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Märchenbasar

Der Aschenputtel wird König

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In der guten alten Zeit, als unser Herrgott noch selbst sich den zum König erwählte, der ihm am besten gefiel, lebte ein Bauer, der hatte drei Söhne; von diesen waren die beiden älteren hoch und stark, aber stolz von Gemüt, der jüngste klein und schwächlich, aber gut von Herzen. Seine älteren Brüder verachteten und verspotteten ihn, nahmen ihn nirgends mit, und weil er denn immer zu Hause in der Asche saß, nannten sie ihn nur den Aschenputtel. Es begab sich aber, daß der König starb und im ganze Lande bekannt gemacht wurde, daß alles Volk wie gewöhnlich sich bei der größten Gemeinde auf der Königswiese versammeln solle, damit unser Herrgott wieder dem, der ihm am liebsten sei, die Krone aufsetze. Die beiden älteren Brüder legten schöne Kleider an und schickten sich zur Reise; der Jüngste bat sie, sie möchten ihn doch auch mitnehmen; aber sie sprachen stolz und verächtlich: »Was? Sollen wir mit dir Spott und Schande aufheben? Halte die Nase zu Hause und bleibe ruhig in deinem Aschenwinkel, wohin du gehörst!« Als nun am frühen Morgen die Brüder fortgingen, schlich der Aschenputtel ihnen nach und kam auch zu der großen Wiese, wo die vielen Leute versammelt waren; es brach aber eben der Tag an; da fürchtete er, seine Brüder würden ihn sehen, schlagen und nach Hause schicken. Darum kroch er in einen Schweinsstall, der am Ende der Gemeinde war und an die große Wiese anstieß. Von hier glaubte er ruhig anzusehen, was da geschehen würde. Wie nun die Stunde da war, so legte man die Krone auf einen Hügel, und als jetzt nur einmal mit allen Glocken im Dorfe geläutet wurde, siehe, da hob sie sich von selbst langsam in die Höhe und schwebte hoch über allen Häuptern umher, ohne sich niederzulassen. Endlich senkte sie sich herab und grade auf den Schweinsstall. Die Leute wußten nicht, was das zu bedeuten habe, und liefen neugierig nach dem Orte hin. Da fanden sie den armen kleinen Aschenputtel. Sie hoben ihn voll Ehrfurcht heraus und beugten ihre Knie vor ihm als dem neuen König, den unser Herrgott auf den Thron berufen habe. Die stolzen Brüder schlichen beschämt nach Hause; der verachtete Aschenputtel aber wurde im Jubel in die Königsburg geführt. So sieht unser Herrgott nicht darauf, wie stark und stolz, sondern wie gut und fromm der Mensch ist.

[Josef Haltrich: Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen]

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