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Märchenbasar

Der verzauberte Fisch

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Es war einmal eine arme Frau, die hatte einen einzigen Sohn, der war einfältig und wollte nicht arbeiten. Er taugte der Armen nur, um zu essen. Eines Tages als ein Junge aus der Nachbarschaft in den Wald ging, um Holz zu sammeln, bat sie ihn, er möge doch den kleinen Dummkopf mitnehmen und ihn lehren, ein Bündel Holz zu schnüren. Als sie im Wald angelangt waren, ging der Junge zwei Bündel Holz schneiden, und der Einfältige spielte an einem Fluß. Dort. saß er ohne an etwas zu denken und betrachtete die Fische im Wasser. Da sprang ihm plötzlich ein Fischlein direkt in den Schoß, und der einfältige Knabe packte es mit seinen Fingernägeln. Sowie sich das Fischlein in seinen Händen sah, sprach es zu ihm: »Töte mich nicht, und zur Belohnung brauchst au, wenn du dir irgendetwas wünschen solltest, nur zu sagen: ‚Ich bitte Gott und mein Fischlein, daß sie mir dieses oder jenes geben, und alles soll nach deinem Wunsch geschehen.’« Der Einfältige erschrak und ließ das Fischlein aus seiner Hand fallen, und sofort verschwand es im Fluß. Der andere Knabe rief nach ihm, damit er sein Bündel aufhöbe. Er ging hin und als er merkte, daß das Bündel schwer war, sagte er: »Ich bitte Gott und mein Fischlein, daß sie mich auf diesem Bündel Holz reiten lassen.« Er sprang auf das Bündel und dieses trug ihn im Galopp aus dem Wald heraus und durch die ganze Stadt bis zum Hause seiner Mutter. Der König saß am Fenster seines Schlosses und wunderte sich sehr. Er rief seine Tochter: »Komm und sieh dir den Einfältigen an, der auf einem Bündel Holz reitet.« Als die Prinzessin ihn erblickte, lachte sie laut heraus, aber der Einfältige sagte leise: »Ich bitte Gott und mein Fischlein, daß die Prinzessin ein Kind von mir bekommt.« Wenig später lag die Prinzessin in den Wehen und alle Ärzte waren der Meinung, daß sie schwanger war. Der König war verzweifelt und bat seine Tochter bei allen Heiligen, sie solle ihm sagen, wer der Verursacher einer so großen Schande war. Die Prinzessin schwor bei allem, daß sie dies nicht erklären könnte. Da ließ der König ausrufen, daß derjenige, der gestehen würde, der Vater des Kindes zu sein, die Prinzessin zur Frau bekäme. Nach einiger Zeit kam der Einfältige in den Palast, um mit dem König zu sprechen. »Ich komme, um Euer königlichen Majestät zu sagen, daß ich der Vater des Kindes der Prinzessin bin.« Der König erschrak und die Prinzessin glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Der Einfältige erzählte daraufhin, was sich ereignet hatte. Um sich Gewißheit zu verschaffen, sagte ihm der König: »Bitte dein Fischlein darum, daß es dir jetzt hier einen Haufen Geld beschert.« Das Geld fiel ihm von allen Seiten zu. »Und jetzt bitte dein Fischlein, daß es dich zu einem vollendeten und klugen Jüngling macht.« Sogleich wurde der Einfältige viel schöner als alle Prinzen. Er heiratete die Königstochter, und wegen seiner großen Klugheit wurden ihm die Regierungsgeschäfte übertragen.

[Portugal: T. Braga: Contos tradicionaes do povo portuguez]

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