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Es war einmal eine Frau, die hieß Kathrin und war faul wie ein Klumpen Blei. Sie ging aber jeden Tag, um nicht zu Hause arbeiten zu müssen, in den Weinberg. Hier tat sie gar nichts, sondern nahm nur ihre Haue, schlug in die Erde und sprach:
„Jetzt grabe, Haue!“ Dann legte sie sich nieder und schlief bis zur Essenszeit. „Wenn sie der Hunger weckte, erhob sie sich ein wenig, aß gehörig und kehrte sich dann auf die andere Seite und schlief bis es Abend und Zeit war zum Heimgehen. Dann nahm sie ihre Haue, ging schnell nach Hause und stellte sich, als ob sie von der Arbeit so schwitze, und aß auch wieder gut zum Nachtmahl. Eines Tages ging ihr Mann heimlich ihr nach in den Weingarten, um zu sehen, was sie vorgebe. Aber da sah er weder etwas von Arbeit noch seine Frau. Endlich fand er sie unter dem dicken Nussbaum schlafen. „Ha“, dachte er, „vielleicht kannst du auf eine kluge Art von dem faulen Tier frei werden.“ Er schlich leise zu ihr hin, nahm seine Hippe, schnitt ihr den langen Zopf ab, ohne dass sie es merkte, nahm dann die Haue und ging nach Hause. Hier sagte er seinen Kindern, die noch klein waren: „Wenn eine Frau kommt ohne Zopf und ohne Haue und fragt: ‚Ist eure Mutter zu Hause?‘ so sagt nur: ‚Ja!'“
Damit ging er fort in die Mühle und schloss hinter sich die Türe zu.
Als die Frau im Weingarten gegen Mittag erwachte, rieb sie sich die Augen und schüttelte den Kopf. Da fand sie ihn so ungewöhnlich leicht. Sie griff nach ihrem Zopf, allein der war nicht da. „Am Ende bin nicht ich es!“ dachte sie, „denn als ich mich schlafen legte, hatte ich doch einen Zopf. Du willst dich aber gleich überzeugen, du hattest ja auch eine Haue mit!“ Als sie die Haue nicht fand, erstaunte sie und rief: „Nein, wahrlich, das bin ich nicht! Du willst dich aber noch besser überzeugen, bevor du aburteilst!“
Damit ging sie so schnell oder so langsam, als nur eine faule, verschlafene Frau, wenn man sie nicht sieht, zu gehen pflegt, nach Hause. Im Gehen aber sprach sie immer vor sich hin: „Bin ich es oder bin ich es nicht!“ Weil sie aber daheim die Türe zugesperrt fand, so ging sie ans Fenster und klopfte. Die Kinder sprangen gleich hin und sahen die Frau ohne Zopf und ohne Haue, wie sie ihr Vater beschrieben hatte, und als diese nun fragte: „Ist eure Mutter zu Hause?“ so sagten sie: „Ja, ja!“ – „Jetzt“, sprach sie bei sich, „ist es klar, dass nicht ich es bin. Ich will aber gehen und mich suchen. Am langen Zopf und an der Haue im Weinberg und an der Mutter, die nicht zu Hause ist, bin ich leicht zu erkennen!“ So ging sie nun in die weite Welt, um sich zu suchen, und geht bis heute noch und kann sich nimmer finden.
Als aber ihr Mann abends aus der Mühle nach Hause kam und hörte, dass eine Frau so und so da gewesen und fortgegangen sei, sprach er vergnügt: „Gelobt sei Gott, der mich erlöst hat! Denn ich will tausendmal lieber allein im Schweiße meines Angesichts mich und meine Kinder ernähren, als so ein faules Aas in meinem Hause länger erhalten.“
„Jetzt grabe, Haue!“ Dann legte sie sich nieder und schlief bis zur Essenszeit. „Wenn sie der Hunger weckte, erhob sie sich ein wenig, aß gehörig und kehrte sich dann auf die andere Seite und schlief bis es Abend und Zeit war zum Heimgehen. Dann nahm sie ihre Haue, ging schnell nach Hause und stellte sich, als ob sie von der Arbeit so schwitze, und aß auch wieder gut zum Nachtmahl. Eines Tages ging ihr Mann heimlich ihr nach in den Weingarten, um zu sehen, was sie vorgebe. Aber da sah er weder etwas von Arbeit noch seine Frau. Endlich fand er sie unter dem dicken Nussbaum schlafen. „Ha“, dachte er, „vielleicht kannst du auf eine kluge Art von dem faulen Tier frei werden.“ Er schlich leise zu ihr hin, nahm seine Hippe, schnitt ihr den langen Zopf ab, ohne dass sie es merkte, nahm dann die Haue und ging nach Hause. Hier sagte er seinen Kindern, die noch klein waren: „Wenn eine Frau kommt ohne Zopf und ohne Haue und fragt: ‚Ist eure Mutter zu Hause?‘ so sagt nur: ‚Ja!'“
Damit ging er fort in die Mühle und schloss hinter sich die Türe zu.
Als die Frau im Weingarten gegen Mittag erwachte, rieb sie sich die Augen und schüttelte den Kopf. Da fand sie ihn so ungewöhnlich leicht. Sie griff nach ihrem Zopf, allein der war nicht da. „Am Ende bin nicht ich es!“ dachte sie, „denn als ich mich schlafen legte, hatte ich doch einen Zopf. Du willst dich aber gleich überzeugen, du hattest ja auch eine Haue mit!“ Als sie die Haue nicht fand, erstaunte sie und rief: „Nein, wahrlich, das bin ich nicht! Du willst dich aber noch besser überzeugen, bevor du aburteilst!“
Damit ging sie so schnell oder so langsam, als nur eine faule, verschlafene Frau, wenn man sie nicht sieht, zu gehen pflegt, nach Hause. Im Gehen aber sprach sie immer vor sich hin: „Bin ich es oder bin ich es nicht!“ Weil sie aber daheim die Türe zugesperrt fand, so ging sie ans Fenster und klopfte. Die Kinder sprangen gleich hin und sahen die Frau ohne Zopf und ohne Haue, wie sie ihr Vater beschrieben hatte, und als diese nun fragte: „Ist eure Mutter zu Hause?“ so sagten sie: „Ja, ja!“ – „Jetzt“, sprach sie bei sich, „ist es klar, dass nicht ich es bin. Ich will aber gehen und mich suchen. Am langen Zopf und an der Haue im Weinberg und an der Mutter, die nicht zu Hause ist, bin ich leicht zu erkennen!“ So ging sie nun in die weite Welt, um sich zu suchen, und geht bis heute noch und kann sich nimmer finden.
Als aber ihr Mann abends aus der Mühle nach Hause kam und hörte, dass eine Frau so und so da gewesen und fortgegangen sei, sprach er vergnügt: „Gelobt sei Gott, der mich erlöst hat! Denn ich will tausendmal lieber allein im Schweiße meines Angesichts mich und meine Kinder ernähren, als so ein faules Aas in meinem Hause länger erhalten.“
Quelle: (Josef Haltrich)