Das Mädchen sagte: „Bleib hier, ich gebe dir eine Matratze, um darauf zu schlafen, und wenn du willst, zu Essen und zu Trinken auch.”
Der Wandersmann legte sich bald nieder und sagte: „Jetzt schlafe ich wieder einmal. Es ist lang her, seit ich geschlafen habe.”
„Wie lange?” fragte das Mädchen, und er antwortete: „Liebes Mädchen, ich schlafe nur eine Woche in tausend Jahren!”
Das Mädchen lachte und sagte: „Du machst sicher Scherze! Du bist mir schon einer!” Aber der Wanderer schlief schon tief.
Früh am Morgen erwachte er und sagte: „Du bist ein hübsches junges Mädchen. Wenn es dir recht ist, bleibe ich hier noch eine Woche.”
Ihr war es recht und sie war froh, denn sie liebte den schönen Wanderer schon. Und als sie einmal schliefen, da weckte sie ihn und sagte: „Mein lieber Mann, mir hat ein böser Traum geträumt. Mir träumte, du bist kalt und weiß geworden, und wir sind in einem schönen Wagen gefahren, den haben sechs weiße Vögel gezogen. Du hast in ein mächtiges Horn geblasen. Da sind die Toten gekommen und mit uns gezogen und du warst ihr König.”
Da sagte der schöne Wanderer: „Das war ein böser Traum!”
Dann erhob er sich gleich und sagte: „Liebste, ich muss gehen, denn in der ganzen Welt ist niemand gestorben all diese Zeit. Ich muss jetzt fort, lass mich gehen.”
Aber das Mädchen weinte und sagte: „Geh nicht fort. Bleib bei mir!”
„Ich muss gehen”, antwortete er, „Gott mit dir!”
Aber als er ihr die Hand reichte, sagte sie weinend: „Sag mir dann, lieber Mann, wer du bist!”
„Wer das weiß, stirbt!” sagte der Wanderer, „Du fragst umsonst. Ich sage dir nicht, wer ich bin.”
Da weinte das Mädchen und sagte: „Ich will alles erdulden, nur sage mir, wer du bist!”
„Gut”, sagte der Mann, „dann wirst du mit mir kommen. Ich bin der Tod.”
Und das Mädchen erschauerte und starb.
Aus der Sammlung „Gypsy Folktales“ von Francis Hindes Groome