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Die Festtage kamen heran. Der Fuchs, der Wolf und der Bär hielten Rat: sie wollten Butter stehlen gehn. Sie gingen zum Keller, scharrten ein Loch aus und trugen zwei Bütten voll Butter davon. Die eine schleckten sie gleich aus, die andere sparten sie sich für die Festtage auf. Dann gingen sie in ihre Waldhöhle zurück.
Am ersten Tage sprach der Fuchs: »Man hat mich heute zu einem Taufschmaus geladen!«
Er ging in den Wald zur Butterhütte, fraß das Obere auf und kehrte zurück.
Die andern fragten gleich, wie das Kind getauft worden sei.
Der Fuchs antwortete: »Es wurde getauft: ‚Oberes‘!«
Das bedeutete, daß er das Obere aus der Butterbütte aufgefressen hatte.
Am zweiten Tage wollte der Fuchs abermals zu einem Taufschmaus. Er ging jedoch zum Butterfaß und fraß die Butter bis zur Hälfte auf. Zu Hause fragten ihn die anderen: »Wie wurde heute das Kind getauft?«
Der Fuchs antwortete: »Biszurhälfte!«
Das bedeutete, daß der Fuchs die Butterbütte bis zur Hälfte geleert hatte.
Am dritten Tage sprach der Fuchs: »Man hat mich heute wieder zu einem Taufschmaus geladen!«
Er ging zur Bütte und fraß die Bütte leer.
Als er zurückkam, fragten ihn die anderen: »Welcher Name wurde denn heute dem Kinde gegeben?«
Der Fuchs antwortete: »Leer!«
Bald brachen die Festtage an. Man ging zur Butterbütte. Die Bütte aber war leer. Der Fuchs hatte gleich einen Vorschlag: »Legen wir uns in die Sonne schlafen. Aus wessen Schnauze Fett tropft, der hat alles aufgefressen!«
Die andern waren’s zufrieden, und sie legten sich alle an jener Stelle schlafen.
Als Bär und Fuchs schliefen, stand der Wolf auf und rieb seine Schnauzenspitze recht sauber, damit ja kein Fett da heraustropfe. Dann ging er wieder schlafen.
Nun stand der Fuchs auf, kratzte aus der Bütte die Butterreste und schmierte ganz leise die Schnauze des Wolfs mit Butter ein. Die Sonne schien heiß und brachte die Butter zum Schmelzen. Die Schnauze des Wolfs sah nun so recht fettig aus.
Als man aufstand, sah man nach, wessen Schnauze fettig sei. Es war nicht die Schnauze des Fuchses, auch nicht die des Bären: sieh, es war die Schnauze des Wolfs. Was war da zu machen? Der Wolf hatte eben die Butter gestohlen.
Der Wolf schämte sich so stark, daß er den Schwanz einzog und in den Wald davonschlich. Seit jener Zeit meidet der Wolf sowohl den Fuchs als den Bären, so sehr schämt er sich des Namens eines Butterdiebes.
Am ersten Tage sprach der Fuchs: »Man hat mich heute zu einem Taufschmaus geladen!«
Er ging in den Wald zur Butterhütte, fraß das Obere auf und kehrte zurück.
Die andern fragten gleich, wie das Kind getauft worden sei.
Der Fuchs antwortete: »Es wurde getauft: ‚Oberes‘!«
Das bedeutete, daß er das Obere aus der Butterbütte aufgefressen hatte.
Am zweiten Tage wollte der Fuchs abermals zu einem Taufschmaus. Er ging jedoch zum Butterfaß und fraß die Butter bis zur Hälfte auf. Zu Hause fragten ihn die anderen: »Wie wurde heute das Kind getauft?«
Der Fuchs antwortete: »Biszurhälfte!«
Das bedeutete, daß der Fuchs die Butterbütte bis zur Hälfte geleert hatte.
Am dritten Tage sprach der Fuchs: »Man hat mich heute wieder zu einem Taufschmaus geladen!«
Er ging zur Bütte und fraß die Bütte leer.
Als er zurückkam, fragten ihn die anderen: »Welcher Name wurde denn heute dem Kinde gegeben?«
Der Fuchs antwortete: »Leer!«
Bald brachen die Festtage an. Man ging zur Butterbütte. Die Bütte aber war leer. Der Fuchs hatte gleich einen Vorschlag: »Legen wir uns in die Sonne schlafen. Aus wessen Schnauze Fett tropft, der hat alles aufgefressen!«
Die andern waren’s zufrieden, und sie legten sich alle an jener Stelle schlafen.
Als Bär und Fuchs schliefen, stand der Wolf auf und rieb seine Schnauzenspitze recht sauber, damit ja kein Fett da heraustropfe. Dann ging er wieder schlafen.
Nun stand der Fuchs auf, kratzte aus der Bütte die Butterreste und schmierte ganz leise die Schnauze des Wolfs mit Butter ein. Die Sonne schien heiß und brachte die Butter zum Schmelzen. Die Schnauze des Wolfs sah nun so recht fettig aus.
Als man aufstand, sah man nach, wessen Schnauze fettig sei. Es war nicht die Schnauze des Fuchses, auch nicht die des Bären: sieh, es war die Schnauze des Wolfs. Was war da zu machen? Der Wolf hatte eben die Butter gestohlen.
Der Wolf schämte sich so stark, daß er den Schwanz einzog und in den Wald davonschlich. Seit jener Zeit meidet der Wolf sowohl den Fuchs als den Bären, so sehr schämt er sich des Namens eines Butterdiebes.
[Estland: August von Löwis of Menar: Finnische und estnische Märchen]