Es war einmal in einem fernen Königreich ein armer Bauerssohn namens Albrecht, der in einem kleinen Häuschen am Waldrand lebte. Albrecht war klug und gutherzig, doch arm und unerfahren. Eines Tages vernahm das Königreich ein großes Leid: Der mächtige König erkrankte schwer, und niemand wusste Rat. Da sprach der weise alte Hofmagier: „Nur wer die drei leuchtenden Steine aus dem tiefsten Wald holt, kann das Leben des Königs retten und Frieden über das Land bringen.“
Albrecht, von Mut und Liebe zum König erfüllt, nahm all seinen Muth zusammen und machte sich auf den Weg. Er wanderte durch dichte Wälder, über reißende Flüsse und steile Berge, und sah vieles Grausame und Schöne zugleich. Unterwegs begegnete ihm ein alter Fuchs, der sprechen konnte. „Kleiner Mensch“, sprach der Fuchs, „wer die drei Steine finden will, muss zuerst sein Herz prüfen lassen.“ Albrecht nickte und versprach, die Prüfungen zu bestehen.
Die erste Prüfung führte ihn zu einer finsteren Höhle, in der eine böse Hexe hauste. Sie war klug und listig, doch voller Gier. „Gib mir dein Leben, und du darfst den ersten Stein nehmen“, sprach sie. Albrecht, der mutig und gut war, erkannte ihre Bosheit und sprach: „Es sei, wie es sei, ich fürchte weder dich noch den Tod, denn mein Herz ist rein.“ Da blitzten die Augen der Hexe vor Zorn, und sie ließ den ersten Stein fallen. Albrecht nahm ihn und dankte dem Fuchs für seinen Rat.
Die zweite Prüfung bestand darin, einen Fluss aus glühendem Feuer zu überqueren. Dreimal versuchte Albrecht, den Strom zu durchwaten, doch die Flammen schlugen zurück. Da sprach der Fuchs: „Sieh genau hin, wende dein Herz nach innen und vertraue dem, was nicht brennt.“ Und siehe da, Albrecht erkannte die unsichtbare Brücke aus Luft und konnte gefahrlos den Fluss überschreiten. Hier fand er den zweiten Stein, der in einem leuchtenden Kristall verborgen war.
Die dritte Prüfung führte ihn in einen finsteren Wald, wo die Tiere sprachen und die Bäume Augen hatten. Eine alte Eule riet ihm: „Nur wer das Böse mit Klugheit, nicht mit Gewalt, besiegt, darf den letzten Stein berühren.“ Albrecht lauschte dem Rat und stellte eine List auf: Er lockte die böse Schlange, die den Stein bewachte, in eine Falle aus Seilen und Zweigen. Dreimal schnurrte die Schlange, doch jedes Mal entkam sie nicht. Endlich nahm Albrecht den dritten Stein und dankte der Eule für ihren weisen Rat.
Mit den drei leuchtenden Steinen kehrte Albrecht zum König zurück. Der Hofmagier sprach feierlich: „Wer die Steine rein und mutig bringt, hat das Herz eines Helden.“ Albrecht legte die Steine auf den Tisch des Königs, und ein helles Licht erfüllte den Saal. Der König genas, das Land blühte auf, und alle Menschen freuten sich über Frieden und Wohlstand.
Albrecht wurde vom König reich belohnt, erhielt Land und Ehre, doch er vergaß nie die Tiere und den Fuchs, die ihm geholfen hatten. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute glücklich in ihrem Wald.
© 2025 Mario Eberlein