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Ein Bauer hatte einen Sohn, der sagte eines Tages: „Vater, dein Leben mag ich nicht führen. Laß mich in die Welt hinausziehen und ein Handwerk erlernen, bringt doch das geringste Handwerk mehr ein als die beste Bauernarbeit.“ Der Vater versuchte, den Sohn umzustimmen und ihm klarzumachen, daß auch ein Handwerker Arbeit und Sorgen kennt, aber der Sohn beharrte auf seinem Willen, und schließlich ließ der Vater ihn ziehen. So machte sich der Sohn auf den Weg und kam nach langer Wanderung an einen Fluß. Dort begegnete ihm ein grüngekleideter Mann. „Wohin des Weges?“ fragte er. „Ich ziehe durch die Welt und suche nach einem Meister, der mich in die Lehre nimmt“, antwortete der Bauernsohn. „Ich bin ein solider Meister, bei mir kannst du in die Lehre gehen, wenn du Lust hast!“ meinte der Grüngekleidete. Der Bauernsohn willigte ein und schloß sich ihm an. Sie gingen eine Weile am Ufer entlang, dann sprang der Meister ins Wasser, tauchte wieder auf und rief: „Spring mir nach, ich will dich schwimmen lehren!“ Der Bursche zögerte, weil er zu ertrinken fürchtete, aber dann ließ er sich doch überreden und sprang. Als er wieder aufgetaucht war, packte ihn der Grüngekleidete und zog ihn hinab auf den Grund.
Dort führte er ihn ins Haus, gab ihn bei einem uralten Weib in die Lehre und kehrte wieder auf die Erde zurück. „Söhnchen, glaube nicht, daß du einen gewöhnlichen Handwerksmeister vor dir hattest!“ sagte die Uralte, als sie mit dem Burschen allein war. „Es ist der Teufel! Auch mich hat er vor vielen Jahren hierher verschleppt. Höre nun, was, ich dir sage. Ich werde dich in die Lehre nehmen und dir alle Schliche des Teufelshandwerks beibringen, doch wenn er herkommt und fragt, was du gelernt hast, dann antworte, daß du nichts gelernt hast. Nur so wird es dir gelingen, dich seiner zu erwehren und auf die Erde zurückzukehren.“
Nach einiger Zeit kam der Teufel tatsächlich und fragte den Lehrling : „Was hast du gelernt?“ — „Bisher noch nichts“, gab jener zur Antwort. Die Jahre vergingen. Und jedesmal, wenn der Teufel kam und den Lehrling fragte, was er gelernt hätte, erhielt er zur Antwort: „Nichts.“ — „Hast du wirklich gar nichts gelernt?“ fragte der Teufel schließlich zum letztenmal. „Nein, gar nichts, sogar das, was ich wußte, habe ich vergessen“, erwiderte der Lehrling. „Nun, dann wirst du niemals etwas lernen!“ versetzte der Teufel wütend. „Mach, daß du fortkommst!“ In Wirklichkeit beherrschte der Lehrling alle Schliche des Teufelhandwerks. Er tauchte aus dem Wasser, schwamm ans Ufer und ging zu seinem Vater.
Der erblickte ihn schon von weitem und lief ihm entgegen. „Wo warst du so lange, lieber Sohn?“ rief er. „In der Lehre“, antwortete er. Und am nächsten Tage, als alle Bauern des Dorfes zum Markt gingen, sagte er: „Vater, wir gehen mit.“ „Weshalb denn? Wir haben doch nichts zu verkaufen“, wandte der Vater ein. „Das laß nur meine Sorge sein“, gab er zur Antwort, und unterwegs sagte er: „Wenn wir uns dem Marktplatz nähern, werde ich mich in das schönste Pferd weit und breit verwandeln. Jedermann wird mich bewundern, aber nur mein Meister wird mich kaufen wollen. Er zahlt dir ohne zu feilschen den Preis, den du verlangst. Aber hüte dich, ihm den Zaum in die Hand zu geben! Hast du das Geld erhalten, dann reiß dem Pferd den Zaum ab und wirf ihn zu Boden.“
Kurz bevor sie auf den Marktplatz kamen, verwandelte er sich tatsächlich in ein unbeschreiblich schönes Pferd. Die Menschen strömten herbei, um es zu bewundern, aber keiner wagte, nach dem Preis zu fragen. Da drängte sich ein grüngekleideter Handwerksmeister durch die Menge. „Ich kaufe dein Pferd, Alter“, sprach er. „Wieviel verlangst du dafür?“ Und obwohl der Bauer einen übermäßig hohen Preis verlangte, willigte er ohne zu feilschen ein. Als der Bauer das Geld erhalten hatte, riß er dem Pferd den Zaum ab und warf ihn zu Boden. Im selben Augenblick waren das Pferd und der Grüngekleidete verschwunden. Und als der Bauer mit dem Geld nach Hause kam, saß der Sohn schon wartend auf der Ofenbank.
Beim nächsten Markttag sagte er wieder: „Komm, Vater, wir gehen zum Markt.“ Und unterwegs setzte er dem Bauern auseinander: „Diesmal werde ich mich in einen Marktstand verwandeln, schöner und reichhaltiger ausgestattet als jeder andere. Jedermann wird den Stand bewundern, aber nur mein Meister wird imstande sein, ihn aufzukaufen. Er bezahlt jeden Preis, den du verlangst. Aber hüte dich, ihm die Schlüssel in die Hand zu geben! Hast du das Geld erhalten, dann wirf die Schlüssel zu Boden.“ Alles kam so, wie der Sohn vorausgesagt hatte. Und nachdem der Alte das Geld erhalten und die Schlüssel zu Boden geworfen hatte, verwandelte sich der Marktstand in eine Taube und der Grüngekleidete in einen Falken, der die Taube verfolgte. Zufällig stand die Königstochter vor dem Schloß und beobachtete die Jagd. Die Taube flog pfeilschnell auf sie zu, setzte sich auf ihre Hand und verwandelte sich in einen Fingerring. Der Falke aber sank wie ein Stein zu Boden und verwandelte sich in einen Menschen, der zum König ging und ihm seine Dienste anbot. „Drei Jahre lang will ich dir dienen“, sprach er. „Und zum Lohn verlange ich weder Speise noch Trank, weder Geld noch Kleidung, sondern nur den Fingerring, den die Prinzessin an der Hand trägt.“ Der König willigte ein und versprach, ihm den Fingerring zu geben.
Die Prinzessin liebte den Fingerring innig, denn tagsüber schmückte er ihre Hand, und nachts verwandelte er sich in einen wunderschönen Jüngling. „Wenn man dir den Ring abverlangen sollte, dann gib ihn keinem in die Hand, sondern wirf ihn zu Boden!“ sagte der Jüngling eines Nachts zu ihr. Als die drei Jahre vergangen waren, ging der König zu seiner Tochter und bat sie, ihm den Fingerring zu geben. Sie stellte sich, als wäre sie darüber böse, und warf den Ring zu Boden. Er zerbrach, und die Stücke verwandelten sich in winzige Körner, von denen eines dem König unter den Stiefel rollte. Da verwandelte sich der Diener in einen Sperling und pickte die Körner auf. Nachdem er alle verschluckt hatte Bis auf das letzte, das unter dem Stiefel des Königs lag, verwandelte es sich plötzlich in einen Kater, der dem Sperling die Kehle durchbiß.
Dort führte er ihn ins Haus, gab ihn bei einem uralten Weib in die Lehre und kehrte wieder auf die Erde zurück. „Söhnchen, glaube nicht, daß du einen gewöhnlichen Handwerksmeister vor dir hattest!“ sagte die Uralte, als sie mit dem Burschen allein war. „Es ist der Teufel! Auch mich hat er vor vielen Jahren hierher verschleppt. Höre nun, was, ich dir sage. Ich werde dich in die Lehre nehmen und dir alle Schliche des Teufelshandwerks beibringen, doch wenn er herkommt und fragt, was du gelernt hast, dann antworte, daß du nichts gelernt hast. Nur so wird es dir gelingen, dich seiner zu erwehren und auf die Erde zurückzukehren.“
Nach einiger Zeit kam der Teufel tatsächlich und fragte den Lehrling : „Was hast du gelernt?“ — „Bisher noch nichts“, gab jener zur Antwort. Die Jahre vergingen. Und jedesmal, wenn der Teufel kam und den Lehrling fragte, was er gelernt hätte, erhielt er zur Antwort: „Nichts.“ — „Hast du wirklich gar nichts gelernt?“ fragte der Teufel schließlich zum letztenmal. „Nein, gar nichts, sogar das, was ich wußte, habe ich vergessen“, erwiderte der Lehrling. „Nun, dann wirst du niemals etwas lernen!“ versetzte der Teufel wütend. „Mach, daß du fortkommst!“ In Wirklichkeit beherrschte der Lehrling alle Schliche des Teufelhandwerks. Er tauchte aus dem Wasser, schwamm ans Ufer und ging zu seinem Vater.
Der erblickte ihn schon von weitem und lief ihm entgegen. „Wo warst du so lange, lieber Sohn?“ rief er. „In der Lehre“, antwortete er. Und am nächsten Tage, als alle Bauern des Dorfes zum Markt gingen, sagte er: „Vater, wir gehen mit.“ „Weshalb denn? Wir haben doch nichts zu verkaufen“, wandte der Vater ein. „Das laß nur meine Sorge sein“, gab er zur Antwort, und unterwegs sagte er: „Wenn wir uns dem Marktplatz nähern, werde ich mich in das schönste Pferd weit und breit verwandeln. Jedermann wird mich bewundern, aber nur mein Meister wird mich kaufen wollen. Er zahlt dir ohne zu feilschen den Preis, den du verlangst. Aber hüte dich, ihm den Zaum in die Hand zu geben! Hast du das Geld erhalten, dann reiß dem Pferd den Zaum ab und wirf ihn zu Boden.“
Kurz bevor sie auf den Marktplatz kamen, verwandelte er sich tatsächlich in ein unbeschreiblich schönes Pferd. Die Menschen strömten herbei, um es zu bewundern, aber keiner wagte, nach dem Preis zu fragen. Da drängte sich ein grüngekleideter Handwerksmeister durch die Menge. „Ich kaufe dein Pferd, Alter“, sprach er. „Wieviel verlangst du dafür?“ Und obwohl der Bauer einen übermäßig hohen Preis verlangte, willigte er ohne zu feilschen ein. Als der Bauer das Geld erhalten hatte, riß er dem Pferd den Zaum ab und warf ihn zu Boden. Im selben Augenblick waren das Pferd und der Grüngekleidete verschwunden. Und als der Bauer mit dem Geld nach Hause kam, saß der Sohn schon wartend auf der Ofenbank.
Beim nächsten Markttag sagte er wieder: „Komm, Vater, wir gehen zum Markt.“ Und unterwegs setzte er dem Bauern auseinander: „Diesmal werde ich mich in einen Marktstand verwandeln, schöner und reichhaltiger ausgestattet als jeder andere. Jedermann wird den Stand bewundern, aber nur mein Meister wird imstande sein, ihn aufzukaufen. Er bezahlt jeden Preis, den du verlangst. Aber hüte dich, ihm die Schlüssel in die Hand zu geben! Hast du das Geld erhalten, dann wirf die Schlüssel zu Boden.“ Alles kam so, wie der Sohn vorausgesagt hatte. Und nachdem der Alte das Geld erhalten und die Schlüssel zu Boden geworfen hatte, verwandelte sich der Marktstand in eine Taube und der Grüngekleidete in einen Falken, der die Taube verfolgte. Zufällig stand die Königstochter vor dem Schloß und beobachtete die Jagd. Die Taube flog pfeilschnell auf sie zu, setzte sich auf ihre Hand und verwandelte sich in einen Fingerring. Der Falke aber sank wie ein Stein zu Boden und verwandelte sich in einen Menschen, der zum König ging und ihm seine Dienste anbot. „Drei Jahre lang will ich dir dienen“, sprach er. „Und zum Lohn verlange ich weder Speise noch Trank, weder Geld noch Kleidung, sondern nur den Fingerring, den die Prinzessin an der Hand trägt.“ Der König willigte ein und versprach, ihm den Fingerring zu geben.
Die Prinzessin liebte den Fingerring innig, denn tagsüber schmückte er ihre Hand, und nachts verwandelte er sich in einen wunderschönen Jüngling. „Wenn man dir den Ring abverlangen sollte, dann gib ihn keinem in die Hand, sondern wirf ihn zu Boden!“ sagte der Jüngling eines Nachts zu ihr. Als die drei Jahre vergangen waren, ging der König zu seiner Tochter und bat sie, ihm den Fingerring zu geben. Sie stellte sich, als wäre sie darüber böse, und warf den Ring zu Boden. Er zerbrach, und die Stücke verwandelten sich in winzige Körner, von denen eines dem König unter den Stiefel rollte. Da verwandelte sich der Diener in einen Sperling und pickte die Körner auf. Nachdem er alle verschluckt hatte Bis auf das letzte, das unter dem Stiefel des Königs lag, verwandelte es sich plötzlich in einen Kater, der dem Sperling die Kehle durchbiß.
Quelle:
(Jugoslawien)