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Märchenbasar

Der Humpelbär

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Es waren einmal ein alter Mann und eine alte Frau. Sie pflanzten Kohlrüben an. Aber ein böser Bär stahl sie ihnen. Der Alte ging einmal, um nachzusehen; da waren viele Rüben ausgerissen und umher geworfen.

Er kam heim und erzählte es seiner Alten. Sie aber sagte:

«Wer kann schon die Rüben ‚rausgerissen haben? Waren es Menscher gewesen, so hätten sie die Rüben mitgenommen. Das kann nur ein Bär sein, der seinen Schabernack mit uns treibt. Geh, Alter, und lauere dem Dieb auf!»

Der alte Mann nahm die Axt und ging hinaus, um den Dieb nachts abzufangen. Er legte sich hinter den Flechtzaun und wartete. Als er eine Weile gewartet hatte, kam der Bär angetappt und begann die Rüben aus dem Boden zu reißen. Eine ganze Hucke voll nahm er auf und wollte mit seiner Beute über den Zaun steigen.

Da sprang der Alte auf, warf seine Axt nach dem Bären und hieb ihm eine Pranke ab. Dann lief er davon und versteckte sich. Der Bär aber brüllte vor Schmerz und humpelte auf drei Beinen in den Wald. Der alte Mann trug die abgeschlagene Bärenpranke nach Haus und sagte zu seiner Frau: «Da, Alte, koch das!» Die Alte zog das Fell von der Pranke, stellte sie im Kessel zum Kochen, rupfte die Wolle von der Haut, setzte sich und begann die Wolle zu spinnen. Indes die spann, machte sich der Bär ein Holzbein und schlug abermals den Weg zu den alten Leuten ein.

Mit seinem Holzbein knarrend, humpelte er durch den Wald und brummte:

«Bum-bum-bum,
hinkt der Petz herum,
mit dem Bein aus Holz,
mit dem Stecken krumm.
Alle Dörfer schlafen schon,
alle Flecken schlafen schon,
bloß die alte Frau noch wacht,
spinnt die Wolle mein zur Nacht,
kocht mein Fleisch am Feuerlein,
will, dass ich verdorben sei.»

Die Alte hörte es und sprach:

«Geh, Alter, sperr die Tür zu, der Bär kommt.» Der Bär aber stapfte schon zum Haus hinein, öffnete die Tür und brummte immerzu:

«Bum-bum-bum,
hinkt der Petz herum,
mit dem Bein aus Holz,
mit dem Stecken krumm.
Alle Dörfer schlafen schon,
alle Flecken schlafen schon,
bloß die alte Frau noch wacht,
spinnt die Wolle mein zur Nacht,
kocht mein Fleisch am Feuerlein,
will, dass ich verdorben sei.»

Da bekamen die beiden alten Leute große Angst. Der Mann kroch unter den Waschzuber, der auf dem Hängeboden stand, und die Alte versteckte sich auf dem Ofen in einem Haufen schmutziger Wäsche. Der Bär suchte überall in der Stube nach ihnen. Dabei brach er durch die Luke in den Keller ein. Da kamen die Bauern aus dem Dorf zusammengelaufen und schlugen den Bären tot.

Quelle: Märchen aus Russland

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