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Es war einmal ein Königssohn, der war befreundet mit dem Sohn eines Schusters; sie spielten immer zusammen, und der Prinz schämte sich nicht, sich überall mit dem Schusterssohn zu zeigen. Der König war über diese Vertraulichkeit nicht erfreut, und er gab dem Schuster eine Menge Geld und befahl ihm, seinen Sohn wegzuschicken. So kam der Bursche fort. Doch sobald der Prinz davon erfuhr, verließ er das Schloß und zog in die Welt hinaus, auf der Suche nach seinem Freund. Nach einiger Zeit fand er ihn; die beiden begrüßten sich aufs herzlichste und machten sich dann gemeinsam auf den Weg.
Unterwegs trafen sie ein hübsches Mädchen, das war an einen Baum gefesselt. Kaum erblickte der Prinz sie, war er in sie verliebt. Er fragte sie, wer sie nur dort hingebracht habe. Sie antwortete, das könne sie nicht sagen, und dann bat sie ihn, sie zu retten. Der Prinz erkannte, daß sie von königlichem Blut war, und er beschloß, sie zu heiraten. Er setzte sie zu sich auf seinen Sattel, und die drei ritten davon. Sie übernachteten in einem Wald, dort, wo drei Kreuze standen. Der Prinz und das edle Fräulein schliefen gleich ein, aber der Schusterssohn hielt sich wach, um zu sehen, was sich in der Nacht ereignen würde.
Mitten in der Nacht sah er drei Tauben herbeifliegen und eine jede sich auf ein Kreuz setzen. Die erste Taube sagte: »Der Prinz denkt daran, sich mit einem Fräulein zu verheiraten. Aber wenn sie an einem Apfelsinenbaum vorbeikommt, wird sie um eine Apfelsine bitten, und wenn sie sie ißt, wird sie sterben:
Und wer dies hört und kann nicht still sein,
wird verwandelt in Marmorstein.«
Die zweite Taube sagte: »Das ist noch nicht alles. Sie wird an einer Quelle vorbeikommen und um Wasser bitten. Und wenn sie von dem Wasser trinkt, wird sie sterben:
Und wer dies hört und kann nicht still sein,
wird verwandelt in Marmorstein.«
Die dritte Taube sagte: »Das ist noch nicht alles. Wenn sie dem nun entgehen sollte und nach Hause kommt, wird in der Hochzeitsnacht ein Drache mit sieben Köpfen kommen und sie töten:
Und wer dies hört und kann nicht still sein,
wird verwandelt in Marmorstein.«
Der Schusterssohn hörte alles, und als es Morgen wurde, sagte er zum Prinzen, es sei besser, in die Heimat zurückzukehren, weil der König sicherlich sehr traurig sei; dann werde er seinem Sohn auch verzeihen und in die Hochzeit mit dem Fräulein einwilligen, weil sie von königlichem Geblüt war. Der Prinz ließ sich von dem Schusterssohn überzeugen, und sie machten sich zusammen auf den Heimweg. Sie kamen an einem Apfelsinenbaum vorbei, und es geschah, wie die Taube gesagt hatte; aber der Schusterssohn erklärte, diese Apfelsinen seien nicht käuflich, und so ritten sie weiter. Sie kamen an einer Quelle vorbei, dort wollte das edle Fräulein trinken, genau wie die andere Taube vorausgesagt hatte, aber der Schusterssohn erklärte, er habe nichts da, um das Wasser herauszuschöpfen.
So kamen sie schließlich in das Schloß. Der König war von Herzen froh, als er seinen Sohn wiedersah, verzieh ihm, und als er hörte, daß er auf den Rat des Schusterssohnes nach Haus gekommen sei, gab er ihm die Erlaubnis, mit seinem Freund zusammen im Schloß zu wohnen. Der Prinz bat seinen Vater nun um Erlaubnis zur Heirat mit dem Fräulein, das er gerettet hatte, denn sie sei von königlichem Blut. Der Vater erklärte, er wolle die Erlaubnis erst nach sechs Monaten geben, wenn er das Fräulein besser kennen- und schätzengelernt habe. Natürlich heiratete der Prinz sie dann, und er fragte den Schusterssohn, was er am Hochzeitstag von ihm als Geschenk haben wolle. Der sagte, er wünsche sich nur eines, er möchte in der Hochzeitsnacht im gleichen Zimmer mit dem Hochzeitspaar schlafen. Das ging dem Prinzen schwer an, aber er willigte dann doch ein. Der Freund legte sich nun mit einem verhüllten Schwert im Zimmer an der Tür schlafen, und als das Brautpaar eingeschlafen war, sah er bald einen großen Drachen mit sieben Köpfen hereinkommen. Da er das schon erwartet hatte, versetzte er dem Ungeheuer einen wohlgezielten Hieb und tötete es; aber ein Tropfen Blut spritzte dabei gerade ins Gesicht der schlafenden Prinzessin. Der Schusterssohn versuchte, das Blut, das auf den Erdboden getropft war, wegzuwischen, und als er nun den Tropfen im Gesicht der Prinzessin sah, wollte er ihn mit dem Zipfel eines feuchten Handtuches abwischen.
Bei dieser Berührung erwachte die Prinzessin und rief entsetzt zu ihrem Gemahl: »Räche mich an deinem besten Freund, er hat mir einen Kuß gegeben!« Der Prinz sprang zornentbrannt auf und will seinen Freund erschlagen, den er für einen Verräter hielt. Der aber bittet ihn, die Strafe aufzuschieben, damit er den Fall vor versammeltem Hof klären könnte. Man rief alle zusammen, und der Bursche begann zu erzählen, was er wußte, und dabei verwandelte er sich allmählich in Marmor. Alle waren von Herzen traurig, daß seine Freundestreue so schlecht vergolten wurde, und der Prinz beschloß, das Marmorbild, das sein bester Freund gewesen war, im Schloßgarten aufzustellen. Wenn seine Kinder im Garten spielten, setzte er sich vor das Bild, weinte vor Kummer und sprach: »Wenn ich doch meinen Freund wieder lebend bei mir haben könnte!« — »Willst du ihn wieder lebend bei dir haben«, so sprach eine Stimme, »dann töte deine Kinder und reibe diesen Stein mit unschuldigem Blute ein!« Der Prinz zögerte, aber voll Vertrauen in die Macht der Freundschaft erwürgte er schließlich seine Kinder; da begann das Bild sich zu bewegen, und sein Freund stand wieder lebendig vor ihm. Beide fielen einander in die Arme, und als der Prinz da hinblickte, wo seine Kinder gespielt hatten, sah er sie fröhlich weiterspielen. Nur um den Hals hatten sie einen roten Streifen.
Die beiden Freunde trennten sich niemals wieder, und von nun an lebten sie alle glücklich zusammen.
Unterwegs trafen sie ein hübsches Mädchen, das war an einen Baum gefesselt. Kaum erblickte der Prinz sie, war er in sie verliebt. Er fragte sie, wer sie nur dort hingebracht habe. Sie antwortete, das könne sie nicht sagen, und dann bat sie ihn, sie zu retten. Der Prinz erkannte, daß sie von königlichem Blut war, und er beschloß, sie zu heiraten. Er setzte sie zu sich auf seinen Sattel, und die drei ritten davon. Sie übernachteten in einem Wald, dort, wo drei Kreuze standen. Der Prinz und das edle Fräulein schliefen gleich ein, aber der Schusterssohn hielt sich wach, um zu sehen, was sich in der Nacht ereignen würde.
Mitten in der Nacht sah er drei Tauben herbeifliegen und eine jede sich auf ein Kreuz setzen. Die erste Taube sagte: »Der Prinz denkt daran, sich mit einem Fräulein zu verheiraten. Aber wenn sie an einem Apfelsinenbaum vorbeikommt, wird sie um eine Apfelsine bitten, und wenn sie sie ißt, wird sie sterben:
Und wer dies hört und kann nicht still sein,
wird verwandelt in Marmorstein.«
Die zweite Taube sagte: »Das ist noch nicht alles. Sie wird an einer Quelle vorbeikommen und um Wasser bitten. Und wenn sie von dem Wasser trinkt, wird sie sterben:
Und wer dies hört und kann nicht still sein,
wird verwandelt in Marmorstein.«
Die dritte Taube sagte: »Das ist noch nicht alles. Wenn sie dem nun entgehen sollte und nach Hause kommt, wird in der Hochzeitsnacht ein Drache mit sieben Köpfen kommen und sie töten:
Und wer dies hört und kann nicht still sein,
wird verwandelt in Marmorstein.«
Der Schusterssohn hörte alles, und als es Morgen wurde, sagte er zum Prinzen, es sei besser, in die Heimat zurückzukehren, weil der König sicherlich sehr traurig sei; dann werde er seinem Sohn auch verzeihen und in die Hochzeit mit dem Fräulein einwilligen, weil sie von königlichem Geblüt war. Der Prinz ließ sich von dem Schusterssohn überzeugen, und sie machten sich zusammen auf den Heimweg. Sie kamen an einem Apfelsinenbaum vorbei, und es geschah, wie die Taube gesagt hatte; aber der Schusterssohn erklärte, diese Apfelsinen seien nicht käuflich, und so ritten sie weiter. Sie kamen an einer Quelle vorbei, dort wollte das edle Fräulein trinken, genau wie die andere Taube vorausgesagt hatte, aber der Schusterssohn erklärte, er habe nichts da, um das Wasser herauszuschöpfen.
So kamen sie schließlich in das Schloß. Der König war von Herzen froh, als er seinen Sohn wiedersah, verzieh ihm, und als er hörte, daß er auf den Rat des Schusterssohnes nach Haus gekommen sei, gab er ihm die Erlaubnis, mit seinem Freund zusammen im Schloß zu wohnen. Der Prinz bat seinen Vater nun um Erlaubnis zur Heirat mit dem Fräulein, das er gerettet hatte, denn sie sei von königlichem Blut. Der Vater erklärte, er wolle die Erlaubnis erst nach sechs Monaten geben, wenn er das Fräulein besser kennen- und schätzengelernt habe. Natürlich heiratete der Prinz sie dann, und er fragte den Schusterssohn, was er am Hochzeitstag von ihm als Geschenk haben wolle. Der sagte, er wünsche sich nur eines, er möchte in der Hochzeitsnacht im gleichen Zimmer mit dem Hochzeitspaar schlafen. Das ging dem Prinzen schwer an, aber er willigte dann doch ein. Der Freund legte sich nun mit einem verhüllten Schwert im Zimmer an der Tür schlafen, und als das Brautpaar eingeschlafen war, sah er bald einen großen Drachen mit sieben Köpfen hereinkommen. Da er das schon erwartet hatte, versetzte er dem Ungeheuer einen wohlgezielten Hieb und tötete es; aber ein Tropfen Blut spritzte dabei gerade ins Gesicht der schlafenden Prinzessin. Der Schusterssohn versuchte, das Blut, das auf den Erdboden getropft war, wegzuwischen, und als er nun den Tropfen im Gesicht der Prinzessin sah, wollte er ihn mit dem Zipfel eines feuchten Handtuches abwischen.
Bei dieser Berührung erwachte die Prinzessin und rief entsetzt zu ihrem Gemahl: »Räche mich an deinem besten Freund, er hat mir einen Kuß gegeben!« Der Prinz sprang zornentbrannt auf und will seinen Freund erschlagen, den er für einen Verräter hielt. Der aber bittet ihn, die Strafe aufzuschieben, damit er den Fall vor versammeltem Hof klären könnte. Man rief alle zusammen, und der Bursche begann zu erzählen, was er wußte, und dabei verwandelte er sich allmählich in Marmor. Alle waren von Herzen traurig, daß seine Freundestreue so schlecht vergolten wurde, und der Prinz beschloß, das Marmorbild, das sein bester Freund gewesen war, im Schloßgarten aufzustellen. Wenn seine Kinder im Garten spielten, setzte er sich vor das Bild, weinte vor Kummer und sprach: »Wenn ich doch meinen Freund wieder lebend bei mir haben könnte!« — »Willst du ihn wieder lebend bei dir haben«, so sprach eine Stimme, »dann töte deine Kinder und reibe diesen Stein mit unschuldigem Blute ein!« Der Prinz zögerte, aber voll Vertrauen in die Macht der Freundschaft erwürgte er schließlich seine Kinder; da begann das Bild sich zu bewegen, und sein Freund stand wieder lebendig vor ihm. Beide fielen einander in die Arme, und als der Prinz da hinblickte, wo seine Kinder gespielt hatten, sah er sie fröhlich weiterspielen. Nur um den Hals hatten sie einen roten Streifen.
Die beiden Freunde trennten sich niemals wieder, und von nun an lebten sie alle glücklich zusammen.
Quelle: (Portugal)