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Es war einmal eine junge Frau, die hatte eine böse Schwiegermutter, welche ihr nur von dem Essen, das sie für den Hund bereitete, gab, wenn dieser schon satt war. Dazu erhielt sie viel Schelte, nie ein gutes Wort. Eines schönen Morgens zur Erntezeit nahm sich die Schwiegertochter die Sichel und ging aufs Feld Korn schneiden. Sie schnitt fleißig bis zum Frühstück, das ihr jedoch niemand brachte, Tränen traten ihr in die Augen. Sie schnitt weiter bis zum Mittag. Je höher die Sonne stieg, desto heftiger rannen die Tränen, desto größer wurden ihr Hunger und ihre Sehnsucht nach der Heimat. Es fragte niemand nach ihr, niemand brachte ihr zu essen. Die Sonne sank, aber nicht ihre Traurigkeit. Da sah sie in der Ferne die Schwiegermutter mit leeren Händen kommen, um zu sehen, was sie gearbeitet. Nun gesellte sich zu den dreien, Hunger, Leid und Sehnsucht, noch die Furcht vor der Schwiegermutter. Da fiel sie auf die Knie und betete: »O mein Gott, laß mich doch eine Schwalbe werden, damit ich heimfliegen kann zu meiner Mutter.« Sogleich wurde sie eine Schwalbe und flog fort.
Ihre Mutter saß grade auf dem Herd Feuer anmachend, als ein Vöglein mit den Flüglein ans Fenster schlug. »Häsch, häsch! Du Schwälbchen, wirst ja nicht mein Kind sein!« rief die Mutter. Da flog es fort bis ans Fenster ihrer Hochzeitsmutter (Nanasche). Diese kehrte grade in der Stube, als es mit den Flüglein am offnen Fenster Wind schlug. »Häsch, häsch, mein Schwälblein, wirst ja nicht meine Fine sein!« rief diese. Da sagte die Schwalbe: »Nanasche, liebe Nanasche mein, wären dir doch lieber deine Hände vertrocknet, bevor du mir den Kranz aufs Haupt gelegt.« – »Aber mein liebes armes Kind«, antwortete die Nanasche, »gib doch nicht mir die Schuld; der Kranz war ja nur in meinen Händen, aber du hattest die Augen.«
Ihre Mutter saß grade auf dem Herd Feuer anmachend, als ein Vöglein mit den Flüglein ans Fenster schlug. »Häsch, häsch! Du Schwälbchen, wirst ja nicht mein Kind sein!« rief die Mutter. Da flog es fort bis ans Fenster ihrer Hochzeitsmutter (Nanasche). Diese kehrte grade in der Stube, als es mit den Flüglein am offnen Fenster Wind schlug. »Häsch, häsch, mein Schwälblein, wirst ja nicht meine Fine sein!« rief diese. Da sagte die Schwalbe: »Nanasche, liebe Nanasche mein, wären dir doch lieber deine Hände vertrocknet, bevor du mir den Kranz aufs Haupt gelegt.« – »Aber mein liebes armes Kind«, antwortete die Nanasche, »gib doch nicht mir die Schuld; der Kranz war ja nur in meinen Händen, aber du hattest die Augen.«
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]