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(1)
Es war einmal, der Himmel weiss wo, irgendwo war einmal ein grausam reicher, alter Herr. Als der nun gestorben war, begrub man ihn denn auch mit aller Pracht; allein man hatte gut ihn begraben, er ging doch jede Nacht als Gespenst um. Alles Beten für ihn, das viele Messelesen war rein umsonst; das Gespenst kam doch immer wieder und machte ein solches Getöse und Geklapper, jagte allen einen solchen Schreck ein, dass die Hausbewohner vor lauter Furcht fast schon verrückt waren.
Besonders die verwitwete gnädige Frau nahm sich den Kummer und Gram gar sehr zu Herzen, und so sagte sie einmal in der Küche:
»Ach, warum kann doch mein armer Mann selig keine Ruhe finden, dass auch wir endlich zum Frieden kämen. Aber eine Nacht um die andere das ganze Haus in solchen Schreck zu stürzen – -! Seit er tot ist, habe ich mich ja auch nicht einmal ordentlich ausschlafen können.«
»Hei, da wüsste ich schon Rat, wenn die gnädige Frau die Sache mir überlassen wollte,« sagte da der Kutscher, der alte Hans. »Ich müsste nur für ein paar Tage hundert Gulden haben und einen Sarg. Da würde ich mich hineinlegen, und dann liesse mich die gnädige Frau hinuntertragen in die Gruft und schön neben den gnädigen Herrn hinstellen: so wahr mich Gott selig habe! ich wollt‘ es schon herauskriegen, weswegen mein armer gnädiger Herr immer noch als Gespenst umgeht.«
Hans war ein alter Diener des Hauses, der mit dem Herrn zusammen aufgewachsen war und das Vertrauen der gnädigen Frau besass. So gab sie ihm denn die hundert Gulden und sagte ihm, dass er dieselben nur immerhin ganz behalten möge, wenn es ihm gelinge, aus dieser Not zu helfen. Auch den Sarg liess sie machen, wie er gewünscht.
Das Geld vergrub Hans im Stalle und legte sich in den Sarg, der dann zugemacht und neben den Herrn in die Gruft hinuntergetragen wurde.
Wie er ruhig da liegt, schlägt es auf einmal zwölf. Hans hört, wie der Sargdeckel des gnädigen Herrn aufspringt, da besinnt er sich nicht lange und wirft auch er den Deckel von seinem Sarge herunter; dann setzt sich der gnädige Herr auf, Hans ebenfalls; dann steigt der Herr aus dem Sarge heraus, und so thut auch Hans.
»Ja, wie kommst denn du daher, Hans?« fragt nun der Herr, denn sie standen sich jetzt gerade gegenüber.
»Gerade so, wie der gnädige Herr, unterthänigst zu dienen. Ich bin gestorben, und da hat man mich halt begraben.«
»Und wohin willst du denn jetzt?«
»Gerade dorthin, wohin der gnädige Herr, unterthänigst zu dienen.«
»Aber ich gehe hinauf ins Haus, denn ich habe dort noch etwas zu besorgen.«
»Das habe ich auch, gnädiger Herr, eben darum kann ich ja im Sarge keine Ruhe finden.«
»Aber was in aller Welt willst denn du zu besorgen haben, Hans?«
»Die Sache ist halt die, gnädiger Herr, dass ich, unterthänigst zu dienen, so ein kleines Sümmchen Geldes beisammen gehabt und das im Stalle vergraben habe, und da will ich nur mal nachsehen.«
»Na, ich habe auch so etwas vor, so wollen wir also miteinander gehen.«
Die beiden machten sich auf den Weg. Vor der Thüre der Gruft angelangt, schlüpft der Herr durch das Schlüsselloch und ruft hinter sich:
»So komm doch, Hans!«
»Ach, gnädiger Herr, ich kann nicht, das Schlüsselloch ist mir zu enge.«
Da legte der Herr nur seine Hand auf das Schloss, und dieses sprang auf. Hans kam nun hervor, aber der Herr schüttelte den Kopf und sagte:
»Hans, Hans, das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot!«
»Nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen und darum noch bei Fleisch.«
Wie sie über den Hof gehen, sagt der Herr:
»Lass uns zuerst in das Haus sehen und die Weiber erschrecken.«
Den Weg in die Küche nahm der Herr wieder durchs Schlüsselloch, aber dem Hans musste er eben auch hier wieder die Thüre öffnen, sonst hätte er nicht hereinkommen können.
»Hans, Hans,« sprach der Herr mit Kopfschütteln, »das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot.«
Aber Hans gab wieder nur zur Antwort:
»Nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen und darum noch bei Fleisch.«
Und nun wurden die Töpfe und Pfannen, Schüsseln und Löffel aus dem Schranke und von der Wand genommen und zur Erde geschmissen, dass es krachte! Das war ein Getöse, ein Rumor, dass nicht eine Seele im ganzen Hause schlafen konnte. Doch was der Herr zur Erde warf, blieb alles fein ganz und ging wieder von selbst zurück auf seinen Platz. Nicht so bei Hans, denn was der hingeworfen, das blieb denn auch in tausend Scherben liegen. Da schüttelte der Herr wieder mit dem Kopf.
»Hans, Hans, das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot!«
»Nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen und habe darum noch eine schwere Hand!«
Von hier gingen sie weiter in die Stube, wo sie wieder alles durcheinander warfen und Tische und Stühle umstürzten. Als nun die Hausbewohner vor lauter Entsetzen nicht mehr wussten, wo aus und wo ein, stiegen die beiden hinab in den Keller. Hier legte der Herr die Hand auf eins der Fässer, worauf dieses sich von seinem Platze forthob, darunter aber war ein grosser Topf voll Gold in die Erde vergraben.
»Ach, Hans!« seufzte der Herr, »siehst du, von da kommt all mein Leiden; auf diesem Gelde liegt ein Fluch, denn es ist »Waisengeld und unrecht Gut, und solange die Armen ihr Teil nicht wieder zurückbekommen, solange kann auch ich nicht Ruhe finden in meinem Sarg. Ach, und alles ist umsonst, denn von diesem Geld hier weiss kein Mensch.«
Hierauf winkte er, und der Topf Geldes versank wieder in die Erde; dann legte er die Hand auf das Fass, und dieses rollte wieder zurück auf seinen alten Platz.
»Nun lass uns mal nach deiner Sache sehen, Hans.«
Jetzt ging es in den Stall. Hans nahm ein Grabscheit und grub damit die hundert Gulden aus. Da schüttelte der Herr wieder mit dem Kopf.
»Hans, Hans, das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot; du brauchtest ja nur mit der Hand zu winken, und das Geld käme von selbst herauf.«
»Ich wäre nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen, und da weiss ich halt noch nicht recht, wie ich’s anstellen muss.«
Damit legte Hans das Geld wieder zurück und scharrte Erde und Stroh darüber.
»Mach schnell, Hans, mach schnell« sagt der Herr »es schlägt gleich Eins, und dann müssen wir schon wieder im Sarge liegen.«
»Ich beeile mich ja, gnädiger Herr, ich beeile mich ja, ich komme schon; will nur schnell noch mal ins Haus springen und die Weiber noch ein bischen erschrecken.«
Damit ging Hans in das Haus, der Herr aber stellte sich vor die Thüre und wartete. Er wartet und wartet, doch endlich wird’s ihm zu lange, und er ruft hinein:
»Komm doch, Hans, länger können wir nicht bleiben, gleich wird es Eins schlagen!«
»Ich komme schon, gnädiger Herr, nur noch einen Augenblick; will die Leute nur noch ein bischen erschrecken. Da sind noch ein paar Schüsseln, die ich erst entzwei schlagen muss.«
Damit zerschlug und zerschmetterte Hans Schüsseln und Töpfe in der Küche und machte ein Geklapper und Getöse mit dem Kupfergeschirr, als wäre der jüngste Tag da. Und wieder ruft der Herr:
»Wenn du aber jetzt nicht kommst, Hans, so lasse ich dich da und gehe allein weg, denn es ist die höchste Zeit.«
Aber Hans wünschte sich ja durchaus nichts besseres, als von seinem Herrn verlassen zu werden, und so rief er denn wieder zurück:
»Ich komme schon, gnädiger Herr, ich komme schon!«
Wer aber nicht kam, war Hans, bis es auf einmal Eins schlug und der Herr in seiner Gruft verschwunden war.
Nun weckte Hans das ganze Haus auf, was keine grosse Mühe war, denn es hatte ja doch niemand geschlafen, und hierauf erzählte er der Reihe nach alles, so wie es sich zugetragen. Die gnädige Frau aber wartete gar nicht erst den Morgen ab, sondern ging gleich mit dem Gesinde in den Keller. Das Fass wurde mit viel Mühsal und Beschwerden von seiner Stelle geschoben und dann ein tiefes Loch gegraben, bis endlich der Topf Geldes zum Vorscheine kam, der nun sofort herausgehoben wurde, worauf die gnädige Frau gleich in aller Frühe den Waisen alles zurückgab, denn ihnen gehörte vor Gott der ganze Topf voll Geld. Hans jedoch bekam die hundert Gulden und noch ein Trinkgeld dazu.
Nachdem alles so geschehen war, trieb auch der gnädige Herr keinen Spuk mehr als Gespenst; nur den Hans besuchte er noch einmal und sprach zu ihm:
»Hans, Hans, du hast mich arg betrogen! Aber ich bin dir dennoch dankbar, mein wackerer Knecht, denn was du gethan hast, war zu meinem Besten; jetzt werde auch ich meine ewige Ruhe finden.«
Besonders die verwitwete gnädige Frau nahm sich den Kummer und Gram gar sehr zu Herzen, und so sagte sie einmal in der Küche:
»Ach, warum kann doch mein armer Mann selig keine Ruhe finden, dass auch wir endlich zum Frieden kämen. Aber eine Nacht um die andere das ganze Haus in solchen Schreck zu stürzen – -! Seit er tot ist, habe ich mich ja auch nicht einmal ordentlich ausschlafen können.«
»Hei, da wüsste ich schon Rat, wenn die gnädige Frau die Sache mir überlassen wollte,« sagte da der Kutscher, der alte Hans. »Ich müsste nur für ein paar Tage hundert Gulden haben und einen Sarg. Da würde ich mich hineinlegen, und dann liesse mich die gnädige Frau hinuntertragen in die Gruft und schön neben den gnädigen Herrn hinstellen: so wahr mich Gott selig habe! ich wollt‘ es schon herauskriegen, weswegen mein armer gnädiger Herr immer noch als Gespenst umgeht.«
Hans war ein alter Diener des Hauses, der mit dem Herrn zusammen aufgewachsen war und das Vertrauen der gnädigen Frau besass. So gab sie ihm denn die hundert Gulden und sagte ihm, dass er dieselben nur immerhin ganz behalten möge, wenn es ihm gelinge, aus dieser Not zu helfen. Auch den Sarg liess sie machen, wie er gewünscht.
Das Geld vergrub Hans im Stalle und legte sich in den Sarg, der dann zugemacht und neben den Herrn in die Gruft hinuntergetragen wurde.
Wie er ruhig da liegt, schlägt es auf einmal zwölf. Hans hört, wie der Sargdeckel des gnädigen Herrn aufspringt, da besinnt er sich nicht lange und wirft auch er den Deckel von seinem Sarge herunter; dann setzt sich der gnädige Herr auf, Hans ebenfalls; dann steigt der Herr aus dem Sarge heraus, und so thut auch Hans.
»Ja, wie kommst denn du daher, Hans?« fragt nun der Herr, denn sie standen sich jetzt gerade gegenüber.
»Gerade so, wie der gnädige Herr, unterthänigst zu dienen. Ich bin gestorben, und da hat man mich halt begraben.«
»Und wohin willst du denn jetzt?«
»Gerade dorthin, wohin der gnädige Herr, unterthänigst zu dienen.«
»Aber ich gehe hinauf ins Haus, denn ich habe dort noch etwas zu besorgen.«
»Das habe ich auch, gnädiger Herr, eben darum kann ich ja im Sarge keine Ruhe finden.«
»Aber was in aller Welt willst denn du zu besorgen haben, Hans?«
»Die Sache ist halt die, gnädiger Herr, dass ich, unterthänigst zu dienen, so ein kleines Sümmchen Geldes beisammen gehabt und das im Stalle vergraben habe, und da will ich nur mal nachsehen.«
»Na, ich habe auch so etwas vor, so wollen wir also miteinander gehen.«
Die beiden machten sich auf den Weg. Vor der Thüre der Gruft angelangt, schlüpft der Herr durch das Schlüsselloch und ruft hinter sich:
»So komm doch, Hans!«
»Ach, gnädiger Herr, ich kann nicht, das Schlüsselloch ist mir zu enge.«
Da legte der Herr nur seine Hand auf das Schloss, und dieses sprang auf. Hans kam nun hervor, aber der Herr schüttelte den Kopf und sagte:
»Hans, Hans, das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot!«
»Nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen und darum noch bei Fleisch.«
Wie sie über den Hof gehen, sagt der Herr:
»Lass uns zuerst in das Haus sehen und die Weiber erschrecken.«
Den Weg in die Küche nahm der Herr wieder durchs Schlüsselloch, aber dem Hans musste er eben auch hier wieder die Thüre öffnen, sonst hätte er nicht hereinkommen können.
»Hans, Hans,« sprach der Herr mit Kopfschütteln, »das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot.«
Aber Hans gab wieder nur zur Antwort:
»Nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen und darum noch bei Fleisch.«
Und nun wurden die Töpfe und Pfannen, Schüsseln und Löffel aus dem Schranke und von der Wand genommen und zur Erde geschmissen, dass es krachte! Das war ein Getöse, ein Rumor, dass nicht eine Seele im ganzen Hause schlafen konnte. Doch was der Herr zur Erde warf, blieb alles fein ganz und ging wieder von selbst zurück auf seinen Platz. Nicht so bei Hans, denn was der hingeworfen, das blieb denn auch in tausend Scherben liegen. Da schüttelte der Herr wieder mit dem Kopf.
»Hans, Hans, das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot!«
»Nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen und habe darum noch eine schwere Hand!«
Von hier gingen sie weiter in die Stube, wo sie wieder alles durcheinander warfen und Tische und Stühle umstürzten. Als nun die Hausbewohner vor lauter Entsetzen nicht mehr wussten, wo aus und wo ein, stiegen die beiden hinab in den Keller. Hier legte der Herr die Hand auf eins der Fässer, worauf dieses sich von seinem Platze forthob, darunter aber war ein grosser Topf voll Gold in die Erde vergraben.
»Ach, Hans!« seufzte der Herr, »siehst du, von da kommt all mein Leiden; auf diesem Gelde liegt ein Fluch, denn es ist »Waisengeld und unrecht Gut, und solange die Armen ihr Teil nicht wieder zurückbekommen, solange kann auch ich nicht Ruhe finden in meinem Sarg. Ach, und alles ist umsonst, denn von diesem Geld hier weiss kein Mensch.«
Hierauf winkte er, und der Topf Geldes versank wieder in die Erde; dann legte er die Hand auf das Fass, und dieses rollte wieder zurück auf seinen alten Platz.
»Nun lass uns mal nach deiner Sache sehen, Hans.«
Jetzt ging es in den Stall. Hans nahm ein Grabscheit und grub damit die hundert Gulden aus. Da schüttelte der Herr wieder mit dem Kopf.
»Hans, Hans, das will mir garnicht gefallen, du bist nicht tot; du brauchtest ja nur mit der Hand zu winken, und das Geld käme von selbst herauf.«
»Ich wäre nicht tot, gnädiger Herr? Na und ob ich tot bin! Ei freilich bin ich tot, ich bin bloss noch nicht abgelegen, und da weiss ich halt noch nicht recht, wie ich’s anstellen muss.«
Damit legte Hans das Geld wieder zurück und scharrte Erde und Stroh darüber.
»Mach schnell, Hans, mach schnell« sagt der Herr »es schlägt gleich Eins, und dann müssen wir schon wieder im Sarge liegen.«
»Ich beeile mich ja, gnädiger Herr, ich beeile mich ja, ich komme schon; will nur schnell noch mal ins Haus springen und die Weiber noch ein bischen erschrecken.«
Damit ging Hans in das Haus, der Herr aber stellte sich vor die Thüre und wartete. Er wartet und wartet, doch endlich wird’s ihm zu lange, und er ruft hinein:
»Komm doch, Hans, länger können wir nicht bleiben, gleich wird es Eins schlagen!«
»Ich komme schon, gnädiger Herr, nur noch einen Augenblick; will die Leute nur noch ein bischen erschrecken. Da sind noch ein paar Schüsseln, die ich erst entzwei schlagen muss.«
Damit zerschlug und zerschmetterte Hans Schüsseln und Töpfe in der Küche und machte ein Geklapper und Getöse mit dem Kupfergeschirr, als wäre der jüngste Tag da. Und wieder ruft der Herr:
»Wenn du aber jetzt nicht kommst, Hans, so lasse ich dich da und gehe allein weg, denn es ist die höchste Zeit.«
Aber Hans wünschte sich ja durchaus nichts besseres, als von seinem Herrn verlassen zu werden, und so rief er denn wieder zurück:
»Ich komme schon, gnädiger Herr, ich komme schon!«
Wer aber nicht kam, war Hans, bis es auf einmal Eins schlug und der Herr in seiner Gruft verschwunden war.
Nun weckte Hans das ganze Haus auf, was keine grosse Mühe war, denn es hatte ja doch niemand geschlafen, und hierauf erzählte er der Reihe nach alles, so wie es sich zugetragen. Die gnädige Frau aber wartete gar nicht erst den Morgen ab, sondern ging gleich mit dem Gesinde in den Keller. Das Fass wurde mit viel Mühsal und Beschwerden von seiner Stelle geschoben und dann ein tiefes Loch gegraben, bis endlich der Topf Geldes zum Vorscheine kam, der nun sofort herausgehoben wurde, worauf die gnädige Frau gleich in aller Frühe den Waisen alles zurückgab, denn ihnen gehörte vor Gott der ganze Topf voll Geld. Hans jedoch bekam die hundert Gulden und noch ein Trinkgeld dazu.
Nachdem alles so geschehen war, trieb auch der gnädige Herr keinen Spuk mehr als Gespenst; nur den Hans besuchte er noch einmal und sprach zu ihm:
»Hans, Hans, du hast mich arg betrogen! Aber ich bin dir dennoch dankbar, mein wackerer Knecht, denn was du gethan hast, war zu meinem Besten; jetzt werde auch ich meine ewige Ruhe finden.«
[Ungarn: Elisabet Sklarek: Ungarische Volksmärchen]