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Die Tochter Palai’s verliebte sich sterblich in einen Jüngling der Long Kiput, namens Lafaang. Und weil sie ihn immerdar bei sich haben wollte, lud sie ihn zu sich in den Himmel ein. Sie machte ihn aber von vornherein darauf aufmerksam, daß die Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten im Himmel ganz andere wären als die auf Erden. Nun war das Mädchen sehr schön; was war natürlicher, als daß Lafaang in kürzester Zeit den Weg nach ihres Vaters Hause gefunden hatte. Vater Palai war höchst überrascht, als er den sterblichen Besucher erblickte, und fragte die Tochter: »Sag‘, wer ist der Mann, und weshalb kommt er hierher?« – »Er ist mein Erwählter, ich will ihn heiraten!« antwortete das Mädchen. Der gutmütige Vater trug dem Mädchen auf, Essen für seinen Liebhaber herbeizubringen, und gab seine Einwilligung, damit der Tochter Wunsch in Erfüllung ging. Lafaang nahm also Wohnung im Hause Palai’s und heiratete die Tochter.
Trotz vieler, immer aufs neue eingeschärfter Verhaltungsmaßregeln wollte es Lafaang doch nur sehr schwer gelingen, sich den Bräuchen der neuen Heimat anzupassen. Sein Essen schob er sich mit den Fingern in den Mund, anstatt dafür ein Stäbchen zu benutzen; damit kränkte er seine Frau, die ihm oft genug die Mißachtung ihrer Ratschläge verwies. Am Morgen seiner Ankunft wurde er eingeladen, ein Stück Busch für die Anlage eines Reisfeldes zu klären; und seine Frau sagte ihm, er sollte, wenn er einen Baum fällen wollte, die Axt nur an den Baum lehnen, dann würde er sofort umfallen. Von alten Gewohnheiten mag man jedoch nicht gern lassen; und als Lafaang sich an die Arbeit machte, hieb er mit der Axt auf den Baum los. Soviel er auch darauf losschlug, er erzielte keinerlei Wirkung; seine sanfte Gattin war ob dieser rohen Arbeitsart höchst erschrocken. Am nächsten Tage sollte er Palai beim Fällen der Bäume zuschauen. Er hockte im Gebüsch nieder und sah, wie die großen Bäume umfielen, wenn Palai nur die Schneide unten an den Baum legte. Der Anblick jagte Lafaang gehörig Schrecken ein; er wäre gern fortgelaufen, doch sollte seine Frau ihm nicht Kleinmut vorwerfen. Am nächsten Tag fing er von vorn an; wieder hatte er die Unterweisung vergessen und hieb auf die Bäume ein. Diesen schweren Verstoß gegen den Brauch ahndete ein Baum, der ganz in der Nähe durch Palai gefällt wurde; als der Baum umfiel, schlug er Lafaang den linken Arm ab. Lafaang war durch diese Zwischenfälle sehr enttäuscht, und da ihm seine Frau auch nicht mehr in ihrem Zustande gefiel, beschloß er, zu den Seinen heimzukehren. Seine Frau machte ihm deswegen Vorwürfe; als sie seinen Sinn jedoch nicht umzustimmen vermochte, gab sie ihm Zuckerrohrstecklinge und Bananenwurzeln, die den Menschen bis dahin noch unbekannt gewesen waren, und ließ ihn an einer langen Liane zur Erde hinab. Ehe er den Boden erreichte, vernahm er das Schreien seines neugeborenen Kindes; er bettelte und bat darum, umkehren zu dürfen, um es sich anzusehen. Doch all sein Flehen war umsonst; bitterlich weinend kam er in Tikan Orum zur Erde nieder. Den Ungehorsam hatte er noch immer nicht verlernt; obschon ihm anbefohlen worden war, Zuckerrohr und Bananen zu pflanzen, indem er sie nur auf die Erde hinwarf, pflanzte er sie doch sorgfältigst ein; und bis auf den heutigen Tag wächst daher hohes, hartes, herbes Gras an der Stätte. Trotzdem gingen etliche Zuckerrohrstengel- und Bananenkeimlinge an; aber sie sind minderwertig und sind es geblieben, wohin immer sie in die Welt verbreitet wurden.
Lafaang starb inmitten der Seinen auf der Erde; doch das prächtige Sternbild, das seinen Namen und Gestalt besitzt, bewegt sich noch heute über’m Himmel; es erinnert die Menschen an seine Himmelsreise und das Mißgeschick, das er dort erleiden mußte.
Trotz vieler, immer aufs neue eingeschärfter Verhaltungsmaßregeln wollte es Lafaang doch nur sehr schwer gelingen, sich den Bräuchen der neuen Heimat anzupassen. Sein Essen schob er sich mit den Fingern in den Mund, anstatt dafür ein Stäbchen zu benutzen; damit kränkte er seine Frau, die ihm oft genug die Mißachtung ihrer Ratschläge verwies. Am Morgen seiner Ankunft wurde er eingeladen, ein Stück Busch für die Anlage eines Reisfeldes zu klären; und seine Frau sagte ihm, er sollte, wenn er einen Baum fällen wollte, die Axt nur an den Baum lehnen, dann würde er sofort umfallen. Von alten Gewohnheiten mag man jedoch nicht gern lassen; und als Lafaang sich an die Arbeit machte, hieb er mit der Axt auf den Baum los. Soviel er auch darauf losschlug, er erzielte keinerlei Wirkung; seine sanfte Gattin war ob dieser rohen Arbeitsart höchst erschrocken. Am nächsten Tage sollte er Palai beim Fällen der Bäume zuschauen. Er hockte im Gebüsch nieder und sah, wie die großen Bäume umfielen, wenn Palai nur die Schneide unten an den Baum legte. Der Anblick jagte Lafaang gehörig Schrecken ein; er wäre gern fortgelaufen, doch sollte seine Frau ihm nicht Kleinmut vorwerfen. Am nächsten Tag fing er von vorn an; wieder hatte er die Unterweisung vergessen und hieb auf die Bäume ein. Diesen schweren Verstoß gegen den Brauch ahndete ein Baum, der ganz in der Nähe durch Palai gefällt wurde; als der Baum umfiel, schlug er Lafaang den linken Arm ab. Lafaang war durch diese Zwischenfälle sehr enttäuscht, und da ihm seine Frau auch nicht mehr in ihrem Zustande gefiel, beschloß er, zu den Seinen heimzukehren. Seine Frau machte ihm deswegen Vorwürfe; als sie seinen Sinn jedoch nicht umzustimmen vermochte, gab sie ihm Zuckerrohrstecklinge und Bananenwurzeln, die den Menschen bis dahin noch unbekannt gewesen waren, und ließ ihn an einer langen Liane zur Erde hinab. Ehe er den Boden erreichte, vernahm er das Schreien seines neugeborenen Kindes; er bettelte und bat darum, umkehren zu dürfen, um es sich anzusehen. Doch all sein Flehen war umsonst; bitterlich weinend kam er in Tikan Orum zur Erde nieder. Den Ungehorsam hatte er noch immer nicht verlernt; obschon ihm anbefohlen worden war, Zuckerrohr und Bananen zu pflanzen, indem er sie nur auf die Erde hinwarf, pflanzte er sie doch sorgfältigst ein; und bis auf den heutigen Tag wächst daher hohes, hartes, herbes Gras an der Stätte. Trotzdem gingen etliche Zuckerrohrstengel- und Bananenkeimlinge an; aber sie sind minderwertig und sind es geblieben, wohin immer sie in die Welt verbreitet wurden.
Lafaang starb inmitten der Seinen auf der Erde; doch das prächtige Sternbild, das seinen Namen und Gestalt besitzt, bewegt sich noch heute über’m Himmel; es erinnert die Menschen an seine Himmelsreise und das Mißgeschick, das er dort erleiden mußte.
[Paul Hambruch, Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde, Märchen der Welt]