufziehen, gab sie seinem ältesten Bruder; dann die mittlere, gab sie seinem mittleren Bruder; zuletzt kam die Reihe an die seinige. Die jüngste wollte durchaus, dass der Bursche vorher hinaufsteige und sie ihm dann nachfolge. »Deine Brüder werden dir zürnen, weil du die schönste Maid behalten hast und werden dich aus Neid aus dem Brunnen nicht emporziehen.«
»Auch dann werde ich meinen Weg finden!« antwortete der Bursche, den seine Braut vergeblich zu überreden versuchte. Da nahm denn das Mädchen eine Dose hervor und sprach zum Jungen: »Wenn du in Gefahr gerätst, so öffne diese Dose. Ein Feuerstein befindet sich darin und wenn du ihn schlägst, so wird ein Araber (Geist) erscheinen, der alle deine Wünsche erfüllt. Wenn deine Brüder dich hier im Brunnen zurücklassen sollten, so gehe vor den Palast des Dew und bleibe dort vor dem Wasserbecken stehen. Zwei Schafe kommen täglich dahin, ein weisses und ein schwarzes; wenn du dich an das Fell des weissen anhältst, so gelangst du auf die Erde hinauf; wenn du dich aber an das schwarze klammerst, so wirft es dich auf den Grund der siebenten Erde.«
Er liess nun die jüngste Maid hinaufziehen und kaum dass sie die Brüder erblickten, so erfüllte Neid ihr Herz. Sie zürnen ihm, lassen ihn im Brunnen zurück und gehen mit der Maid nach Hause.
Was sollte nun der Bursche beginnen; er kehrte zum Palaste zurück, blieb vor dem Wasserbecken stehen und wartete auf die beiden Schafe. Nach kurzer Zeit sprang ein weisses und ein schwarzes Schaf herbei und der Junge packte statt des weissen, das schwarze an und befand sich im Nu am Grund der siebenten Erde. Auch diese Gegend will ich durchstreifen, dachte er sich, und schritt also vorwärts.
Er ging lange oder kurze Zeit, er ging Tag und Nacht, er ging über Berg und Tal, bis er nicht mehr imstande war weiter zu gehen, und bei einem grossen Baum stehen blieb, damit er raste. Aber siehe da! was erblickt er vor sich. Eine grosse Schlange kroch am Baume empor und hätte die im Neste kreischenden jungen Vöglein beinahe verschlungen, wenn der Aschenbrödel-Sohn es zugelassen hätte. Er nahm seine Lanze rasch zur Hand und schnitt die Schlange entzwei. Dann streckte er sich unter dem Baume aus und da er müde war und grosse Hitze herrschte, so schlief er ein.
Inzwischen kam die Mutter der Vöglein, die Königin der Peri, die smaragdene Anka herbei und als sie den schlafenden Burschen erblickte, hielt sie ihn für ihren Feind, der alljährlich ihre Kinder töte. Sie wollte ihm schon in Stücke zerreissen, aber die Vöglein riefen, sie möge ihm kein Leid zufügen, denn er habe ja ihre Feindin, die Schlange getötet. Jetzt erst bemerkte die Anka das entzwei gehauene Tier.
Nun verscheuchte sie vom Schlafenden die Fliegen, breitete ihre Flügel über ihn aus, damit die Sonne ihn nicht bescheine und als er erwachte, bemerkte er die Vogelschwingen gleich einem Zelte über sich ausgebreitet. Die Anka sagte ihm nun, dass sie ihm für seine Wohltat belohnen wolle, er solle sich also etwas wünschen. »Führe mich auf die Oberfläche der Erde zurück,« sprach der Junge.
»Ich trage dich hinauf,« versetzte der Smaragdvogel, wenn du vierzig Zentner Schaffleisch und vierzig Fässer Wasser hast. Du setzt dich damit auf meinen Rücken und wenn ich »gik« sage, so fütterst du mich und wenn ich »gak« sage, »so gibst du mir zu trinken.«
Dem Jungen fiel die Dose ein, er nahm also den Feuerstein hervor, schlug darauf und »Was befiehlst du, mein Sultan« sagend, erschien vor ihm der Araber mit den weltumfassenden Lippen. Vierzig Zentner Schaffleisch, vierzig Fässer Wasser verlangte der Bursche. In kurzer Zeit war das Fleisch und das Wasser auf dem Rücken des Vogels, wohin sich der Junge auch hinaufsetzte, und wenn die Anka »gik« rief, so gab er ihr Fleisch, und wenn die Anka »gak« schrie, so gab er ihr Wasser. Sie flogen aus einer Schichte Erde in die andere und gelangten bald auf die Oberfläche, wo der Junge vom Vogel herabstieg, der ihm sagte, dass er hier auf ihn warten solle, denn er würde bald zurückkehren.
Der Junge nahm die Dose hervor und befahl dem Araber, ihm Nachricht von den drei Schwestern zu bringen. Nach kurzer Zeit brachte der Araber die drei Schwestern, die sich gerade zur Hochzeit gerüstet hatten. Sie setzten sich nun alle auf den Rücken des Vogels, beluden ihn mit Fleisch und Wasser und flogen ins Land der drei Maide. »Gik« rief die Anka und sie gaben ihr Fleisch, »gak« schrie sie und erhielt Wasser; da sie aber vier Menschen waren, so nahm das Fleisch ein Ende. Der Junge ergriff nun das Schwert, schnitt ein Stück Fleisch aus seinem Schenkel ab und steckte es in den Schlund des Vogels. Die Anka bemerkte, dass dies Menschenfleisch sei; sie ass es nicht, hielt es im Schnabel fest und als sie im Lande der drei Jungfrauen anlangten, sagte ihm der Vogel, dass er nun in Gottes Namen weiter ziehen könne.
Der Junge konnte aber keinen Schritt tun, so sehr schmerzte ihn das Bein. »Geh‘ du nur«, sprach er zum Vogel, »ich will ein wenig rasten!« – »He, du schlauer Kauz, he,« versetzte der Smaragdvogel und nahm aus seinem Schnabel das Fleischstück hervor, presste es an seine Stelle zurück und nun war das Bein gesund.
Wahrlich die Stadt erstaunte, als sie die heimgekehrten Sultanstöchter erblickte. Der alte Padischah traute kaum seinen Augen. Er umarmte, küsste sie, liess sich die Geschichte erzählen und gab sein Reich samt seinen drei Töchtern dem Aschenbrödel-Sohn hin.
Der Junge liess seine Mutter und seine Schwester zu sich holen und feierte seine Hochzeit. Seine Schwester bekam auch einen Gatten, den Sohn des Wezirs und vierzig Tage und vierzig Nächte lang dauerte die Hochzeit, die Glückseligkeit aber bis an ihr Lebensende.
[Asien: Türkei. Märchen der Welt]