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Der Teufel und St. Cado

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Der heilige Cado wohnte auf einem Inselchen im Flusse Etel und konnte nur mit Mühe das Wasser überschreiten, um auf das feste Land zu gelangen. Eines Tages geht der Teufel dort vorbei; St. Cado begegnet ihm und sagt zu ihm: »Baue mir eine Brücke, damit ich von meiner Insel nach Belz kommen kann.« »Was gibst du mir dafür?« »Den ersten, der darüber geht, unter der Bedingung, daß die ganze Arbeit in einer Nacht vollendet wird.« »Abgemacht!« Der Teufel holt seine Mutter zu Hilfe und bei Einbruch der Nacht begeben sie sich an die Arbeit. Die Mutter liest die Steine auf und trägt sie in der Schürze ihrem Sohne zu. Dieser legt sie nach Maurerart auf ihren Platz, aber er verstand sein Handwerk nicht, denn die Brücke war plump gemauert. Und seitdem sagt man von einer schlechten Arbeit, daß sie nach Art des Teufels gemacht sei. Trotzdem war die Brücke in einer einzigen Nacht vollendet. Als der letzte Stein auf seinem Platze sitzt, läßt er, um seine Mutter zu rufen, einen Schrei ertönen, der im ganzen Land widerhallt. Die Mutter des Teufels war gerade mit ihrer Schürze voll dicker Steine, deren kleinster mindestens so viel wog wie eine Tonne Äpfelwein, auf der Heide von Plouhinec. Sie wirft sie dort auf einen Haufen, schlägt mit dem Stock auf den dicksten und zerbricht ihn in zwei Teile; seitdem kennt jedermann im Lande die Steine der Mutter des Teufels. Dieser geht vor Sonnenaufgang zum Heiligen, um die ausgemachte Bezahlung einzufordern. Er lachte vor Vergnügen, denn er glaubte, irgendeinen Mönch oder gar den Heiligen selber zu bekommen, um ihn in der Hölle zu braten. »Jawohl, jawohl!« sagte der Heilige, »ich will dich gleich bezahlen. Lauf geschwind an das andere Ende der Brücke und nimm denjenigen, welcher darüber geht, mit.« St. Cado folgte ihm auf dem Fuße. Auf der Brücke läßt er aus seinem weiten Ärmel einen kleinen Kater herausspringen. »Faß, faß!« ruft er dem Teufel zu, »das ist dein Lohn!« Der Teufel packt den Kater beim Schwanz, und seitdem tragen alle Katzen am Schwanz das Mal der Teufelsfinger. Er wird wütend: »Oh, du hast mich betrogen! Du hast dich über mich lustig gemacht! Ich werde die Brücke wieder zerstören!« Und sogleich macht er sich daran, die Brückensteine ins Meer zu werfen. Der Heilige stürzte hinzu, um ihn daran zu hindern und glitt aus; aber die Brücke war gerettet und steht noch heute.
Der Teufel in seiner Wut schlägt dem heiligen Cado einen Zweikampf vor. »Ich bin einverstanden,« sagte der Heilige, »du wählst die Waffen und ich den Kampfplatz.« Der Teufel wählte natürlich seine zweizackige Eisengabel, die einen langen Stiel hatte. St. Cado nimmt eine Schusterahle und wählt als Kampfplatz einen Backofen. Einmal darin, packt St. Cado den Teufel mit der einen Hand beim Kragen und mit der andern läßt er seine Ahle arbeiten. Der Teufel aber kann seine Gabel nicht rühren. Er brüllt wie ein Stier, ruft um Hilfe und bettelt um Gnade; aber der Heilige hört nicht auf ihn, bis er ihn nach allen Regeln der Kunst gespießt hat.
Vor dem Backofen war der Teufel nicht wenig in Wut. »Fangen wir von neuem an,« sagte er, »ich nehme jetzt die Ahle, die so weh tut, und du nimmst die Gabel da!« »Einverstanden«, erwiderte St. Cado. Und sogleich versetzte er dem Teufel Gabelstiche in den Bauch, auf die Brust und ins Gesicht. Es war schlimmer als im Backofen. Zum Glück hatte der Teufel flinke Beine. Aber er hatte einen gutmütigen Charakter und trug nichts nach.
Als er von seinen Wunden wieder hergestellt war, besuchte er den Heiligen. Dieser verspottete ihn wegen der Brücke, die tatsächlich schlecht gebaut war. Der Teufel entschuldigte sich mit der kurzen Zeit, die er gehabt hätte, und versicherte, er könne es besser machen. »Ich wette,« sagte der Heilige, »daß ich in einer Nacht ein viel schöneres Haus bauen werde als du.« »Du?« »Ja, ich, versuchen wir es nächste Nacht, und du wirst es sehen!« »Versuchen wir es!« sagte der Teufel. Er zeichnet seine Pläne, nimmt seine Maße, ruft seine Mutter zu Hilfe und begibt sich an die Arbeit, sobald die Nacht eingebrochen ist. Er arbeitete am einen Ende der Insel, der Heilige am andern. Am anderen Tage wollte letzterer früh am Morgen das Werk des Teufels sehen. Das Haus, welches dieser hatte bauen lassen, hatte ein gefälliges Äußere; er tritt hinein und besichtigt es. Es war weitläufig, gut abgeteilt und solide gebaut. Es war wirklich ein schönes Haus. Der Teufel war mit der Zustimmung des Heiligen zufrieden; dann ging man, um das zweite Haus zu besichtigen. Der Osten glänzte von Licht, die Sonne war noch unter dem Horizont. Der Teufel blieb vor dem Bauwerk des Heiligen starr vor Staunen stehen. Das Gebäude war lang, weitläufig, hoch und mit schönen Türmchen versehen; es war aus Eisschollen erbaut. Es war eine wunderschöne Festung aus Kristall. Der Teufel erinnerte sich, etwas Ähnliches einst im Himmel gesehen zu haben. Er betritt den Bau und betrachtet sich die schönen Zimmer des Erdgeschosses, dann die des ersten und zweiten Stocks. Er fällt von einer Überraschung in die andere. »Zum Entgelt für meine Brücke, für mein Haus, das ich letzte Nacht gebaut habe und auch für die Schmerzen, die du mir zugefügt hast, könntest du mir eigentlich das Schloß schenken!« »Oh, wenn es dir Freude macht, gern!« sagte der heilige Cado. Der Teufel will baldmöglichst sein großartiges Schloß allein genießen und findet Vorwände, den Heiligen schleunigst zu entlassen. Er eilt in den zweiten Stock, betritt das schönste Zimmer, nimmt dann einen Stuhl und setzt sich ans Fenster, um sich von der ermüdenden Arbeit der Nacht zu erholen und den Sonnenaufgang zu betrachten. Welch ein Rundblick! Das Licht drang von allen Seiten ins Schloß. Das Meer war ruhig; die Felder waren weiß vom Reif und der Himmel war so klar wie an den schönsten Januartagen. Der Teufel war mehrere Stunden hindurch in einem Begeisterungsrausch, bis er plötzlich durch ein furchtbares Krachen wieder zu sich gerufen wurde. Die Eisschollen begannen in der Sonne zu schmelzen und das Schloß stürzte zusammen. Als der Teufel aus seiner Ohnmacht erwachte, war er ganz zerschlagen. Als er sich wieder erheben konnte, fand er nichts mehr von seinem schönen Schloß als ein wenig Dreck. Der Teufel war nicht imstande, sich mit St. Cado zu messen, denn im Himmel und auf Erden hat St. Cado niemanden seinesgleichen.

[Ernst Tegethoff: Französische Volksmärchen]

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