Als die Geiß eines Tages wieder in den Wald ging, sah sie in einem Bach eine Wespe, die ins Wasser gefallen war. Die Geiß hielt ihren Vorderfuß ins Wasser und half der Wespe so heraus.
„Ich bin nur eine kleine Wespe, aber vielleicht können meine Schwestern und ich dir auch einmal helfen. Wenn du in Not bist, komme zu unserem Nest und rufe nach uns.“
Als die Geiß nach Hause kam, klopfte sie an die Tür und rief:
„Ich bin es, eure liebe Mutter,
ich komme heim mit Futter.
Ihr meine lieben Geißelein,
laßt mich bitte ein!“
Die drei Geißlein öffneten die Tür. In der Nähe aber hatte das riesige Ungeheuer, das immer hungrig war, gelauscht. Als die Geiß am nächsten Tag wieder nach Nahrung ging, schlich das großmäulige Ungeheuer zum Geißenhaus, verstellte seine Stimme und rief:
„Ich bin es, eure liebe Mutter,
ich komme heim mit Futter.
Ihr meine lieben Geißelein,
laßt mich bitte ein!“
Die drei Geißlein meinten, die Mutter sei aus dem Walde zurück und öffneten die Tür. Wie erschraken sie, als das furchtbare Ungeheuer mit weitaufgerissenem Maul vor ihnen stand. In ihrer Angst rannten sie hin und her und versteckten sich schließlich auf dem Dachboden. Das Ungeheuer suchte polternd nach ihnen.
Als die Geiß nach Hause kam, sah sie die offene Tür und hörte ihre Kinder aus dem Dachfenster rufen: „Das Ungeheuer ist im Haus. Wir armen Kleinen kommen nicht raus.“
Da rannte die Geißenmutter zum Wespennest: „Ihr lieben Wespen im Nest, meine armen Geißlein sitzen fest. Das Ungeheuer ist im Haus, die Geißlein können nicht heraus.“
Sogleich kamen die Wespen im Schwarm geflogen, umsurrten das Ungeheuer und stachen es, wo sie es nur stechen konnten. Das Ungeheuer heulte und floh in den Wald. Die Wespen ihm immer hinterher. Da rannte das Ungeheuer immer weiter und kam nie wieder.
Die Geiß und ihre Kinder tanzten und sangen vor ihrem kleinen Häuschen:
„Das Ungeheuer, das Ungeheuer,
das rennt, als wär‘ hinter ihm Feuer.
Es rennt und kommt nie wieder her,
ihr lieben Wespen, danke sehr.“
Quelle:
(Unbekannt-spanisches Märchen)