Während der Sommerferien waren Hänschen und Gretchen bei ihren Großeltern zu Besuch. Hänschen war der Enkelsohn von Hänsel und Gretchen die Enkeltochter von Gretel. Hänsel und Gretel waren jetzt schon so alt, dass sie Enkel hatten. Ihr kennt sie doch noch aus dem gleichnamigen Märchen?
Opa Hänsel erzählte seinem Enkel oft die wahre Begebenheit, wie er und Gretel von der bösen Hexe, die beide essen wollte, in deren Stall gesperrt wurden. Aber es kam ganz anders, denn er, Hänsel, stieß die Hexe in das Feuer, in welchem sie die Geschwister rösten wollte. Hänschen, wollte alles ganz genau wissen und fragte den Großvater nach jeder Einzelheit. Wie lange ward ihr eingesperrt? Was habt ihr zu essen bekommen? Warum habt ihr den Weg aus dem Märchenwald nicht wiedergefunden?
Opa Hänsel beantwortete seinem Enkel alle Fragen und erzählte jede Einzelheit. Auch Gretchen wollte von ihrer Oma alles ganz genau wissen und fragte ihr Löcher in den Bauch.
Die Kinder waren sehr stolz auf ihre berühmten Großeltern. Hänschen und Gretchen trafen sich täglich und spielten miteinander. Dabei erzählten sie sich, was Oma und Opa so berichtet hatten.
Eines Tages hatte Hänschen eine Idee. Der Ort Märchenhausen, wo ihre Großeltern wohnten, lag nicht weit vom Märchenwald entfernt. Hänschen und Gretchen beschlossen, dort am nächsten Tag das Knusperhäuschen der Hexe zu suchen. Sie würden den Weg wieder nach Hause schon finden.
In dem kleinen Kaufladen in Märchenhausen besorgten sich die Kinder ein großes Stück Kreide. Sie nahmen sich vor, Kreuze an die Bäume zu malen, die am Wegesrand standen, um damit den Weg zu kennzeichnen. Im Märchensupermarkt kauften sie sich noch jeder ein Brötchen, eine Tafel Schokolade und zwei Büchsen Cola. Zu Hause packten die beiden heimlich alles in ihre Rucksäcke und versteckten diese unter ihren Betten.
Sie gingen früh schlafen, denn sie wollten am nächsten Morgen früh aufstehen und sich heimlich auf den Weg in den Märchenwald machen.
„Kikeriki, Kikeriki es ist 5 Uhr morgens früh“, rief Nachbars Gockelhahn. Hänschen und Gretchen schlichen sich aus den Häusern ihrer Großeltern und trafen sich am Feldweg zum Märchenwald. Langsam gingen sie den Weg hinunter. Da kamen sie an einen Wegweiser, darauf stand in großen Buchstaben „Zum Märchenwald“.
Plötzlich hörten beide ein Geräusch. „Was war das?“, rief Hänschen, drehte sich um und sah eine Kutsche des Weges kommen. Auf dem Kutscherbock saß ein seltsamer Geselle. Gretchen erkannte ihn sofort. „Guck mal, Hänschen! Das ist der ‚Gestiefelte Kater’!“, meinte sie aufgeregt. Und wirklich, dort auf dem Kutscherbock saß der Gestiefelte Kater.
Die Kutsche hielt an und der Gestiefelte Kater fragte Hänschen und Gretchen, ob sie ein Stückchen mitfahren wollten.
„Sehr gerne!“, riefen beide und freuten sich darauf mit solch einer schönen Kutsche mitzufahren. Rasch stiegen sie auf den Kutscherbock. Hänschen durfte die Zügel der Pferde in die Hand nehmen und die Kutsche lenken. Das war viel, viel schöner, als bei Papa im Auto mitzufahren. Vor der Kutsche waren 4 herrliche Schimmel angespannt. Sie verstanden jedes Wort, das Hänschen zu ihnen sagte.
Gretchen unterhielt sich derweil mit dem Gestiefelten Kater und fragte, ob sie ein Autogramm von ihm bekommen könnte. Zu ihrer großen Freude nahm dieser sofort eine Autogrammkarte von sich und unterschrieb.
„Wo wollt ihr hin?“, fragte der Gestiefelte Kater.
„Wir wollen in den Märchenwald und suchen dort das Knusperhäuschen. Wir möchten mal sehen wo Opa Hänsel und meine Oma Gretel von der bösen Hexe eingesperrt wurden“, antwortete Gretchen.
„Na, da kann ich euch leider nur bis zum Rand des Märchenwaldes mitnehmen. Ich weiß nicht, wo das Knusperhäuschen liegt. An der Rennbahn von Hase und Igel werde ich euch absetzen. Dort ist immer etwas los, da könnt ihr nach dem Weg zum Knusperhäuschen fragen.“
Die Kutsche hielt an der Rennbahn. Hänschen und Gretchen stiegen aus und bedankten sich beim Gestiefelten Kater, dass er sie in den Märchenwald mitgenommen hatte. Dieser knallte noch einmal mit seiner goldenen Peitsche und rief den Pferden zu: „Auf, auf zum Schloss“!
Da lag sie nun die Rennbahn vom Hase und Igel. Neben dem großen Rübenfeld und am Rand des Märchenwaldes. Auf der Rennbahn trainierte der Hase Fliegender Wind.
Sein Trainer war ein Terrierhund. Er jagte den Hasen täglich wenigstens
10 Mal über die Rennbahn. Hänschen und Gretchen nahmen auf der Tribüne Platz. Neben den beiden saß der Manager des Hasen Fliegender Wind und knabberte an einer Karotte, damit er besser zuschauen konnte. Wenn man viele Mohrrüben isst, dann kann man besser sehen.
Hänschen und Gretchen holten ein Brötchen aus einem Rucksack, dazu eine Cola und begannen zu frühstücken. Dabei schauten sie dem Training des Hasen zu.
Der Trainer legte ein schwindelerregendes Tempo vor, doch der Hase Fliegender Wind lief immer mit zwei Hoppelschritten vorne weg.
Plötzlich rief der Manager laut: „Am Wochenende zum Rennwettlauf gewinnen wir gegen den Stacheligel, der hat mit seinen krummen Beinen gar keine Chance.“
Als Hänschen dies hörte, lief er rasch zur Rennbahn und holte sich ein Autogramm vom schnellsten Hasen im Märchenwald.
Nun hatten die beiden schon 2 Autogramme, eines vom Gestiefelten Kater und eines vom Hasen Fliegender Wind, der am Wochenende gegen den Stacheligel antreten würde.
„Es wäre wirklich schön, wenn wir auch vom Igel ein Autogramm bekommen würden“, meinte Gretchen. Da spürte sie ein Kratzen an ihrem Bein. Eine zierliche Stimme sagte ganz leise: „Ihr wollt ein Autogramm von mir? Das könnt ihr gerne haben.“
Der Stacheligel saß ganz unauffällig unter der Tribünenbank und schaute dem Hasen beim Training zu.
Er lachte sich ins Fäustchen und meinte: „Der Hase hat keine Chance gegen uns. Der langsamste Igel gewinnt gegen den Hasen und wenn er die 100 Meter unter 5 Sekunden läuft. Wir sind schneller.“ Er gab Gretchen ein Autogramm von sich. Hänschen und Gretchen waren vor Freude ganz außer sich.
Der Manager des Hasen hatte alles mit angehört. „Dieses Mal geht es dem Igel an den Kragen. Fliegender Wind läuft die 100 Meter in 4,98 Sekunden. So schnell kann kein Igel sein“, sagte er mit siegessicherem Lachen.
Der Igel grinste nur und erwiderte: „Ihr werdet am Sonnabend schon sehen, wer gewinnt.“ An die beiden Kinder gerichtet fuhr er fort: „Wohin wollt ihr denn eigentlich, oder was macht ihr auf unserer Märchenrennbahn?“
Hänschen antwortete: „Wir wollen zum Knusperhäuschen, kannst du uns den Weg beschreiben?“
„Ja, so ungefähr. Ich war auch lange nicht da. Ihr geht am besten den Waldweg gerade aus bis zu den drei großen Eichen. Dort steht das Haus von Rotkäppchens Oma, da müsst ihr links abbiegen bis zur Höhle, wo der böse Wolf seinen Bau hat. Danach haltet euch rechts bis zur großen Linde. Dort ist der Hochzeitsplatz der Vögel des Waldes. Dort müsst ihr die Vögel noch mal fragen, sie werden euch weiterhelfen.“
Gerade als er sich umdrehen wollte, fügte der Igel noch hinzu: „Und passt auf den bösen Wolf auf. Er hat immer Hunger, nicht dass er euch frisst.“
Die Kinder bedankten sich, schnallten sich ihre Rucksäcke auf den Rücken und gingen den Waldweg geradeaus. Für den Rückweg markierte Hänschen jeden fünften Baum mit einem Kreidekreuz. Unter einem Baum stand ein Pilz, der hatte einen roten Schirm auf dem weiße Punkte waren. „Das ist ein Fliegenpilz!“, rief Hänschen ganz laut und sagte: „Den darf man nicht essen, sonst stirbt man. Das hat mir Opa Hänsel beigebracht. Aber er sieht so schön aus.“
Plötzlich hörten beide einen herrlichen Vogelgesang. Gretchen rief: „Hänschen, sieh mal, die vielen Vögel!
Hänschen, sei mal ganz leise,
da auf den Baum ist eine Meise,
sie fliegt von Ast zu Ast,
sucht Futter ohne Rast.
Guck mal der Fink,
der ist wirklich flink,
schau da oben, da,
dieser schöne Star.
Leise, leise, Hänschen,
da oben sitzt ein Rotschwänzchen.“
„Gretchen du hast Recht,
wie bunt ist nur der Specht.
Ach, ich glaub es kaum,
die vielen Vögel auf dem Baum,
es ist so wunderschön,
ich hoffe, wir werden sie bald wiedersehn’.“
Plötzlich kam aus einem Seitenwaldweg ein Mädchen heraus. Sie hatte eine rote Kappe auf dem Kopf, eine weiße Schürze um und trug einen schönen, geflochtenen Korb im Arm, in dem viele Leckereien waren.
Das Mädchen sagte: „Die sind für meine Oma, die bringe ich ihr, denn sie ist krank und kann nicht einkaufen gehen.“
„Wer ist das?“, fragte Hänschen.
„Wer wohl“, sagte Gretchen. „Kennst du sie nicht?“
Na, ihr Kinder, kennt ihr das Mädchen? HAT EURE MUTTI EUCH DAS MÄRCHEN SCHON VORGELESEN? Das Mädchen, welches Hänschen und Gretchen auf dem Waldweg trafen, wie heißt es?
Ja, es heißt: Rotkäppchen.
Gretchen holte sofort einen Kugelschreiber aus ihrem Rucksack und bat Rotkäppchen um ein Autogramm.
„Rotkäppchen, wo hast du denn deine langen schwarzen Zöpfe“, fragte Hänschen.
„Ach ich war im Märchensupermarkt beim Frisör und habe sie abschneiden lassen. Ich habe mir einen modernen Schnitt frisieren lassen, die Haare blond gefärbt und eine schön moderne rote Kappe gekauft. Dem Oberförster gefalle ich. Doch ich bin jetzt ein modernes Rotkäppchen geworden.“
„Wer jault da so fürchterlich? Ich fange richtig an zu zittern.“ Hänschen bibberte ganz laut und es jaulte wieder. „Wir sind gleich im Haus meiner Großmutter, da brauchen wir keine Angast mehr zu haben.“
Rotkäppchens Oma kam aus dem Haus. Auch von ihr bekamen die Kinder ein Autogramm. Besonders Gretchen freute sich darüber. Sie gingen noch mit ins Haus und tranken gemeinsam Kaffee und aßen schönen, selbstgebackenen Kuchen. Das war lecker!
Dann bedankten sich Hänschen und Gretchen bei Rotkäppchen und ihrer Oma und machten sich wieder auf den Weg. Als sie am Bau des bösen Wolfes vorbeigingen, hörten sie laute Schnarchgeräusche.
„Der Wolf schläft ganz fest und kann uns nicht hören. Wir laufen jetzt ganz schnell bis zur großen Linde und dort fragen wir die Vögel nach dem Weg zum Knusperhäuschen“, sagte Hänschen ganz leise. Sie kamen an der großen Eiche vorbei. Immer noch machten die beiden an jedem fünften Baum ein weißes Kreidekreuz.
Ein Vogelpaar feierte gerade Hochzeit. Der Bräutigam war der Herr Uhu und die Braut war die Frau Elster. Auch Pitiplatsch war da, das war wunderbar. Doch Hänschen und Gretchen wollten schnell zum Knusperhäuschen.
Es war schon fast Mittag, drum hielten sie sich nicht lange an der großen Linde auf. Der Herr Specht erklärte beiden, wie sie weitergehen mussten und so zogen sie weiter. Doch rechts vom Weg sahen sie einen kleinen Zwerg, der war mit seinem langen Bart in eine Wurzel gekommen und hing dort fest.
„Helft mir“, schrie der kleine Zwerg ganz giftig. „Nun helft mir schon!“
„Wie sollen wir dir helfen?“, fragte Gretchen ratlos.
„Helft mir“, rief der Kleine wieder. Da kramte Hänschen in seinem Campingbeutel, holte ein kleines Messer hervor und schnitt den Bart des Zwerges über der Einklemmstelle ab. Der Zwerg war außer sich und beschimpfte die beiden.
„Was habt ihr euch nur dabei gedacht, mein schöner Bart. Ihr seid ja noch schlimmer als Schneeweißchen und Rosenrot, die haben wenigstens eine Schere genommen, aber ihr nehmt ein kleines stumpfes Messer. Euch soll die Hexe fressen.“
Er nahm seinen Sack und ging los. Im Sack waren Edelsteine, Gold und Silber.
„Wer war das denn?“, fragte Hänschen.
Gretchen antwortete: „Kennst du den nicht? Das war der Zwerg aus dem Märchen Schneeweißchen und Rosenrot. Ein großer Bösewicht.“
Die Kinder gingen weiter den Waldweg entlang und sahen in der Ferne Rauch aufsteigen. Es brannte ein Feuer und rundherum tanzte wiederum ein kleines Männlein.
„Komm lass uns weitergehen! Wer weiß, wer das wieder ist“, meinte Gretchen ängstlich.
Nun begann das Männlein noch während es tanzte zu singen:
Heute koch ich,
morgen back ich,
und übermorgen hole ich der Königin ihr Kind,
Ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich …………. heiß.
Hänschen und Gretchen wussten nach diesem Lied sofort welches Männchen dort tanzte.
Nun möchten sie es von euch wissen, schreibt es an die freie Stelle im obigen Liedreim.
Wer ist das? R. . p . . s . . . . . . n
Hänschen malte gerade wieder ein Kreuz an einen Baum, als sie einen Reiter des Weges kommen sahen. Als dieser näher kam, war es kein Reiter sondern eine Reiterin. Gretchen erkannte sie sofort. Auch Hänschen hatte eine Vermutung. Ja, sie war es. Pippi Langstrumpf kam des Weges und fragte Hänschen und Gretchen, ob die beiden unterwegs nicht Ronja, die Räubertochter gesehen hatten. Sie suche sie schon im ganzen Märchenwald.
„Sie versteckt sich vor der Polizei, aber heute ist ihr Geburtstag und ich möchte ihr gratulieren. Sie ist doch immer so allein und darum möchte ich mich heute um sie etwas kümmern“, erklärte Pippi flüsternd. Gretchen musste die Frage leider verneinen.
„Na, dann werde ich weiter durch den Märchenwald reiten und sie suchen“, sagte Pippi.
Hänschen rief: „Aber nicht bevor du uns ein Autogramm für unsere Märchengestalten – Sammlung gegeben hast.“
„Das mach ich gerne“, meinte Pippi, holte eine Autogrammkarte hervor und gab sie Gretchen. Dann verabschiedete sie sich und ritt weiter.
Hänschen und Gretchen sahen in der Ferne ein kleines Häuschen. Ihr Schritt wurde schneller. Da stand es nun, das war wirklich ein schönes Hexenhaus. Es sah so aus, wie es Opa Hänsel und Oma Gretel beschrieben hatten. Doch was war das? Aus dem Schornstein des Hauses kam Rauch. Hänschen meinte:
„Das kann doch nicht sein, die Hexe ist doch tot! Wer wohnt in diesem Haus?“
„Es ist aber alles still. Wir sind im Märchenland, da wundert es mich nicht, wenn die Öfen in den Häusern immer brennen. Komm wir gehen uns das Hexenhaus näher anschauen“, meinte Gretchen.
„Oma und dein Opa hatten Recht. Das ganze Haus ist aus Pfefferkuchen, die mit vielen Mandeln und Nüssen versetzt sind.“
„Komm, Gretchen, lass uns mal eine Mandel essen! Ob diese auch so gut schmecken wie sie aussehen?“ Hänschen und Gretchen knusperten ein kleines Stück Pfefferkuchen mit einer Mandel.
„Oh, das schmeckt gut“, sagte Gretchen.
Plötzlich hörten sie aus dem Häuschen eine tiefe Männerstimme sprechen:
„Wer knuspert denn am Hexenhaus?
Da muss ich doch gleich mal heraus,
muss nachsehen wer das ist,
die kriege ich auch ohne List!
Es werden wohl wieder die Schlümpfe sein,
da fange ich mir einen ein,
dann gibt es heute Abend Schlupfbraten mit rotem Wein,
oh, das Essen, das wird fein.
So war ich Gargamel heiße,
ich gerne Schlümpfe beiße.“
Den beiden Kindern wurde es ganz Angst und Bange. „Was machen wir jetzt?“, meinte Gretchen.
„Komm wir verstecken uns. Da ist der Stall, wo die Hexe, Hänsel und Gretel eingesperrt hat, da kriechen wir hinein“. Gesagt, getan. Die Tür des Hexenhauses ging auf. Gargamel kam heraus und vor ihm sein böser Kater Azrael. Der lief sofort zum Stall und der Hexenmeister hinterher. In der Hand hielt er ein Gefäß, aus dem blauer Rauch aufstieg.
„Mit diesem Rauch werde ich die Schlümpfe einschläfern“, lachte er, „und dann gibt es heute Abend Schlumpfbraten mit rotem Wein.“ Gargamel war schon voller Vorfreude und auch der Kater miaute ganz laut.
„Was machen wir jetzt?“ Hänschen hatte die Worte noch nicht ausgesprochen, da ging die Stalltür auf.
Gargamel und Azrael traten ein. „Die Schlümpfe sind immer so dumm und verstecken sich im Stall“, murmelte der Hexenmeister vor sich hin. „Na, wen haben wir da?“, fragte Gargamel als er die Kinder sah.
„Schade, es sind keine Schlümpfe. Was machen wir denn jetzt mit euch? Ungeschoren kommt ihr beide mir nicht davon. Wer seid ihr überhaupt?“
„Wir sind Hänschen und Gretchen, die Enkelkinder von Hänsel und Gretel“, stotterte Gretchen.
Leise raunte Gargamel seinem Kater zu: „Ach das waren doch die beiden, welche die Hexe in den Stall gesperrt hat und fett füttern wollte. Die Kinder haben sie dann ins Feuer gestoßen. Die Hexe war meine Tante, jetzt kann ich sie rächen. Azrael, zuerst werden wir Hänschen und Gretchen mit meinem Betäubungsrauch einschläfern und dann werden wir sie fesseln.“ Gargamel lachte und strahlte übers ganze Gesicht. „Ich werde euch hier in den Stall sperren und zu essen bekommt ihr nur Wasser und Brot. „Die Schlümpfe haben Riesenkinder, so wie ihr es seid, noch nicht so oft gesehen. Da sie neugierig sind, kommen sie und wollen euch sehen. Dann kann ich sie einfangen und es gibt Schlumpfbraten. Den Schlumpfbraten esse ich für mein Leben gern. Na, da seid ihr ja doch noch zu etwas Nutz.“
Hänschen rief: „Lieber Gargamel, lass uns nur das Hexenhaus anschauen, wir knuspern auch nicht mehr. Bitte, bitte lass uns laufen!“ Er flehte Gargamel an, doch dieser brachte mit einem Zauberspruch sein blaues Gebräu zum Kochen. Hänschen und Gretchen schliefen von den eingeatmeten Dämpfen ein und der Hexenmeister fesselte beide. Dann band er sie am großen Ochsenring an, so dass sie nicht weglaufen konnten. Dabei lachte und jauchzte er vor Freude.
„Mit diesen beiden Lockvögeln kann ich mir viele Schlümpfe fangen, die werde ich nicht mehr weg lassen“, murmelte er vor sich hin. Dann ging er wieder ins Hexenhaus und der Kater hinterher. Gargamel beauftragte Azrael, nachts Wache vor dem Stall zu halten, damit Hänschen und Gretchen nicht weglaufen konnten.
Die Kinder wurde nach einigen Stunden wach, sie waren an Händen und Füßen gefesselt und noch an einem Ochsenring festgebunden. Es gab keine Chance zu entkommen. „Was machen wir jetzt?“, fragte Gretchen weinend. „Ich weiß nicht“, antwortete Hänschen. So saßen sie die restliche Nacht da. Die Sonne ging auf und die Vögel fingen an zu singen.
Auch in Märchenhausen ging die Sonne auf, doch in jener Nacht hatte keiner ein Auge zu gemacht. Als Opa Hänsel und Oma Gretel bemerkten, dass ihre Enkel den ganzen vergangenen Tag nicht nach Hause gekommen waren, hatte man das ganze Dorf abgesucht. Jedoch ohne Erfolg.
Die Frau vom Märchensupermarkt konnte sich erinnern, dass Hänschen und Gretchen am Tage zuvor Brötchen, Cola und ein Stück Kreide gekauft hatten. Opa Hänsel schloss daraus, dass sie in den Märchenwald wollten. Er beruhigte Oma Gretel mit den Worten:
„Alles wird gut,
wir brauchen nur sehr viel Mut,
und viel, viel Glück,
Hänschen und Gretchen kommen zu uns zurück.“
Doch Oma Gretel war sehr aufgeregt und meinte: „Hoffentlich wurden sie nicht auch gefangen, so wie wir beide damals.“ Opa Hänsel holte sein Handy aus der Tasche und rief im Märchenwald den schnellsten Sucher und Läufer an. Er wählte die Suchinspektion und am anderen Ende der Leitung meldete sich Speedy Gonzales , die schnellste Maus der Welt.
„Hier ist Speedy, was kann ich für euch tun?“
Der Opa Hänsel erklärte Speedy worum es ging und dieser war sofort bereit, Hänschen und Gretchen im Märchenwald zu suchen. Er machte sich sogleich auf den Weg.
Zuerst lief er über die Sieben Berge
und befragte die sieben Zwerge,
dann ging es weiter zu den Bremer Stadtmusikanten,
die fragten überall und auch ihre Verwandten.
Keiner hatte Hänschen und Gretchen gesehen,
so musste Speedy weitergehen.
Bald war er bei König Drosselbart,
ihr könnt glauben, Speedy, war richtig in Fahrt.
Auch Schweinchen Dick hatte die beiden nicht gesehen,
dass man sie nicht findet, konnte Speedy nicht verstehen.
Der Märchenwald ist groß
und überall ist was los.
Dann lief Speedy zu Frau Holle,
ja, die mit der großen Tolle.
Doch auch da waren sie nicht,
da ging auf bei Speedy ein Licht.
Sie sind bestimmt im Hexenhaus
und schon lief los die kleine Maus.
Er musste an der Rennbahn vorbei,
da liefen gerade Hase und Igel, die Zwei.
Dann traf er das Rotkäppchen vor Omas Haus,
die erzählte alles und schon lief weiter die flinke Maus.
Endlich am Hexenhaus angekommen,
werden aus dem Stall Hilferufe vernommen.
Hänschen und Gretchen zittern und bangen,
hat sie gefangen.
Speedy legt den Rückwärtsgang ein,
hoffentlich bleibt noch Sonnenschein.
Er läuft zum kleinen Drachen mit dem vielen Glück,
und dann kehren beide zum Hexenhaus zurück.
Tabaluga hat einen Plan,
dazu brauchen sie die Bremer Stadtmusikanten mit dem Hahn.
Der Drache flog zu den Stadtmusikanten zurück
und sie waren da, er hatte wieder mal Glück.
Zusammen machten sie sich auf die Socken
und sie wollten Gargamel aus dem Hexenhaus locken.
Der Plan ging auf
und Gargamel kam heraus
Die Stadtmusikanten machten höllischen Krach
und Gargamel war sofort hellwach,
dann lief er fort,
weit weg an einen anderen Ort.
Zusammen befreite man Gretchen und Hänschen,
Tabaluga wackelte vor Freude mit den Schwänzchen,
alles wird gut,
wenn man nur das Richtige tut,
dann hat man Glück
und alle gingen nach Märchenhausen zurück.
Als Hänschen und Gretchen waren dort angekommen,
wurden sie von allen in den Arm genommen,
das Märchen ist nun aus,
von Hänschen und Gretchen, Tabaluga und Speedy der kleinen Maus.
Quelle: Friedrich Buchmann