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(2)
Vor vielen Jahren lebten in einem Dorfe ein Mann und eine Frau, die hatten keine Kinder, was sie sehr betrübte, denn wer sollte, wenn sie alt würden, für sie sorgen, und wem sollten sie ihr Häuschen hinterlassen? Für wen quälten und schafften sie jetzt? Solche Gedanken und Fragen beschäftigten sie täglich.
»Weißt du, was wir tun sollen?« sprach einmal der Mann zu seiner Frau, »wir gehen hinaus, die Straße entlang und nehmen das erste Wesen, das wir antreffen, an Kindesstatt an.« Die Frau war es zufrieden, und so gingen sie. Aber weit und breit war nichts zu sehen. Als sie nun ein gutes Stück gegangen, teilte sich der Weg, der eine führte gradaus, der andere in den Wald. »Welchen sollen wir nun gehen?« fragte die Frau. »Du gehst gradaus, ich gehe in den Wald. Und wer zuerst etwas findet, der soll es dem andern schreien«, erwiderte der Mann. Kaum hatte er den Wald betreten, sah er eine Pfütze, in der sich etwas bewegte. Derselben sich nähernd, sah er ein Schweinchen sich darin herumwälzend; nun rief er seine Frau herbei, und wenn sie über das Schweinekind auch nicht gerade sehr erfreut waren, so hatten sie doch gelobt, das erste lebende Wesen aufzunehmen. Also sahen sie es als ein Geschenk Gottes an, nahmen es auf den Arm, trugen es nach Hause, erzogen es so gut, als sich eben ein Schwein erziehen läßt.
Als es nun ein großer Eber geworden, sprach es zu seinem Vater: »Vater, ich möchte heiraten, aber nur die Königstochter, geht zum König und verlangt sie für mich.« Hierüber erschrak der alte Bauer und machte seinem Sohne Vorstellungen, der aber bestand darauf, und so mußte der Alte gehen. Zitternd vor Angst, hinausgeworfen zu werden, trat er vor den König, ihm sein Anliegen vortragend. Um so erstaunter war er, als der König ganz freundlich seinem Sohne, dem Schwein, die Prinzessin versprach, allerdings nur unter einer Bedingung, die dem Bauern unmöglich vorkam. Er, der Bräutigam, solle bis die Sonne wieder aufgehe, eine goldene Brücke vom königlichen Palast bis zu seinem Häuschen bauen, zu beiden Seiten blühende Apfelbäume, in deren Schatten der König mit seiner Tochter zur Abholung des Bräutigams fahren könne.
Als der Alte diese Unterredung seinem Sohne mitgeteilt, war der sehr vergnügt und meinte, das ließe sich leicht tun. Am nächsten Morgen erwachte der König noch vor Sonnenaufgang, geblendet von einem Glanz, der die Sonne weit übertraf, vor seinem Fenster erhob sich eine Brücke, aus Gold und Edelsteinen erbaut, deren Ende er nicht sehen konnte, auf beiden Seiten teils blühende Bäume, teils schon mit reifen Äpfeln beladen. Nun ließ der König seine Tochter rufen und teilte ihr mit, daß er sie dem Schwein zum Weibe versprochen, falls er, bis die Sonne aufgehe, eine Brücke aus Gold baue, zu beiden Seiten blühende Apfelbäume, die den königlichen Palast mit der Hütte seiner Eltern verbinde. Nun sei dies geschehen, und sie müsse sich drein fügen. Als die Königstochter dies vernommen, erschrak sie gewaltig, meinte aber, Versprochenes müsse man halten, ging darauf in ihre Kammer und weinte sich aus.
Der König befahl nun dem Kutscher, sechs weiße Pferde vor den Wagen zu spannen, setzte sich dann mit seiner Tochter hinein und fuhr auf der goldenen Brücke zum Bräutigam, ihn zur Hochzeit zu holen. Als die Braut nun ihren Bräutigam sah, konnte sie die Tränen kaum zurückhalten und war zu Tode betrübt. Auf dem Heimweg lief der Bräutigam neben dem Wagen und wälzte sich in jeder Pfütze, die am Wege lag. Nun wurde eine glänzende Hochzeit gefeiert, aber noch nie hatte man eine so traurige Braut gesehen. Als aber die Gäste fort waren und das junge Ehepaar sich in seine Wohnung begeben hatte, schüttelte das Schwein sein Fell ab, plötzlich stand ein wunderschöner Prinz vor seiner jungen Frau und erzählte ihr, er sei nur in ein Schwein verwandelt, und sie werde ihn nun erlösen, nur müsse sie zwei Tage das Geheimnis bewahren. Die Königstochter versprach es, sie war überglücklich und hatte ihren Mann jetzt sehr gerne. Am nächsten Morgen kam die nanase (Brautmutter), um nach ihrer armen hina zu sehen, aber wie erstaunte sie, als ihr ein glückstrahlendes Wesen entgegentrat. Sie wollte die Ursache dieser schnellen Wandlung erfahren und bestürmte die junge Frau mit Fragen. Die hielt sich anfangs tapfer, endlich konnte sie doch nicht widerstehen, ihr großes Glück jemandem anzuvertrauen, und dazu war ja die Nanasche am ersten berechtigt, hatte sie ihr doch den Kranz aufgesetzt. Sie erzählte ihr alles. »Weißt du was? Heute abend, wenn dein Mann das Fell abgeworfen und eingeschlafen ist, gib mir es heraus, ich heize unterdessen den Ofen und verbrenne es, warum soll er noch zwei Tage als Schwein herumgehen?« Das leuchtete der jungen Frau ein, und sie versprach, dem guten Rat der Nanasche zu folgen.
Als nun am Abend das Schwein aus der Herde kam und in sein Zimmer trat, schüttelte es das Fell wieder ab und wurde der schöne Prinz. Kaum war er eingeschlafen, so nahm seine Frau das Fell und übergab es der an der Türe stehenden Nanasche, diese warf es schnell in den Ofen. Doch kaum fing es an zu brennen, erwachte der Prinz, denn er fühlte brennenden Schmerz, suchte sein Fell und fand es nicht. Zitternd gestand ihm seine Frau, was sie getan. »Wehe dir und mir, jetzt werde ich wieder verwünscht und komme in eine Stadt, weit von hier, sie heißt Schalagastran.« Während er dies sagte, gürtete er sie mit einem Gürtel. »Du wirst gehen und mich suchen, aber so bald nicht finden, und aufgegürtet kannst du auch nicht werden, bis du mich nicht gefunden und ich die Hand darauf gelegt.« Als er ihr dies gesagt, war er verschwunden.
Jetzt ging die arme Frau wieder traurig herum, fand keine Ruhe bei Tag und Nacht und machte sich auf den Weg, ihren Mann zu suchen. Sie ging und ging, ein Jahr nach dem andern verging, den Namen der Stadt hatte niemand gehört, so oft sie auch fragte, endlich kam sie im siebenten Jahre zum Freitag und fragte: »Weißt du nicht wo die Stadt Schalagastran liegt?« – »Nein« antwortete der Freitag, »ich habe nie von dieser Stadt gehört, aber komm, ich führe dich zu meiner Schwester, dem Sonnabend, vielleicht weiß die es.« So gingen sie hin, aber auch die wußte es nicht, schickte sie aber zur andern Schwester, dem Sonntag. Auch die hatte nichts gehört, doch wollte sie versuchen, durch ihre Vögel es vielleicht zu erfahren. Sie nahm die große Peitsche und knallte in alle vier Ecken dreimal, da kamen alle Vögel herbeigeströmt, aber keiner wußte etwas von dieser Stadt. Wieder nahm Sonntag die Peitsche und knallte noch einmal in alle vier Ecken, da kamen noch einige Vögel, die sich verspätet, aber auch von diesen hatte keiner je von dieser Stadt gehört. Nun zählte Sonntag die Vögel, da fehlte nur ein einziger. Sie nahm die Peitsche und knallte wieder nach allen vier Richtungen dreimal, aber jetzt viel heftiger, darauf kam nur das eine Vöglein hinkend herbeigeflogen. Sie holte mit der Peitsche aus, es zu schlagen, weil es sich so verspätet, dies rief aber: »Nicht eilt mit dem Schlagen, eilt mit dem Fragen, ich komme gar weit her, ich war in der Stadt Schalagastran.« – »Gut, du kennst also den Weg, nimm diese Frau auf den Rücken und fliege mit ihr in die Stadt.« – »Wie kann ich denn eine so große Frau auf den Rücken nehmen, ich bin so klein, ich will mich ihr auf die Achsel setzen und ihr so den Weg zeigen.«
Die Frau dankte Schwester Sonntag für die Mühe, nahm das Vöglein auf die Schulter und fing wieder an zu gehen. Als das siebente Jahr fast zu Ende war, gelangte sie an die Stadt, konnte aber nicht hinein, denn ein großes Wasser war dazwischen. Sie setzte sich und fing wieder an zu weinen und zu klagen, denn nun war sie am Ziel und konnte es doch nicht erreichen. Da hörte sie ein Gezank, als sie aufsah, standen drei Buben neben ihr, hatten einen Stab, eine Kappe und ein Paar Schuhe und sollten sich diese drei Dinge teilen, wußten aber nicht wie, denn am liebsten hätte jeder alles behalten. »Ich will euch bei der Teilung helfen, nur müßt ihr mir zuerst sagen, wozu man diese drei Dinge gebraucht.« – »Was man mit dem Stab berührt, wird zu Stein, setzt man den Hut auf, ist man unsichtbar, und mit den Schuhen kann man durch dieses Wasser gehn«, erklärten die Knaben. »Nun gut, geht einmal diesen Berg hinauf und kommt wieder herab, laßt mir die Sachen aber hier.« Die Knaben taten, wie ihnen befohlen, als sie herunterkamen, nahm die Frau den Stab und berührte sie damit, sogleich standen drei Steine vor ihr.
Nun zog sie die Schuhe an, setzte die Kappe auf und ging hinüber in die Stadt, grade in das Haus ihres Mannes, der war eben in der Kirche. Zuerst ging sie in die Küche, das Frühstück zu bereiten, deckte den Tisch und erwartete ihn mit der Kappe auf dem Kopfe. Als er nach Hause kam, setzte er sich an den Tisch und fing an zu essen, sie saß unsichtbar neben ihm und aß auch, da berührte er zufällig mit der Hand den Gürtel, der seiner Frau in all den Jahren unsägliche Qualen bereitete, sofort fiel er auseinander. Sie nahm gleich die Kappe ab, da erkannte sie der Mann, und neben ihr stand ein wunderschöner, großer Knabe. Im ersten Augenblick war die Freude aller grenzenlos, da sprach der Mann mit wehmütiger Stimme: »Du hast mich treu gesucht und gefunden, ich habe dich von einer Qual erlöst, nun müssen wir aber auf ewig scheiden, jedes von uns dreien wird seine Bahn gehen, nimmer werden wir uns wieder treffen.« Kaum waren diese Worte von seinen Lippen gekommen, als alle drei zusammenbrachen. Drei Sterne stiegen auf zum Himmel.
Jeden Abend, bald wenn die Sonne untergegangen, geht ein großer Stern auf, der Abendstern, und erst wenn er untergegangen, wird seine Frau, der Morgenstern sichtbar, beide aber können in weiter Ferne, der eine beim Untergang, der andere beim Aufgang ihr Kind, den Mitternachtsstern sehen.
»Weißt du, was wir tun sollen?« sprach einmal der Mann zu seiner Frau, »wir gehen hinaus, die Straße entlang und nehmen das erste Wesen, das wir antreffen, an Kindesstatt an.« Die Frau war es zufrieden, und so gingen sie. Aber weit und breit war nichts zu sehen. Als sie nun ein gutes Stück gegangen, teilte sich der Weg, der eine führte gradaus, der andere in den Wald. »Welchen sollen wir nun gehen?« fragte die Frau. »Du gehst gradaus, ich gehe in den Wald. Und wer zuerst etwas findet, der soll es dem andern schreien«, erwiderte der Mann. Kaum hatte er den Wald betreten, sah er eine Pfütze, in der sich etwas bewegte. Derselben sich nähernd, sah er ein Schweinchen sich darin herumwälzend; nun rief er seine Frau herbei, und wenn sie über das Schweinekind auch nicht gerade sehr erfreut waren, so hatten sie doch gelobt, das erste lebende Wesen aufzunehmen. Also sahen sie es als ein Geschenk Gottes an, nahmen es auf den Arm, trugen es nach Hause, erzogen es so gut, als sich eben ein Schwein erziehen läßt.
Als es nun ein großer Eber geworden, sprach es zu seinem Vater: »Vater, ich möchte heiraten, aber nur die Königstochter, geht zum König und verlangt sie für mich.« Hierüber erschrak der alte Bauer und machte seinem Sohne Vorstellungen, der aber bestand darauf, und so mußte der Alte gehen. Zitternd vor Angst, hinausgeworfen zu werden, trat er vor den König, ihm sein Anliegen vortragend. Um so erstaunter war er, als der König ganz freundlich seinem Sohne, dem Schwein, die Prinzessin versprach, allerdings nur unter einer Bedingung, die dem Bauern unmöglich vorkam. Er, der Bräutigam, solle bis die Sonne wieder aufgehe, eine goldene Brücke vom königlichen Palast bis zu seinem Häuschen bauen, zu beiden Seiten blühende Apfelbäume, in deren Schatten der König mit seiner Tochter zur Abholung des Bräutigams fahren könne.
Als der Alte diese Unterredung seinem Sohne mitgeteilt, war der sehr vergnügt und meinte, das ließe sich leicht tun. Am nächsten Morgen erwachte der König noch vor Sonnenaufgang, geblendet von einem Glanz, der die Sonne weit übertraf, vor seinem Fenster erhob sich eine Brücke, aus Gold und Edelsteinen erbaut, deren Ende er nicht sehen konnte, auf beiden Seiten teils blühende Bäume, teils schon mit reifen Äpfeln beladen. Nun ließ der König seine Tochter rufen und teilte ihr mit, daß er sie dem Schwein zum Weibe versprochen, falls er, bis die Sonne aufgehe, eine Brücke aus Gold baue, zu beiden Seiten blühende Apfelbäume, die den königlichen Palast mit der Hütte seiner Eltern verbinde. Nun sei dies geschehen, und sie müsse sich drein fügen. Als die Königstochter dies vernommen, erschrak sie gewaltig, meinte aber, Versprochenes müsse man halten, ging darauf in ihre Kammer und weinte sich aus.
Der König befahl nun dem Kutscher, sechs weiße Pferde vor den Wagen zu spannen, setzte sich dann mit seiner Tochter hinein und fuhr auf der goldenen Brücke zum Bräutigam, ihn zur Hochzeit zu holen. Als die Braut nun ihren Bräutigam sah, konnte sie die Tränen kaum zurückhalten und war zu Tode betrübt. Auf dem Heimweg lief der Bräutigam neben dem Wagen und wälzte sich in jeder Pfütze, die am Wege lag. Nun wurde eine glänzende Hochzeit gefeiert, aber noch nie hatte man eine so traurige Braut gesehen. Als aber die Gäste fort waren und das junge Ehepaar sich in seine Wohnung begeben hatte, schüttelte das Schwein sein Fell ab, plötzlich stand ein wunderschöner Prinz vor seiner jungen Frau und erzählte ihr, er sei nur in ein Schwein verwandelt, und sie werde ihn nun erlösen, nur müsse sie zwei Tage das Geheimnis bewahren. Die Königstochter versprach es, sie war überglücklich und hatte ihren Mann jetzt sehr gerne. Am nächsten Morgen kam die nanase (Brautmutter), um nach ihrer armen hina zu sehen, aber wie erstaunte sie, als ihr ein glückstrahlendes Wesen entgegentrat. Sie wollte die Ursache dieser schnellen Wandlung erfahren und bestürmte die junge Frau mit Fragen. Die hielt sich anfangs tapfer, endlich konnte sie doch nicht widerstehen, ihr großes Glück jemandem anzuvertrauen, und dazu war ja die Nanasche am ersten berechtigt, hatte sie ihr doch den Kranz aufgesetzt. Sie erzählte ihr alles. »Weißt du was? Heute abend, wenn dein Mann das Fell abgeworfen und eingeschlafen ist, gib mir es heraus, ich heize unterdessen den Ofen und verbrenne es, warum soll er noch zwei Tage als Schwein herumgehen?« Das leuchtete der jungen Frau ein, und sie versprach, dem guten Rat der Nanasche zu folgen.
Als nun am Abend das Schwein aus der Herde kam und in sein Zimmer trat, schüttelte es das Fell wieder ab und wurde der schöne Prinz. Kaum war er eingeschlafen, so nahm seine Frau das Fell und übergab es der an der Türe stehenden Nanasche, diese warf es schnell in den Ofen. Doch kaum fing es an zu brennen, erwachte der Prinz, denn er fühlte brennenden Schmerz, suchte sein Fell und fand es nicht. Zitternd gestand ihm seine Frau, was sie getan. »Wehe dir und mir, jetzt werde ich wieder verwünscht und komme in eine Stadt, weit von hier, sie heißt Schalagastran.« Während er dies sagte, gürtete er sie mit einem Gürtel. »Du wirst gehen und mich suchen, aber so bald nicht finden, und aufgegürtet kannst du auch nicht werden, bis du mich nicht gefunden und ich die Hand darauf gelegt.« Als er ihr dies gesagt, war er verschwunden.
Jetzt ging die arme Frau wieder traurig herum, fand keine Ruhe bei Tag und Nacht und machte sich auf den Weg, ihren Mann zu suchen. Sie ging und ging, ein Jahr nach dem andern verging, den Namen der Stadt hatte niemand gehört, so oft sie auch fragte, endlich kam sie im siebenten Jahre zum Freitag und fragte: »Weißt du nicht wo die Stadt Schalagastran liegt?« – »Nein« antwortete der Freitag, »ich habe nie von dieser Stadt gehört, aber komm, ich führe dich zu meiner Schwester, dem Sonnabend, vielleicht weiß die es.« So gingen sie hin, aber auch die wußte es nicht, schickte sie aber zur andern Schwester, dem Sonntag. Auch die hatte nichts gehört, doch wollte sie versuchen, durch ihre Vögel es vielleicht zu erfahren. Sie nahm die große Peitsche und knallte in alle vier Ecken dreimal, da kamen alle Vögel herbeigeströmt, aber keiner wußte etwas von dieser Stadt. Wieder nahm Sonntag die Peitsche und knallte noch einmal in alle vier Ecken, da kamen noch einige Vögel, die sich verspätet, aber auch von diesen hatte keiner je von dieser Stadt gehört. Nun zählte Sonntag die Vögel, da fehlte nur ein einziger. Sie nahm die Peitsche und knallte wieder nach allen vier Richtungen dreimal, aber jetzt viel heftiger, darauf kam nur das eine Vöglein hinkend herbeigeflogen. Sie holte mit der Peitsche aus, es zu schlagen, weil es sich so verspätet, dies rief aber: »Nicht eilt mit dem Schlagen, eilt mit dem Fragen, ich komme gar weit her, ich war in der Stadt Schalagastran.« – »Gut, du kennst also den Weg, nimm diese Frau auf den Rücken und fliege mit ihr in die Stadt.« – »Wie kann ich denn eine so große Frau auf den Rücken nehmen, ich bin so klein, ich will mich ihr auf die Achsel setzen und ihr so den Weg zeigen.«
Die Frau dankte Schwester Sonntag für die Mühe, nahm das Vöglein auf die Schulter und fing wieder an zu gehen. Als das siebente Jahr fast zu Ende war, gelangte sie an die Stadt, konnte aber nicht hinein, denn ein großes Wasser war dazwischen. Sie setzte sich und fing wieder an zu weinen und zu klagen, denn nun war sie am Ziel und konnte es doch nicht erreichen. Da hörte sie ein Gezank, als sie aufsah, standen drei Buben neben ihr, hatten einen Stab, eine Kappe und ein Paar Schuhe und sollten sich diese drei Dinge teilen, wußten aber nicht wie, denn am liebsten hätte jeder alles behalten. »Ich will euch bei der Teilung helfen, nur müßt ihr mir zuerst sagen, wozu man diese drei Dinge gebraucht.« – »Was man mit dem Stab berührt, wird zu Stein, setzt man den Hut auf, ist man unsichtbar, und mit den Schuhen kann man durch dieses Wasser gehn«, erklärten die Knaben. »Nun gut, geht einmal diesen Berg hinauf und kommt wieder herab, laßt mir die Sachen aber hier.« Die Knaben taten, wie ihnen befohlen, als sie herunterkamen, nahm die Frau den Stab und berührte sie damit, sogleich standen drei Steine vor ihr.
Nun zog sie die Schuhe an, setzte die Kappe auf und ging hinüber in die Stadt, grade in das Haus ihres Mannes, der war eben in der Kirche. Zuerst ging sie in die Küche, das Frühstück zu bereiten, deckte den Tisch und erwartete ihn mit der Kappe auf dem Kopfe. Als er nach Hause kam, setzte er sich an den Tisch und fing an zu essen, sie saß unsichtbar neben ihm und aß auch, da berührte er zufällig mit der Hand den Gürtel, der seiner Frau in all den Jahren unsägliche Qualen bereitete, sofort fiel er auseinander. Sie nahm gleich die Kappe ab, da erkannte sie der Mann, und neben ihr stand ein wunderschöner, großer Knabe. Im ersten Augenblick war die Freude aller grenzenlos, da sprach der Mann mit wehmütiger Stimme: »Du hast mich treu gesucht und gefunden, ich habe dich von einer Qual erlöst, nun müssen wir aber auf ewig scheiden, jedes von uns dreien wird seine Bahn gehen, nimmer werden wir uns wieder treffen.« Kaum waren diese Worte von seinen Lippen gekommen, als alle drei zusammenbrachen. Drei Sterne stiegen auf zum Himmel.
Jeden Abend, bald wenn die Sonne untergegangen, geht ein großer Stern auf, der Abendstern, und erst wenn er untergegangen, wird seine Frau, der Morgenstern sichtbar, beide aber können in weiter Ferne, der eine beim Untergang, der andere beim Aufgang ihr Kind, den Mitternachtsstern sehen.
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]