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(2)
Es war einmal ein Müller, der hatte eine schöne Mühle und ein braves Weib, aber er hatte keine Kinder und dies machte ihm gross Herzeleid. Oft sagte er zu seinem Weibe: »Wenn uns der Himmel doch ein Kind schickte!« Aber der Himmel schickte ihm wol viele Kunden und auch manchmal Regen, dass der Bach, welcher die Mühle trieb, stets Wasser genug hatte, aber von Kindern schien er nichts wissen zu wollen.
Doch unverhofft – kommt oft! – sagt ein altes Sprüchlein, an welches der Müller nicht mehr recht glaubte.
Eines Tages blieb seine Mühle plötzlich stehen. Er ging hinaus um nachzusehen, was den Rechen verstopfe und fand einen Korb, welcher auf dem Wasser schwamm. Sogleich zog er denselben heraus und darin lag zu seiner Verwunderung ein kleines Kind, welches heftig zu schreien begann. »Das kommt mir eben recht«, rief der Müller voll Freude, »wir haben keine Kinder und das ist ja ein recht starkes und gesundes Knäblein!« Er nahm das Kind sogleich heraus und brachte es jubelnd seinem Weibe. Beide hatten die grösste Freude daran und beschlossen es zu behalten und aufzuziehen; weil sie aber keine Amme hatten, so liessen sie es an einer Eselin säugen und nannten es darum »Sohn der Eselin.« Der Knabe wuchs fröhlich heran und wurde mit der Zeit gross und so stark wie ein Stier.
Als er nun gross war, sagte er zum Müller: »Lieber Vater, ich bin nun gross und möchte gern etwas Rechtes lernen, dass ich in die Welt gehen kann, um mein Glück zu suchen.« »Was willst du denn für ein Handwerk lernen?« fragte ihn der Müller. »Ich möchte ein Schmied werden«, lautete die Antwort. Dessen war der Müller wol zufrieden und gab ihn zu einem Schmiede in die Lehre. Da blieb der Junge drei Jahre und wuchs und wurde so stark, dass er die Kraft von sechs Männern bekam.
Als die Lehrzeit aus war, bat er beim Abschiede den Meister noch um die Erlaubniss, sich einen eisernen Stock schmieden zu dürfen. Als er dieselbe erhalten, schmiedete er den Stock, aber dieser war ihm immer noch nicht schwer genug und er raffte alles Eisen, das er fand, zusammen und verschmiedete es, so dass kaum ein Nagel übrig blieb; der arme Meister machte wol ein gar trübseliges Gesicht dazu, getraute sich aber kein Wort zu sagen. Sodann nahm er ein grosses Leintuch, leerte sechs Staar Türkenmehl hinein, lud es auf und ging damit, den gewaltigen Eisenstock in der Faust, auf die Wanderschaft in die weite Welt.
Zuerst kam der Schmied zu einem kleinen Häuschen, da wohnte eine arme Familie, die bat er um die Erlaubniss sich seine Polenta kochen zu dürfen. Das Weib suchte einen Kessel nach dem andern her, aber sie waren ihm viel zu klein; da schleppte sie endlich den grossen Waschkessel herbei und damit war der Schmied zufrieden, denn er war ihm gerade recht. Er kochte nun alles Mehl, das er mit sich getragen hatte, und ass, liess aber doch noch so viel übrig, dass die arme Familie noch lange Zeit zu essen hatte.
Darauf ging er wieder weiter und kam in einen grossen finstern Wald. Darin wohnte ein Riese, der war so stark, dass er zum Zeitvertreibe die grössten Bäume sammt den Wurzeln ausriss, als wären es nur zarte Setzlinge. Der Riese ging auf den Schmied los und sie geriethen bald in Streit, aber der Schmied war nicht faul und schlug den Riesen so wacker auf die Beine, dass er zu Boden fiel. Demütig bat er den Schmied um Verzeihung und dieser sagte: »Steh‘ auf und komm mit mir, wir wollen in die Welt gehen unser Glück zu versuchen; denn wir sind zwei, die keine Furcht haben und ihren Mann suchen!« Sie gingen mit einander und kamen an einen Ort, wo viele Mühlen standen, die gehörten einem noch grösseren Riesen, der sie alle blos mit einer Handkurbel leicht in Gang sezte. »Mein Lieber«, sagt« der Schmied, »komm mit uns, wir gehen in die Welt.« »Schon recht, ich komme«, sagte der Riese und so gingen alle drei weiter. Sie kamen zu einem hohen Berge, da sass ein anderer Riese, welcher einen grossen Haufen Nebel in einem Sacke hatte. Wenn er regnen lassen wollte, brauchte er nur die Nebel aus dem Sacke heraus zu lassen. Der Schmied lud ihn ebenfalls ein mitzukommen und der Riese war es zufrieden.
Sie gingen nun alle vier weit weit weg über Berg und Thal, bis sie auf eine grosse weite Ebene kamen. Es waren dort viele Rinder, welche weideten und nicht weit davon stund eine Hütte. Da sagte der Schmied zum kleinsten Riesen: »Geh hin, hole dir einen Stier und brate ihn dort in der Hütte.« Der Riese ging, ergriff einen Stier, schlug ihn mit der Faust auf die Nase und tödtete ihn; dann trug er ihn in die Hütte, schürte ein Feuer an und briet ihn. Als der Stier schon fast gebraten war, sah der Riese ein kleines altes Männchen mit eisgrauem Barte daher kommen; dieses Männchen hatte eine erschreckliche Kraft und schlug den Riesen so, dass er auf die Erde fiel und ihm Sehen und Hören verging. Bald kam der Schmied mit den zwei andern und sie sahen, dass der Riese halb todt war; auch der gebratene Stier war fort. Nach und nach erholte sich der Riese und erzählte ihnen alles. Am zweiten Tage blieb der zweite Riese in der Hütte und briet einen Stier, aber das Männchen kam wieder und schlug ihn, bis er bewusstlos auf dem Boden lag. Am dritten Tage erging es dem dritten und stärksten Riesen auch nicht besser als den beiden ersten.
Am vierten Tage blieb der Schmied in der Hütte und sezte sich mit seinem eisernen Stocke in den Winkel. Plötzlich kam der Alte wieder und ging auf ihn los; aber der Schmied war nicht faul, packte ihn am Barte und warf ihn mit solcher Gewalt an eine Mauer, dass das Blut hoch aufsprizte. Doch war das Männchen nicht todt, sondern machte sich schnell auf und davon; der Schmied aber lief ihm nach und sah gerade noch, wie es bei einem Mausloch hineinschlüpfte und verschwand. Er fuhr nun mit der Spitze seines Stockes in das Loch und machte es grösser; das Loch wurde unten immer weiter und weiter, so dass sich ein Mann hätte bequem hinablassen können. Nun rief der Schmied die Riesen, liess starke Seile holen und liess zuerst den kleinsten Riesen hinab. Als dieser ein Stück unten war, schrie er, es sei ihm zu kalt, sie sollten ihn hinaufziehen. Auch der zweite und der dritte Riese versuchten es, waren aber nicht im Stande die Kälte auszuhalten. Dann befahl der Schmied den Riesen ihn hinabzulassen und auf ihn zu warten, bis er zurück käme. Es ging weit hinab, das Loch erweiterte sich immer mehr und endlich war er unten. Da war eine grosse schöne Ebene, darauf standen drei prächtige Paläste, davon war der erste von Glas, der zweite von Silber und der dritte von Gold.
Der Schmied ging zuerst in den gläsernen Palast. Dort kam ihm eine schöne Jungfrau entgegen und sobald sie ihn sah, rief sie: »Ich bitt‘ Euch, geht fort, denn wenn der Drache kommt, so frisst er Euch!« Der Schmied aber sagte, er habe keine Furcht und wolle da bleiben. Plötzlich kam ein fünfköpfiger Drache und stürzte mit Wuthschnauben auf den Schmied los; dieser aber führte mit seinem eisernen Stocke einen so wuchtigen Hieb, dass er ihm alle fünf Köpfe zerschmetterte. Darauf schnitt er ihm die Zungen aus und nahm sie zu sich; die Jungfrau aber, welche nun befreit war, führte er zum Orte, wo das Seil niederhing und rief den Riesen zu, sie sollten sie hinaufziehen, was sogleich geschah.
Nun ging der Schmied in den silbernen Palast. Dort kam ihm wieder eine Jungfrau entgegen, die noch schöner war als die erste und auch diese rief ihm zu: »Flieht, flieht, ich bitt‘ Euch; denn wenn der Drache kommt, so frisst er Euch!« Der Schmied aber hatte keine Furcht und blieb. Plötzlich kam ein siebenköpfiger Drache, aber mit zwei wuchtigen Streichen zerschlug ihm der Schmied seine sieben Köpfe, schnitt ihnen abermals die Zungen aus und steckte sie zu sich. Die erlöste Jungfrau aber liess er wieder von den Riesen hinaufziehen.
Darauf ging der Schmied in den goldenen Palast. An der Pforte stund eine Jungfrau, die war noch viel schöner als die beiden andern. Auch sie warnte den Schmied vor dem Drachen, aber derselbe blieb und wartete. Da kam der neunköpfige Drache, aber mit einigen schweren Schlägen zerschmetterte ihm der Schmied die neun Köpfe und schnitt ihnen wieder die Zungen aus. Dann führte er die erlöste Jungfrau an den Ort, wo die Seile hingen und rief den Riesen zu, sie sollten zuerst die Jungfrau, dann ihn selbst hinaufziehen. Als er halb oben war, schnitten die Riesen treulos die Stricke ab und führten die drei Jungfrauen, welche Königstöchter waren, in die Stadt, um mit ihnen Hochzeit zu halten. Der Schmied aber war gar unsanft zurückgefallen und hatte sich schier wehe gethan. Zornig ging er auf der Ebene hin und her. Da erblickte er wieder jenes alte Männchen, fasste es beim Barte und drohte ihm mit dem Tode, wenn es ihm nicht sage, wie er hinaufkommen könne. Da sagte ihm der Alte, er solle einen Adler fangen, deren viel dort auf einem nahen Berge waren, ihn wol mit Fleisch füttern und sich dann darauf setzen; er solle aber wol darauf achten, dass ihm das Fleisch nicht ausgehe, bevor er oben sei.
Der Schmied fing nun einen Adler, fütterte ihn und versah sich mit Fleisch; dann sezte er sich auf den Adler und dieser trug ihn hinauf. Als er schon fast oben war, ging ihm das Fleisch aus; aber schnell entschlossen riss sich der Schmied ein Stück Fleisch aus dem Schenkel und gab es dem Adler, welcher ihn nun vollends hinauftrug und absezte.
Der Schmied ging und kam bald in eine grosse Stadt; da hörte er, dass heute drei Riesen mit den drei Töchtern des Königs, welche sie befreit hätten, Hochzeit hielten. Voll Zorn ging der Schmied in den Saal, wo das Hochzeitsmal war, sagte dem Könige, dass er seine Töchter erlöst habe und legte zum Beweise die Drachenzungen vor. Da aber die Riesen nicht gutwillig weichen wollten, sondern sich zusammen thaten, um über den Schmied herzufallen, so entstand ein grosser Kampf, welcher damit endete, dass der Schmid mit seinem eisernen Stocke alle drei Riesen erschlug. Sodann heiratete er die schönste der drei Jungfrauen und hielt gar fröhliche Hochzeit. Dem Erzähler aber haben sie vom Male nichts gegeben, sondern nur ein grosses Bein an den Ellbogen geworfen, dass ihm der Arm davon noch heute wehe thut.
Doch unverhofft – kommt oft! – sagt ein altes Sprüchlein, an welches der Müller nicht mehr recht glaubte.
Eines Tages blieb seine Mühle plötzlich stehen. Er ging hinaus um nachzusehen, was den Rechen verstopfe und fand einen Korb, welcher auf dem Wasser schwamm. Sogleich zog er denselben heraus und darin lag zu seiner Verwunderung ein kleines Kind, welches heftig zu schreien begann. »Das kommt mir eben recht«, rief der Müller voll Freude, »wir haben keine Kinder und das ist ja ein recht starkes und gesundes Knäblein!« Er nahm das Kind sogleich heraus und brachte es jubelnd seinem Weibe. Beide hatten die grösste Freude daran und beschlossen es zu behalten und aufzuziehen; weil sie aber keine Amme hatten, so liessen sie es an einer Eselin säugen und nannten es darum »Sohn der Eselin.« Der Knabe wuchs fröhlich heran und wurde mit der Zeit gross und so stark wie ein Stier.
Als er nun gross war, sagte er zum Müller: »Lieber Vater, ich bin nun gross und möchte gern etwas Rechtes lernen, dass ich in die Welt gehen kann, um mein Glück zu suchen.« »Was willst du denn für ein Handwerk lernen?« fragte ihn der Müller. »Ich möchte ein Schmied werden«, lautete die Antwort. Dessen war der Müller wol zufrieden und gab ihn zu einem Schmiede in die Lehre. Da blieb der Junge drei Jahre und wuchs und wurde so stark, dass er die Kraft von sechs Männern bekam.
Als die Lehrzeit aus war, bat er beim Abschiede den Meister noch um die Erlaubniss, sich einen eisernen Stock schmieden zu dürfen. Als er dieselbe erhalten, schmiedete er den Stock, aber dieser war ihm immer noch nicht schwer genug und er raffte alles Eisen, das er fand, zusammen und verschmiedete es, so dass kaum ein Nagel übrig blieb; der arme Meister machte wol ein gar trübseliges Gesicht dazu, getraute sich aber kein Wort zu sagen. Sodann nahm er ein grosses Leintuch, leerte sechs Staar Türkenmehl hinein, lud es auf und ging damit, den gewaltigen Eisenstock in der Faust, auf die Wanderschaft in die weite Welt.
Zuerst kam der Schmied zu einem kleinen Häuschen, da wohnte eine arme Familie, die bat er um die Erlaubniss sich seine Polenta kochen zu dürfen. Das Weib suchte einen Kessel nach dem andern her, aber sie waren ihm viel zu klein; da schleppte sie endlich den grossen Waschkessel herbei und damit war der Schmied zufrieden, denn er war ihm gerade recht. Er kochte nun alles Mehl, das er mit sich getragen hatte, und ass, liess aber doch noch so viel übrig, dass die arme Familie noch lange Zeit zu essen hatte.
Darauf ging er wieder weiter und kam in einen grossen finstern Wald. Darin wohnte ein Riese, der war so stark, dass er zum Zeitvertreibe die grössten Bäume sammt den Wurzeln ausriss, als wären es nur zarte Setzlinge. Der Riese ging auf den Schmied los und sie geriethen bald in Streit, aber der Schmied war nicht faul und schlug den Riesen so wacker auf die Beine, dass er zu Boden fiel. Demütig bat er den Schmied um Verzeihung und dieser sagte: »Steh‘ auf und komm mit mir, wir wollen in die Welt gehen unser Glück zu versuchen; denn wir sind zwei, die keine Furcht haben und ihren Mann suchen!« Sie gingen mit einander und kamen an einen Ort, wo viele Mühlen standen, die gehörten einem noch grösseren Riesen, der sie alle blos mit einer Handkurbel leicht in Gang sezte. »Mein Lieber«, sagt« der Schmied, »komm mit uns, wir gehen in die Welt.« »Schon recht, ich komme«, sagte der Riese und so gingen alle drei weiter. Sie kamen zu einem hohen Berge, da sass ein anderer Riese, welcher einen grossen Haufen Nebel in einem Sacke hatte. Wenn er regnen lassen wollte, brauchte er nur die Nebel aus dem Sacke heraus zu lassen. Der Schmied lud ihn ebenfalls ein mitzukommen und der Riese war es zufrieden.
Sie gingen nun alle vier weit weit weg über Berg und Thal, bis sie auf eine grosse weite Ebene kamen. Es waren dort viele Rinder, welche weideten und nicht weit davon stund eine Hütte. Da sagte der Schmied zum kleinsten Riesen: »Geh hin, hole dir einen Stier und brate ihn dort in der Hütte.« Der Riese ging, ergriff einen Stier, schlug ihn mit der Faust auf die Nase und tödtete ihn; dann trug er ihn in die Hütte, schürte ein Feuer an und briet ihn. Als der Stier schon fast gebraten war, sah der Riese ein kleines altes Männchen mit eisgrauem Barte daher kommen; dieses Männchen hatte eine erschreckliche Kraft und schlug den Riesen so, dass er auf die Erde fiel und ihm Sehen und Hören verging. Bald kam der Schmied mit den zwei andern und sie sahen, dass der Riese halb todt war; auch der gebratene Stier war fort. Nach und nach erholte sich der Riese und erzählte ihnen alles. Am zweiten Tage blieb der zweite Riese in der Hütte und briet einen Stier, aber das Männchen kam wieder und schlug ihn, bis er bewusstlos auf dem Boden lag. Am dritten Tage erging es dem dritten und stärksten Riesen auch nicht besser als den beiden ersten.
Am vierten Tage blieb der Schmied in der Hütte und sezte sich mit seinem eisernen Stocke in den Winkel. Plötzlich kam der Alte wieder und ging auf ihn los; aber der Schmied war nicht faul, packte ihn am Barte und warf ihn mit solcher Gewalt an eine Mauer, dass das Blut hoch aufsprizte. Doch war das Männchen nicht todt, sondern machte sich schnell auf und davon; der Schmied aber lief ihm nach und sah gerade noch, wie es bei einem Mausloch hineinschlüpfte und verschwand. Er fuhr nun mit der Spitze seines Stockes in das Loch und machte es grösser; das Loch wurde unten immer weiter und weiter, so dass sich ein Mann hätte bequem hinablassen können. Nun rief der Schmied die Riesen, liess starke Seile holen und liess zuerst den kleinsten Riesen hinab. Als dieser ein Stück unten war, schrie er, es sei ihm zu kalt, sie sollten ihn hinaufziehen. Auch der zweite und der dritte Riese versuchten es, waren aber nicht im Stande die Kälte auszuhalten. Dann befahl der Schmied den Riesen ihn hinabzulassen und auf ihn zu warten, bis er zurück käme. Es ging weit hinab, das Loch erweiterte sich immer mehr und endlich war er unten. Da war eine grosse schöne Ebene, darauf standen drei prächtige Paläste, davon war der erste von Glas, der zweite von Silber und der dritte von Gold.
Der Schmied ging zuerst in den gläsernen Palast. Dort kam ihm eine schöne Jungfrau entgegen und sobald sie ihn sah, rief sie: »Ich bitt‘ Euch, geht fort, denn wenn der Drache kommt, so frisst er Euch!« Der Schmied aber sagte, er habe keine Furcht und wolle da bleiben. Plötzlich kam ein fünfköpfiger Drache und stürzte mit Wuthschnauben auf den Schmied los; dieser aber führte mit seinem eisernen Stocke einen so wuchtigen Hieb, dass er ihm alle fünf Köpfe zerschmetterte. Darauf schnitt er ihm die Zungen aus und nahm sie zu sich; die Jungfrau aber, welche nun befreit war, führte er zum Orte, wo das Seil niederhing und rief den Riesen zu, sie sollten sie hinaufziehen, was sogleich geschah.
Nun ging der Schmied in den silbernen Palast. Dort kam ihm wieder eine Jungfrau entgegen, die noch schöner war als die erste und auch diese rief ihm zu: »Flieht, flieht, ich bitt‘ Euch; denn wenn der Drache kommt, so frisst er Euch!« Der Schmied aber hatte keine Furcht und blieb. Plötzlich kam ein siebenköpfiger Drache, aber mit zwei wuchtigen Streichen zerschlug ihm der Schmied seine sieben Köpfe, schnitt ihnen abermals die Zungen aus und steckte sie zu sich. Die erlöste Jungfrau aber liess er wieder von den Riesen hinaufziehen.
Darauf ging der Schmied in den goldenen Palast. An der Pforte stund eine Jungfrau, die war noch viel schöner als die beiden andern. Auch sie warnte den Schmied vor dem Drachen, aber derselbe blieb und wartete. Da kam der neunköpfige Drache, aber mit einigen schweren Schlägen zerschmetterte ihm der Schmied die neun Köpfe und schnitt ihnen wieder die Zungen aus. Dann führte er die erlöste Jungfrau an den Ort, wo die Seile hingen und rief den Riesen zu, sie sollten zuerst die Jungfrau, dann ihn selbst hinaufziehen. Als er halb oben war, schnitten die Riesen treulos die Stricke ab und führten die drei Jungfrauen, welche Königstöchter waren, in die Stadt, um mit ihnen Hochzeit zu halten. Der Schmied aber war gar unsanft zurückgefallen und hatte sich schier wehe gethan. Zornig ging er auf der Ebene hin und her. Da erblickte er wieder jenes alte Männchen, fasste es beim Barte und drohte ihm mit dem Tode, wenn es ihm nicht sage, wie er hinaufkommen könne. Da sagte ihm der Alte, er solle einen Adler fangen, deren viel dort auf einem nahen Berge waren, ihn wol mit Fleisch füttern und sich dann darauf setzen; er solle aber wol darauf achten, dass ihm das Fleisch nicht ausgehe, bevor er oben sei.
Der Schmied fing nun einen Adler, fütterte ihn und versah sich mit Fleisch; dann sezte er sich auf den Adler und dieser trug ihn hinauf. Als er schon fast oben war, ging ihm das Fleisch aus; aber schnell entschlossen riss sich der Schmied ein Stück Fleisch aus dem Schenkel und gab es dem Adler, welcher ihn nun vollends hinauftrug und absezte.
Der Schmied ging und kam bald in eine grosse Stadt; da hörte er, dass heute drei Riesen mit den drei Töchtern des Königs, welche sie befreit hätten, Hochzeit hielten. Voll Zorn ging der Schmied in den Saal, wo das Hochzeitsmal war, sagte dem Könige, dass er seine Töchter erlöst habe und legte zum Beweise die Drachenzungen vor. Da aber die Riesen nicht gutwillig weichen wollten, sondern sich zusammen thaten, um über den Schmied herzufallen, so entstand ein grosser Kampf, welcher damit endete, dass der Schmid mit seinem eisernen Stocke alle drei Riesen erschlug. Sodann heiratete er die schönste der drei Jungfrauen und hielt gar fröhliche Hochzeit. Dem Erzähler aber haben sie vom Male nichts gegeben, sondern nur ein grosses Bein an den Ellbogen geworfen, dass ihm der Arm davon noch heute wehe thut.
[Rätoromanien: Christian Schneller: Märchen und Sagen aus Wälschtirol]