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Märchenbasar

Des Teufels Lohn

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Es war einmal eine Frau, die hatte einen Mann, der war pacurar (Schafhirt). Weil er pacurar war, so konnte er nicht oft zu Hause sein, das hatte seiner Frau zuerst nicht gefallen, denn es war ihr ohne ihn einsam gewesen, nach und nach hatte sie sich daran nicht nur gewöhnt, sondern er kam ihr nun sogar zu oft heim und störte sie in der Unterhaltung mit dem Popen, der sie in der Einsamkeit getröstet. Nun war der ihr lieber geworden als ihr Mann. Wenn dieser zu den Schafen hinausging, ließ sie Branntwein bringen und backte Pletschinten, dann kam der Pope, sie aßen, tranken und waren lustig. Kam dann die Zeit, daß der Mann nach Hause kommen sollte, schlich sich der Pope fort. Dies ging eine Zeitlang so fort, bis sie sich so gerne hatten, daß sie wünschten, der Mann käme gar nicht mehr heim, und sich beredeten, wie sie ihn ermordeten. Da hatte die Frau einen guten Gedanken, den sie auch bald ausführte. Als sie ihren Mann nach Hause kommen hörte, legte sie sich ins Bett, und als er eintrat, empfing sie ihn mit furchtbarem Gejammer: »Ich bin so krank, ich sterbe, ach, ich sterbe, wenn ich nur hartes Wasser aus der Donau hätte, nur das kann mich retten. Geh, lieber Mann, ans Ufer der Donau, und bringe mir hartes Wasser, damit ich mir den Rücken einreibe, vielleicht werde ich wieder gesund.«
Der Mann nahm sich den bubau (Mantel aus Schafwolle) und einen Krug und ging und ging, bis er an die Donau kam, dort saß am Ufer der Teufel in der Gestalt eines alten Mannes und fragte: »Du Mensch, wohin willst du?« Der Mann antwortete unwirsch: »Was brauchst auch du das zu wissen?« – »Sage mir die Wahrheit, Mensch, wohin und was willst du, denn mich wirst du nun nimmer los.« Da merkte der pacurar, daß er es hier nicht mit einem gewöhnlichen alten Manne zu tun hatte, und erzählte ihm, seine Frau sei schwer krank und habe Wasser aus der Donau verlangt, damit er ihr den Rücken reibe. »Nun gut«, sagte der Teufel, »aber was gibst du mir, wenn ich dich schnell nach Hause trage, damit du siehst, was deine Frau macht, während du ihr hartes Wasser aus der Donau schöpfst.« – »Was du willst.« – »Weil du mir die Wahrheit gesagt, will ich dich schnell heimbringen, dann krieg ich schon auch noch einen Lohn. Kriech in diesen Sack. Ich will als Hausierer, den Sack auf dem Rücken, meine Geige im bubau, in dein Dorf gehen.« Der Mann kroch in den Sack, der Teufel nahm ihn auf den Rücken und flog durch die Luft schnell in sein Dorf bis vor seine Türe. Dort sahen sie durchs Fenster den Popen am Tisch sitzen, vor sich Branntwein und Pletschinten. Der Teufel pochte ans Fenster und rief mit jammernder Stimme: »Ihr lieben Leute, seid so gut und laßt mich hinein, ich sah nur in eurem Hause noch Licht, bin zufrieden mit einem Plätzchen auf dem Herde oder hinter der Türe.« Der Pope und die Frau beschlossen, ihn hereinzulassen, auf dem Herde sei ja Platz. So kam der Teufel herein, stellte den Sack hinter die Türe. »Was hast du unter dem Mantel?« fragte die Frau. »Eine Violine.« – »Hei, das wird lustig, spiel uns eins auf, daß wir tanzen.« Der Teufel ließ sich’s nicht zweimal sagen, zog sie heraus und begann zu spielen und sang dazu:

»Linzu, linzu, linzula,
Wartet nur, denn gleich
Lacht der Teufel über euch.«

Der Pope schwang die Frau herum mit der Zunge schnalzend, und sie rief:

»Ich hatte einst ein Männlein, ein zartes,
Ich schickt‘ es zur Donau um Wasser, ein hartes,
Mir zu reiben den Rücken. Ju, hu, hu.

Aule-o, aule-o!« Das Singen hatte sich in Schreien und Weinen verwandelt, denn ihr Mann war plötzlich aus dem Sack gesprungen und rieb ihr den Rücken, und zwar nicht mit hartem Wasser aus der Donau, sondern mit einem harten Stock, und hieb die Liebe zum Popen heraus, der aber sprang zum Fenster hinaus, und der Teufel stand da und lachte und lachte, und das war sein Lohn.

(Bägendorf)
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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