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Märchenbasar

Der Häuslerssohn und seine Katze

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Es lebte einmal ein alter Mann mit seinem alten Weibe in einer schlechten Hütte und ein König und eine Königin in ihrem Reiche. Wir wollen zuerst von dem alten Manne und dem alten Weibe erzählen.
Der Mann war so geizig, daß er ungeheuer viel Geld zusammen gescharrt hatte, und die Leute hatten das Sprichwort dafür, daß er immer zwei Geldstücke für eines bekäme. Aber einmal wurde er doch krank und mußte sich zu Bette legen und er starb auch an dieser Krankheit.
Der alte Mann und das alte Weib hatten nur einen einzigen Sohn. In der ersten Nacht nach dem Tode des alten Mannes träumte nun dieser, daß ein unbekannter Mann zu ihm kam und sagte:
»Hier liegst Du, Mann; Dein Vater ist nun todt und sein ganzer Reichthum gehört jetzt Dir, denn Deine Mutter wird bald sterben. Die Hälfte dieses Reichthumes ist aber auf unrechtmäßige Weise erworben; deshalb sollst Du Dein halbes Vermögen den Armen geben, die andere Hälfte aber sollst Du in das Meer werfen; wenn jedoch etwas im Meere schwimmt, nachdem das Uebrige versunken ist, sei es nun ein Stück Papier oder etwas Anderes, so sollst Du es auffischen und gut aufbewahren.«
Hierauf verschwand der Mann, der Bursche aber erwachte.
Nun wird er ganz bekümmert über diesen Traum und denkt viel darüber nach, was er thun solle; denn es scheint ihm keine so leichte Sache zu sein, ohne Weiteres sein Vermögen fahren zu lassen. Endlich faßt er doch den Entschluß, die eine Hälfte den Armen zu geben, die andere aber ins Meer zu werfen. Da geschah es, wie der Mann ihm im Traume gesagt hatte; er sieht etwas auf der Oberfläche des Meeres schwimmen. Er begibt sich dahin, nimmt den Gegenstand zu sich und sieht, daß es ein Stück zusammengelegtes Papier ist. Er entfaltet dasselbe und findet sechs Schillinge, welche darin eingewickelt waren.
Da denkt er bei sich selbst: »Was soll ich mit diesen sechs Schillingen anfangen, nachdem ich ein so großes Vermögen vernichtet habe?« Gleichwohl steckt er dieselben in seine Tasche.
Er wurde nun von Sorgen und schweren Gedanken erfüllt, daß er sein Vermögen verloren habe, und legte sich zu Bette, stand aber doch bald wieder auf.
Nachdem er auch seine Mutter zu Grabe geleitet hatte, zog er schweren Sinnes fort. Er ging hinaus in den Wald und wanderte lange umher, bis er zu einer ärmlichen Hütte kam. Hier klopfte er an die Thüre; ein altes Weib öffnete dieselbe. Er bat um die Erlaubniß, hier bleiben zu dürfen, und sagte gleichzeitig, daß er für die Nachtherberge nichts zahlen könne.
Das Weib antwortete, daß ihm deshalb das Haus nicht verschlossen bleiben solle. Er trat in dasselbe ein und man brachte ihm allsogleich Speise. Er bemerkte keine anderen Menschen im Hause als zwei Weiber und drei Männer. Dieselben sprachen nicht viel zusammen und es waren wohl ruhige Menschen, dünkte es ihm.
Unter Anderem sah er darin ein Thier von grauer Farbe, welches aber nicht sehr groß war. Ein solches Wesen hatte er früher niemals gesehen. Er fragte, wie man dieses Thier heiße, und erhielt zur Antwort, es heiße »Katze.«
Hierauf fragte er, ob die Katze feil sei und was sie koste. Für sechs Schillinge könne er sie haben, erhielt er zur Antwort, und er kaufte sie denn auch für seine Schillinge und brachte hierauf die Nacht schlafend zu. Am nächsten Morgen nahm er Abschied von den Leuten, steckte die Katze in seinen Mantel hinein und ging seiner Wege.
Er wanderte nun den ganzen Tag durch Wälder und Wüsten, bis er Abends zu einem Hofe kam. Hier klopfte er an die Thüre; es trat ein alter Mann heraus, welcher sagte, daß er der Hausherr sei. Der Bursche bat um Nachtherberge, fügte aber gleichzeitig hinzu, daß er nichts habe, womit er ihn bezahlen könne. »Man muß Dir dann umsonst ein Nachtlager geben«, sagte der Mann, und führt ihn in die Wohnstube. Hier sah er zwei Weiber und zwei Männer. Das eine der Weiber war die Frau des Hausherrn, das andere deren Tochter. Er ließ hierauf die Katze unter seinem Mantel hervorspringen und alle waren ganz verwundert; denn keines von ihnen hatte früher ein solches Thier gesehen. Er blieb nun hier über Nacht.
Am nächsten Morgen rieth man ihm, zur Halle des Königs hinaufzugehen, die sich nicht weit von hier befinde. Der König sei ein guter Mensch, der ihm ohne Zweifel irgend eine Freundlichkeit erweisen werde. Hierauf machte sich der Bursche wieder auf den Weg und ging so lange, bis er zu der Halle des Königs kam.
Er schickte dem König die Botschaft, daß er ihn gerne sehen möchte, und der König läßt ihm sagen, es sei ihm erlaubt, in die Halle einzutreten und zu ihm zu kommen. Dies thut der Bursche auch.
Als er in die Halle hinein kam, saßen gerade die Leute bei Tische. Er begrüßte den König und seine Hofleute, war aber auf das Höchste erstaunt, als er eine ungeheure Menge kleiner Thiere in der Halle herumlaufen sah, welche so nahe an den König und seine Hofleute herankamen, daß sie auf den Tisch und den Teller des Königs sprangen und ihm die Leckerbissen wegfraßen, ja ihn sogar in die Hände bissen, so daß er keine Ruhe vor ihnen hatte. Die Hände des Königs und verschiedener Hofleute waren ganz blutig, und so sehr man sich auch dieser Thiere und ihrer Angriffe zu erwehren suchte, so war doch alles vergebens.
Der Bursche fragte, was dieses Ungemach zu bedeuten habe und was für Thiere dies seien.
Der König gab ihm zur Antwort, daß man dieselben Ratten heiße und daß sie ihn schon viele Jahre heimsuchten; er kenne aber kein Mittel, um sie auszurotten.
In diesem Augenblicke springt die Katze unter dem Mantel des Burschen hervor und auf die Ratten los. Sie beißt eine Anzahl derselben todt und jagt die übrigen aus der Halle.
Der König und seine Hofleute waren hierüber sehr verwundert und der König fragte, was für ein Thier dies sei. Der Bursche gab zur Antwort, daß man es Katze heiße und daß er dasselbe für sechs Schillinge gekauft habe.
Da sagte der König:
»Weil Du hiehergekommen bist und wegen des Glückes, welches mir durch Dich geworden ist, soll es Dir erlaubt sein, von mir zu wählen, was Du lieber hast: ob Du mein erster Minister sein oder meine Tochter heirathen und das Reich nach mir erhalten willst.«
Der Bursche antwortete, er entscheide sich, da der König schon so gütig sei, ihn wählen zu lassen, lieber für seine Tochter und das Reich.
Es wurde nun die Hochzeit gehalten und als Alles vorüber war, sandte der Bursche Boten zu den Bauern, welche ihn beherbergt hatten, und er machte sie zu seinen Ministern, als er nach dem Tode des Königs selbst die Regierung angetreten hatte.

[Island: Jos. Cal. Poestion: Isländische Märchen]

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