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Der Fuchs und der Wolf gehen durchs Feuer

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Der Wolf unterdrückte bei dieser Aussicht seinen gewaltigen Hunger. »Aber was sollen wir bis zu der Zeit vorgeben?« sprach er, »denn die Sonne steht noch kaum auf zwei!«
»Wir machen uns«, erwiderte der Fuchs, »an das Ende des Waldes und warten da, bis sie hinter den Berg geht.« Der Wolf war’s zufrieden. Aber wie sie nun durch die Dornsträucher gingen und darüber sprangen, blieb der Wolf mit seinem Hanfzagel überall hängen, denn er konnte ihn nicht, wie der Fuchs den seinen auf den Rücken oder auf die Seite schwingen – und hatte so seiner Ehren große Not. Endlich waren sie im Freien. Da sprach der Fuchs: »Es kann nicht schaden, wenn wir uns hier ein Feuer anmachen, denn es ist verteufelt kalt.« Er brachte schnell Blätter und Reisig zusammen; dann rieb er sich so lange den Bart, bis es Funken gab; die fing er in den Blättern auf, und bald loderte hell und lustig die Flamme. Da überkam ihn sein böser Mutwille. »Gevatter, ich möchte doch gerne wissen, wer von uns ein reines Unschuldskind ist; man sagt, der sei es, wer unversehrt durch die Flammen gehen könne; versuchen wir’s einmal.« Der Wolf wollte nicht recht, allein er durfte den Verdacht nicht auf sich kommen und sitzen lassen, als sei er ein Sünder, und willigte ein. Der Fuchs ging zuerst durch die Flamme, und da er seinen Zagel rasch auf den Rücken schwang, geschah ihm nichts. Als aber der Wolf nachfolgte, blieb sein schleppiger, langer Zagel voll von klebendem und feuerliebendem Pech an den dornigen Bränden hängen, fing Flamme und verbrannte nicht nur ganz, sondern das Feuer versengte auch an seiner Wurzel die lebendige Haut. Da heulte er laut auf vor Schmerz und packte den Fuchs und wollte ihn erwürgen. Doch fiel ihm noch zur Zeit ein, daß er dann um den Hochzeitsschmaus käme, denn er selbst wußte ja den Weg nicht zum Bauernhause. »Gnade für Recht will ich über dich ergehen lassen; deine Strafe sollst du erst morgen empfangen!«
»Aber Gevatter«, sprach der Fuchs, »jetzt zeigt es sich wieder, wie ungerecht Ihr seid. Bin ich denn an Euerm Unglück schuld ? Was kann ich dafür, daß Ihr ein so großer Sünder seid?«

[Josef Haltrich: Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen]

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