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Nach einiger Zeit, als alle Hühner aufgezehrt waren und sich die Not des Hungers wieder einstellte, traf der Fuchs nach langem Suchen auf einer Wiese eine Schar von hundert Gänsen. »Das ist einmal ein gefundenes Fressen«, sprach er bei sich, und ehe sie fliehen konnten, war er bei ihnen. »Aha! habe ich euch! Was verwüstet ihr meines Vaters Land? Ihr seid alle dem Tode verfallen!« Da zitterten die Gänse und wehklagten, daß sie ihr junges Leben verlieren sollten; es war aber auch kein Spaß. Endlich faßte sich eine und sprach: »Lieber Herr Fuchs, wir bitten nicht um unser Leben, sondern um eine kleine Gnade, die Ihr uns gewähren möget, aber gelobet es eidlich; lasset uns der Reihe nach noch einmal beten, und wenn wir ausgebetet haben, dann machet mit uns, was Ihr wollt.« Die Bitte däuchte ihm gering. »Ich gelobe und schwöre es, sie zu gewähren.« Da fing die erste an: »Gigagagagagagaga, gigagagagagagaga!« usw. Die zweite konnte das Ende nicht erwarten und fing auch an »Gigaga«, aber noch waren achtundneunzig zurück, und schon riß dem Fuchs die Geduld. »Bis die alle ausbeten, kannst du zehnmal des Hungertodes sterben«, rief er ärgerlich. Da er aber einen feierlichen Eid abgelegt, durfte er ihnen nichts anhaben, unter Fluchen und Schelten lief er fort.
[Josef Haltrich: Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen]