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In einem Hause jenseits des großen Sees bei Neuenburg in der Diözese Lausanne wohnte ein Geistlicher namens Wilhelm, der wegen der Wunder, die Gott um seinetwillen gewirkt haben soll, für heilig gilt. Ein Ritter, der ihn besuchte, fragte ihn, warum er sich so durch Fasten, Tränen und Bußhemden abtöte und abmühe. Der Geistliche antwortete, es drohe ihm am Tage des Gerichts ein Flammenmeer von der Größe des Sees, und es bedürfe der ganzen Kraft seiner Buße, um dem höllischen Feuer zu entgehen. Und er erzählte als Beispiel, daß ein Räuber, der seinen Gegnern entfloh, sich in Gestalt des Kreuzes zu Boden warf, als er sah, daß kein Entrinnen mehr möglich sei, und bekannte, er habe den Tod wohl verdient; weil er Gott beleidigt habe. Er weinte darüber, gestand, daß er ein Sünder sei und bat seine Verfolger, daß sie, um Gott mit ihm zu versöhnen, seine Glieder der Marter preisgäben. Einem Eremiten, der schon viele Jahre in den Bergen büßend verbracht hatte, wurde offenbart, wie Engel die Seele dieses Räubers unter Lobgesängen in den Himmel trugen. Dafür wußte der Eremit Gott keinen Dank, sondern er ärgerte sich und bedachte, daß er, der sich allen Kasteiungen ausgesetzt habe, auf gleichen Lohn für seine Buße Anspruch habe. Als aber seine Tage gezählt waren, überschritt er einen Bach, glitt von der Brücke und verschwand in den Wogen, und Teufel trugen seine Seele zur Hölle.
[Ernst Tegethoff: Französische Volksmärchen]