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Märchenbasar

Der Drachenprinz und die Stiefmutter

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Es war einmal ein Padischah. Dieser Padischah hatte keine Kinder. Als er eines Tages mit seinem Lala ausging, erblickte er während des Spazierganges einen Drachen, der in Begleitung seiner fünf oder sechs Jungen einherschritt.
»Oh mein Allah,« rief er klagend aus, »dieses Tier hast du mit so vielen Sprösslingen gesegnet; wie wäre es, wenn jener Drache um einen weniger hätte, mir jedoch dafür ein Kind zugefallen wäre.« Sie spazierten nun bis zur Abenddämmerung weiter und kehrten dann in’s Seraj zurück.
In derselben Nacht wurde nun die Sultansfrau durch Allahs Wille schwanger, und als sich nun nach Ablauf der bestimmten Zeit die Geburtswehen einstellten, schickte man schleunigst um eine Hebamme, die aber sobald sie sich zum Krankenbette setzte, tot niederfiel. Man schickte schleunigst um eine andere Hebamme, jedoch auch diese starb; kurzum alle Wehmütter, die man der Wöchnerin zuschickte, wurden vom Tode hingerafft.
Im Königspalaste hielt sich eine Dienerin auf, die eine Stieftochter hatte. Diese Frau befasste sich immer mit dem Gedanken, auf welcher Weise sie ihre Stieftochter aus der Welt schaffen könnte.
Als sie in Erfahrung brachte, dass die Hebammen alle hinstarben, suchte sie allsogleich den Padischah auf, und sprach zu ihm: »Mein Herr und Schah, ich habe eine Tochter, die Meisterin ist in der Hebammenkunst; wenn du diese bringen liessest, so könnte die Sultansfrau leicht entbinden.«
Der Padischah liess nach diesen Worten das Mädchen sofort mit einem Wagen abholen. Da aber das Mädchen in solchen Dingen unerfahren war, so wendete sie sich um Rat an ihren Vater. Der Vater sprach also: »Fürchte nicht meine Tochter, suche unterwegs das Grab deiner Mutter auf, und verrichte dort ein Gebet, denn der Schöpfer hilft immer demjenigen, die im Rechte sind; von dort begib dich dann getrost in’s Seraj.«
Das Mädchen setzte sich in einen Wagen, fuhr zum Grabe ihrer Mutter und vergoss dort heisse Thränen. Während sie den Schöpfer um Hilfe anrief, hörte sie aus dem Grabe eine Stimme, die folgende Worte an sie richtete: »Sobald du in den Palast des Padischah kommst, verlange einen mit Milch gefüllten Kessel, den du dann der Sultansfrau reichen wirst.«
Das Mädchen bestieg also wieder den Wagen, kam in’s Seraj und verlangte den Milchkessel, und als man nun diesen der Sultansfrau reichte, stellten sich Geburtswehen ein, und die Sultanin brachte bald darauf einen Drachen zur Welt. Sofort verständigte man‘ davon den Padischah, der sich jedoch nicht viel daraus machte, er begnügte sich mit der Gewissheit, dass die Geburt vorüber war. Aus Anlass des freudigen Ereignisses liess er dann Kurbane (Lämmchen) schlachten und Sklaven freisprechen.
Der neugeborene Drache aber wollte sich schon nach einigen Tagen unterrichten lassen. Der Padischah liess daher Hodschas bringen, diese wurden jedoch, als sie den Unterricht beginnen wollten, von dem Drachen getötet, sodass in der Stadt kaum ein Hodscha übrig blieb. Kaum hörte dieses die Stiefmutter, da ging sie wieder zum Padischah und sprach: »Mein Herr und Schah, warum lässt du so viele Hodschas umbringen, das Mädchen, welches bei der Geburt aushalf, wird auch den Unterricht erteilen können.«
Der Padischah liess das Mädchen wieder abholen, die jedoch bevor sie in den königlichen Palast ging, das Grab iher Mutter aufsuchte. Während sie dort betete, und um Schutz und Hilfe flehte, reichte ihr die Mutter aus dem Grabe einen Stab und sprach: »Nimm diesen Stab meine Tochter, und sollte dich der Drache angreifen, so zeige ihm nur diesen Stab, dann ist er nicht mehr imstande, dir nahezutreten.« Das Mädchen nimmt also den Stab in Empfang und ging in’s Seraj. Als sie nun zum Schehzade ging, um den Unterricht zu beginnen und der Drache sich schon anschickte das Mädchen anzugreifen, zeigte ihm das Mädchen den Stab und der Drache unterliess sofort sein Vorhaben. Bald darauf begann sie beim Schehzade Unterricht zu erteilen, und nachdem sie ihr längere Zeit hindurch mit Erfolg lehrte, belohnte sie der Padischah mit einem Haufen Goldes und schickte sie dann nach Hause.
Nach einiger Zeit wollte der Drachenprinz schon heiraten. Dem Padischah, der über die Sache nachgrübelte und sich darüber grämte, blieb zuletzt doch nichts anderes übrig, als seinem Sohne eine Braut zu verschaffen und die Hochzeit vorzubereiten. In der Brautnacht tötete jedoch der Prinz das Mädchen; ebenso erwürgte er ein zweites Mädchen, die man ihm den nächsten Tag brachte; kurz alle Braute, die man ihm zuführte, wurden von ihm hingemordet.
Als auch dieses die Stiefmutter erfuhr, eilte sie gleich wieder zum Padischah und sprach: »Mein König und Schah, dasjenige Mädchen, welches bei der Geburt des Prinzen behilflich war und ihn auch unterrichten konnte, könnte ebenso gut eine Frau für ihn abgeben.« Der Padischah ob dieser Worte erfreut, schickte sofort um das Mädchen. Dieses suchte unterwegs abermals das Grab ihrer Mutter auf und während sie dort ihr Leid klagte, vernahm sie wieder die Stimme ihrer Mutter: »Meine Tochter, nimm die Haut eines Igels und lasse dir daraus eine Larve bereiten. Wenn man dich nun dem Drachen zuführen und er dich angreifen sollte, so wird er von den Stacheln der an deinem! Gesichte angebrachten Larve verletzt werden. Darauf wird der Drache sagen: ›Entferne die Larve vom Gesicht;‹ worauf du erwiedern sollst: ›Ich lege die Larve nur in dem Falle ab, wenn du deine Kleider ebenfalls ablegst.‹ Wenn er sich alsdann entkleidet haben wird, wirf diese Kleider in’s Feuer, worauf er seine Drachengestalt verlieren und in Menschengestalt erscheinen wird.«
Darauf setzte das Mädchen sich in einen Wagen und fuhr geraden Weges zum Palast, wo man sie verheiratete und in das Gemach des Drachenprinzen führte. In der Nacht setzte sie die stachelige Larve auf und wartete ruhig auf das Kommende.
Da trat der Drache ein, und als er das Mädchen angreifen wollte, da drangen die Stacheln in seinen Körper. »Entferne die Larve vom Gesicht« rief er dem Mädchen zu; worauf dieses erwiederte: »Ich lege die Larve nur in dem Falle ab, wenn du deine Kleider ebenfalls ausziehst.« Darauf entkleidete sich der Drache und verwandelte sich in einen Jüngling, so schön wie der Vollmond. Jetzt legte das Mädchen die stachelige Larve ab und verbrannte die Kleider des Drachen, worauf sie sich umarmten und küssten.
Als man des Morgens das Brautgemach öffnete, sah man das Paar in bester Gesundheit und Frohsinn; man verständigte davon auch den Padischah, der aus diesem Anlasse grosse Freudenfeste veranstalten liess. Dem Mädchen, die den Prinzen vom Zauberbanne befreite, wurde im Palaste sehr viel Achtung und Ehre erwiesen.
Eine geraume Zeit nach diesen Begebenheiten, ereignete es sich, dass unserem Padischah von einem anderen Padischah der Krieg erklärt wurde. An diesem Kriege nun wollte der Padischah selbst teilnehmen, allein der Schehzade bat ihn, er möge lieber ihn in das Schlachtfeld ziehen lassen; und da der Jüngling trotz der Warnung des Vaters, seinen Vorsatz nicht aufgeben wollte, so liess sich der Vater erweichen und gab seine Einwilligung; worauf der Prinz allsogleich hinaus in das Schlachtfeld zog.
Er vermochte schon geraume Zeit im Kriegslager verbracht haben, als die Stiefmutter seiner Frau wieder Betrachtungen anstellte, auf welche Weise sie ihre Tochter vernichten könnte. Sie schrieb infolgedessen im Namen des Prinzen dem Padischah einen Brief, in welchem er den Vater ersuchte, sofort nach Empfang dieses Schreibens seine Frau aus dem Hause jagen zu lassen. Nun aber las der Padischah diesen Brief eben zu der Zeit, als die Frau des Prinzen anwesend war. Diese wusste nun sofort um was es sich handle, und was da eigentlich geschehen ist; sie sprach daher: »Nachdem ich die Wahrnehmung mache, dass mich der Schehzade nicht mehr liebt, so bleibt mir nichts anderes übrig, als freiwillig aus dem Hause zu gehen.« Vergebens beruhigte sie der Padischah, und versicherte sie, dass dieser Brief nur das Werk eines unbekannten Feindes sein kann, den sie gar nicht zu beachten brauche, die Sultansfrau blieb bei ihrem Vorsatz und sagte: »Ich gehe; denn mein Mann hat bestimmt eine Frau gefunden, die mich in der Schönheit übertrifft, sonst hätte er diesen Brief nicht geschickt.«
Mit diesen Worten verliess sie weinend und jammernd den Palast. Sie wanderte nun unstät durch Wald und Feld, über Berg und Tal, über Land und Meer, durch Kreuz und Quer, sie wanderte mit Sturmeseile, und auch wie des Baches Weile. Inzwischen kam sie eines Tages zu einer Quelle, da erblickte sie einen Sarg, in welchem ein schöner Jüngling entseelt lag.
»Was hat das zu bedeuten?« dachte sie und während sie nachgrübelte und sich gleichzeitig fürchtete, brach die Abenddämmerung heran und die Dunkelheit breitete sich immer mehr aus.
Sie suchte nun in der Nähe der Quelle einen Platz, wo sie sich versteckte und als die Mitternachtsstunde herannahte, sah sie wie vierzig Tauben fliegend anlangten, alle der Quelle zueilten, und nachdem sie sich im Wasser schüttelten, sah sie, wie jede einzelne sich in ein Mädchen verwandelte und dann dem Sarge zueilte. Eine der Tauben nahm einen Stab hinter dem Sarge hervor, berührte damit dreimal den im Sarge liegenden Jüngling, worauf sich dieser wie aus dem Schlafe erwachend, erhob. So unterhielten sie sich die ganze Nacht mit dem Jüngling. Als der Morgen wieder herannahte, berührten sie abermals den Jüngling dreimal mit dem Stabe, infolgedessen dieser wieder starb und in den Sarg gelegt wurde. Dann stiegen die Mädchen wieder in das Wasser, schüttelten sich und flogen in Taubengestalt weg.
All dies sah das im Verstecke abseits lauschende Mädchen. Sie ging nun zum Sarg, nahm, ebenso wie es die Tauben machten, den Stab in die Hand, berührte damit den Jüngling dreimal, worauf dieser sich erwachend erhob und das neben ihm stehende Mädchen sah. – »Wer bist du?« fragte er. – »Wer bist du und was sind das für Mädchen, die sich hier in der Nacht aufhielten?« fragte hinwieder ihn das Mädchen. Darauf sagte der Jüngling. »Das sind jene vierzig Peris die mich in meinem Kindesalter raubten, seit Jahren zurückhalten und mich meiner Freiheit beraubten.« Seit dieser Zeit schlössen die beiden Freundschaft und vereinigten sich zum gemeinschaftlichen Leben, wobei die vierzig Peris jede Nacht erschienen.
Eines Tages sagte der Jüngling zum Mädchen, das er wegen ihrer Treue liebte und das auch von ihm schwanger wurde: »Die Stunde deiner Niederkunft nähert sich. Bisher haben dich die vierzig Peris nicht beachtet; wenn aber unser Kind, das demnächst das Licht der Welt erblicken wird, durch Weinen ein Lebenszeichen von sich geben wird, so werden die Peris die Sache erfahren und uns töten. Am besten wird es sein, wenn du dich von hier entfernst, und meine Mutter aufsuchst; dort wirst du niederkommen und die kommenden Dinge abwarten. Wir werden schon sehen, welche Gunst uns Allah noch erweisen wird.« Das Mädchen machte sich schweren Herzens auf den Weg und ging geradeaus in die Wohnung der Mutter ihres Jünglings.
An der Türe klopfend bat sie in Allahs Namen um Einlass und Unterkunft, da ihre Niederkunft nahe bevorstehe; auch sagte sie, man habe sie vom Hause verjagt und dass sie niemanden in der Welt habe. Die Mutter des Jünglings, die um ihren Sohn, den man ihr geraubt, fortwährend weinte und wehklagte, erbarmte sich des jungen Mädchens und beherbergte sie in ihrem Hause. Noch in derselben Nacht brachte sie ein Kind zur Welt.
Nach einigen Tagen erschien der Jüngling in Vogelgestalt beim Fenster jenes Zimmers, in welchem seine Frau lag und fragte: »Was machst du? und was macht mein Kind?« Die Frau antwortete: »Wir befinden uns beide wohl.« Die Mutter des Jünglings, die dieses Zwiegespräch zufällig anhörte, fragte dann die Frau, wer eigentlich dieser Vogel wäre. Die junge Frau erzählte nun alles, was sie wusste und was bisher geschehen. »Oh, das ist ja mein Sohn« rief die Frau ausser sich vor Freude.
Seit dieser Zeit liebte sie das junge Weib noch mehr als früher, liess ihr schöne Kleider anfertigen, und in ein für sie eigens bereitetes gutes Bett hineinlegen. Dann sprach sie folgendes zu ihr: »Meine liebe Tochter, wenn dieser Vogel nochmals kommen und fragen sollte, was macht mein Kind, so antworte ihm darauf: Es ärgert sich über seinen Vater, weil er nicht zu ihm kommt, und es nicht einmal anschaut. Wenn er dann ins Zimmer kommt, so frage ihn, auf welche Weise er von den vierzig Peris befreit werden könnte.«
Den nächsten Tag erschien in der Tat der Vogel wieder und als er an seine Frau die gewisse Frage stellte, antwortete sie folgendes: »Dein Kind ist auf dich böse«; da fragte der Jüngling: »warum?« – »Weil du es nicht ansiehst,« antwortete die junge Frau. »So öffne doch das Fenster, damit ich hineingehen kann,« sagte der Vogel. Die Frau öffnete das Fenster, der Jüngling legte indessen die Vogelgestalt ab und ging ins Zimmer. Während er das Kind liebkosete, fragte ihn die Frau: »Mein Sohn, gibt es kein Mittel, durch welches du dich von den vierzig Peris befreien könntest?« »Jawohl« antwortete der Jüngling »es gibt schon welches, das leicht und dennoch schwer ausführbar ist.« Er sagte dann, dass man zu diesem Zwecke seinen Vogelanzug in einen glühenden Ofen werfen müsste, die vierzig Peris werden sich dann, sobald sie dies hören mit dem Ausrufe: »Unser Schah brennt« in den Ofen stürzen. »Wenn sie nun in den Ofen laufen und man dessen Türe absperrt, so werden sie dort alle jämmerlich verbrennen und er werde für immerdar von ihnen befreit sein.«
Das Mädchen liess darauf von ihren Dienerinnen einen Ofen anfertigen, und sobald sie die vom Jünglinge abgelegten Kleider hineingeworfen hatten, kamen die vierzig Tauben mit dem Ausrufe: »Unser Schah brennt« herangeflogen, und stürzten sich in den glühenden Ofen. Die Ofentüre wurde dann schnell abgesperrt, die vierzig Peris verbrannten dort insgesamt, und so wurde der Jüngling von ihnen erlöst Mutter und Sohn umarmten sich dann weinend und zugleich lachend.
Während nun diese friedliche Tage verlebten, kam der Prinz, der rechtmässige Mann der Sultana vom Kriege nach Hause. Seine erste Frage war: »wo ist meine Frau?« der Padischah sagte, die Frau habe deshalb ihr Heim verlassen und den Wanderstab ergriffen, weil sie sich wegen des von ihm geschickten Briefes kränkte. In seiner Verzweiflung entschloss sich der Prinz, das Haus sofort wieder zu verlassen und seine Frau aufzusuchen.
Er machte sich also auf den Weg, indem er eine Bürde leichten Gewichtes aber schwer an Wert mit sich nahm. Etwa sechs Monate hindurch wanderte er ununterbrochen von Berg zu Tal, über Wald und Feld, Kaffee trinkend, Tschibuk rauchend und Blumen pflückend. Eines Tages gelangte er auch zu der Quelle, wo seine Frau geweilt hatte, da bemerkte er, dass alles abgebrannt war. Von dort weiter wandelnd kam er in die Stadt, wo sich seine Frau aufhielt. Er kehrte in ein Kaffeehaus ein, und als er dort rastete, fragte ihn der Eigentümer des Kaffeehauses, was er hier mache und woher er komme. Der Prinz sagte, dass er seine entflohene Frau suche. Darauf erzählte ihm der Kaffeehausbesitzer, dass ein Jüngling sich in der Stadt aufhalte, dessen sich die vierzig Peris bemächtigten, den jedoch ein Mädchen von seinem Banne erlöst habe, und denen auch seither zwei Kinder geboren wurden. »Vielleicht ist das deine Frau«, sagte der Besitzer der Kaffeehauses.
Bald darauf erschien wirklich der betreffende junge Mann im Kaffeehaus. Der Schehzade wendete sich gleich an ihn und erkundigte sich nach seiner Frau. Der Mann erzählte ihm die geschehenen Dinge, woraus der Schehzade ersah, dass jenes Weib in der Tat seine eigene Frau ist. Dann sprach der Schehzade zu dem jungen Manne: »Gehe nach Hause und sage deiner Frau, dass ich hier angelangt bin. Frage sie aber auch, wen sie will, mich oder dich«. Du brauchst ihr nur zu erwähnen, dass ihr einstiger Mann die »schwarzäugige Schlange« hier sei. Das war nämlich der Name des Prinzen, als er noch in Drachengestalt lebte.
Der junge Mann ging also nach Hause und erzählte die ganze Begebenheit der Frau. Und als er sie fragte: »Wen willst du nun, mich oder deinen ersten Mann?« da erwiderte die Frau: »Bei dir habe ich zwei Rosen, aber die schwarzäugige Schlange besitzt mein Herz.« Also sprach sie und ging eilenden Schrittes zu ihrem ersten Mann. Sie erfreuten sich ihres Wiederfindens und machten sich sofort auf den Weg. Sobald sie zu Hause anlangten, forschten sie nach, wer ihnen so viel Leid zugefügt hatte. Es stellte sich nun heraus, dass alles das Werk der Stiefmutter war.
Sie riefen demzufolge die Frau herbei und fragten sie, was sie wolle: vierzig Maultiere oder vierzig Stöcke »Vierzig Stöcke wünsche ich meinem Feinde,« sagte die Stiefmutter, »gebet mir lieber vierzig Maultiere, damit ich mit ihnen in meine Heimat ziehe.« Nach diesen Worten wurde sie an den Schweif von vierzig Maultieren gebunden, von denen sie herumgezerrt, geschliffen und so auseinandergerissen wurde, dass jede einzelne ihrer Fasern in eine andere Richtung flog. Dem nun wieder vereinten Paare wurde auf’s Neue Hochzeit gemacht. Das sich wiedergefundene und auf’s Neue getraute Paar verlebte nun den Rest seines Lebens in glücklicher Eintracht.

[Asien: Türkei. Märchen der Welt]

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