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In einer kleinen Stadt von der Grösse wie Schio oder Thiene lebte einst ein Schmiedemeister, ein braver, fleissiger und geschickter Mann, der sich aber auf seine Kunst so viel einbildete, dass er jedem, der ihn nicht Herr Professor titulirte, gar keiner Antwort würdigte. Dieser Stolz bei diesem sonst wie gesagt tadellosen Manne missfiel allgemein.
Da erschien einst in seiner Schmiede unser Herrgott mit dem heiligen Peter, den er immer auf solchen Ausflügen mitzunehmen pflegte. »Herr Professor!« redete unser Herrgott den Schmiedemeister an, »würdet ihr wohl so gütig sein, mir zu erlauben, eine kleine Arbeit an eurer Esse da zu verrichten?«
»Warum denn nicht! bedient mich«, erwiederte der geschmeichelte Schmied, »was wollt ihr machen?« Das werdet ihr gleich sehen, sagte unser Herrgott, ergriff eine Zange, packte damit den heiligen Petrus und hielt ihn in die Esse, bis er ganz rothglühend war. Hierauf zog er ihn heraus und hämmerte ihn von allen Seiten, und in weniger als zehn Minuten stand der alte Apostel mit seiner Glatze in einen wunderschönen Jüngling mit schönem Haarputz umgeschmiedet da.
Sprachlos vor Erstaunen stand der Schmied da, während unser Herrgott und St. Peter sich schönstens bedankten und höflichst empfahlen.
Da endlich ermannte sich der Meister und lief schnurstracks in den ersten Stock, wo sein alter, kranker Vater im Bette lag.
»Vater!« schrie er, »kommt schnell mit mir, so eben habe ich das Geheimniss erlernt, aus euch einen jungen, kräftigen Mann zu machen.«
»Sohn! bist du närrisch geworden?« fragte halb erschrocken der alte Mann.
»Nein, glaubt mir doch, ich habe es so eben selbst gesehen.«
Als nun der Alte durchaus gegen diesen Versuch protestirte, packte ihn der Sohn mit Gewalt, trug ihn in die Schmiede und steckte ihn trotz allem Bitten und Schreien in die Feueresse, brachte aber nichts heraus., als ein Stück verkohltes Bein, das beim ersten Hammerschlag zerfiel.
Da erfassten ihn Schmerz und Gewissensbisse. Schnell lief er, die zwei Männer zu suchen und fand sie noch glücklich auf dem Marktplatze. »Herr«, rief er, »was habt ihr gethan! Ihr habt mich verleitet; ich wollte eure Kunst nachahmen und habe dabei meinen leiblichen Vater verbrannt. Kommt schnell mit mir und helft mir, wenn ihr noch könnt.«
Da lächelte unser Herrgott gnädig und sprach: »Gehet getröstet nach Hause, ihr werdet euren Vater gesund und lebend, aber wieder als alten Mann finden.«
Und so fand er ihn auch zu seiner grössten Herzensfreude.
Seit der Zeit war sein Hochmuth verschwunden, und betitelte ihn ja noch jemand als Herr Professor, so rief er: »Ach was da, Dummheit! die Herrn (i Signori) sind in Venedig, die Professoren sind in Padua, ich aber bin ein Pfuscher.«
Da erschien einst in seiner Schmiede unser Herrgott mit dem heiligen Peter, den er immer auf solchen Ausflügen mitzunehmen pflegte. »Herr Professor!« redete unser Herrgott den Schmiedemeister an, »würdet ihr wohl so gütig sein, mir zu erlauben, eine kleine Arbeit an eurer Esse da zu verrichten?«
»Warum denn nicht! bedient mich«, erwiederte der geschmeichelte Schmied, »was wollt ihr machen?« Das werdet ihr gleich sehen, sagte unser Herrgott, ergriff eine Zange, packte damit den heiligen Petrus und hielt ihn in die Esse, bis er ganz rothglühend war. Hierauf zog er ihn heraus und hämmerte ihn von allen Seiten, und in weniger als zehn Minuten stand der alte Apostel mit seiner Glatze in einen wunderschönen Jüngling mit schönem Haarputz umgeschmiedet da.
Sprachlos vor Erstaunen stand der Schmied da, während unser Herrgott und St. Peter sich schönstens bedankten und höflichst empfahlen.
Da endlich ermannte sich der Meister und lief schnurstracks in den ersten Stock, wo sein alter, kranker Vater im Bette lag.
»Vater!« schrie er, »kommt schnell mit mir, so eben habe ich das Geheimniss erlernt, aus euch einen jungen, kräftigen Mann zu machen.«
»Sohn! bist du närrisch geworden?« fragte halb erschrocken der alte Mann.
»Nein, glaubt mir doch, ich habe es so eben selbst gesehen.«
Als nun der Alte durchaus gegen diesen Versuch protestirte, packte ihn der Sohn mit Gewalt, trug ihn in die Schmiede und steckte ihn trotz allem Bitten und Schreien in die Feueresse, brachte aber nichts heraus., als ein Stück verkohltes Bein, das beim ersten Hammerschlag zerfiel.
Da erfassten ihn Schmerz und Gewissensbisse. Schnell lief er, die zwei Männer zu suchen und fand sie noch glücklich auf dem Marktplatze. »Herr«, rief er, »was habt ihr gethan! Ihr habt mich verleitet; ich wollte eure Kunst nachahmen und habe dabei meinen leiblichen Vater verbrannt. Kommt schnell mit mir und helft mir, wenn ihr noch könnt.«
Da lächelte unser Herrgott gnädig und sprach: »Gehet getröstet nach Hause, ihr werdet euren Vater gesund und lebend, aber wieder als alten Mann finden.«
Und so fand er ihn auch zu seiner grössten Herzensfreude.
Seit der Zeit war sein Hochmuth verschwunden, und betitelte ihn ja noch jemand als Herr Professor, so rief er: »Ach was da, Dummheit! die Herrn (i Signori) sind in Venedig, die Professoren sind in Padua, ich aber bin ein Pfuscher.«
[Italien: Georg Widter/Adam Wolf: Volksmärchen aus Venetien]