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Der Häuptling der Tiere

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Eine Frau ging einstmals fort von ihrem Hause und ihren Kindern, um Holz zu sammeln. Sie beauftragte den Hasen in ihrer Abwesenheit nach dem Rechten zu sehen, und er versprach, es zu tun. Kaum aber war die Frau fort, als wilde Tiere an ihre Wohnung herankamen und den Hasen, der sehr erschrocken war, nach den Namen der Kinder fragten, die er bewachen sollte.
Der Hase gab Bescheid und bat unter Tränen, daß die Tiere fortgehen sollten, ohne ihm oder den Kindern ein Leid zu tun. Da gingen sie denn auch fort. Aber nach wenigen Minuten kehrte zu des Hasen nicht geringem Schrecken das größte und fürchterlichste der Tiere zurück, nannte sich einen Häuptling und fraß die Kinder alle auf, weil es fürchtete, man würde seine Würde nicht anerkennen, wenn er dem Flehen eines Hasen Gehör schenkte.
Als die Frau nach Hause kam und der Hase ihr erzählte, was vorgefallen war, wurde sie erst sehr traurig, dann aber über alle Maßen zornig. Sie nahm zwei Eisenstücke, wetzte sie, bis sie ganz scharf und spitz wurden, und ging in den Wald, um Holz zu schneiden und ein großes Feuer zu machen; das sollte die Tiere des Waldes vertilgen.
Es begegnete ihr aber der Häuptling der Tiere, der verschluckte sie. Da sie nun im Inneren des Ungeheuers war, fand sie dort alle ihre Kinder unversehrt vor. Sie waren sehr hungrig und baten ihre Mutter, ihnen etwas zu essen zu geben. Die Frau nahm die spitzen Eisenstücke und schnitt von den Eingeweiden des Tieres, in dem sie mit ihren Kindern steckte, Stücken ab. Dann rieb sie Holz gegeneinander; denn auch dies hatte das Ungeheuer mit verschluckt. Es gab Funken, und schließlich war ein großes Feuer entstanden, auf dem röstete sie das Fleisch. Der Häuptling der Tiere aber hatte große Schmerzen, brüllte laut und warf sich im Sande hin und her. Er befragte alle Tiere, was er zur Linderung seiner Pein tun könne, aber keines konnte ihm einen guten Rat geben. Endlich starb er unter großen Qualen. Die Mutter aber mit ihren Kindern arbeitete im Innern des toten Körpers immer weiter, bis sie ein großes Loch geschnitten hatten, aus dem kamen sie alle nacheinander hinaus. Es waren aber in dem Leibe des Ungeheuers auch Tiere gewesen, die verschluckt worden waren. Sie alle wurden nun befreit.
Ein Ochse kam heraus und rief:
»Muh, muh! wer hat mir geholfen?«
Darauf ein Hund, der bellte:
»Wau, wau, wer hat mich errettet?«
Dann ein Affe:
»Hi, hi«, lachte er, »wer half mir?«
Darauf kamen Menschen und Vieh überein, daß die Frau, die sie so wunderbar errettet hatte, ihr Häuptling sein sollte.

[T. von Held, Märchen und Sagen der afrikanischen Neger, eine Kaffernsage]

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