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Der Hirte des Brunnens von Ses Basses

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(1)
Es war ein Hirte, den die Mauren verfolgten und den sie nie fangen konnten.
Eines Tages fanden ihn zehn oder zwölf Mauren und liefen ihm nach. Er entfloh über eine Klippenreihe und blieb erst bei der letzten und äussersten von allen stehen und hier setzte er sich nun, die Flöte zu spielen und die Mauren zu verlachen, welche sich fürchteten, die Klippen zu überschreiten und ihn nicht fangen konnten.
Die Mauren sagten ihm:
– Wir werden dich schon fangen, es wird ein Tag kommen, an dem du uns nicht entfliehen wirst.
Einmal fanden ihn fünf Mauren, als er einen Topf Milch am Feuer hatte, und sie umringten ihn.
– Jetzt bin ich schon eurig, sagte er zu ihnen, aber nachdem ich euch doch nicht mehr entfliehen kann, lasset mich wenigstens einen Teller Milch essen und wenn ihr auch davon wollet, so gibt es noch genug davon.
Sie sagten ja, und wie er ihnen die kochende Milch ausschenkte, verbrühte er sie alle, und unter Löffelhieben liess er sie entfliehen.
Ein anderes Mal fanden sie ihn innerhalb eines Brunnens, in den er hineingegangen war, um Wasser zu trinken und von oben herab riefen sie ihm zu:
– Dieses Mal entfliehst du uns ja nicht.
– Ich sehe es schon, erwiderte er aus dem Innern des Brunnens, jetzt werde ich herauskommen, umringet die Brunnenöffnung, aber wenn ich herauskomme, könnt ihr mich nur durch die Gerte, die durch meinen Gürtel geht, fangen.
Als er aus dem Brunnen kam, hielten die Mauren ihn sofort an die Gerte fest, er machte einige Windungen, liess die Gerte in ihren Händen und entfloh.
Ein anderes Mal fanden sie ihn in einer Höhle.
– Von hier kannst du ja nicht entfliehen, sagten sie. Wir werden warten, bis er herauskommt und wenn er nicht kommt, wird er vor Hunger sterben. Es wird nicht so gehen, wie damals beim Brunnen.
Als er sie hörte, steckt er den Kopf durch ein Loch aus der Höhle heraus und bricht in ein grosses Gelächter aus.
– Lache nur, sagten die Mauren, diesmal entkommst du uns ja nicht.
Aber er hatte ein Brod und was macht er, er zeigt es ihnen durch dasselbe Loch der Höhle, indem er ihnen sagte:
– Ich theile das Brod.
Sodann theilte er es schnell, zeigte ihnen die Hälfte und sagte ihnen:
– Ich theile das Halbe.
Er nimmt ein anderes Stück davon weg und sagt zu ihnen:
– Ich theile das Stück.
Er schneidet schnell eine Schnitte, zeigt sie ihnen und sagt:
– Ich theile die Schnitte.
Als die Mauren dies sahen, sagten sie:
– Er hat Brod für vierzehn Tage, gehen wir, gehen wir, es ist nichts zu machen, mit diesem Hirten.
Sie konnten ihm nichts anhaben und diese Höhle wurde seit dieser Zeit die Höhle von Theile Brod, (cova d’escata pá) genannt und noch heute nennt man sie so.

[Katalonien: Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca]

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