Eines Nachts, als er schlief, erschien ihm im Traum ein Dschinn, der zu ihm sprach: «Du hast drei Wünsche frei. Drei Mal darfst du um etwas bitten, und es wird dir gewährt werden.»
Der Mann erwachte, weckte seine Frau und erzählte ihr von dem Traum. «Wenn du drei Wünsche frei hast, könntest du da nicht einen für mich tun?», bat die Frau. «Hast du denn einen Wunsch?», fragte er. «Einen großen!», antwortete sie, denn sie hatte längst gemerkt, was ihr Mann im Geheimen dachte.
«Ich wünsche mir, nicht mehr so hässlich zu sein.» «Dann wünsche ich mir, dass du wunderschön bist», rief der Mann. Im selben Augenblick war seine Frau so schön, dass er nicht glauben konnte, sie sei noch dieselbe wie zuvor.
Am nächsten Morgen ging er mit ihr durch die Stadt spazieren, damit alle sähen, wie wunderschön seine Frau geworden war. Nicht nur die Männer drehten sich nach ihr um, auch die Frauen schauten ihr bewundernd nach.
Die beiden kamen am königlichen Palast vorbei. Der König stand gerade am Fenster, und als er die schöne Frau erblickte, wollte er sie für sich haben. Er sandte seine Diener auf die Strasse, sie mussten dem Mann die Frau wegnehmen und in den Palast führen.
Der Mann aber ging traurig nach Hause und dachte: Nun bin ich ganz allein. Der König wird mir meine Frau nicht zurückgeben. Ach, hätte ich sie doch nie so schön gewünscht. Dann fiel ihm ein, dass er noch zwei Wünsche frei hatte. Sollte er sich eine andere Frau wünschen?
Nein, das brachte er nicht übers Herz. Immerzu musste er an seine Frau denken, die im Königspalast war. Er dachte: Wenn sie hässlich wäre, würde der König sie nicht haben wollen. Ich werde mir wünschen, dass sie wieder so hässlich wird wie zuvor, dann wird der König sie fortschicken. Doch er zögerte: Vielleicht hat sich der König in sie verliebt, und wenn er sie liebt, wird sie ihm auch gefallen, wenn sie hässlich ist. Was soll ich nur tun? –
Jetzt weiß ich es: Ich werde mir wünschen, dass meine Frau im Königspalast zu einer Äffin wird. Einen Affen wird der König nicht zur Frau haben wollen. Der Mann sprach seinen zweiten Wunsch aus und verwandelte die Frau in eine Äffin.
Als der König statt der schönen Frau einen Affen erblickte, erschrak er und rief: «Zauberei! Fort mit dem Affen!» Da jagten die Diener die Äffin aus dem Königspalast. Sie lief durch die breiten Strassen der Stadt, und sie lief durch die schmalen Gassen bis zur Hütte des Mannes.
Dort setzte sie sich hin und weinte: «Lieber Mann», jammerte sie, «kannst du mich nicht in das zurückwünschen, was ich früher war? Ich war hässlich, aber ein Mensch. Ich will deine Frau sein und kein Affe!»
Der Mann dachte lange nach, so lange, wie er noch niemals nachgedacht hatte. Inzwischen hatte er gelernt, dass man mit Wünschen vorsichtig sein musste. Endlich sagte er: «Ich wünsche mir, dass du wieder meine Frau bist. Und wie du aussiehst, das ist mir gleich. Denn als du im Königspalast warst und ich dich verloren glaubte, wusste ich nicht mehr, ob du hässlich oder schön bist, sondern nur, dass du gut bist und dass ich dich liebe.»
Sofort verschwand die Äffin, und seine Frau saß bei ihm und sah genauso aus wie früher. Nur freilich kam sie ihm nicht mehr hässlich vor. Und das ist bei allem so, das man mit den Augen der Liebe ansieht.
(Märchen aus Afrika)