1.5
(2)
Es war einmal ein armer Bauersmann, der im Frohndienste auf dem Felde seines Gutsherrn pflügte. Plötzlich stieß er mit dem Pfluge so heftig gegen etwas, daß er stecken blieb. Er glaubte, daß es ein Stein sei, als er aber genauer nachsah, fand er, daß es ein großer Schrein voll alten Geldes war. Es war sowohl Silber- als Goldgeld, das man vor vielen hundert Jahren einmal in Kriegszeiten vergraben haben mochte.
Der Bauersmann stopfte seinen Futtersack mit dem Gelde voll und schleppte es mit sich nach Hause, denn er hielt sich so gut für berechtigt den Schatz zu behalten als irgend ein anderer. Der rechte Eigenthümer mußte ja doch schon lange und vor vielen Vorfahren des jetzigen Gutsherrn gestorben sein. Trotzdem fürchtete er aber, daß ihm der Gutsherr das Geld nehmen würde, wenn er erführe, daß es auf seinem Feld gefunden sei. Deshalb erzählte er auch niemanden etwas davon außer seiner Frau, diese bat er aber, es gegen jedermann zu verschweigen.
Aber sie konnte doch nicht reinen Mund halten und mußte es einigen guten Freundinnen mittheilen, wodurch sie zu ihrem Wohlstand gekommem seien. Allerdings bat sie jede einzeln, niemandem etwas davon zu sagen, aber die konnten es auch nicht bei sich behalten, bis schließlich das Gerücht von dem Schatz, der auf herrschaftlichem Felde gefunden wurde, dem Gutsherrn selbst zu Ohren kam.
Nachdem er es also vernommen hatte, ritt er zu dem Anwesen des Mannes, das einsam draußen auf der Haide lag, hin. Es war aber niemand außer der Frau daheim, denn der Mann war eben in die Stadt gefahren, um einiges Geld umwechseln zu lassen. Und als der Gutsherr die Frau ausfragte, so sagte sie ihm alles, was sie wußte: – daß ihr Mann einen Haufen altes Geld draußen auf dem Feld gefunden habe, daß er aber jetzt nicht zu Hause sei und sie wüßte nicht, wo er das Geld hingethan. Daraufhin wollte es der Gutsherr für heute gut sein lassen und abwarten, bis er ein andermal beide antreffen und ins Gebet nehmen könnte.
Als der Bauersmann heimkam, erzählte ihm seine Frau wieder alles, er gab ihr zwar kein böses Wort für ihre Schwatzhaftigkeit, aber er hatte seine eigenen Gedanken dabei. Am nächsten Tage spannte er die Pferde vor den Wagen und bat seine Frau, mit ihm zu fahren, und so fuhren sie zusammen in die Stadt, ließen dort den Rest des alten Geldes einwechseln und legten daselbst ihr Geld gut an. Dann kaufte er ein Fuder Semmeln ein und füllte damit seinen Futtersack. Er traktirte seine Frau gut in der Stadt und gegen Abend stiegen sie wieder auf den Wagen und fuhren ihrer Heimat zu.
Es war schon tief im Spätherbst und es regnete und der Wind blies heftig, als sie am dunklen Abend heimwärts fuhren. Aber die Frau hinten auf dem Rücksitz, die in der Stadt so gut traktirt worden, war fröhlich und guter Dinge und schlummerte den ganzen Weg. Als sie ein gutes Stück auf der Landstraße gefahren waren, wurde sie von einer Semmel, die ihr auf den Kopf, und wieder von einer, die ihr in den Schoß fiel, aufgeweckt, und sobald sie wieder am Einschlafen war, regnete es aufs neue Semmeln über sie. Und das kam daher, weil ihr Mann die Semmeln so in die Luft warf, daß sie auf sie fallen mußten.
»Aber Mann!« rief sie aus, »was ist denn das? Mir scheint es regnet gar Semmeln.« – »Ja,« sagte der Mann, »das thut es, es ist ein entsetzliches Wetter!« Dann kamen sie auch am Gutshof vorüber und gerade als sie daran vorbeifuhren, wurde die Frau von dem Geschrei eines Esels aufgeweckt. »Was war denn das wieder?« fragte sie und es war ihr schon ganz unbehaglich zu Muthe. »Ja, darüber darf man eigentlich nicht reden,« antwortete der Mann, »wenn ich aber die Wahrheit sagen und nicht lügen soll, ist es der Teufel gewesen, welcher dem Gutsherrn einmal Geld geliehen und ihn nun plagt, weil er ihm die Zinsen nicht bezahlen will. Und er peitscht ihn bis er heult.« – »Huh!« sagte Frau schauernd, »tummle dich, daß wir von da weiter kommen!« Da hieb der Mann mit der Peitsche in die Pferde ein und sie kamen wohl und glücklich zu Hause an.
Als sie aber daheim waren, sagte der Mann: »Höre Weibchen, das waren schlimme Dinge, die ich heute in der Stadt hören mußte, der Feind ist in unser Land eingebrochen und noch heute Nacht wird er hier sein. Darum mußt du dich im Kartoffelkeller verkriechen, damit du keinen Schaden erleidest, ich aber will hier bleiben und unser Eigenthum so gut beschützen als ich kann.«
Auf diese Weise brachte er sie in den Keller hinunter, dann nahm er seine Büchse zur Hand, ging vor den Hof hinaus und rief und schoß – es waren zwar nur blinde Schüsse, die aber doch einen Heidenlärm machten. Und so machte er es die ganze Nacht hindurch, bis er gegen Morgen seine Frau aus dem Kartoffelkeller holte und zu ihr sagte: »Ja, ich hielt mich doch. Die meisten Feinde schoß ich über den Haufen und die übrigen ergriffen schließlich die Flucht und nahmen ihre todten Kameraden mit.« – »Nun, Gott sei Dank!« sagte die Frau, »es lief gut ab, aber ich habe die ganze Nacht eine schreckliche Angst ausgestanden!« Darauf legte sie sich ins Bett und schlief sich gehörig aus auf den Schrecken.
Einige Tage später kam der Gutsherr herausgeritten und traf zuerst den Mann vor dem Hause und fragte ihn: »Was ist es denn mit dem Schatz, den du auf meinem Feld gefunden hast?« – Ja, davon wußte der Mann gar nichts. – »Ah, papperlapapp!« rief der Gutsherr aus, »es hilft dir nichts, wenn du auch leugnest, denn deine Frau hat es ja schon selbst eingestanden – ich weiß alles aus ihrem eigenen Munde.« – »Ja,« antwortete der Mann und deutete auf die Stirne, »bei meiner Frau ist es manchmal da oben nicht recht richtig. Man kann ihr da nicht alles glauben, was sie sagt.«
Da rief der Gutsherr die Frau heraus und fragte, ob es nicht so sei, wie sie gestanden, daß ihr Mann auf dem Felde einen Haufen Geld gefunden habe. »Freilich, freilich,« antwortete die Frau, »und ich war selbst mit in der Stadt, als wir das Geld einwechselten.« – »Wann war das?« fragte der Gutsherr. »Ja, das war damals, als wir das entsetzliche Wetter hatten und wie es Semmeln herunter regnete.« »Ach, Unsinn, dummes Zeug!« rief der Gutsherr; »wann war das?« – »Ja, das war gerade am Tage vor der großen Schlacht, die da auf dem Felde stattfand, als der Feind ins Land eingebrochen war,« antwortete dann die Frau. »Was, Schlacht und Feinde?!« sagte der Gutsherr, »ich glaube, die Person ist verrückt. Wann war es, daß ihr in der Stadt gewesen seid, um das Geld wechseln zu lassen, frage ich?«
Da weinte die Frau, und so sehr sie sich dagegen sträuben mochte, es mußte ja heraus: »Es war am selben Tag,« sagte sie, »als Euch der Teufel am Abend plagte – und Euch aus dem Garten hinauspeitschte.« – »Was sagst du da?« schrie der Gutsherr; »dann soll dich der Teufel plagen und peitschen für den Unsinn, den du zusammenschwätzest!«
Damit peitschte er sie zur Thüre hinein, schwang sich auf sein Pferd und ritt dann seiner Wege, und fragte von da an nie mehr nach dem Schatze. Aber der Bauersmann kaufte sich einen großen Hof in einer andern Gegend und lebte dort glücklich und vergnügt mit seiner Frau. Sie verhalf ihm doch zu all seinem Glück, so wenig sie es selbst auch wußte.
Der Bauersmann stopfte seinen Futtersack mit dem Gelde voll und schleppte es mit sich nach Hause, denn er hielt sich so gut für berechtigt den Schatz zu behalten als irgend ein anderer. Der rechte Eigenthümer mußte ja doch schon lange und vor vielen Vorfahren des jetzigen Gutsherrn gestorben sein. Trotzdem fürchtete er aber, daß ihm der Gutsherr das Geld nehmen würde, wenn er erführe, daß es auf seinem Feld gefunden sei. Deshalb erzählte er auch niemanden etwas davon außer seiner Frau, diese bat er aber, es gegen jedermann zu verschweigen.
Aber sie konnte doch nicht reinen Mund halten und mußte es einigen guten Freundinnen mittheilen, wodurch sie zu ihrem Wohlstand gekommem seien. Allerdings bat sie jede einzeln, niemandem etwas davon zu sagen, aber die konnten es auch nicht bei sich behalten, bis schließlich das Gerücht von dem Schatz, der auf herrschaftlichem Felde gefunden wurde, dem Gutsherrn selbst zu Ohren kam.
Nachdem er es also vernommen hatte, ritt er zu dem Anwesen des Mannes, das einsam draußen auf der Haide lag, hin. Es war aber niemand außer der Frau daheim, denn der Mann war eben in die Stadt gefahren, um einiges Geld umwechseln zu lassen. Und als der Gutsherr die Frau ausfragte, so sagte sie ihm alles, was sie wußte: – daß ihr Mann einen Haufen altes Geld draußen auf dem Feld gefunden habe, daß er aber jetzt nicht zu Hause sei und sie wüßte nicht, wo er das Geld hingethan. Daraufhin wollte es der Gutsherr für heute gut sein lassen und abwarten, bis er ein andermal beide antreffen und ins Gebet nehmen könnte.
Als der Bauersmann heimkam, erzählte ihm seine Frau wieder alles, er gab ihr zwar kein böses Wort für ihre Schwatzhaftigkeit, aber er hatte seine eigenen Gedanken dabei. Am nächsten Tage spannte er die Pferde vor den Wagen und bat seine Frau, mit ihm zu fahren, und so fuhren sie zusammen in die Stadt, ließen dort den Rest des alten Geldes einwechseln und legten daselbst ihr Geld gut an. Dann kaufte er ein Fuder Semmeln ein und füllte damit seinen Futtersack. Er traktirte seine Frau gut in der Stadt und gegen Abend stiegen sie wieder auf den Wagen und fuhren ihrer Heimat zu.
Es war schon tief im Spätherbst und es regnete und der Wind blies heftig, als sie am dunklen Abend heimwärts fuhren. Aber die Frau hinten auf dem Rücksitz, die in der Stadt so gut traktirt worden, war fröhlich und guter Dinge und schlummerte den ganzen Weg. Als sie ein gutes Stück auf der Landstraße gefahren waren, wurde sie von einer Semmel, die ihr auf den Kopf, und wieder von einer, die ihr in den Schoß fiel, aufgeweckt, und sobald sie wieder am Einschlafen war, regnete es aufs neue Semmeln über sie. Und das kam daher, weil ihr Mann die Semmeln so in die Luft warf, daß sie auf sie fallen mußten.
»Aber Mann!« rief sie aus, »was ist denn das? Mir scheint es regnet gar Semmeln.« – »Ja,« sagte der Mann, »das thut es, es ist ein entsetzliches Wetter!« Dann kamen sie auch am Gutshof vorüber und gerade als sie daran vorbeifuhren, wurde die Frau von dem Geschrei eines Esels aufgeweckt. »Was war denn das wieder?« fragte sie und es war ihr schon ganz unbehaglich zu Muthe. »Ja, darüber darf man eigentlich nicht reden,« antwortete der Mann, »wenn ich aber die Wahrheit sagen und nicht lügen soll, ist es der Teufel gewesen, welcher dem Gutsherrn einmal Geld geliehen und ihn nun plagt, weil er ihm die Zinsen nicht bezahlen will. Und er peitscht ihn bis er heult.« – »Huh!« sagte Frau schauernd, »tummle dich, daß wir von da weiter kommen!« Da hieb der Mann mit der Peitsche in die Pferde ein und sie kamen wohl und glücklich zu Hause an.
Als sie aber daheim waren, sagte der Mann: »Höre Weibchen, das waren schlimme Dinge, die ich heute in der Stadt hören mußte, der Feind ist in unser Land eingebrochen und noch heute Nacht wird er hier sein. Darum mußt du dich im Kartoffelkeller verkriechen, damit du keinen Schaden erleidest, ich aber will hier bleiben und unser Eigenthum so gut beschützen als ich kann.«
Auf diese Weise brachte er sie in den Keller hinunter, dann nahm er seine Büchse zur Hand, ging vor den Hof hinaus und rief und schoß – es waren zwar nur blinde Schüsse, die aber doch einen Heidenlärm machten. Und so machte er es die ganze Nacht hindurch, bis er gegen Morgen seine Frau aus dem Kartoffelkeller holte und zu ihr sagte: »Ja, ich hielt mich doch. Die meisten Feinde schoß ich über den Haufen und die übrigen ergriffen schließlich die Flucht und nahmen ihre todten Kameraden mit.« – »Nun, Gott sei Dank!« sagte die Frau, »es lief gut ab, aber ich habe die ganze Nacht eine schreckliche Angst ausgestanden!« Darauf legte sie sich ins Bett und schlief sich gehörig aus auf den Schrecken.
Einige Tage später kam der Gutsherr herausgeritten und traf zuerst den Mann vor dem Hause und fragte ihn: »Was ist es denn mit dem Schatz, den du auf meinem Feld gefunden hast?« – Ja, davon wußte der Mann gar nichts. – »Ah, papperlapapp!« rief der Gutsherr aus, »es hilft dir nichts, wenn du auch leugnest, denn deine Frau hat es ja schon selbst eingestanden – ich weiß alles aus ihrem eigenen Munde.« – »Ja,« antwortete der Mann und deutete auf die Stirne, »bei meiner Frau ist es manchmal da oben nicht recht richtig. Man kann ihr da nicht alles glauben, was sie sagt.«
Da rief der Gutsherr die Frau heraus und fragte, ob es nicht so sei, wie sie gestanden, daß ihr Mann auf dem Felde einen Haufen Geld gefunden habe. »Freilich, freilich,« antwortete die Frau, »und ich war selbst mit in der Stadt, als wir das Geld einwechselten.« – »Wann war das?« fragte der Gutsherr. »Ja, das war damals, als wir das entsetzliche Wetter hatten und wie es Semmeln herunter regnete.« »Ach, Unsinn, dummes Zeug!« rief der Gutsherr; »wann war das?« – »Ja, das war gerade am Tage vor der großen Schlacht, die da auf dem Felde stattfand, als der Feind ins Land eingebrochen war,« antwortete dann die Frau. »Was, Schlacht und Feinde?!« sagte der Gutsherr, »ich glaube, die Person ist verrückt. Wann war es, daß ihr in der Stadt gewesen seid, um das Geld wechseln zu lassen, frage ich?«
Da weinte die Frau, und so sehr sie sich dagegen sträuben mochte, es mußte ja heraus: »Es war am selben Tag,« sagte sie, »als Euch der Teufel am Abend plagte – und Euch aus dem Garten hinauspeitschte.« – »Was sagst du da?« schrie der Gutsherr; »dann soll dich der Teufel plagen und peitschen für den Unsinn, den du zusammenschwätzest!«
Damit peitschte er sie zur Thüre hinein, schwang sich auf sein Pferd und ritt dann seiner Wege, und fragte von da an nie mehr nach dem Schatze. Aber der Bauersmann kaufte sich einen großen Hof in einer andern Gegend und lebte dort glücklich und vergnügt mit seiner Frau. Sie verhalf ihm doch zu all seinem Glück, so wenig sie es selbst auch wußte.
[Dänemark: Svend Grundtvig: Dänische Volksmärchen]