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Märchenbasar

Der Schatz des Gehenkten

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Ein Vater hatte einen sehr übermütigen und leichtlebigen Sohn, und er wußte, daß er das große Vermögen, welches er ihm hinterlassen würde, aufgrund seines Leichtsinns völlig vergeuden würde. Als er starb, hinterließ er seinem Sohn einen Falken und ermahnte ihn, diesen niemals zu verkaufen, so groß seine Not auch immer sein möge. Für den Fall, daß er ihn aber doch verkaufte, hinterließ er ihm einen verschlossenen Brief, den er erst dann öffnen sollte, wenn er alle Hoffnung verloren hätte, sein Schicksal noch zum Besseren zu wenden. Der Alte starb und sogleich fing der Sohn an, das Geld mit vollen Händen auszugeben. Er verkaufte Landsitze und Häuser, machte Schulden, übernahm Bürgschaften für seine Freunde, ließ sich auf Unternehmungen ein, und ehe er sich’s versah, stand er ohne Mittel da. Noch hatte er den Falken, den er der Empfehlung seines Vaters gemäß niemals verkaufen sollte. Da er sich in großen Schwierigkeiten befand, achtete er nicht auf den Willen seines Vaters und ließ den Falken dem König anbieten, welcher ihn kaufte. Aber das Geld für den Falken reichte nur für ein paar Tage, da er es schließlich im Spiel ausgab, wo auch der größte Teil seines Vermögens geblieben war. Ratlos und weil er nichts mehr hatte, womit er sich behelfen konnte, begann der junge Mann alle seine Freunde, mit denen er gepraßt hatte, aufzusuchen, aber alle wandten ihm den Rücken. Der Undank und die Unverschämtheiten derer, die ihm geholfen hatten, sein Vermögen zu verschleudern, waren so groß, daß der Junge die Freude am Leben verlor und meinte, der einzige Ausweg, der ihm blieb, sei, sich umzubringen. Da fiel ihm ein, daß er noch den Brief seines Vaters hatte, der noch immer verschlossen war, und bevor er starb, wollte er doch sehen, was darin stand. Er öffnete den Brief und fand einen Schlüssel darin. Das Schreiben gab ihm eine Straße an, zu der er sich begeben sollte, und ein Haus, zu dessen Tür jener Schlüssel paßte, und es hieß weiter, daß er dort einen an einem Balken befestigten Strick vorfinden würde, an dem er sich, da er ja alle Hoffnung habe fahren lassen, aufhängen solle. Da gerade das auch die Gedanken des Jungen waren, nahm er zum erstenmal den Rat des Vaters an und begab sich sogleich in die besagte Straße, fand das Haus, schloß die Tür auf und sperrte sich von innen ein. Dann ging er die Treppe hinauf und gelangte in ein altes Zimmer, wo er das aufgeknüpfte Seil fand. Er machte sich keine weiteren Gedanken und als er an dem Strick zog, um festzustellen, ob er auch hielt, öffnete er damit eine in der Decke verborgene Falltür, und es fielen eine Menge Goldstücke herab. Der Junge wunderte sich, trug das Geld zusammen und dachte nicht mehr daran, sich umzubringen. Aber von da an verschleuderte er sein Geld nicht mehr aufs Geratewohl, sondern lebte mit Verstand und verachtete die Freunde, die ihm in seinem Unglück den Rücken gekehrt hatten.

[Portugal: T. Braga: Contos tradicionaes do povo portuguez]

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