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Die Abenteuer des Saneha

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Der Erbfürst, der Mann des Königs von Unter- Aegypten, der einzige Freund, der Richter, der Verwalter der Domänen des Herrschers, dem Leben, Heil und Gesundheit zuteil werden möge, der Offizier der asiatischen Beduinen, der wahre und geliebte Bekannte des Königs, der Diener Saneha spricht:
Ich bin ein Gefolgsmann meines Herrn (des Königs), ein Diener des Königs, ein Vorsteher des Palastes der Nefrit, der Erbfürstin, der obersten Favoritin, der Königlichen Gemahlin, die im Innern der Behausung des Königs Usertesen lebt, der Königlichen Tochter des Königs Amen-em-hât, der in der Pyramide ruht, die den Namen Ka-nefer-t (die schöne Höhe) trägt.
In seinem dreißigsten Regierungsjahre, am siebenten des Monats Athyr, ging der Gott (der Pharao) in seinen Himmel ein, der König von Ober- und Unter- Aegypten Amen-em-hât I, nahm seinen Weg zum Himmel und vereinigte sich mit der Sonnenscheibe, die göttlichen Glieder (des Königs) drangen ein in das Wesen, das ihn geschaffen hatte (in den Sonnengott). Im Palaste herrschte Schweigen, die Herzen waren in Trauer, das große Flügeltor war versiegelt, die Umgebung des Königs saß voll Kummer da und die Bevölkerung war von Schmerz ergriffen.
Nun hatte Seine Majestät, der Leben, Heil und Gesundheit zuteil werden möge (der verstorbene König Amen-em-hât) zahlreiche Soldaten nach dem Lande der Libyer entsendet; sein ältester Sohn Usertesen, dem Leben, Heil und Gesundheit zuteil werden möge, war ihr Führer. Er war gekommen, hatte viele Libyer lebend gefangen genommen und unzählig viel Vieh zusammengebracht. Die hervorragendsten Freunde des Königshauses, dem Leben, Heil und Gesundheit zuteil werden möge, schickten daher nach Westen (wo Libyen lag) und ließen dem (neuen) Könige über die geschäftlichen Angelegenheiten berichten, die sich in dem Palaste, dem Leben, Heil und Gesundheit zuteil werden möge, abspielten. Die Boten fanden ihn auf der Straße, sie trafen ihn zur Zeit der Nacht (und einer von ihnen sagte dem neuen Könige): »Wäre es nicht richtig, wenn der König sich eilte, wenn der Falke (der Pharao) mit seinen Gefolgsleuten (zur Hauptstadt) flöge, ohne es seinen Soldaten mitteilen zu lassen. Man soll daher den Königssöhnen, die sich bei diesen Soldaten befinden, mitteilen, daß sie es (die Abreise des Königs) niemandem von allen denen, die sich beim Heere aufhalten, mitteilen sollen.«
Aber, siehe da, ich stand dort, ich hörte die Worte des Boten, als er sie aussprach; da floh ich in die Ferne, ich fühlte mein Herz brechen, meine Arme sanken nieder, die Furcht vor dem Könige (dessen Geheimnis ich, wenn auch ohne eigenes Verschulden, gehört hatte) senkte sich auf alle meine Glieder, ich schlich heimlich fort, um eine Stelle zu suchen, an der ich mich verstecken konnte, ich duckte mich zwischen zwei Sträucher, um mir einen Weg zu suchen, auf dem ich gehen konnte. Ich suchte einen Weg nach Süden, aber ich wollte mich nicht dem Palaste nähern, da ich nicht wußte, ob dort nicht ein Unglück geschehen (und ein Aufstand ausgebrochen) sei. So sprach ich denn, als ich dem Sykomorenlande den Rücken wandte, nicht hinter dem Könige her: »Möge er leben« (wie das meine Pflicht gewesen wäre, aber ich wußte ja nicht, ob er nicht bei dem Aufstande umgekommen war).
Ich erreichte den See des Königs Snefru und verbrachte dort in einem Felde den Tag. Als es noch hell war, brach ich auf und wanderte. Ein Mann, der am Wege stand, frug mich, wer ich sei, denn er hatte Furcht. Als es Zeit zum Abendessen wurde, näherte ich mich der Stadt Nekau. Dank des Westwindes, gelangte ich in einer Schalde ohne Steuerruder über das Wasser und landete am Ostufer des Nils in der Gegend von Aku, dort, wo die Göttin Herit, die Herrin des roten Berges, weilt. Dann ging ich zu Fuß stromabwärts und erreichte die Fürstenmauer, die man errichtet hatte, um die Asiaten von Aegypten abzuhalten und um die einfallenden Wüstenbewohner niederzuwerfen. Ich hielt mich dort gebückt in dem Gebüsch aus Furcht, daß mich die Wache erblicken könnte, die tagsüber oben auf der Festung steht. Als es Nacht geworden war, machte ich mich wieder auf den Weg und erreichte bei Tagesanbruch die bereits im Auslande gelegene Landschaft Peteni und wandte mich den Bitterseen zu. Da überkam mich der Durst, er zwang mich zu eilen, ich röchelte, meine Kehle vermochte nicht mehr zu atmen und ich sagte: Das ist der Geschmack des Todes. Dann erhob ich mich aber wieder und nahm mich zusammen, und da vernahm ich in der Ferne das Brüllen einer Viehherde. Die Beduinen erblickten mich und ihr Führer erkannte mich, denn er war in Aegypten gewesen. Dann gab er mir Wasser und kochte mir Milch, und dann ging ich mit ihm zu seinem Stamme. Die Beduinen ließen mich weiter ziehen von Land zu Land, ich hielt mich nirgends auf (?), sondern eilte zum Lande Edom (oder Kedim), und dort blieb ich anderthalb Jahre.
Der Fürst des Landes Ober-Tenu (in Südpalästina) Âmu-nen-scha ließ mich kommen und sagte mir: »Es wird dir bei mir gut gehn, denn hier hörst du die Sprache Aegyptens reden«. So sprach er, weil er meine Eigenschaften kannte und von meiner Klugheit gehört hatte, denn Leute aus Aegypten, die bei ihm waren, hatten ihm von mir berichtet. Dann sagte er zu mir: »Warum bist du hierher gekommen? Hat etwa in dem Palaste des Königs von Ober- und Unterägypten Amenemhât I. eine Reise zum Himmel (ein Todesfall) stattgefunden, ohne daß man wüßte, was bei dieser Gelegenheit geschehen ist?« (Das soll heißen »bist du etwa bei einem solchen Todesfalle beteiligt gewesen«, ein Verdacht, gegen den sich Saneha aus Furcht an Aegypten ausgeliefert zu werden, sofort auf das entschiedenste verwahrt.)
Da sagte ich in lügenhafter Weist: »Als ich in einem libyschen Schiffe daherkam, da wurde mein Herz mit einemmale verändert, meine Seele wurde betrübt, sie war nicht mehr in meiner Brust, sondern lockte mich auf den Weg der Flucht. Ich habe (keiner Verschwörung) zugestimmt, ich wurde nicht angeklagt, ich hörte nicht auf schändliche Pläne. Man hat meinen Namen nicht aus dem Munde des Herolds (als den eines Verbrechers) vernommen. Ich weiß nicht, was mich in dieses Land brachte. Es geschah, wie durch eine Schickung Gottes.« (Der Fürst von Tenu erschloß aus den unklaren Andeutungen des Saneha mit Recht, daß Amenemhât gestorben sei und sagte daher): »Wie steht es denn um das Land Aegypten, wenn er es nicht mehr kennt, er, der wohltätige Gott. Der Schrecken vor ihm durchschritt die Länder wie die (Verderben bringende Göttin) Sechet in einem Pestjahre«.
Da sagte ich ihm meine wahre Gesinnung und antwortete ihm: »Jetzt rettet uns sein Sohn. Er trat ein in den Palast und übernahm die glänzende Erbschaft seines Vaters, er ist wahrlich ein Gott, der keinen Genossen hat und vor dem keiner den Vortritt hat. Er ist ein Herr der Weisheit, vortrefflich in seinen Plänen, wohltätig, wenn er sein Ziel erreicht hat; seinen Ausgang und seinen Eingang richtet man nach seinem Befehle. Er lenkte die fremden Länder, und während sein Vater (noch lebte und als alter Mann) im Innern des Palastes weilte, verkündete er seine Entschlüsse. Wahrlich, er ist mächtig, wenn er sein Schlachtschwert in Tätigkeit treten läßt, er ist tapfer, es gibt nicht seinesgleichen. Man kann ihn erblicken, wie er sich auf die Barbaren stürzt, wie er die Räuber in Stücke schneidet. Er stößt mit seinem Horne (wie der Stier, dem der Pharao gern verglichen wird), da werden die Hände seiner Gegner kraftlos, seine Feinde können ihre Schilde nicht mehr verwerten. Um sich das Gesicht zu waschen (also um sich eine Erholung zu verschaffen) zerschmettert er die Stirnen seiner Feinde, es gibt keinen, der ihm standhalten könnte. Weithin eilt er und vernichtet den Flüchtenden. Für den, den er verfolgt, gibt es kein Entrinnen.«
»In der Stunde des Zusammenstoßes (der Heere) ist er standhaften Herzens, er ist mit Krallen bewaffnet (wie der Löwe), der nie seinen Rücken zeigt. Er ist trotzigen Herzens; wenn er eine Menge von Leuten erblickt (so greift er sie an und) läßt niemanden hinter sich übrig. Er blickt vorwärts, wenn er Widerstand sieht; er freut sich, wenn er gegen die Barbaren voranstürmt; er ergreift seinen Schild, er schlägt zu und braucht den Schlag nicht zu wiederholen, er tötet und niemand kann seinen Waffen entgehn. Kaum spannt er seinen Bogen, so fliehen auch schon die Barbaren, denn seine beiden Arme gleichen in ihrer Kraft der Kraft der Arme der großen Göttin (Sechet).«
»Er bekämpft alle, die seinen Namen nicht kennen, er läßt keinen entweichen und läßt nichts übrig. Er ist der Freundliche, der äußerst Angenehme, der sich die Liebe erwarb; es lieben ihn die Bewohner seiner Stadt mehr als ihre eigenen Glieder, seine Stadt jubelt ihm zu mehr als ihrem eigenen Gotte. Es ziehen dahin Männer und Frauen auf seinen Befehl, denn er ist ein König, der bereits, als er noch im Mutterleibe war, Eroberungen machte, er war ein Fürst von seiner Geburt an. Er läßt die Geburten zahlreich sein (da glückliche Zeiten herrschen), er ist der Einzige, eine Gabe Gottes. Seine Herrschaft ist eine Freude für dieses Land (Aegypten).«
»Er erweitert die Grenzen seines Reiches, er wird die Länder des Südens erobern, wird er da nicht auch an die Länder des Nordens (und ihre Eroberung) denken? Er ist geschaffen, um die Beduinen zu schlagen und um die Bewohner der Wüste zu zerschmettern. Wenn er kommt, dann möge er deinen Namen (als den meines Wohltäters) kennen lernen und kein Fluch (weil du einen seiner Untertanen mißhandeltest) möge zu Seiner Majestät gelangen. Denn tut er nicht dem Lande, das unter seinem Befehle steht, Gutes an?«
Da sprach der Fürst von Tenu zu mir: »Wahrlich! Aegypten ist glücklich, da er es in so frischer Weise beherrscht. Du aber kannst bei mir bleiben und das, was ich dir antun werde, wird etwas Schönes sein.«
Er gab mir eine Stellung an der Spitze seiner Kinder, er vermählte mich mit seiner ältesten Tochter, er gestattete, daß ich mir von dem besten Lande, das er besaß, ein Stück aussuchte, welches an der Grenze seines Gebietes gegen ein anderes Land hin gelegen war. Es war ein schönes Land, das den Namen Aaa trug. In ihm gab es Feigen und Weintrauben und mehr Wein als Wasser, Honig gab es in großer Menge, Oelbäume in großer Zahl und allerhand Früchte wuchsen auf seinen Bäumen. Getreide gab es dort und Weizen und zahllose Herden von allerhand Vieh.
Zahlreiche Rechte wurden mir verliehen als mich der Fürst besuchte, da er mich liebte. Er machte mich zum Herrn eines der besten Stämme seines Landes. Als gewöhnliche Nahrung hatte ich Brot, als tägliches Getränk hatte ich Wein, und dazu hatte ich gekochtes Fleisch und gebratene Gänse und außerdem das Wild dieses Landes, das man für mich einfing und mir als Geschenk brachte und noch dazu das Wild, das mir meine eigenen Kunde (bei der Jagd) zutrieben. Man bereitete für mich viele Kuchen und Milch, die man auf die verschiedenste Weise kochte.
So brachte ich viele Jahre zu, meine Kinder wurden starke Menschen, jedes von ihnen beherrschte seinen Stamm. Der Bote, der nach Norden reiste und ebenso der, der südwärts zu dem ägyptischen Hofe zog, machte meinetwegen Halt. Ich nahm alle Leute freundlich auf, ich gab dem Durstenden Wasser, ich brachte den Verirrten auf den richtigen Weg und wehrte die Räuber ab. Wenn die Beduinen in die Ferne zogen, um zu kämpfen oder um sich gegen die Herrscher fremder Länder zu verteidigen, dann gab ich ihnen Anweisungen für ihren Kriegszug, denn der Fürst von Tenu gab mir viele Jahre lang den Oberbefehl über seine Truppen. Wenn ich mich auf irgendein Land stürzte, so bewährte ich mich als Sieger. Man zitterte auf den Weideplätzen bei den Brunnen des Landes, denn ich fing seine Viehherden ein, ich schleppte seine Bewohner fort, ich raubte seine Nahrungsmittel, ich tötete seine Insassen. Das erreichte ich alles durch mein Schlachtschwert, durch meinen Bogen, durch meine Kriegszüge, durch meine vorzüglichen Pläne. Ich war eine Freude für das Herz des Fürsten von Tenu, er liebte mich, denn er kannte meine Tapferkeit. Er gab mir eine Stellung an der Spitze seiner Kinder, denn er sah die frische Kraft meiner Arme.
Da kam ein tapferer Mann aus dem Lande Tenu, er reitzte mich in meinem Zelte, denn er war ein Raufbold, der nicht seinesgleichen hatte, der ganz Tenu besiegt hatte. Er sagte, daß er mit mir kämpfen wolle, er bildete sich ein, er werde mich besiegen, er erklärte, er werde meine Herden für seinen Stamm erbeuten. Da besprach der Fürst von Tenu die Sache mit mir, und ich erklärte: »Ich kenne den Mann nicht, ich habe seinen Bruder nicht geschädigt, indem ich seine Behausung betrat. Habe ich etwa die Türe seiner Wohnung geöffnet oder bin ich in sein Gehege eingedrungen? Neidisch ist er, wenn er mich sieht, und darum gedenkt er mich zu berauben. Er benimmt sich wie ein Stier inmitten seiner Herde, wenn ihn ein wilder Stier bekämpft, um ihm seine Kühe zu rauben (und stellt sich so, als hätte ich ihn angegriffen). Oder ist er etwa ein elender Mensch, der den Besitz haben möchte, der mir zuteil geworden ist, und nicht ein wohlberatener Krieger? Wohlan, in diesem Falle möge man über die Angelegenheit zu Gerichte sitzen. Wenn er aber ein Stier ist, der den Kampf liebt, ein Raufbold, der es liebt, wenn man ihm widerspricht, und fürchtet, daß man seine Ansprüche (vor Gericht) abwägen könnte, nun wohl, wenn sein Herz nach dem Kampfe Gelüste trägt, dann möge er seinen Herzenswunsch aussprechen. Weiß Gott denn nicht seine Pläne (bezüglich des Ausganges dieser Sache), wie er ja alles weiß, was überhaupt in der Welt vorhanden ist?«
So verbrachte ich denn die Nacht damit, daß ich meinen Bogen spannte und meine Pfeile abschoß (um mich für den Kampf zu üben), ich machte meinen Dolch (in der Scheide) beweglich, ich machte meine Waffen kampfbereit.
Als es hell wurde, da kamen alle Bewohner des Landes Tenu herbei, seine Stämme hatten sich versammelt und die andern Länder hatten sich ihnen angeschlossen. Wenn die Leute sich über den bevorstehenden Kampf äußerten, dann entbrannte jedes Herz für mich, Frauen und Männer stießen Schreie aus, und jedes Herz bangte für mich. Sie sagten: »Gibt es denn keinen andern starken Mann, der (statt Saneha) gegen den Naufbold kämpfen könnte?« Da nahm mein Gegner seinen Schild, seine Lanze und einen Arm voll Speere. Da lockte ich seine Waffen heraus (und veranlaßte ihn von weit her seine Speere zu werfen), so daß seine Speere mich nicht trafen und nutzlos zur Erde fielen, einer neben dem andern. Da stürzte er sich auf mich, aber schon hatte ich meinen Pfeil auf ihn abgeschossen, der Pfeil blieb in seinem Nacken stecken, er schrie auf und fiel auf die Nase. Ich stieß ihn mit seiner eigenen Lanze zu Boden, trat auf seinen Rücken und stieß meinen Siegesschrei aus. Alle Asiaten schrien auf, ich aber pries den (Kriegsgott) Month (der mir den Sieg gegeben hatte). Die Leute meines Gegners trauerten um ihn, aber der Fürst Âmu-nen- scha umarmte mich. Ich trug die Habe des Besiegten fort und erbeutete seine Herden. Was er mir antun wollte, das fügte ich ihm zu. Ich nahm mir das, was in seinem Zelte war, ich plünderte seine Behausung. Ich wurde groß und vermögend durch meine Besitztümer, meine Herden wurden zahlreich.
So hat sich denn Gott dem, der ihm vertraute, gnädig gezeigt. Der Mann, der einst in ein fremdes Land entfloh, der ist heute befriedigt in seinem Herzen. Ich floh einst als Flüchtling, jetzt spricht man von mir im Königspalast in Aegypten. Als Wanderer wanderte ich hungrig fort, jetzt gebe ich meinen Nachbarn Brot. Der Mann, der einst nackend aus seinem Vaterlande floh, der bin ich, der jetzt glänzende Kleider aus feinem Leinen hat. Der Mann, der einst selbst laufen mußte, da er niemanden hatte, den er schicken konnte, der bin ich, der ich jetzt viele Diener habe. Mein Haus ist schön, mein Besitz ist groß, man erinnert sich meiner im ägyptischen Königspalaste.
Oh ihr Götter alle, die ihr einst über mich die Flucht verhängt habt, seid mir gnädig, führt mich wieder zu dem Palaste (Pharaos), gewährt mir die Gunst, daß ich den Ort wiedersehe, an dem mein Herz weilt. Siehe! Groß wäre mein Glück, wenn ich in dem Lande bestattet werden könnte, in dem ich geboren ward. Wohlan! Möge mir fortan ein schönes Los beschieden sein! Möge der Gott mir gnädig sein, möge er so handeln, wie es notwendig ist, um mein jetziges Glück zu befestigen! Möge sein Herz mit dem Manne Mitleid empfinden, der fliehen mußte, um in einem fremden Lande zu leben! Ist er denn nicht heute (endlich mit der Dauer meiner Verbannung) zufrieden? Er erhört das Flehen dessen, der in der Ferne weilt. So möge er denn jetzt seinen Arm dahin (helfend) wenden, wo der Flüchtling die Erde bearbeiten muß, an den Ort, an den er selbst den Flüchtling gebracht hat.
Und der König Aegyptens möge mir gnädig sein, so daß ich von seinen Gaben leben könne, so daß ich mich nach dem Befinden der Herrin des Landes, die in seinem Palaste weilt, erkundigen könne, so daß ich die Aufträge ihrer Kinder hören könne. Möchten doch meine Glieder (durch die Aufhebung der Verbannung) wieder jung werden, denn bereits naht sich mir das Alter, die Schwäche hat mich ereilt, meine Augen erinnern sich nicht mehr dessen, was sie sahen, meine Arme sind müde, meine Füße versagen den Dienst, mein Herz hört auf zu schlagen, es naht sich mir der Tod. Bald werden die Menschen mich nach den Stätten der Ewigkeit (den Grabstätten) bringen, damit ich der Herrin des Alls (der Göttin »die das Schweigen liebt« und die Gräber beherrscht) folge! Ach! Wenn doch sie (die Königin noch einmal, ehe ich dahinscheide) mit mir von der Schönheit ihrer Kinder spräche, damit sie dann (wenn auch sie stirbt) mit mir durch die Ewigkeit dahin wandelte.
Siehe da! Man hatte mit dem Könige von Ober- und Unterägypten Usertesen I., der die richtigen Worte zu sprechen weiß, wegen der mich betreffenden Angelegenheiten gesprochen. Da schickte Seine Majestät an mich einen Boten mit Geschenken, wie sie ein König zu vergeben pflegt, um das Herz des Mannes zu erfreuen, der hier in meiner Person sein Diener ist. Es waren Geschenke, wie man sie den Fürsten fremder Länder zu geben pflegt, und gleichzeitig ließen mich auch die Kinder des Königs, die in seinem Palaste weilten, ihre Aufträge hören.
Abschrift des Befehles, der mir, dem Diener des Königs, gebracht wurde, um mich nach Aegypten zurückzuführen: »Der Horus, der für die Geborenen das Leben ist, der Herr des Geier- und des Schlangendiadems, der für die Geborenen das Leben ist, der König von Ober- und Unterägypten Usertesen, der Sohn des Sonnengottes und Amen-em-hât‘ I., der da ewiglich und für alle Zeiten lebt. Königlicher Befehl für den Gefolgsmann Saneha:
Wohlan! Es wird dir dieser Befehl des Königs überbracht, damit du seinen Willen erfährst. Du hast die Länder durchirrt, von Edom (oder Kedim) bist du ausgegangen und bist bis nach Tenu gelangt; ein Land ließ dich in das nächste gelangen, wie es deinem Herzen gefiel. Und nun siehe! Dir geschah das, was du dir angetan hast (du bist selbst an deinem Unglücke schuld). Tadle nichts (bei andern), denn deine Worte würden zurückgewiesen werden. Rede nicht (um andere anzuklagen) im Rate der Vornehmen, denn was du dir zu tun ausgedacht hast, das würde verhindert werden. Der Plan aber, den dir dein Herz eingegeben hat (jetzt reumütig nach Aegypten zurückzukehren), den verschmähe dein Herz nicht mehr. Denn dein Himmel, das Wesen, das im Palaste weilt (die Königin, die für dich der Himmel ist), das ist noch da, es lebt noch heute in blühender Frische, sein Haupt ist erhaben unter den Königstümern der Erde, seine Kinder weilen in den wichtigsten Teilen des Palastes. Treffliche Dinge wirst du (wenn du zurückkehrst) zugeteilt erhalten, und sie werden alle dein Eigen bleiben. Mache dich auf den Weg nach Aegypten, um den Königlichen Hof wieder zu sehen, an dem du einst geweilt hast, um dich vor den großen Türen des Palastes zur Erde niederzuwerfen, um dich mit den Freunden des Königs zu vereinigen.
Heute hat für dich das Alter (bereits) begonnen, deine Manneskraft ist erloschen, du denkst jetzt an den Tag deines Begräbnisses, an dem du zu den Getreuen (des Herrn des Jenseits) eingehen sollst. Bald wird man dich eine Nacht lang in das heilige Oel tauchen und dich mit Binden umhüllen, die aus der Hand der Göttin (der Einbalsamierung) Tait selbst herstammen. Dann wird man dir (beim Leichenzuge) folgen und mit dir am Tage deiner Bestattung gehen. Dein mumienförmiger Sargkasten wird vergoldet sein und die Stelle des Gesichtes an dem Kasten die Farbe des Lapislazuli haben, der Traghimmel über dem Sarge wird aus mit Leder bespanntem Holze bestehen, Ochsen werden dich zum Grabe ziehen, Sänger werden vor dir hergehen, man wird für dich die bei Begräbnissen üblichen Tänze tanzen, die Trauernden werden an der Tür deines Grabes hocken, man wird zu deinen Gunsten die Opfergebete sprechen und wird Vieh bei deinem Opfertische schlachten. Aus weißem Kalkstein wird man deine Grabpyramide errichten, und sie wird ihren Platz inmitten der Grabpyramiden der Königskinder finden. Das soll nicht geschehen, daß du in einem fremden Lande stirbst und dich die Asiaten zu Grabe führen, du sollst nicht (wie es bei den Beduinen Sitte ist) in ein Widderfell eingewickelt werden, wenn man dich bestattet. Trauer soll herrschen, man soll (nach ägyptischem Brauch) die Erde schlagen, man soll über deinem Leichnam klagen, wenn du (zum Grabe) kommst.«
Dieser Befehl gelangte zu mir, als ich inmitten meines Stammes stand. Er ward mir vorgelesen, und da warf ich mich auf den Bauch, ich legte mich auf den Boden, ich streute Erde auf mich, ich kroch auf meinem Bauche umher, ich umkreiste meine Behausung und rief: »Wie kann nur etwas derartiges (Gutes) einem Diener wie mir geschehen, der eigenem Antriebe folgend, in fremde unruhige Länder entfloh. Wahrlich! Mich dergestalt aus der Hand des Todes zu erretten, das ist eine rettende Tat und ein herzberuhigendes Tun. Denn deine (des Königs) geheiligte Person wird mich das Ende meines Lebens am ägyptischen Königshofe erreichen lassen.«
Abschrift der Empfangsbestätigung dieses Befehls: »Der Diener, der Hausverwalter Saneha spricht: Aeußerst schöner Friede möge herrschen! Jene Flucht, die dein Diener, ohne zu wissen was er tat, unternahm, die kennt deine geheiligte Persönlichkeit, du schöner Gott, du Herr beider Aegypten, den (der Sonnengott) Râ liebt, den (der Kriegsgott) Month, der Herr von Theben, preist. Es möge Amon, der Herr von Karnak, der (Krokodilgott) Sebak, der (Sonnengott) Râ, der (Sperbergott) Horus, die (Göttin der Liebe) Hathor, der (Gott der Abendsonne) Atum und seine neun göttlichen Genossen, der (Gott des Ostens) Sepd, der Gott mit den schönen Seelen, der erstgeborene Gott (der Gott der Weisheit Thoth), der Gott des Ostens Horus, die göttliche Uraeus-(Brillen)schlange, die an Deinem Haupte herrscht, die Fürsten, die die Ueberschwemmung beherrschen, der (Gott der zeugenden Naturkraft) Min, der Gott Horus, der in den fremden Ländern weilt, die Göttin Urert, die Herrin des Landes Punt (am südlichen roten Meer), die (Göttin des Himmels) Nut, der ältere Horus, der (Sonnengott) Râ, alle Götter Aegyptens und der Inseln im Mittelländischen Meere, sie alle mögen Dir Leben und Kraft einzuatmen geben, sie mögen Dir ihre Reichtümer spenden, sie mögen dir als Lebensdauer die Ewigkeit ohne Grenze und die Unendlichkeit ohne Abschluß gewähren! Immer wieder möge man von der Furcht reden, die Du einflößest, die in den Ländern der Ebene und des Gebirges herrscht, denn Du hast alles bezwungen, soweit die Sonne zu kreisen vermag. Das ist die Bitte, die Dein Diener für seinen Herrn ausspricht, der ihn vor dem Hochlande (der Begräbnisstätte der Barbaren) errettete.
Der Herr des Erkennens erkennt die Menschen, und das ist Seine Majestät (der Pharao), die im Palaste thront. Sie erkannte das, was ich, Dein Diener, auszusprechen mich fürchtete. Denn es ist eine große Sache, etwas derartiges (wie die Erzählung meiner Flucht) zu wiederholen. Aber der große Gott (der König), das Ebenbild des (Sonnengottes) Râ, der durchschaute sein Geschöpf. Es wurde über mich, Deinen Diener beraten, ich wurde von Dir einer Beratschlagung unterzogen. Deine Majestät gleicht ja dem Gotte Horus, erobernd reichen Deine kräftigen Arme in alle Länder hinein.
Es möge Deine Majestät Befehl geben, daß man Mâki von Edom (oder Kedim), Chentiausch von Chentikeschu und Menus von dem Doppellande der Fenchu herbeibringe, das sind drei Fürsten, die über die Vorgänge in Tenu Zeugnis ablegen können. Dieses Land (in dem ich so lange geweilt habe) ist voll Liebe zu Dir, dort grollt man nicht gegen Dich, das Land gleicht (an Gehorsam) Deinen Kunden.
Siehe! Die Flucht, die ich, Dein Diener, unternahm, ohne selbst zu wissen, was ich tat, die kam nicht aus meinem Herzen, ich hatte sie mir nicht ausgedacht, ich weiß nicht, was mich fortriß, es war wie ein Traum, es war geradeso, als sähe sich mit einemmale ein Mann aus dem Delta (Unterägyptens) in Elephantine (in Oberägypten), oder als wäre ein Mann aus der Ebene (Unterägyptens) auf einmal im Lande Nubien (am obern Nile). Ich hatte ja nichts zu fürchten, man verfolgte mich nicht, ich hatte keinen verbrecherischen Plänen gelauscht, nicht hatte man meinen Namen (als den eines Verbrechers) aus dem Munde des Herolds gehört. Trotzdem zitterten meine Glieder, meine Beine liefen, mein Herz leitete mich, und der Gott, der diese Flucht über mich verhängt hatte, führte mich. Ich aber widersetzte mich ihm nicht, denn wer Aegypten kennt, der fürchtet sich, denn der Gott Râ läßt die Furcht vor Dir in Aegypten herrschen und den Schrecken vor Dir im Auslande.
Bringe Du mich an den Hof, bringe Du mich an diesen Platz (an dem Du, oh König, weilst). Siehe! Du kannst den Eingang in den Palast verhüllen, die Sonne geht auf, wenn es Dir beliebt; man trinkt das Wasser des Niles, wenn Du es willst, und man atmet die himmlische Luft, wenn Du es befiehlst. Ich, Dein Diener hier, werde meine Habe den Leuten geben, die mir an dieser Stätte zugeteilt waren. Man kam zu mir, Deinem Diener hier (mit Deiner Botschaft). Deine Majestät möge verfahren nach ihrem Belieben, denn man lebt von der Luft, die Du gewährst. Die Gottheiten Râ, Horus und Hathor lieben Deine ehrwürdige (Leben spendende) Nase. Der Gott Month, der Herr von Theben, möge zulassen, daß Deine Nase ewiglich lebe!«
Ich verbrachte noch einen Tag in Aaa, um meinen Kindern meinen Besitz zu übergeben; mein ältester Sohn wurde Fürst meines Stammes. Mein Stamm und mein ganzer Besitz, meine Leute, alle meine Viehherden, meine Pflanzungen und alle meine Dattelbäume wurden sein. Dann zog ich südwärts. Als ich nach Her-Hor (einem Orte an der ägyptischen Ostgrenze) gelangt war, schickte der Offizier, der sich mit seinen Truppen dort befand, einen Boten nach der königlichen Residenz, um von meiner Ankunft Mitteilung zu machen. Da entsendete Seine Majestät einen vortrefflichen Vorsteher der Bauern des königlichen Hauses und in seinem Gefolge Lastschiffe mit königlichen Geschenken für die Beduinen, die mir gefolgt waren, und mich nach Her-Hor gebracht hatten. Ich nannte einen jeden der Leute mit Namen (damit er in die an der Grenze geführten Register der ankommenden und abreisenden Fremden eingetragen werden konnte). Es befanden sich unter ihnen auch Arbeiter mit ihrem Geräte. Ich nahm und erhielt allerhand Lebensmittel und gelangte (während die Beduinen umkehrten) zu der Residenzstadt.
Als am nächsten Morgen die Erde hell wurde, da kam man und rief mich, vier Leute kamen und vier Leute brachten mich zu dem Paläste. Ich berührte (voll Ehrfurcht) seinen Eingang mit der Stirne, die Königskinder standen, um mich zu begrüßen, in der Halle, die Freunde, die mich zur Säulenhalle geführt hatten, geleiteten mich zum Gemache des Königs. Da fand ich Seine Majestät, sie thronte in der mit Silbergold reichgeschmückten Halle auf dem großen Thronsitze. Als ich mich vor ihr niedergeworfen hatte, erkannte sie mich nicht (als treuen Untertanen) an, der Gott begrüßte mich unfreundlich. Da war ich entsetzt, meine Glieder erschauderten, mein Herz war nicht mehr in meinem Innern, ich wußte nicht mehr den Unterschied zwischen Leben und Tod.
Seine Majestät sagte zu einem der Freunde: »Hebe ihn auf, er möge zu mir sprechen«. Dann sagte Seine Majestät: »Siehe da! Jetzt kommst du, nachdem du die Länder durchzogen hast und dich herumgetrieben hast. Jetzt ist das Alter über dich gekommen, du bist ein Greis geworden und dein Körper ist verbraucht. Da willst du nicht von den Beduinen begraben werden. Rede nicht! Dein Name ist (als der eines Verbrechers) genannt worden.« Ich fürchtete mich und antwortete, wie nur ein Furchtsamer antworten kann: »Was sagt mir mein Herr? Was soll ich darauf antworten? Es ist nicht meine Schuld, die Hand Gottes hat es veranlaßt. Der Schrecken war in mir, er veranlaßte die Flucht. Aber, wohlan, hier bin ich vor Dir, Du bist das Leben, Deine Majestät möge nach ihrem Belieben verfahren.«
Da ließ man die Königskinder hereinkommen, und da sprach Seine Majestät zu der Königin: »Sieh hin, da steht Saneha, der kommt zurück und sieht aus wie ein Asiate und ist zum Beduinen geworden«. Da lachte sie laut auf, und die Königskinder riefen alle auf einmal und sagten vor Seiner Majestät: »Das ist er gar nicht, oh König und Herr!« Aber Seine Majestät sagte: »Er ist es wirklich«.
Da nahmen die Königskinder ihre Cymbeln und ihre Klappern und ihre Sistren und musizierten damit vor Seiner Majestät (und sprachen): »Deine Hände, oh König, mögen schön sein! Der Schmuck der Himmelskönigin möge Dir zuteil werden, die Göttin Gold möge Deiner Nase Leben einflößen, die Herrin der Sterne möge Dich beschenken. Die Inhaberin der Krone des Südens möge stromabwärts ziehen, die Inhaberin der Krone des Nordens möge stromaufwärts ziehen (und beide Göttinnen sich mit Dir vereinigen). Im Munde Deiner Majestät weilt die Einsicht. An Deinem Haupte befindet sich die Uraeusschlange und verscheucht die Bösen. Der Gott Râ ist Dir, oh Herr beider Teile Aegyptens, gnädig. Dir jauchzt man zu, wie man der Herrin des Alls zujauchzt. Dein Horn (das der als Stier gedachte König trägt), ist stark, Dein Pfeil bringt Vernichtung. Dem aber, der in Bedrängnis ist, dem gewähre den Odem des Lebens. Uns gewähre etwas Schönes durch die (gütige) Behandlung des vor Dir stehenden Nomaden, dieses Sohnes des Nordens (der aus dem Norden hierher kam), dieses Beduinen, der in Aegypten geboren ward. Siehe! Er floh aus Furcht vor Dir. Würde denn nicht jedes Gesicht bleich, wenn es Dein Antlitz erschaute, und würde sich nicht jedes Auge fürchten, wenn es nach Dir hinsähe?«
Da sagte Seine Majestät: »Er soll sich nicht mehr fürchten, er soll nicht mehr voll Schrecken sein, er soll ein Freund werden unter den Räten, man soll ihn dem Kreise der Umgebung des Königs zuzählen. Begebt ihr euch zum Raume der Verehrung (des Königs, dem großen Audienzsaale), damit ihm dort sein Platz angewiesen werde!«
Als ich aus dem Königlichen Gemache heraustrat, gaben mir die Königskinder die Hand, und wir gingen zu dem großen Flügeltor des Palastes. Man wies mir die Behausung eines Königssohnes an und mit ihr alle die Annehmlichkeiten, die in ihr waren. Es befanden sich in ihr ein kühler Raum, prächtige Verzierungen und Gerät, das aus dem Königlichen Schatzhause stammte, Kleider aus Königlichem Linnen, Weihrauch und Oel, wie es der König und die von ihm geliebten Vornehmen erhalten, und allerlei Diener, von denen jeder in seinem Berufe tätig war. Man ließ die Jahre an meinen Gliedern vorübergehen (ich fühlte mich wieder jung), ich rasierte mich, meine Haare wurden gekämmt. Ich überließ den Schmutz dem Auslande und die unfeinen Kleider den Wüstenbewohnern. Ich wurde in feines Linnen gekleidet, ich wurde mit feinem Oel gesalbt, ich schlief in einem Bette. Den Sand der Wüste überließ ich (als Lager) seinen Bewohnern und das Baumöl denen, die sich mit ihm zu salben pflegen.
Man gab mir ein Haus, wie es sich für einen Freund (des Königs) geziemt. Viele Werkleute waren mit seinem Baue beschäftigt, all sein Holzwerk wurde erneuert. Drei- und viermal täglich brachte man mir Speisen aus dem Palaste, ganz abgesehen von dem, was mir die Königskinder ohne Unterlaß gaben. Man errichtete mir eine Grabpyramide aus Stein inmitten der übrigen Pyramiden. Der Vorsteher der Arbeiter bezeichnete das für sie bestimmte Grundstück, ein hoher Beamter zeichnete ihren Plan, die Steinmetzen meißelten, und die Baumeister der Grabesstadt durchzogen das Land, um das beste Material für sie herbeizuschaffen. Ich stiftete das nötige Gerät und Grundbesitz und einen Teich und Felder bei ihm in der gleichen Gegend, wie das für die Freunde erster Klasse zu geschehen pflegt. Meine Bildsäule (die im Grabe aufgestellt werden sollte) wurde mit Gold belegt, ihr Schurz bestand aus Silbergold, sie wurde auf Befehl Seiner Majestät selbst für mich hergestellt. Niemals gab es einen Mann niedern Standes, für den etwas derartiges geschehen wäre. Ich wurde vom Könige hoch geehrt, und werde geehrt bleiben bis daß der Tag meines Dahinscheidens kommen wird.
Das ist der Verlauf (dieser Geschichte des Saneha) von ihrem Anfange bis zu ihrem Ende, wie man ihn in einem (alten) Buche gefunden hat.

[Alfred Wiedemann – Altägyptische Sagen und Märchen]

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