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Märchenbasar

Die drei Schwestern

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Es war einmal ein Mann und eine Frau, die hatten drei Töchter, und waren so arm, dass sie sie nicht ausheiraten konnten. Eines Tages sprach der Mann zu seiner Frau: „Dem ersten, welcher kommen wird, wollen wir, wer er auch sei, die Älteste geben.“ Kurze Zeit darauf kam ein Mann ans Fenster und fragte: „Wollt ihr mir eure Älteste zum Weibe geben?“ Da riefen die Eltern fast zugleich: „Wir wollen sie dir gerne geben!“ Alsbald Wessen sie die Tochter hinausgehen und mit dem Freier reden. Als sie die Tiire öffnete, stand da eine Kutsche, reich mit Gold und Edelsteinen besetzt, und sie stieg ein. Kaum aber war sie eingestiegen, als sich die Kutsche hob und durch die Lüfte davon flog, weit weg aus der Welt hinaus in eine Wüstenei. Da liess sie sich vor einem grossen Hause nieder. Als sie in das Haus getreten waren, gab ihr der Mann das Ohr und die Nase eines Menschen zu essen, bis er wieder käme. Weil ihr aber vor der Speise graute, verbarg sie sie in der Asche. Als nun der Mann nach Hause kam, fragte er gleich, ob sie Ohr und Nase gegessen habe. Sie sagte: „Ja!“ Da rief er: „Wo seid ihr, Ohr und Nase?“ Und sie antworteten: „Hier sind wir in der Asche.“ Da ward der Mann zornig, tötete das Mädchen und legte es in eine Kammer.

Darauf kam er wieder zu den Eltern und sagte: „Ich habe daheim einen Freund, der kann nicht selber kommen und hat mich zu seinem Brautbewerber gemacht; gebt mir für ihn eure Mittlere.“ Die Eltern willigten gerne ein. Als aber die Tochter hinaustrat, war sie spurlos verschwunden. Der Mann führte sie durch die Luft in dasselbe Haus und gab ihr Ohr und Nase eines Menschen zu e.ssen, bis er wieder käme. Weil ihr aber vor der Speise grauste, verbarg sie sie unter der Türschwelle. Als der Mann nach Hause kam, fragte er gleich, ob sie Ohr und Nase gegessen habe. Sie sagte:

„Ja!“ Da rief er: „Wo seid ihr, Ohr und Nase?“ Und sie antworteten: „Hier sind wir unter der Türschwelle.“ Und der Mann tötete sie und legte sie in die Kammer, wo ihre Schwester lag.

Darauf ging er zum dritten Male zu den Eltern und verlangte auch die Jüngste. Und als er sie nach der Wüstenei führte, sprach sie zu ihm: „Gib mir zu trinken, denn mich dürstet sehr.“ Und er brachte sie zu einem Brunnen und sagte: „Trinke so viel du willst, aber den vier Tauben im Brunnen, die dich um Wasser bitten werden, sollst du keines geben.“ Als das Mädchen, getrunken hatte, konnte es den Bitten der vier Tauben nicht widerstehen und tränkte sie. Und die vier Tauben sprachen: „Wir wollens dir gedenken.“ Als sie nun in der Wüstenei anlangten, gab der Teufel auch ihr Ohr und Nase zu essen, bis er wieder käme. Und sie weinte und wusste sich nicht zu helfen. Da kamen die vier Tauben zu ihr geflogen und sagten: „Wirf Ohr und Nase der Katze vor, töte sie, wenn sie beides gefressen, und binde sie auf deinen Bauch.“ Sie tat, wie die Tauben gesagt hatten. Als nun der Teufel nach Hause kam, fragte er gleich, ob sie Ohr und Nase gegessen habe. Sie sagte: „Ja!“ Und der Teufel rief: „Wo seid ihr, Ohr und Nase?“ „Hier sind wir im Bauch“, riefen sie. Da gab er ihr die Schlüssel zu allen seinen Kammern. Alle dürfe sie öffnen, sagte er, nur eine nicht, sonst sei ihr Leben zu Ende. Aber es reizte sie, diese Kammer zuerst zu sehen. Sie suchte und suchte, bis der Schlüssel passte. Da ward ihr doch Angst; aber sie dachte an die vier Tauben. Die wären alsbald da und sprachen ihr Mut zu, die Kammer zu öffnen. Als sie geöffnet hatte, schwebten die Seelen wie Nebel aus der Kammer und dankten dem Mädchen für ihre Befreiung aus der Gewalt des Teufels. Aber das Mädchen weinte und sprach: „Nun wird mich der Teufel töten, wenn er nach Hause kommt.“ Die Seelen sprachen ihr Trost zu und erboten sich, ihr, was sie auch wolle, zuliebe zu tun. Und das Mädchen hiess sie eine Totenlade machen, die niemand öfinen, noch zerbrechen könne, bis nicht der Pfarrer die Messe darüber würde gelesen haben. Und sie taten nach seinem Befehl. In den Sarg aber legte sich das Mädchen und liess sich an den Strom tragen, der durch die Wüstenei floss. Die Totenlade trieb abwärts, immer abwärts in die Welt zu den Menschen, wo sie von zwei Schiffern aufgefangen wurde. Die wollten die Lade öffnen, um zu sehen, was darinnen sei. Aber sie vermochtens nicht. Sie brachten sie dem Kaiser. Der liess alle Meister seines Reiches zusammenkommen. Aber sie konnten die Lade nicht öffnen noch zerbrechen. Da holte man den Pfarrer. Und als der die Messe gelesen hatte, hob sich der Deckel des Sarges von selbst und da lag das wunderschöne.Mädchen darin. Das nahm der Kaiser zur Frau und machte Hochzeit mit solchem Aufwand, dass selbst die Hunde Kollatschen (Kuchen) fraßen.

Quelle:
(Rumänische Märchen und Sagen aus Siebenbürgen, gesammelt und ins Deutsche übertragen von Franz Obert, Hermannstadt 1925)

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