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Märchenbasar

Der Bursche mit dem Weinberg

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Es waren einmal drei Brüder, die hatten jeder einen Weingarten. Nun gingen einmal Gott und der heilige Petrus die Straße entlang und kamen an diesen Weingärten vorbei. Dort stand der älteste Bruder. Gott verlangte eine Traube. Dieser wandte sich gleich um und brachte zwei Trauben. Er hatte sie aber aus seines Bruders Weingarten gepflückt. Gott wußte es, sagte aber nichts, nahm sie, dankte und ging weiter bis an des zweiten Weingarten. Auch dieser stand da. Gott verlangte ihm eine Traube. Er ging und brachte zwei aus seines Bruders Weingarten. Gott wußte es, sagte aber nichts, dankte und ging weiter, bis an des jüngsten Weingarten und verlangte auch ihm eine Traube. Dieser nahm aus seinem eignen zwei der schönsten Trauben, gab eine Gott, die andere dem heiligen Petrus. Gut. Gott gefiel dieser Jüngling, und er sprach: »Mein Junge, nachdem du mir diese Trauben geschenkt, möchte ich dir auch was geben, aber du sollst mir gehorchen. Du sollst heute abend zu dem reichsten Manne im Dorf gehen und seine Tochter zur Frau verlangen.« – »Aber wie soll ich mich unterstehen, dieses zu tun, ich, ein armer Busche, habe nichts als diesen Weingarten.« – »Habe keine Angst, geh nur und tu, wie ich dir gesagt.«
Gott ging mit dem heiligen Petrus ins Dorf. Bis er hinkam, war es grade Abend. Sie traten auf den Hof, wo das reichste Mädchen wohnte, und fragten, ob sie nicht Unterkunft für die Nacht bekommen könnten? Der Vater des Mädchens sagte: »Nun, ich möchte Euch ja hereinnehmen, aber diesen Abend kommen die Freier zu meiner Tochter.« – »So laßt uns auch nur ins Vorhaus, wir legen uns hinter den Ofen.« Sie legten sich beide schlafen. Nur einmal kamen zwei Freier, beide reich mit großem Erbe, so daß die Eltern nicht wußten, welchem sie ihre Tochter geben sollten. Der Vater sagte zur Mutter: »Hör, du, wir sollen auch die Leut aus dem Vorhaus fragen, die sind ja alt, daß wir hören, was auch die sagen.« Gut. Als sie fragten, sagte Gott: »Ihr sollt Eure Tochter keinem von diesen beiden geben, nehmt den dritten.« – »Aber wie sollen wir denn den dritten nehmen, es sind nur zwei gekommen?« Kaum hatte er ausgeredet, trat unser Jüngling ein und verlangte das Mädchen. Weil er schön war und redete mit schönen Worten, gefiel er ihr, und sie nahm ihn. Gott aber und der heilige Petrus drückten sich hinaus. Als die Eltern ins Vorhaus kamen, um auch die beiden Alten zur Verlobung hineinzurufen, fanden sie niemanden mehr dort. Da glaubten sie, es werde Gott mit dem heiligen Petrus gewesen sein.

Ana Cazan, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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