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Eine Ziege wollte einst auf die Weide gehen und rief zuvor ihr Zicklein zu sich. Sie verbot ihm ernstlich, unter Todesstrafe kein Tier hineinzulassen, bis sie zurückkäme möge es auch noch so sehr bitten und betteln. Dann ging sie fort. Der Wolf aber hatte sie im Walde verschwinden sehen, er begab sich sogleich zum Zicklein und hieß es die Türe öffnen; dabei verstellte er seine Stimme, als ob er die Ziege wäre. Das Zicklein hörte zwar die Stimme der Mutter, aber es sah, daß der Klopfende ihre Gestalt nicht habe und entgegnete: »Mach dich fort, Spitzbube! Wohl weiß ich, daß du nicht meine Mutter bist!« Hätte das Zicklein den Wolf in sein Haus aufgenommen, so würde er es mit Haut und Haaren verschlungen haben. Man soll also keinem Lügner glauben und nicht auf schlechten Rat hören.
[Ernst Tegethoff: Französische Volksmärchen]