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Die drei Jäger

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Es war einmal ein alter Jäger, der hatte drei Söhne, mit denen er fleißig in den Wald jagen ging. An einem Sonntagabend, da sie grade zum Tanze wollten, rief ihnen der Vater nach: »Bleibt nicht zu lange, wir müssen noch vor Tag in den Wald an die Arbeit.« Als sie vom Tanze nach Hause kamen, schlief der Vater schon, und sie beschlossen untereinander, ihn nicht zu wecken, sondern auch einmal allein zu gehen. Nahmen sich jeder auf drei Tage Speck, Brot und Zwiebel in die Gluga und machten sich auf den Weg; bis sie in den Wald kamen, war es grade Tag, und sie konnten gleich zu jagen anfangen, jagten und jagten, bis es Abend wurde, dann schleppten sie die Beute unter einen Baum, machten ein Feuer daneben, aßen zu Abend. Die zwei jüngeren legten sich schlafen, der älteste sollte Wache halten und aufs Feuer sorgen, erlosch dieses, so mußte er sterben.
Bis um Mitternacht blieb alles ruhig, als aber die zwölfte Stunde schlug, da raschelte es in den Zweigen, ein großes Ungeheuer fiel vom Baume herab und stellte sich vor ihn: »Mit was wollen wir ringen?« – »Mit Stöcken«, erwiderte der Jäger, nahm seinen Stock und schlug, ehe das Ungeheuer seinen recht schwingen konnte, ihm den Kopf ab, setzte sich dann wieder ans Feuer und wurde durch nichts mehr gestört bis am Morgen. Als die beiden andern Brüder erwachten, nahmen sie ihre Gewehre und gingen wieder an ihre Arbeit, bis die Sonne verschwunden. Abends trugen sie ihre Beute unter den Baum zu der vom vorigen Tage, machten Feuer an, brieten ein wenig Speck, aßen Zwiebel dazu, und nachdem das Abendessen überstanden, legten sich der älteste und jüngste unter den Baum zur Ruhe. Der zweite schürte das Feuer und hielt Wache. Alles blieb ruhig bis um Mitternacht, wie am ersten Abend, als aber die zwölfte Stunde schlug, da bewegten sich die Äste, die Blätter raschelten noch ärger als gestern und ein noch größeres Ungeheuer fiel herunter, stellte sich vor ihn und forderte ihn zum Ringen auf. »Womit wollen wir ringen?« fragte es den zweiten. »Mit Messern.« Der Jäger zog sein Jagdmesser, und während das Ungeheuer seines in der Luft schwang, schnitt er ihm den Kopf ab. Nun blieb er ungestört am Feuer sitzen bis Tagesanbruch, da erwachten die Brüder, und sie gingen alle drei wieder an die Arbeit bis zum Abend. Dann brachten sie das erlegte Wild zu dem übrigen unter den Baum, zündeten ein gutes Feuer an, bähten Brot und aßen es mit Salz und Zwiebel, denn ein guter Rumäne fastet am dritten Arbeitstage der Woche. Als sie ihr einfaches Mahl beendet, übernahm nun der jüngste die Wache. Bis um Mitternacht erging es ihm ganz so wie seinen Brüdern.
Als aber die zwölfte Stunde schlug, da bewegten sich die Zweige so, daß nicht nur das Laub auf dem Baum, sondern auch das Gras auf der Erde erzitterte. Es sprang eine Schlange herunter mit grünen Flügeln und sprach: »Komm, wir wollen mit Flügeln ringen.« Der jüngste war damit zufrieden, band sich feurige Flügel an und flog mit der Schlange in die Höhe. Da begegnete ihnen ein Rabe. Die Schlange sprach zu ihm: »Geh, Rabe, zum grünen Meer, begieße mir grüne Flügel, ich will dir dafür Fleisch zu fressen geben von einem Kattner.« Der Kattner rief aber auch: »Geh, Rabe, zum feurigen Meer, begieße mir feurige Flügel, ich will dir Schlangenfleisch zu fressen geben.« Dies gefiel dem Raben besser, er flog zum feurigen Meer, begoß feurige Flügel; der Kattner überwand die Schlange, tötete sie, schnitt die Zungenspitze ab, hob sie in der Tasche auf, das übrige Fleisch überließ er dem Raben zum Verspeisen, flog dann wieder zurück zu seinem Feuer, aber, o weh, dies war erloschen, und wenn er sich kein frisches herbeischaffen konnte, bis der Tag anbrach, so mußte er sterben. Um zu versuchen, ob er nirgends in der Nähe ein Feuer erspähe, stieg er auf den Baum und sah wirklich in weiter, weiter Ferne einen leuchtenden Punkt, den er als Feuer erkannte. Um die Gegend nicht zu verfehlen, warf er seine Mütze der Richtung zu, stieg herunter und lief, was er laufen konnte, immer der Mütze nach.
Als er eine Weile gelaufen, begegnete er dem Kokoschgai, das ist der Hahn, welcher den Morgen verkündet. »Wohin sollst du?« fragt der Jäger. »Aufs Gebirge«, antwortete Kokoschgai, »ich soll krähen, damit es Tag werde, es ist lange seit gestern abend.« Der Kattner nahm ihn und band ihn an einen Baumstamm und lief weiter, da begegnete er dem Tag. »Wohin sollst du?« fragte er auch diesen. »Ich soll geschwind aufs Gebirge, damit es Tag wird, es ist lange seit gestern abend.« Auch diesen band er an einen Baumstamm: »Bleib nur ruhig, bis ich zurückkehre, ich habe noch vieles zu vollbringen, bis es Tag werden darf.« Endlich war auch das Feuer erreicht, aber wie erschrak er bei dem Anblick, der sich ihm darbot! Um ein großes Feuer saßen neun Teufel und brieten einen Menschen. Grausen packte ihn, aber Feuer mußte er um jeden Preis haben, wie sollte er es nur klug anstellen, ohne daß ihn das gleiche Schicksal ereile wie den eben bratenden Menschen? Schon hatte ihn einer der Teufel bemerkt und zerrte ihn zu den übrigen. Alle umringten ihn: »Höre, du Menschenkind, wenn du uns nicht die Königstochter stehlen hilfst, so mußt du auch am Spieße braten wie dieser hier.« – »Gut, ich will sie euch stehlen, ihr müßt aber alle mitkommen.« Nun gingen sie bis vor das Haus, in dem die Königstochter schlief. An der ersten Türe hielt ein schlafender Zigeuner Wache. An jede nächste stellte er einen Teufel. An die zehnte kam der jüngste, er selbst ging nun hinein, weckte die Königstochter geschwind, beeilte sich, ihr die Gefahr, in der sie schwebe, klarzumachen, er wolle sie aber retten, sie solle mit ihm kommen. Als sie die erste Türe öffneten, wollte der Teufel gleich zugreifen, der Retter aber tadelte ihn: »Weißt du denn nicht, wie man eine Königstochter begrüßt? Bücke dich und küß ihr die Füße.« Sogleich bückte er sich, der Jäger aber hieb ihm den Kopf ab, schnitt die Zungenspitze weg und nahm sie zu sich, an der zweiten und an allen andern machte er’s ebenso, bis alle neun Teufel kopflos dalagen, von allen hatte er die Zungenspitzen genommen.
Nun war die Königstochter so froh und dankbar und wollte ihren Retter gar nicht mehr fortlassen, denn der König hätte versprochen, sie demjenigen zum Weibe zu geben, welcher die neun Teufel umbrächte. Nun sagte er ihr, er müsse zwar fort, sonst werde es nimmer Tag, denn er habe den Tag selbst und seinen Gehilfen, den Kokoschgai, angebunden, aber sobald als möglich werde er wiederkommen und sich seinen Lohn holen. Darauf gab sie ihm einen Ring, zerriß ihr Tuch in zwei Hälften, gab ihm die eine, die andere behielt sie, damit sie sich wiedererkennen sollten. Dann nahm er Abschied von ihr und eilte zum Feuer. Nahm von dort einen Brand und lief bis zum Tag, band ihn frei, lief weiter zu der Stelle, an welcher er den Kokoschgai angebunden, schnitt auch diesen frei und eilte weiter, kam noch zur rechten Zeit zu seinen schlafenden Brüdern. Zu gleicher Zeit, als das Feuer lustig zu flackern anfing, krähte der Hahn, brach der Tag an, seine Brüder rieben sich die Augen und hatten keine Ahnung, welch Abenteuer ihr jüngster Bruder in der kurzen Zeit, einer einzigen Nacht, durchgemacht.
Er hatte nun große Eile, nach Hause zu kommen, das Sonntagsgewand anzuziehen und in die Stadt zu fahren. Warum, sagte er niemandem. Er machte seinen Brüdern den Vorschlag, das erlegte Wild nun heimzutragen und zum Verkaufe in die Stadt zu schaffen. Die Brüder waren zufrieden, schwer beladen kehrten sie heim, denn sie hatten Jagdglück gehabt. Der Vater war auch mit ihnen zufrieden, und so rüsteten sie sich zur Stadt. Als sie am nächsten Morgen heimkamen, fanden sie alle Gassen festlich geschmückt, und die Leute gingen alle in Feiertagskleidern aufgeregt einher. Die Wirtin erzählte ihnen auf ihre verwunderten Fragen, was das alles zu bedeuten habe. Die Königstochter sei durch einen Zigeuner von neun Teufeln gerettet worden, nun müsse sie ihn heiraten, weil sie der König dem zum Weibe versprochen, welcher die neun Teufel töten werde. Heute solle die Hochzeit sein. Als der jüngste dies gehört, füllte er das halbe Tuch der Königstochter mit Haselnüssen und schickte es ihr. Diese erkannte das Tuch sofort und ließ die drei Brüder zu sich rufen. In Gegenwart des Königs, der Braut, seiner Brüder und des Zigeuners erzählte er seine Erlebnisse der Nacht. Dar- ob erstaunten seine Brüder, der Zigeuner aber erbleichte, es lief ihm bald heiß, bald kalt über den Rücken, doch faßte er sich wieder und sprach, als der Jäger geendet: »Wie kann dies möglich sein, ich habe doch die besten Beweise, die Zungen, bei mir.« Indem zog er sie aus der Tasche, aber allen fehlte die Spitze. Nun nahm der wahre Retter zuerst die Zungenspitze der Schlange, darauf die der Teufel, und sie paßten ganz genau, schließlich zeigte er auch den Ring am Finger, den ihm die Braut beim Abschied gegeben. Der Zigeuner sah nun, daß er verloren sei und wollte fliehen, wurde aber gebunden und auf einem wilden Pferde durch die Stadt gejagt.
Der König machte aber große Hochzeit, und als er alt war, so wurde der Kattner König und lebte mit seiner jungen Frau viele Jahre glücklich. Von wo ich diese Mär gehört, von dort hab ich sie auch erzählt.

[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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