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Es arbeitete einmal ein Bauer auf dem Feld, daß ihm die Rippen krachten. Da ritt just der Kaiser vorbei, und wie dieser den Bauern so rüstig arbeiten sah, rief er ihm zu: »Nit zu fleißig!«
»Dies machen die zweiunddreißig«, antwortete der Bauer, »und die sieben müssen die fünf erhalten, und dann muß noch etwas übrigbleiben.«
Der Kaiser schaute bei dieser Antwort den Bauern groß an und verstand nicht, was diese Antwort bedeuten sollte. Die Neugierde ließ ihm aber keine Ruhe, und er fragte den Bauern: »So leg mir doch aus, was du denn sagen willst. Ich versteh‘ dich nicht recht. Hundert Taler biet‘ ich dir gern für die Erklärung deines Rätsels. Aber das nehm‘ ich mir aus, daß du dies Rätsel sonst niemand sagen darfst, bevor du mich nicht hundertundeinmal gesehen hast.«
»Einen solchen Handel hab‘ ich mein Lebtag nie ausgeschlagen«, erwiderte der Bauer. »Aufgepaßt! Die zweiunddreißig, das sind die zweiunddreißig Zähne, die alle Tage etwas beißen wollen. Die fünf – das sind die fünf Wintermonate. In diesen bekommst du nichts zu schneiden und einzuführen, und deswegen müssen die anderen sieben Monate diese fünf erhalten. Und dann muß noch etwas übrigbleiben, um dem Kaiser die Steuern zu zahlen. Das alles läßt uns Bauern fleißig sein. Verstanden?«
Der Kaiser war mit dieser Antwort zufrieden und ritt in seinen Palast zurück. Als er daheim war, stellte er eine große Mahlzeit an, wozu er seine Hofleute und hohen Beamten einlud. Während des Essens kramte er sein Rätsel aus und erzählte, daß er es von einem gar so fleißigen Bauern gehört habe, dem er auf dem Spazierritt begegnet sei. Er versprach demjenigen sein Kaisertum, der das Rätsel lösen würde.
Die Gäste dachten sich: Weil er uns keine andere Bedingung setzt, können wir den Handel wohl eingehen, und alle erklärten sich bereit, um das Kaisertum ihre Klugheit zu versuchen.
Einer von den Gästen hatte es faustdick hinter den Ohren und dachte sich sogleich: Dir werde ich’s schon zeigen. Du hast mir schon zuviel gesagt. Er ritt nun hinaus auf das Feld und kam gerade zu dem Bauern, der dem Kaiser die sonderbare Antwort gegeben hatte. »Nicht zu fleißig!« sagte er zu dem Bauern. Dieser gab ihm zur Antwort: »Dies machen die zweiunddreißig, und die sieben müssen die fünf erhalten, und dann muß noch etwas übrigbleiben.«
Der Beamte merkte nun schon, daß er am rechten Ort war, fuhr frisch in die Tasche und zeigte dem Bauern zehn Taler: »Magst du die? Wenn du mir dein Rätsel auch auflöst, kannst du sie haben!«
Dem Bauern stachen die Taler freilich in die Augen, allein er ständete sich doch und sagte: »Ich habe dem Kaiser versprochen, nun einmal niemandem den Sinn des Rätsels zu sagen, und dabei bleibt’s.«
Der Beamte aber war recht müde, und dem Bauern kamen die Taler auch immer schöner vor. Endlich rückte er mit der Auflösung des Rätsels heraus, und der Beamte ritt kreuzlustig in den Palast des Kaisers. Er ließ sich beim Kaiser melden, und als er vorgelassen wurde, sagte er ihm den Sinn seines Rätsels.
Der Kaiser aber hatte auch nicht Stroh im Kopf und dachte sich sogleich, wie es der Beamte angestellt haben mochte. Er ließ ihn daher einsperren und den Bauern vor sich rufen.
Der Bauer kam und machte ein Gesicht, als ob gar nichts geschehen wäre. Als ihm der Kaiser die Leviten las wegen des verratenen Geheimnisses, machte er sich nicht viel daraus und antwortete: »Eure Majestät tun mir Unrecht über und über. Ich habe alle hundert Gulden, die mir der Herr Kaiser bezahlt, und die zehn Taler, die mir der Beamte gegeben hat, gut angeschaut, bevor ich das Rätsel aufgelöst habe. Es war aber auf jedem Gulden und auf jedem Taler das Kaiserbild darauf, und einmal habe ich Eure Majestät selbst auf meinem Acker gesehen. Das zusammen macht hundertundelf, nicht bloß hundertundeins. Drum hab‘ ich mit allem Recht dem Beamten gesagt, was er zu wissen verlangte.«
Der Kaiser war erstaunt über die Gescheitheit des Bauern, und es kam ihm vor, daß der besser auf den Thron passe als der eingesperrte Beamte, der das Rätsel gelöst hatte. Er machte also den Bauern zum Kaiser, und als dieser auf dem Thron saß, mußten alle hohen Beamten dreimal um ihn herumgehen, und jeder mußte ihm einen Schlag auf den Kopf geben. Der neue Kaiser nahm sich bei dieser Zeremonie nicht genug zusammen, und es entwischte ihm einmal ein Furz. Die Beamten, die das hörten, ermahnten den Kaiser, daß so etwas für ihn nicht mehr schicklich sei. Er aber gab ihnen zur Antwort: »Sobald der Herr kommt, muß der Bauer weichen.« Und so saß halt der Bauer auf dem Thron und war sein Lebtag Kaiser.
»Dies machen die zweiunddreißig«, antwortete der Bauer, »und die sieben müssen die fünf erhalten, und dann muß noch etwas übrigbleiben.«
Der Kaiser schaute bei dieser Antwort den Bauern groß an und verstand nicht, was diese Antwort bedeuten sollte. Die Neugierde ließ ihm aber keine Ruhe, und er fragte den Bauern: »So leg mir doch aus, was du denn sagen willst. Ich versteh‘ dich nicht recht. Hundert Taler biet‘ ich dir gern für die Erklärung deines Rätsels. Aber das nehm‘ ich mir aus, daß du dies Rätsel sonst niemand sagen darfst, bevor du mich nicht hundertundeinmal gesehen hast.«
»Einen solchen Handel hab‘ ich mein Lebtag nie ausgeschlagen«, erwiderte der Bauer. »Aufgepaßt! Die zweiunddreißig, das sind die zweiunddreißig Zähne, die alle Tage etwas beißen wollen. Die fünf – das sind die fünf Wintermonate. In diesen bekommst du nichts zu schneiden und einzuführen, und deswegen müssen die anderen sieben Monate diese fünf erhalten. Und dann muß noch etwas übrigbleiben, um dem Kaiser die Steuern zu zahlen. Das alles läßt uns Bauern fleißig sein. Verstanden?«
Der Kaiser war mit dieser Antwort zufrieden und ritt in seinen Palast zurück. Als er daheim war, stellte er eine große Mahlzeit an, wozu er seine Hofleute und hohen Beamten einlud. Während des Essens kramte er sein Rätsel aus und erzählte, daß er es von einem gar so fleißigen Bauern gehört habe, dem er auf dem Spazierritt begegnet sei. Er versprach demjenigen sein Kaisertum, der das Rätsel lösen würde.
Die Gäste dachten sich: Weil er uns keine andere Bedingung setzt, können wir den Handel wohl eingehen, und alle erklärten sich bereit, um das Kaisertum ihre Klugheit zu versuchen.
Einer von den Gästen hatte es faustdick hinter den Ohren und dachte sich sogleich: Dir werde ich’s schon zeigen. Du hast mir schon zuviel gesagt. Er ritt nun hinaus auf das Feld und kam gerade zu dem Bauern, der dem Kaiser die sonderbare Antwort gegeben hatte. »Nicht zu fleißig!« sagte er zu dem Bauern. Dieser gab ihm zur Antwort: »Dies machen die zweiunddreißig, und die sieben müssen die fünf erhalten, und dann muß noch etwas übrigbleiben.«
Der Beamte merkte nun schon, daß er am rechten Ort war, fuhr frisch in die Tasche und zeigte dem Bauern zehn Taler: »Magst du die? Wenn du mir dein Rätsel auch auflöst, kannst du sie haben!«
Dem Bauern stachen die Taler freilich in die Augen, allein er ständete sich doch und sagte: »Ich habe dem Kaiser versprochen, nun einmal niemandem den Sinn des Rätsels zu sagen, und dabei bleibt’s.«
Der Beamte aber war recht müde, und dem Bauern kamen die Taler auch immer schöner vor. Endlich rückte er mit der Auflösung des Rätsels heraus, und der Beamte ritt kreuzlustig in den Palast des Kaisers. Er ließ sich beim Kaiser melden, und als er vorgelassen wurde, sagte er ihm den Sinn seines Rätsels.
Der Kaiser aber hatte auch nicht Stroh im Kopf und dachte sich sogleich, wie es der Beamte angestellt haben mochte. Er ließ ihn daher einsperren und den Bauern vor sich rufen.
Der Bauer kam und machte ein Gesicht, als ob gar nichts geschehen wäre. Als ihm der Kaiser die Leviten las wegen des verratenen Geheimnisses, machte er sich nicht viel daraus und antwortete: »Eure Majestät tun mir Unrecht über und über. Ich habe alle hundert Gulden, die mir der Herr Kaiser bezahlt, und die zehn Taler, die mir der Beamte gegeben hat, gut angeschaut, bevor ich das Rätsel aufgelöst habe. Es war aber auf jedem Gulden und auf jedem Taler das Kaiserbild darauf, und einmal habe ich Eure Majestät selbst auf meinem Acker gesehen. Das zusammen macht hundertundelf, nicht bloß hundertundeins. Drum hab‘ ich mit allem Recht dem Beamten gesagt, was er zu wissen verlangte.«
Der Kaiser war erstaunt über die Gescheitheit des Bauern, und es kam ihm vor, daß der besser auf den Thron passe als der eingesperrte Beamte, der das Rätsel gelöst hatte. Er machte also den Bauern zum Kaiser, und als dieser auf dem Thron saß, mußten alle hohen Beamten dreimal um ihn herumgehen, und jeder mußte ihm einen Schlag auf den Kopf geben. Der neue Kaiser nahm sich bei dieser Zeremonie nicht genug zusammen, und es entwischte ihm einmal ein Furz. Die Beamten, die das hörten, ermahnten den Kaiser, daß so etwas für ihn nicht mehr schicklich sei. Er aber gab ihnen zur Antwort: »Sobald der Herr kommt, muß der Bauer weichen.« Und so saß halt der Bauer auf dem Thron und war sein Lebtag Kaiser.
(mündlich bei Meran)
[Österreich: Ignaz und Joseph Zingerle: Kinder und Hausmärchen aus Süddeutschland]