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Märchenbasar

Der Meister und sein Schüler

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Es war einmal ein armer Bauer, der hatte einen Sohn. Eines Tages sagte seine Frau zu ihm: „Du mußt den Jungen etwas lernen lassen, sonst wird nichts aus ihm. Es geht nicht an, daß er so unwissend bleibt wie du.“ Diese Rede paßte dem Bauern zwar nicht, aber die Bäuerin gab keine Ruhe. So machte er sich denn eines Tages auf den Weg und nahm seinen Sohn mit sich. Sie waren nun auf der Suche nach einem Meister.

Unterwegs hatten sie bald großen Durst, und als sie eine Quelle fanden, tranken sie sich satt und standen wieder auf mit den Worten „Ach, wie gut bist du“. Da stieg plötzlich ein Teufel aus der Quelle hervor, verwandelte sich in einen Menschen und sagte zu dem Bauern: „Was willst du, Mensch? Und was fehlt dir?“ Der Bauer erzählte ihm, daß er auf der Suche nach einem Meister sei für seinen Jungen.

Da sagte der Teufel zu dem Bauern: „Gib mir deinen Sohn und laß ihn ein Jahr lang bei mir. Ich nehme ihn in die Lehre. Nach einem Jahr kommst du wieder. Wenn du ihn dann wiedererkennst, kannst du ihn mitnehmen, wenn du ihn aber nicht wiedererkennst, dann bleibt er für immer bei mir.“

Der Teufel hatte sich auf diese Weise schon viele Knaben zu eigen gemacht. Im Laufe eines Jahres hatten sie sich dann so verändert, daß ihre Eltern sie nicht wiedererkennen konnten. Dies alles aber war dem Bauern nicht bekannt. Er willigte daher in den Vorschlag des Teufels ein, ließ seinen Jungen bei ihm und machte sich auf den Heimweg.

Bald war das Jahr um. Der Bauer brach auf, um seinen Sohn nach Hause zu holen. Auf dem Hofe des Teufels stand eine ganze Knabenschar. Der Teufel selbst war gerade nicht anwesend. Der Bauer schaute alle Knaben der Reihe nach an, aber er konnte seinen Sohn nicht herausfinden.

Desto besser aber kannte der Junge seinen Vater und stand plötzlich vor ihm. „Wenn unser Meister kommt“, sagte er, „verwandelt er uns alle in Tauben und befiehlt und aufzufliegen. Ich werde die vorderste sein, wenn wir wegfliegen, und die letzte, wenn wir zurückkommen. Wenn dich der Meister dann fragt, welche Taube dein Sohn sei, so weißt du, welche es ist.“

Die Freude des Bauern war groß über diese Nachricht und er wartete mit großer Hoffnung auf die Rückkehr des Meisters. Nach einiger Zeit erschien leibhaftig der Teufel, verwandelte alle Knaben in Tauben und ließ sie auffliegen.

„Nun, welche von den Tauben ist dein Sohn?“, fragte der Teufel,als die Tauben zurückkamen. Der Bauer zeigte auf die letzte. Da ärgerte sich der Teufel mächtig, aber er konnte nichts machen. Zwar erriet er, was da vor sich gegangen war, aber er mußte dem Bauern seinen Sohn zurückgeben.

Voller Freude machten sich Vater und Sohn auf den Heimweg. Unterwegs trafen sie eine Schar Edelleute, die auf der Jagd waren. Die Jagdhunde waren hinter einem Hasen her, konnten ihn aber nicht einholen. Da sagte der Junge zu seinem Vater: „Jage einen Hasen aus diesem Gebüsch dort auf! Ich selbst verwandle mich in einen Hund und fange ihn vor den Augen der Edelleute. Die werden dich dann bitten, deinen Hund zu verkaufen. Sträube dich zuerst und verkaufe mich dann recht teuer. Später verwandle ich mich wieder und hole dich ein!“

Gesagt, getan. Der Vater verschwand im Gebüsch, scheuchte einen Hasen auf, der Sohn verwandelte sich in einen Jagdhund, lief dem Hasen nach, holte ihn bald ein und erwischte ihn vor den Augen der Edelleute. Diese wollten nun gerne den Hund haben und kamen zu dem Bauern mit der Bitte, ihnen seinen Jagdhund zu verkaufen. Der Bauer sträubte sich zuerst und tat, als wollte er von einem Verkauf nichts wissen. Als sie aber immer höhere Summen boten, willigte er schließlich ein, gab ihnen den Hund und steckte das Geld in die Tasche. Die Edelleute legten den Hund an die Leine und führten ihn weg.

Nicht lange dauerte es, da stöberten sie unter einem Busche wieder ein Langohr auf, ließen den eben gekauften Jagdhund los und hetzten ihn auf den Hasen. Der Hund jagte den Hasen ein gutes Stück wohl vor sich her, aber als ihn die Jäger aus den Blick verloren hatten, verwandelte er sich wieder in einen Jungen und lief schnell seinem Vater nach.

Als die beiden eine Weile gegangen waren, schien ihnen mit einem Male das Geld zu wenig. „Wir müssen noch welches bekommen“, sagte der Junge zu seinem Vater. Bald darauf trafen sie auf eine zweite Gesellschaft von Edelleuten, die sich auf der Fasanenjagd befanden. Die Edelleute jagten mit Falken, aber die Raubvögel konnten die Fasanen nicht schlagen. Da verwandelte sich der Junge schnell in einen Jagdfalken und schlug einen Fasanen in der Luft.

Die Edelleute sahen dies und wurden fast närrisch vor Begeisterung über diesen Falken des Bauern. Sie feilschten lange mit ihm um den Preis, denn er ließ ihn nicht billig ab. Schließlich einigte man sich. Der Bauer steckte sein Geld ein und zog seines Weges.

Allzugerne wollten aber die Jäger ihren neuen Falken bald auf einen Jagdflug schicken und ließen ihn auf den nächsten Fasan los, den sie sahen. Der Falke schwang sich in die Luft und jagte den Fasan ein gutes Stück weit, bis ihn die Jäger nicht mehr sehen konnten. Dann verwandelte er sich wieder in den Bauerssohn und lief seinem Vater nach.

Nun hatten sie schon ziemlich viel Geld in der Tasche, aber dem Jungen war es immer noch zu wenig. Er schlug daher seinem Vater ein neues Stückchen vor.

„Ich werde mich in ein edles Pferd verwandeln. Du reitest auf mir in die Stadt und verkaufst mich. Aber vergiß nicht, an einen Flimmeräugigen darfst du mich nicht verkaufen – und wenn du mich schon abgibst, dann nimm die Zügel ab, sonst kann ich mich nicht mehr verwandeln!“ Kaum hatte er das gesagt, da stand auch schon ein edles Pferd vor dem Bauern. Er setzte sich darauf und ritt in die Stadt.

Viele Käufer hatten sich dort eingefunden, viele hatten Lust, daß Tier zu kaufen. Am meisten bemühte sich aber ein Flimmeräugiger darum. Bot einer einen Rubel mehr, so bot dieser gleich wieder zehn Rubel mehr. Da überkam den Bauern die Geldgier und er gab ihm sein Pferd ab. Der Flimmeräugige wollte alles haben und kaufte ihm auch den Zügel ab. Dann setzte sich der offensichtlich wohlhabende Käufer auf das Pferd und trieb es weg.

Wie freute sich da der Teufel, daß ihm sein Schüler wieder in die Hände gefallen war! Er ritt schnell nach Hause und schloß ihn in einen dunklen Raum ein. Dem Schüler war dabei traurig und elend zu Mute und er dachte ständig darüber nach, wie er sich befreien könnte. Aber er fand keinen Weg, wie sehr er auch dachte und grübelte.

So verging die Zeit. Eines Tages bemerkte er, wie in seinen Stall ein Sonnenstrahl eindrang. Er sah nach, es war eine Spalte in der Tür. Schnell verwandelte er sich in ein Mäuslein und schlüpfte hinaus. Der Meister sah dies, verwandelte sich sofort in eine Katze und lief der Maus nach. Da läuft die Maus, hinterher die Katze! Schon hatte diese den Rachen aufgerissen und wollte ihre Beute packen, da verwandelte sich die Maus in einen Fisch und sprang mit einem Satz ins Wasser.

Der Meister wurde augenblicklich zu einem Netz und zog hinter dem Fisch her. Fast zappelte der Fisch schon im Netz, als dieser sich in einen Fasanen verwandelte und der Meister als Falke hinter ihm herjagte. Schon fühlte der Fasan die Klauen des Raubvogels, als er sich in Gestalt eines robackigen Apfels im Garten geradewegs in den Schoß des Königs fallen ließ.

Da hielt der König auch mit einem mal ein Messer in der Hand, denn der Meister war zum Messer geworden. Schon wollte der König zugreifen und den leckeren Apfel zerschneiden … da war aber schon kein Apfel mehr da, sondern ein Häufchen Hirse, und davor stand eine Bruthenne mit ihren Küken… der Meister.

Sie pickten, bis zur noch ein einziges Körnchen übrigblieb. Im letzten Augenblick wurde dieses Körnchen zu einer Nadel, Huhn und Küken aber zu einem Faden im Öhr der Nadel. Da flammte plötzlich die Nadel auf und … der Faden verbrannte zu Asche.

Die Nadel verwandelte sich dann wieder in einen Jungen, der nach Hause zu seinem Vater ging. Dort verbrachte er mit diesem froh und glücklich seine Tage.

Quelle:
(Georgien)

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