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Es war einmal ein recht armes Bäuerlein, das oft nicht wußte, wie es sich und seinem Weib den Hunger stillen sollte. Da ging es nun einmal in den Wald hinaus und klaubte Holz. Da stapfte ein großer fremder Mann daher, der hatte einen grünen Hut und eine lange Hahnenfeder darauf, und sein Gesicht schaute recht wild aus. »Du«, sagte er zum Bäuerlein, »ich weiß, daß du dich sehr hart durchschlagen mußt, und ich habe Mitleid mit dir. Wärst du nicht froh, wenn dir jemand helfen würde?«
»Ja, freilich wäre ich froh«, antwortete das Bäuerlein, »aber wer wird mir auch helfen können?«
»Oh, das kann ich ganz leicht«, versetzte der Fremde, »ich habe mir vorgenommen, dir zu helfen, und weil es mich nicht viel kostet, verlange ich auch nicht viel dafür. Schau, gib mir das, was du in deinem Haus nicht weißt, und dein Glück ist gemacht. Ist es dir so recht, dann schlag ein.«
Da dachte das Bäuerlein: Es kann gewiß nichts Kostbares sein, wenn ich es in meinem Haus nicht einmal weiß, und topp, schlug er ein.
»Heute nach vierzehn Jahren«, fuhr der Fremde fort, »mußt du mir das Versprochene auf diese Stelle bringen. Jetzt geh nur nach Hause und sei lustig; im Keller wirst du alles finden, was du nur wünschst.« Und mit diesen Worten war der unheimliche Mann verschwunden.
Der Bauer kümmerte sich jetzt nicht weiter um das Holz und eilte mit freudestrahlendem Gesicht heim, um seinem Weib das große Glück, das ihnen zuteil geworden war, zu verkünden. »Grete«, rief er schon unter der Tür, »Grete, geh nur gleich in den Keller und bring uns zu essen und zu trinken, was einem schmeckt, wenn man durch lange Zeit Hunger und Durst gehabt hat.«
Das Weib stutzte und meinte, Hans sei närrisch geworden, ging aber doch aus Neugierde in den Keller hinab. Und siehe, alles war im Überfluß vorhanden, wie man es sonst nur bei steinreichen Leuten findet. Ganze Kisten voll Geld standen herum, und der Duft der herrlichsten Speisen stieg ihr in die Nase.
Neben den vollen Schüsseln sah sie große Flaschen voll funkelnden Weines, und in großen Truhen waren die schönsten Kleider aufgehäuft. Grete sah nun wohl, daß ihr Mann vernünftig und wahr geredet hatte.
Sie nahm ein paar Schüsseln und etliche Flaschen mit sich und ging damit hinauf zu ihrem Mann. Dann setzten sich beide zu Tisch und aßen und tranken und ließen es sich wohl sein.
Als der ärgste Hunger gestillt war, fingen sie wieder an zu plaudern, und Grete sagte: »Aber, lieber Mann, wie ist denn das zugegangen, daß auf einmal der Keller voller Zeug und Sachen ist? Da muß doch etwas anderes dahinter sein?«
»Gelt«, antwortete Hans, »jetzt sind wir reiche und vornehme Leute, brauchen uns nicht mehr zu schinden und zu plagen, und die Vögel fliegen uns gebraten ins Maul. Und sieh, wie wohlfeil wir zu all dem Glück gelangt sind: Wir haben keine andere Verpflichtung als das, was ich nicht weiß, in vierzehn Jahren herzugeben.« Und dann erzählte er ihr den ganzen Hergang im Wald mit jenem fremden Mann.
Als das Weib das hörte, wurde es ganz traurig und sagte: »Oh, wie unbesonnen hast du gehandelt! Was für ein Unheil hast du über uns gebracht. Das Kind, das wir bekommen werden, hast du verkauft.«
Da wurde auch der Mann traurig und niedergeschlagen, und von der Stunde an sah man keines von beiden jemals wieder fröhlich.
Als das Kind auf die Welt kam, war es ein wunderschönes Knäblein, aber auf der Stirne hatte es schon ein Zeichen. Die Mutter konnte es nie anders als unter Tränen ansehen, und wenn der Vater den schönen Knaben erblickte und an sein künftiges Schicksal dachte, so mußte er allemal weinen.
Als der Knabe etwas älter war und reden konnte, fragte er die Mutter oft, warum sie so traurig sei. Sie sagte ihm aber nie den Grund, sondern erwiderte ihm immer nur: »Du wirst es zeitig genug erfahren.«
Die unglücklichen Leute genossen wenig von ihrem Reichtum und dachten nimmer an Geld und Gut, sondern nur an die vierzehn Jahre. Statt des Geldes zählten sie Jahre und Stunden, und ehe sie sich versahen, war das vierzehnte Jahr vorüber. Da nahm nun die Mutter laut weinend Abschied von ihrem Kind, segnete es, und der Vater machte sich trauernd mit dem Knaben auf den Weg in den Wald.
Als sie sich an der Stelle befanden, wo der Tausch geschehen war, stapfte schon der Mann daher mit dem grünen Hut und der langen Hahnensichel drauf. »Sehen wir uns wieder!« rief er schon von weitem. »Nun, das ist recht, daß du dein Versprechen hältst. Wärst du nicht gekommen, hätte ich zwar auch nichts machen können, aber so ist es besser. Der Kleine soll es gut haben bei mir; zu arbeiten gibt es wenig, und zu essen und zu trinken bekommt er vollauf.«
Mit diesen Worten nahm er den Knaben zu sich und führte ihn fort. Der Vater sah ihnen betrübt nach und ging dann betrübt und traurig nach Hause.
Der Fremde war ein Schwarzkünstler und führte den Knaben auf einem fast unentdeckbaren Pfad durch den grünen Wald, bis sie nach langer Zeit zu einem Schloß kamen, in dem der Zauberer wohnte. Vor dem Schloß waren eine Lache und ein Stall, und in dem Stall waren eine Löwin und ein Schimmel. Der Schwarzkünstler wandte sich zum Knaben und sagte: »Du darfst in meinem Schloß alles gebrauchen, was du willst, darfst essen und trinken, was du willstt, darfst Kleider anlegen, die du willst, nur darfst du mir ja nicht in die Lache tauchen und mußt mir die Löwin und den Schimmel pflegen. Der Löwin gibst du das, was du selbst ißt, dem Schimmel aber nichts anderes als trockenes Heu. Ich werde nun auf eine Zeitlang fortreisen, und wenn du dich brav hältst und tust, wie ich gesagt habe, so wird es dir gutgehen, sonst ist es um dich geschehen.«
Der Zauberer ging fort, und der Knabe tat alles, wie es ihm befohlen war: der Löwin gab er, was er aß, dem Schimmel trockenes Heu, und er ging nie zu nahe an die Lache. Als der Mann wieder zurückkam und sah, wie die Löwin fett und der Schimmel mager geworden war, da lobte er den Knaben und sagte, er solle nur so fortfahren, und dann ging er wieder fort. Wie nun der Bursche wieder einmal in den Stall ging, fing der Schimmel an zu reden und sagte: »Warum gibst du denn mir schlechtes Futter und der Löwin das, was du ißt? Versuch es einmal und gib mir das, was du der Löwin gibst, und der Löwin trockenes Heu, daß sie mager wird und ich fett. Fürchte deinen Herrn nicht, tu, was ich dir sage, tunke deine Finger in die Lache vor dem Stall und sei unbesorgt.«
Dem Knaben kam es seltsam vor, daß das Roß auf einmal reden konnte. Ja, versuchen kann ich es wohl einmal, dachte er. Es wird etwa doch nicht gar so gefehlt sein. Er gab nun dem Schimmel das, was er selbst aß, und bald war dieser fett; die Löwin hingegen war bald ganz abgemagert, weil sie nichts als trockenes Heu bekam. Einmal ging er auch zur Lache, tauchte den Finger ein, und wie er das getan hatte, siehe, da zog er ihn ganz golden heraus. Er mochte reiben und schaben, wie er wollte, das Gold blieb haften. Da war er nun voll Angst und Sorge und band sich das Fingerlein ein, als hätte er sich beschädigt. Nicht lange darauf kam der Zauberer, und ab er die magere Löwin und den fetten Schimmel und das eingebundene Fingerchen sah, da wußte er gleich alles, was geschehen war, und fuhr den Knaben zornig an: »Warum hast du mir nicht gefolgt? Hättest du das vorige Mal deine Pflicht nicht fleißig erfüllt, so würdest du jetzt nicht mehr lange leben. Dieses Mal will ich noch nachsichtig sein, doch wenn du in Zukunft dich nicht ordentlich hältst, so bist du des Todes.«
Bald ging der Zauberer wieder fort, und der Knabe tat ganz nach dessen Vorschrift, so daß die Löwin fett und der Schimmel mager wurde. Da hob der Schimmel wieder einmal zu reden an und sprach: »Gib mir wieder das, was du ißt, und der Löwin trockenes Heu, und tauche deinen Kopf in die Lache! Fürchte den Zauberer nicht! Wenn er zurückkommt, so nimm den Sack hinter dem Tennentor und setz dich auf mich, ich werde dich forttragen. Der Mann wird uns wütend nacheilen, aber wenn du meinst, er faßt dich, so schlage den Sack über die Schultern zurück, und er kann dir nicht mehr schaden.«
Der Knabe traute den Worten des Schimmels und gehorchte ihm. Er gab der Löwin trockenes Heu und dem Schimmel, was er selbst aß, und tauchte den Kopf in die Lache. Und als er den Kopf aus der Lache zog, siehe, da rollten Locken über sein Haupt herab, die waren von hellem Gold! Während er aber erfreut um sich blickte, sah er den Zauberer von weitem daherkommen mit lautem Schelten und Toben. Er gedachte der Worte des Schimmels, lief sogleich hinter das Tennentor und holte den Sack. Dann sprang er in den Stall und schwang sich auf den Schimmel. Dieser flog eiligst zur Stalltür hinaus, und im vollen Galopp ging’s dann über Stock und Stein durch des Waldes Dickicht. Der wilde Mann war bald hinterher und wollte den Reiter ergreifen, aber da schlug dieser gleich den Sack über die Schultern, und der Zauberer mußte zurückfliehen.
Das Roß und sein Reiter legten in kurzer Zeit einen langen Weg zurück und kamen in einen Wald, wo sie einen Stall antrafen. Da sagte der Schimmel: »Ich werde hier in diesem Stall bleiben; du gehst den Berg da hinauf und wirst zu einem Königsschloß kommen. Dort versuche als Küchenjunge aufgenommen zu werden; man wird dich gewiß nicht abweisen. Aber laß ja deine goldenen Locken nicht sehen, bevor ich es dir erlaube. Wenn dir aber etwas zustößt, wo guter Rat teuer ist, so komm nur zu mir herab, ich werde dir schon helfen.«
Da ging der Knabe den Berg hinauf und kam zu dem Schloß und wurde als Küchenjunge angestellt. Es ging ihm droben ganz gut, und man hatte ihn gern, weil er so schön war. Die goldenen Locken ließ er aber nie sichtbar werden und verbarg sie mit der größten Sorgfalt. Auf dem Schloß wohnte ein König, der hatte wunderschöne Töchter. Da geschah es einmal, daß die älteste Hochzeit hielt, und man fragte den Küchenjungen, der nun ein hübscher Jüngling geworden war, ob er sich das Kochen des Hochzeitsessens zutraue. Er sagte, versuchen wolle er es schon einmal, ging dann zum Schimmel hinab und fragte, wie er es anstellen sollte. Der Schimmel zeigte ihm ein Pulver und sagte: »Nimm dies und schütte es eine Stunde vor der Mahlzeit in heißes Wasser, dann werden zeitgerecht nacheinander die besten Speisen erscheinen.«
Der Junge nahm das Pulver mit sich in das Schloß und traf weiter gar keine Vorbereitungen zum Mahl. Alle lachten oder ärgerten sich über seine Fahrlässigkeit, und jedermann meinte: »Das wird etwas Sauberes werden von einem Hochzeitsschmaus.«
Aber er ließ sie sagen, was sie wollten, und kümmerte sich um niemand. Eine Stunde bevor das Mahl beginnen sollte machte er Wasser heiß und schüttete sein Pulver hinein. Wie nun die Essenszeit kam, siehe, da stiegen nacheinander die herrlichsten Speisen aus dem Wasser hervor, und alle, die sie kosteten, sagten, sie hätten ihr Lebtag nichts Besseres in den Mund gebracht.
Der König war über die Maßen zufrieden und befahl, die letzten drei Speisen solle der Koch selbst auftragen. Allein dieser wollte nicht folgen, bis er endlich, weil man durchaus nicht nachgab, die letzte Speise selbst auf den Tisch brachte. Er nahm jedoch selbst im Speisesaal die Mütze nicht vom Kopf. Da wurde er aufgefordert, wenigstens aus Ehrfurcht vor dem König sein Haupt zu entblößen, wenn er es schon der übrigen Gäste wegen nicht tun wollte. Er weigerte sich aber durchaus, und da man drohte, ihm mit Gewalt die Kappe herabzureißen, sagte er: »Wenn ich euch sage, wie mein Kopf aussieht, so werdet ihr froh sein, daß er bedeckt ist, denn ich bin grindig.«
Auf dieses Wort stoben die Gäste auseinander, als ob ein Sturm dreingefahren wäre. Der Küchenjunge wurde augenblicklich verjagt und ging wieder hinab zu seinem Schimmel. Diesem erzählte er alles und fragte ihn, was jetzt zu machen sei. Der Schimmel sagte: »Geh nur wieder in das Schloß hinauf und schau, daß man dich als Gärtner anstellt.«
Zugleich wies er ihm einen Samen an, den er ausstreuen solle; daraus würden dann die schönsten Blumen hervorsprießen, sobald er deren bedürfe. Der Jüngling gehorchte, ging auf das Schloß und wurde als Untergärtner angestellt, da man gerade einen brauchte. Er säte den Samen aus und tat redlich seine Pflicht; aber jedermann scheute den vermeintlichen Grindkopf und wich ihm aus.
Als er einmal Bäume putzte, da geschah es, daß ihm ein Ast die Mütze etwas in die Höhe streifte und dadurch die goldenen Locken sichtbar machte. Dabei hatte ihn die jüngste Königstochter beobachtet, und weil er auch sonst ein hübscher Bursche war, gewann sie ihn sogleich lieb. Auch er schaute nicht ungern auf die Prinzessin und hatte immer seine herzliche Freude, wenn sie durch den Garten ging und Pflanzen und Bäume anschaute. So ging es lange Zeit fort.
Da hielt einmal die zweite Tochter Hochzeit, und jeder Gärtner mußte einen Blumenstrauß bringen. Auf das Verlangen des Untergärtners schossen aus dem Beet, in das er den wunderbaren Samen gesät hatte, sogleich die herrlichsten Blumen empor, die er zu einem wunderschönen Strauß band. Sein Strauß war weit schöner als alle übrigen, aber dessenungeachtet wollte ihm die Blumen niemand abnehmen, bis auf die jüngste Prinzessin, welche sogleich danach griff. Sie bog die Blumen etwas auseinander – da sah sie drinnen helles Gold blinken, und wie sie ein wenig schüttelte, rollten eine Menge Goldstücke auf den Boden. Da erstaunten alle im ganzen Saal, und jeder hätte gern den kostbaren Strauß gehabt. Der Untergärtner blieb aber dennoch verachtet und hieß nur der Grindkopf.
Die Königstochter und der Untergärtner versuchten von jetzt an oft beisammenzusein und hatten sich von Tag zu Tag lieber. Dem König blieb alles verborgen, bis endlich die Prinzessin sich den Mut nahm, dem Vater zu eröffnen, daß sie den Untergärtner gern habe und zum Gemahl möchte; von seinen vergoldeten Locken aber sagte sie nichts, weil es ihr verboten war. Da war der König sehr zornig, daß seine Tochter einen Grindkopf gern habe, und schalt und schmähte sie. Weil aber die Tochter auf ihrer Liebe bestand und ihn bat, er möchte ihr den Gärtner zum Gemahl geben, da sprach er: »Nun, so tue, wie du willst, du eigensinniges Ding, und nimm ihn zum Mann. Jedoch wird keine Hochzeit gefeiert werden, und ihr müßt, wenn ihr euch geheiratet habt, im Hennenhaus wohnen.«
Die Tochter ging mit diesem Bescheid zum Untergärtner. Sie heirateten einander, bezogen das Hennenhaus und hatten sich lieb. So lebten sie lange Zeit recht vergnügt und glücklich, und die Tage vergingen ihnen wie Sekunden.
Da geschah es einmal, daß der König einen Krieg führen mußte. Alle seine Kriegsmannen rückten ins Feld, nur den Untergärtner wollte man nicht mitziehen lassen. Da ging dieser zum Schimmel hinab und fragte, was er tun solle. Der Schimmel gab ihm eine Rüstung und ein Schwert und sagte: »Zieh nur ins Feld! Man wird dich in dieser Rüstung gewiß nicht erkennen. Das Schwert ist gut, und auf jeden Streich, den du damit tust, wird ein Mann fallen. Wenn der Krieg aus ist, dann bring mir alles wieder zurück!«
Der Gärtner war darüber voll Freude, nahm noch von seiner Gemahlin Abschied und rückte dann in den Krieg. Niemand vermutete unter dem schönsten aller Ritter den Grindkopf. Wie es nun zum Kampf kam, tat dieser Wunder der Tapferkeit, und der Sieg war beinahe ihm allein zu verdanken. Das sahen zwei Ritter mit neidischen Augen und wollten selbst als Urheber des Sieges gelten. Sie wollten ihn töten und schossen nach ihm, trafen ihn jedoch nur an einem Fuß. Die Diener des Königs eilten sogleich herbei und verbanden die Wunde mit Binden, die mit dem Namen des Königs bezeichnet waren. Die Wunde gab dem schönen Ritter nicht viel zu schaffen, und er eilte schnell zum Schimmel und stellte ihm Rüstung und Schwert zurück. Der Schimmel sagte ihm, jetzt dürfe er gelegentlich die goldenen Locken sehen lassen.
Der Untergärtner kehrte nun in das Schloß zurück und ging in das Hennenhaus.
Der König ließ eifrigst nach dem Ritter fragen, dem seine Diener die Wunde verbunden hatten. Da trat der Grindkopf vor ihn und sagte: »Der Ritter, den du verlangst, bin ich gewesen.«
Der König wollte dies nicht glauben, bis ihm der Grindkopf die Binde zeigte, worauf sein Name gezeichnet war, und zugleich die Mütze vom Haupt zog, so daß die reichen goldenen Locken sichtbar wurden.
Obwohl ihn der König anfangs schalt, daß er sich ihm nicht früher anvertraut hatte, war er doch über die Maßen erfreut, daß der tapfere Ritter mit den schönen goldenen Locken sein Schwiegersohn war, und veranstaltete eine gar prächtige Hochzeit.
Und wie die Gäste beisammensaßen und guter Dinge waren, da trat die Mutter des Grindkopfs, schön gekleidet, in den Saal. Sie war vom Schwarzkünstler, der sie noch vor ihrem Knaben in den Wald gebracht hatte, in den Schimmel verwandelt worden und war nun durch ihr Kind erlöst. Mutter und Sohn, König und Prinzessin lebten nun lange Zeit glücklich beisammen, und nach dem Tod des Königs erhielt der Grindkopf die Krone und herrschte milde und gerecht, bis auch er starb.
»Ja, freilich wäre ich froh«, antwortete das Bäuerlein, »aber wer wird mir auch helfen können?«
»Oh, das kann ich ganz leicht«, versetzte der Fremde, »ich habe mir vorgenommen, dir zu helfen, und weil es mich nicht viel kostet, verlange ich auch nicht viel dafür. Schau, gib mir das, was du in deinem Haus nicht weißt, und dein Glück ist gemacht. Ist es dir so recht, dann schlag ein.«
Da dachte das Bäuerlein: Es kann gewiß nichts Kostbares sein, wenn ich es in meinem Haus nicht einmal weiß, und topp, schlug er ein.
»Heute nach vierzehn Jahren«, fuhr der Fremde fort, »mußt du mir das Versprochene auf diese Stelle bringen. Jetzt geh nur nach Hause und sei lustig; im Keller wirst du alles finden, was du nur wünschst.« Und mit diesen Worten war der unheimliche Mann verschwunden.
Der Bauer kümmerte sich jetzt nicht weiter um das Holz und eilte mit freudestrahlendem Gesicht heim, um seinem Weib das große Glück, das ihnen zuteil geworden war, zu verkünden. »Grete«, rief er schon unter der Tür, »Grete, geh nur gleich in den Keller und bring uns zu essen und zu trinken, was einem schmeckt, wenn man durch lange Zeit Hunger und Durst gehabt hat.«
Das Weib stutzte und meinte, Hans sei närrisch geworden, ging aber doch aus Neugierde in den Keller hinab. Und siehe, alles war im Überfluß vorhanden, wie man es sonst nur bei steinreichen Leuten findet. Ganze Kisten voll Geld standen herum, und der Duft der herrlichsten Speisen stieg ihr in die Nase.
Neben den vollen Schüsseln sah sie große Flaschen voll funkelnden Weines, und in großen Truhen waren die schönsten Kleider aufgehäuft. Grete sah nun wohl, daß ihr Mann vernünftig und wahr geredet hatte.
Sie nahm ein paar Schüsseln und etliche Flaschen mit sich und ging damit hinauf zu ihrem Mann. Dann setzten sich beide zu Tisch und aßen und tranken und ließen es sich wohl sein.
Als der ärgste Hunger gestillt war, fingen sie wieder an zu plaudern, und Grete sagte: »Aber, lieber Mann, wie ist denn das zugegangen, daß auf einmal der Keller voller Zeug und Sachen ist? Da muß doch etwas anderes dahinter sein?«
»Gelt«, antwortete Hans, »jetzt sind wir reiche und vornehme Leute, brauchen uns nicht mehr zu schinden und zu plagen, und die Vögel fliegen uns gebraten ins Maul. Und sieh, wie wohlfeil wir zu all dem Glück gelangt sind: Wir haben keine andere Verpflichtung als das, was ich nicht weiß, in vierzehn Jahren herzugeben.« Und dann erzählte er ihr den ganzen Hergang im Wald mit jenem fremden Mann.
Als das Weib das hörte, wurde es ganz traurig und sagte: »Oh, wie unbesonnen hast du gehandelt! Was für ein Unheil hast du über uns gebracht. Das Kind, das wir bekommen werden, hast du verkauft.«
Da wurde auch der Mann traurig und niedergeschlagen, und von der Stunde an sah man keines von beiden jemals wieder fröhlich.
Als das Kind auf die Welt kam, war es ein wunderschönes Knäblein, aber auf der Stirne hatte es schon ein Zeichen. Die Mutter konnte es nie anders als unter Tränen ansehen, und wenn der Vater den schönen Knaben erblickte und an sein künftiges Schicksal dachte, so mußte er allemal weinen.
Als der Knabe etwas älter war und reden konnte, fragte er die Mutter oft, warum sie so traurig sei. Sie sagte ihm aber nie den Grund, sondern erwiderte ihm immer nur: »Du wirst es zeitig genug erfahren.«
Die unglücklichen Leute genossen wenig von ihrem Reichtum und dachten nimmer an Geld und Gut, sondern nur an die vierzehn Jahre. Statt des Geldes zählten sie Jahre und Stunden, und ehe sie sich versahen, war das vierzehnte Jahr vorüber. Da nahm nun die Mutter laut weinend Abschied von ihrem Kind, segnete es, und der Vater machte sich trauernd mit dem Knaben auf den Weg in den Wald.
Als sie sich an der Stelle befanden, wo der Tausch geschehen war, stapfte schon der Mann daher mit dem grünen Hut und der langen Hahnensichel drauf. »Sehen wir uns wieder!« rief er schon von weitem. »Nun, das ist recht, daß du dein Versprechen hältst. Wärst du nicht gekommen, hätte ich zwar auch nichts machen können, aber so ist es besser. Der Kleine soll es gut haben bei mir; zu arbeiten gibt es wenig, und zu essen und zu trinken bekommt er vollauf.«
Mit diesen Worten nahm er den Knaben zu sich und führte ihn fort. Der Vater sah ihnen betrübt nach und ging dann betrübt und traurig nach Hause.
Der Fremde war ein Schwarzkünstler und führte den Knaben auf einem fast unentdeckbaren Pfad durch den grünen Wald, bis sie nach langer Zeit zu einem Schloß kamen, in dem der Zauberer wohnte. Vor dem Schloß waren eine Lache und ein Stall, und in dem Stall waren eine Löwin und ein Schimmel. Der Schwarzkünstler wandte sich zum Knaben und sagte: »Du darfst in meinem Schloß alles gebrauchen, was du willst, darfst essen und trinken, was du willstt, darfst Kleider anlegen, die du willst, nur darfst du mir ja nicht in die Lache tauchen und mußt mir die Löwin und den Schimmel pflegen. Der Löwin gibst du das, was du selbst ißt, dem Schimmel aber nichts anderes als trockenes Heu. Ich werde nun auf eine Zeitlang fortreisen, und wenn du dich brav hältst und tust, wie ich gesagt habe, so wird es dir gutgehen, sonst ist es um dich geschehen.«
Der Zauberer ging fort, und der Knabe tat alles, wie es ihm befohlen war: der Löwin gab er, was er aß, dem Schimmel trockenes Heu, und er ging nie zu nahe an die Lache. Als der Mann wieder zurückkam und sah, wie die Löwin fett und der Schimmel mager geworden war, da lobte er den Knaben und sagte, er solle nur so fortfahren, und dann ging er wieder fort. Wie nun der Bursche wieder einmal in den Stall ging, fing der Schimmel an zu reden und sagte: »Warum gibst du denn mir schlechtes Futter und der Löwin das, was du ißt? Versuch es einmal und gib mir das, was du der Löwin gibst, und der Löwin trockenes Heu, daß sie mager wird und ich fett. Fürchte deinen Herrn nicht, tu, was ich dir sage, tunke deine Finger in die Lache vor dem Stall und sei unbesorgt.«
Dem Knaben kam es seltsam vor, daß das Roß auf einmal reden konnte. Ja, versuchen kann ich es wohl einmal, dachte er. Es wird etwa doch nicht gar so gefehlt sein. Er gab nun dem Schimmel das, was er selbst aß, und bald war dieser fett; die Löwin hingegen war bald ganz abgemagert, weil sie nichts als trockenes Heu bekam. Einmal ging er auch zur Lache, tauchte den Finger ein, und wie er das getan hatte, siehe, da zog er ihn ganz golden heraus. Er mochte reiben und schaben, wie er wollte, das Gold blieb haften. Da war er nun voll Angst und Sorge und band sich das Fingerlein ein, als hätte er sich beschädigt. Nicht lange darauf kam der Zauberer, und ab er die magere Löwin und den fetten Schimmel und das eingebundene Fingerchen sah, da wußte er gleich alles, was geschehen war, und fuhr den Knaben zornig an: »Warum hast du mir nicht gefolgt? Hättest du das vorige Mal deine Pflicht nicht fleißig erfüllt, so würdest du jetzt nicht mehr lange leben. Dieses Mal will ich noch nachsichtig sein, doch wenn du in Zukunft dich nicht ordentlich hältst, so bist du des Todes.«
Bald ging der Zauberer wieder fort, und der Knabe tat ganz nach dessen Vorschrift, so daß die Löwin fett und der Schimmel mager wurde. Da hob der Schimmel wieder einmal zu reden an und sprach: »Gib mir wieder das, was du ißt, und der Löwin trockenes Heu, und tauche deinen Kopf in die Lache! Fürchte den Zauberer nicht! Wenn er zurückkommt, so nimm den Sack hinter dem Tennentor und setz dich auf mich, ich werde dich forttragen. Der Mann wird uns wütend nacheilen, aber wenn du meinst, er faßt dich, so schlage den Sack über die Schultern zurück, und er kann dir nicht mehr schaden.«
Der Knabe traute den Worten des Schimmels und gehorchte ihm. Er gab der Löwin trockenes Heu und dem Schimmel, was er selbst aß, und tauchte den Kopf in die Lache. Und als er den Kopf aus der Lache zog, siehe, da rollten Locken über sein Haupt herab, die waren von hellem Gold! Während er aber erfreut um sich blickte, sah er den Zauberer von weitem daherkommen mit lautem Schelten und Toben. Er gedachte der Worte des Schimmels, lief sogleich hinter das Tennentor und holte den Sack. Dann sprang er in den Stall und schwang sich auf den Schimmel. Dieser flog eiligst zur Stalltür hinaus, und im vollen Galopp ging’s dann über Stock und Stein durch des Waldes Dickicht. Der wilde Mann war bald hinterher und wollte den Reiter ergreifen, aber da schlug dieser gleich den Sack über die Schultern, und der Zauberer mußte zurückfliehen.
Das Roß und sein Reiter legten in kurzer Zeit einen langen Weg zurück und kamen in einen Wald, wo sie einen Stall antrafen. Da sagte der Schimmel: »Ich werde hier in diesem Stall bleiben; du gehst den Berg da hinauf und wirst zu einem Königsschloß kommen. Dort versuche als Küchenjunge aufgenommen zu werden; man wird dich gewiß nicht abweisen. Aber laß ja deine goldenen Locken nicht sehen, bevor ich es dir erlaube. Wenn dir aber etwas zustößt, wo guter Rat teuer ist, so komm nur zu mir herab, ich werde dir schon helfen.«
Da ging der Knabe den Berg hinauf und kam zu dem Schloß und wurde als Küchenjunge angestellt. Es ging ihm droben ganz gut, und man hatte ihn gern, weil er so schön war. Die goldenen Locken ließ er aber nie sichtbar werden und verbarg sie mit der größten Sorgfalt. Auf dem Schloß wohnte ein König, der hatte wunderschöne Töchter. Da geschah es einmal, daß die älteste Hochzeit hielt, und man fragte den Küchenjungen, der nun ein hübscher Jüngling geworden war, ob er sich das Kochen des Hochzeitsessens zutraue. Er sagte, versuchen wolle er es schon einmal, ging dann zum Schimmel hinab und fragte, wie er es anstellen sollte. Der Schimmel zeigte ihm ein Pulver und sagte: »Nimm dies und schütte es eine Stunde vor der Mahlzeit in heißes Wasser, dann werden zeitgerecht nacheinander die besten Speisen erscheinen.«
Der Junge nahm das Pulver mit sich in das Schloß und traf weiter gar keine Vorbereitungen zum Mahl. Alle lachten oder ärgerten sich über seine Fahrlässigkeit, und jedermann meinte: »Das wird etwas Sauberes werden von einem Hochzeitsschmaus.«
Aber er ließ sie sagen, was sie wollten, und kümmerte sich um niemand. Eine Stunde bevor das Mahl beginnen sollte machte er Wasser heiß und schüttete sein Pulver hinein. Wie nun die Essenszeit kam, siehe, da stiegen nacheinander die herrlichsten Speisen aus dem Wasser hervor, und alle, die sie kosteten, sagten, sie hätten ihr Lebtag nichts Besseres in den Mund gebracht.
Der König war über die Maßen zufrieden und befahl, die letzten drei Speisen solle der Koch selbst auftragen. Allein dieser wollte nicht folgen, bis er endlich, weil man durchaus nicht nachgab, die letzte Speise selbst auf den Tisch brachte. Er nahm jedoch selbst im Speisesaal die Mütze nicht vom Kopf. Da wurde er aufgefordert, wenigstens aus Ehrfurcht vor dem König sein Haupt zu entblößen, wenn er es schon der übrigen Gäste wegen nicht tun wollte. Er weigerte sich aber durchaus, und da man drohte, ihm mit Gewalt die Kappe herabzureißen, sagte er: »Wenn ich euch sage, wie mein Kopf aussieht, so werdet ihr froh sein, daß er bedeckt ist, denn ich bin grindig.«
Auf dieses Wort stoben die Gäste auseinander, als ob ein Sturm dreingefahren wäre. Der Küchenjunge wurde augenblicklich verjagt und ging wieder hinab zu seinem Schimmel. Diesem erzählte er alles und fragte ihn, was jetzt zu machen sei. Der Schimmel sagte: »Geh nur wieder in das Schloß hinauf und schau, daß man dich als Gärtner anstellt.«
Zugleich wies er ihm einen Samen an, den er ausstreuen solle; daraus würden dann die schönsten Blumen hervorsprießen, sobald er deren bedürfe. Der Jüngling gehorchte, ging auf das Schloß und wurde als Untergärtner angestellt, da man gerade einen brauchte. Er säte den Samen aus und tat redlich seine Pflicht; aber jedermann scheute den vermeintlichen Grindkopf und wich ihm aus.
Als er einmal Bäume putzte, da geschah es, daß ihm ein Ast die Mütze etwas in die Höhe streifte und dadurch die goldenen Locken sichtbar machte. Dabei hatte ihn die jüngste Königstochter beobachtet, und weil er auch sonst ein hübscher Bursche war, gewann sie ihn sogleich lieb. Auch er schaute nicht ungern auf die Prinzessin und hatte immer seine herzliche Freude, wenn sie durch den Garten ging und Pflanzen und Bäume anschaute. So ging es lange Zeit fort.
Da hielt einmal die zweite Tochter Hochzeit, und jeder Gärtner mußte einen Blumenstrauß bringen. Auf das Verlangen des Untergärtners schossen aus dem Beet, in das er den wunderbaren Samen gesät hatte, sogleich die herrlichsten Blumen empor, die er zu einem wunderschönen Strauß band. Sein Strauß war weit schöner als alle übrigen, aber dessenungeachtet wollte ihm die Blumen niemand abnehmen, bis auf die jüngste Prinzessin, welche sogleich danach griff. Sie bog die Blumen etwas auseinander – da sah sie drinnen helles Gold blinken, und wie sie ein wenig schüttelte, rollten eine Menge Goldstücke auf den Boden. Da erstaunten alle im ganzen Saal, und jeder hätte gern den kostbaren Strauß gehabt. Der Untergärtner blieb aber dennoch verachtet und hieß nur der Grindkopf.
Die Königstochter und der Untergärtner versuchten von jetzt an oft beisammenzusein und hatten sich von Tag zu Tag lieber. Dem König blieb alles verborgen, bis endlich die Prinzessin sich den Mut nahm, dem Vater zu eröffnen, daß sie den Untergärtner gern habe und zum Gemahl möchte; von seinen vergoldeten Locken aber sagte sie nichts, weil es ihr verboten war. Da war der König sehr zornig, daß seine Tochter einen Grindkopf gern habe, und schalt und schmähte sie. Weil aber die Tochter auf ihrer Liebe bestand und ihn bat, er möchte ihr den Gärtner zum Gemahl geben, da sprach er: »Nun, so tue, wie du willst, du eigensinniges Ding, und nimm ihn zum Mann. Jedoch wird keine Hochzeit gefeiert werden, und ihr müßt, wenn ihr euch geheiratet habt, im Hennenhaus wohnen.«
Die Tochter ging mit diesem Bescheid zum Untergärtner. Sie heirateten einander, bezogen das Hennenhaus und hatten sich lieb. So lebten sie lange Zeit recht vergnügt und glücklich, und die Tage vergingen ihnen wie Sekunden.
Da geschah es einmal, daß der König einen Krieg führen mußte. Alle seine Kriegsmannen rückten ins Feld, nur den Untergärtner wollte man nicht mitziehen lassen. Da ging dieser zum Schimmel hinab und fragte, was er tun solle. Der Schimmel gab ihm eine Rüstung und ein Schwert und sagte: »Zieh nur ins Feld! Man wird dich in dieser Rüstung gewiß nicht erkennen. Das Schwert ist gut, und auf jeden Streich, den du damit tust, wird ein Mann fallen. Wenn der Krieg aus ist, dann bring mir alles wieder zurück!«
Der Gärtner war darüber voll Freude, nahm noch von seiner Gemahlin Abschied und rückte dann in den Krieg. Niemand vermutete unter dem schönsten aller Ritter den Grindkopf. Wie es nun zum Kampf kam, tat dieser Wunder der Tapferkeit, und der Sieg war beinahe ihm allein zu verdanken. Das sahen zwei Ritter mit neidischen Augen und wollten selbst als Urheber des Sieges gelten. Sie wollten ihn töten und schossen nach ihm, trafen ihn jedoch nur an einem Fuß. Die Diener des Königs eilten sogleich herbei und verbanden die Wunde mit Binden, die mit dem Namen des Königs bezeichnet waren. Die Wunde gab dem schönen Ritter nicht viel zu schaffen, und er eilte schnell zum Schimmel und stellte ihm Rüstung und Schwert zurück. Der Schimmel sagte ihm, jetzt dürfe er gelegentlich die goldenen Locken sehen lassen.
Der Untergärtner kehrte nun in das Schloß zurück und ging in das Hennenhaus.
Der König ließ eifrigst nach dem Ritter fragen, dem seine Diener die Wunde verbunden hatten. Da trat der Grindkopf vor ihn und sagte: »Der Ritter, den du verlangst, bin ich gewesen.«
Der König wollte dies nicht glauben, bis ihm der Grindkopf die Binde zeigte, worauf sein Name gezeichnet war, und zugleich die Mütze vom Haupt zog, so daß die reichen goldenen Locken sichtbar wurden.
Obwohl ihn der König anfangs schalt, daß er sich ihm nicht früher anvertraut hatte, war er doch über die Maßen erfreut, daß der tapfere Ritter mit den schönen goldenen Locken sein Schwiegersohn war, und veranstaltete eine gar prächtige Hochzeit.
Und wie die Gäste beisammensaßen und guter Dinge waren, da trat die Mutter des Grindkopfs, schön gekleidet, in den Saal. Sie war vom Schwarzkünstler, der sie noch vor ihrem Knaben in den Wald gebracht hatte, in den Schimmel verwandelt worden und war nun durch ihr Kind erlöst. Mutter und Sohn, König und Prinzessin lebten nun lange Zeit glücklich beisammen, und nach dem Tod des Königs erhielt der Grindkopf die Krone und herrschte milde und gerecht, bis auch er starb.
Dann hab‘ ich ein Eiszapf’n angezund’n,
Dann ist er abgloschen,
Dann bin ich auf und davon gloffen.
(mündlich aus dem Zillertal)
[Österreich: Ignaz und Joseph Zingerle: Kinder und Hausmärchen aus Süddeutschland]