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(6)
Es war einmal vor alten Zeiten eine Frau, die hatte einen Sohn. Als beide eines Abends so nebeneinander sassen, da sagte die Frau zu ihrem Sohne: »Geh, mein Kind und schliess das Tor, denn ich habe Furcht.« Der Sohn fragte die Mutter: »Was ist das, Furcht?« »Nun, wenn man sich fürchtet,« antwortete die Mutter. – »Was mag denn nur die Furcht sein?« sann der Junge nach »ich will hingehen und sie aufsuchen« Und er machte sich auf den Weg, kam in ein Gebirge, wo er vierzig Räuber erblickte, die ein Feuer anmachten und sich dann um dasselbe herumsetzten. Der Jüngling ging zu ihnen hin und mit dem Wunsche: »Gott grüss‘ euch Agas!« setzte er sich zu ihnen hin. Da sprachen die Räuber zu ihm: »Kein Vogel wagt sich hieher, keine Karawane zieht da vorüber; wie konntest du es wagen, deine Schritte hieher zu lenken?!« »Ich suche die Furcht, o zeigt mir sie doch.« »Die Furcht is da, wo wir sind,« sprachen die Räuber. »Wo denn?« fragte der Jüngling. Darauf antworteten die Räuber: »Nimm diesen Kessel, dieses Mehl, Fett und Zucker, gehe da hinüber in den Friedhof und bereite dort Helwa zu.« »Gut« sprach der Jüngling und ging.
Im Friedhofe zündete er ein Feuer an und begann die Helwa zu kochen. Da streckte sich ihm aus einem Grabe eine Hand entgegen und fragte: »Ich bekomme nichts?« Der Junge versetzte der Hand eins mit dem Löffel, indem er sagte: »Freilich werde ich den Toten geben, ehe noch die Lebenden davon gegessen« Er machte die Helwa fertig und kehrte zu den Räubern zurück. »Nun, hast du sie gefunden?« fragten sie ihn. »Nein,« antwortete der Jüngling, »alles, was ich gesehen, war eine Hand, die sich mir zeigte und Helwa begehrte; ich aber versetzte derselben einen tüchtigen Hieb, worauf sie wieder verschwand«. Die Räuber hüben an, sich zu verwundern. »Hier in der Nähe ist ein Bad,« sagten sie, »dort kannst du die Furcht finden.«
Und er ging hin zum Bad, trat dort ein und sah, dass auf einem erhöhten Platze eine Schaukel steht, worin ein Kind sitzt und weint; ein Mädchen aber läuft um dasselbe hin und her. Dieses Mädchen trat zu ihm hin und sprach: »Lass‘ mich doch auf deine Schulter steigen, das Kind weint, ich möchte es säugen.« Der Jüngling willigte ein und das Mädchen stellte sich auf seine Schulter. Wie es das Kind nun so säugt, begann es mit den Füssen den Kopf des Jünglings nach und nach so! zusammen zu pressen, als ob es ihn würgen wollte. Darauf warf der Junge das Mädchen mit einem Ruck von seiner Schulter herab, dass es auf die Erde hinfiel, wobei ihm eine Armspange entrollte. Der Jüngling hob sie auf, nahm sie zu sich und als er damit auf die Strasse kam, da tauchte vor ihm ein Jude auf, der zu ihm sprach: »Das Armband gehört mir«. »Nein, es gehört mir« sagte der Jüngling. – »Nein, es ist mein Eigentum!« – »Nun, so gehen wir zum Kâdi (Richter)« sagte der Jüngling, »wird es dir zugesprochen, so soll es dir gehören; wird es aber mir zugesprochen, so soll es mein Eigentum bleiben.«
Sie gingen also zum Richter, der aber sprach: »Das Armband soll dem gehören, der den Beweis dafür erbringt.« Das war jedoch keiner imstande, worauf der Richter sagte, dass das Armband bei ihm bleibe, bis einer von ihnen das Paar dazu bringe, und dem wolle er es dann ausfolgen. Darauf gingen beide fort.
Als der Jüngling so für sich hinging, da sah er auf dem Meere ein Schiff hin- und herschwanken und die darauf Befindlichen entsetzlich schreien. Er rief ihnen vom Ufer zu: »Habt ihr vielleicht die Furcht gefunden?« Jene aber riefen ihm zurück: »O weh, wir ertrinken«. Schnell entledigte sich der Junge seiner Kleider, sprang ins Meer und schwamm zum Schiffe hin. Die Leute auf dem Schiffe sprachen zu ihm: »Jemand wirft unser Schiff hin und her, wir fürchten uns.« Der Jüngling band sich rasch ein Seil um den Leib und liess sich auf den Meeresgrund hinab. Dort sah er, wie die Meerestochter (Deniz Kyzy) das Schiff hält und schaukelt. Der Junge fiel über sie her, haute sie tüchtig durch und vertrieb sie. Dann liess er sich wieder auf die Oberfläche hinauf und fragte: »Dies ist also die Furcht?« Damit schwamm er wieder ans Ufer zurück, kleidete sich an und setzte den Weg fort.
Wie er nun so dahinging, erblickte er einen Garten, vor dem sich ein Wasserbecken befand. Er setzte sich vor dasselbe hin, um ein wenig auszuruhen. Da liessen sich drei Tauben auf das Becken nieder. Sie tauchten ins Wasser unter und als sie wieder daraus emporstiegen und sich schüttelten, verwandelte sich eine jede in ein Mädchen. Sie deckten dann einen Tisch, das eine bringt Trinkgeschirr und wie es den Trank- zum Munde führt, da wird es vom anderen Mädchen gefragt: »Auf wessen Gesundheit trinkst du?« – »Auf die Gesundheit jenes Jünglings, der, als er Helwa bereitete und ich meine Hand darnach begehrlich ausstreckte, nicht erschrak, sondern mir einen tüchtigen Hieb auf dieselbe versetzte.« Nun führte das andere Mädchen den Trank zu den Lippen – »Auf wessen Gesundheit willst denn du trinken?« »Auf die jenes Jünglings, der ins Bad kam und auf dessen Schulter ich stieg, um ihn zu erwürgen, mich aber so heruntergeschmissen, dass ich darob sofort in Ohnmacht fiel.« Hernach nahm das dritte Mädchen den Becher in die Hand. »Nun, an wessen Gesundheit denkst du dabei?« fragten sie die anderen. »Im Meere schaukelte ich ein Schiff hin und her, da kam ein Jüngling und haute mich so durch, dass ich daran fast gestorben wäre; auf dessen Gesundheit will ich trinken«
Kaum hatten sie dies gesagt, da erscheint plötzlich der Jüngling unter ihnen und sprach: »Hier bin ich, ich bin dieser Jüngling« Alle drei eilten auf ihn zu und umarmten ihn. Er sprach zu ihnen: »Ich habe ein Armband beim Gerichte, das jemandem von euch vom Arme herabfiel. Ein Jude wollte es mir wegnehmen, allein ich gab es nicht hin und jetzt suche ich dessen Paar«. Die Mädchen führten ihn in eine Höhle, wo sich einige Säle vor ihm auftaten, bei deren Anblick er vor Staunen ausser sich war. Jeder Saal war voll Gold und Schmuckgegenständen. Sie gaben ihm das Paar zum Armband, er ging damit zum Richter, von dem bekam er das andere Paar, worauf er damit zurückging. »Wir trennen uns nicht mehr von dir, sprachen die Mädchen zu ihm«. »Schön, sehr schön« erwiderte der Jüngling; »allein bis ich die Furcht nicht gefunden, gebe ich keine Ruhe.« Damit riss er sich von ihnen los, und wie sehr ihn die Mädchen auch baten, er liess sie im Stiche und machte sich wieder auf den Weg.
Wie er so dahinging, da kam er an eine Stelle, wo eine grosse Menschenansammlung stattfand. »Was geht hier vor?« fragte der Jüngling. Der Schah dieser Gegend lebt nicht mehr. Jeden Tag lässt man nun eine Taube auffliegen und derjenige, auf dessen Haupt sie sich niederlässt, der soll Schah werden. Der Jüngling blieb stehen und wie man die Taube losgelassen, da fliegt sie ihm auf den Kopf. Nun liess man ihn nicht loss, da er Schah geworden; allein er nimmt die Würde nicht an, weshalb man eine andere Taube auffliegen liess. Auch diese setzte sich auf ihm nieder und ebenso geschah es auch ein drittes Mal. »Du bist unser Schah« riefen ihm die Leute zu. »Ich suche die Furcht, ich will nicht euer Schah sein,« sagte der Jüngling sich sträubend. Man meldete die Sache der Frau des früheren Schah, der Sultanin. Und diese sprach: »Er möge die Würde nur für heute abend annehmen, morgen werde ich ihm die Furcht ausfindig machen.« Darauf ging der Jüngling ein. Allein wer dort Abends Schah wurde, der war am andern Morgen eine Leiche. Der Jüngling legte sich schlafen und man bereitete von unten einen Sarg vor und begann Wasser aufzukochen. Der Jüngling erblickte aber den Sarg und bemerkte, wie dessen Deckel sich aufzublähen begann. Sofort erhob er sich von seinem Lager, stellte sich auf den Sarg, machte den Gürtel von seinem Leibe los und umband damit den Sarg, den er dann an die Wand anlehnte. Hierauf zündete er ein Feuer an und verbrannte den Sarg. Dann legte er sich wieder nieder und schlief ein.
Als der Morgen herankam, stellten sich Leute ein, um den Leichnam des Schah abzuholen. Und als sie sahen, dass der Schah frisch und gesund sei, freuten sie sich sehr und meldeten es auch der Sultanin. Heller Jubel herrschte darob allenthalben Nun fragte der Jüngling, wo denn die Furcht wäre. »Abends wirst du sie sehen« sagte die Sultanin. Hierauf liess sie die Köchin holen, zu der sie sagte: »Wenn du abends das Nachtmal auftischest, so gib einen Sperling in die Suppenschüssel.« Als der Abend kam, wurde zum Abend-brod gedeckt. Der junge Schah und die Sultanin setzten sich zur Tafel und als man die Schüssel aufgetragen, da sagte die Sultanin zum Jüngling: »Heb‘ doch den Deckel der Schüssel ab«. »Nein« sprach der Jüngling, »heb‘ du ihn ab«. »Nimm nur du ihn herab« redete ihm die Sultanin zu. Als nun der Jüngling die Hand ausstreckte und den Deckel abhob, da flog der Vogel plötzlich heraus. Ach wie erschrak da der Jüngling! – »Siehst du«, sagte die Sultanin, »das ist die Furcht.« »Wirklich?« fragte der Jüngling. »Nun freilich, du bist ja erschrocken« sagte die Sultanin. Hierauf wurde das Hochzeitsfest angeordnet, das vierzig Tage und vierzig Nächte dauerte. Der junge Schah liess auch seine Mutter holen und sie lebten ewig glücklich.
Im Friedhofe zündete er ein Feuer an und begann die Helwa zu kochen. Da streckte sich ihm aus einem Grabe eine Hand entgegen und fragte: »Ich bekomme nichts?« Der Junge versetzte der Hand eins mit dem Löffel, indem er sagte: »Freilich werde ich den Toten geben, ehe noch die Lebenden davon gegessen« Er machte die Helwa fertig und kehrte zu den Räubern zurück. »Nun, hast du sie gefunden?« fragten sie ihn. »Nein,« antwortete der Jüngling, »alles, was ich gesehen, war eine Hand, die sich mir zeigte und Helwa begehrte; ich aber versetzte derselben einen tüchtigen Hieb, worauf sie wieder verschwand«. Die Räuber hüben an, sich zu verwundern. »Hier in der Nähe ist ein Bad,« sagten sie, »dort kannst du die Furcht finden.«
Und er ging hin zum Bad, trat dort ein und sah, dass auf einem erhöhten Platze eine Schaukel steht, worin ein Kind sitzt und weint; ein Mädchen aber läuft um dasselbe hin und her. Dieses Mädchen trat zu ihm hin und sprach: »Lass‘ mich doch auf deine Schulter steigen, das Kind weint, ich möchte es säugen.« Der Jüngling willigte ein und das Mädchen stellte sich auf seine Schulter. Wie es das Kind nun so säugt, begann es mit den Füssen den Kopf des Jünglings nach und nach so! zusammen zu pressen, als ob es ihn würgen wollte. Darauf warf der Junge das Mädchen mit einem Ruck von seiner Schulter herab, dass es auf die Erde hinfiel, wobei ihm eine Armspange entrollte. Der Jüngling hob sie auf, nahm sie zu sich und als er damit auf die Strasse kam, da tauchte vor ihm ein Jude auf, der zu ihm sprach: »Das Armband gehört mir«. »Nein, es gehört mir« sagte der Jüngling. – »Nein, es ist mein Eigentum!« – »Nun, so gehen wir zum Kâdi (Richter)« sagte der Jüngling, »wird es dir zugesprochen, so soll es dir gehören; wird es aber mir zugesprochen, so soll es mein Eigentum bleiben.«
Sie gingen also zum Richter, der aber sprach: »Das Armband soll dem gehören, der den Beweis dafür erbringt.« Das war jedoch keiner imstande, worauf der Richter sagte, dass das Armband bei ihm bleibe, bis einer von ihnen das Paar dazu bringe, und dem wolle er es dann ausfolgen. Darauf gingen beide fort.
Als der Jüngling so für sich hinging, da sah er auf dem Meere ein Schiff hin- und herschwanken und die darauf Befindlichen entsetzlich schreien. Er rief ihnen vom Ufer zu: »Habt ihr vielleicht die Furcht gefunden?« Jene aber riefen ihm zurück: »O weh, wir ertrinken«. Schnell entledigte sich der Junge seiner Kleider, sprang ins Meer und schwamm zum Schiffe hin. Die Leute auf dem Schiffe sprachen zu ihm: »Jemand wirft unser Schiff hin und her, wir fürchten uns.« Der Jüngling band sich rasch ein Seil um den Leib und liess sich auf den Meeresgrund hinab. Dort sah er, wie die Meerestochter (Deniz Kyzy) das Schiff hält und schaukelt. Der Junge fiel über sie her, haute sie tüchtig durch und vertrieb sie. Dann liess er sich wieder auf die Oberfläche hinauf und fragte: »Dies ist also die Furcht?« Damit schwamm er wieder ans Ufer zurück, kleidete sich an und setzte den Weg fort.
Wie er nun so dahinging, erblickte er einen Garten, vor dem sich ein Wasserbecken befand. Er setzte sich vor dasselbe hin, um ein wenig auszuruhen. Da liessen sich drei Tauben auf das Becken nieder. Sie tauchten ins Wasser unter und als sie wieder daraus emporstiegen und sich schüttelten, verwandelte sich eine jede in ein Mädchen. Sie deckten dann einen Tisch, das eine bringt Trinkgeschirr und wie es den Trank- zum Munde führt, da wird es vom anderen Mädchen gefragt: »Auf wessen Gesundheit trinkst du?« – »Auf die Gesundheit jenes Jünglings, der, als er Helwa bereitete und ich meine Hand darnach begehrlich ausstreckte, nicht erschrak, sondern mir einen tüchtigen Hieb auf dieselbe versetzte.« Nun führte das andere Mädchen den Trank zu den Lippen – »Auf wessen Gesundheit willst denn du trinken?« »Auf die jenes Jünglings, der ins Bad kam und auf dessen Schulter ich stieg, um ihn zu erwürgen, mich aber so heruntergeschmissen, dass ich darob sofort in Ohnmacht fiel.« Hernach nahm das dritte Mädchen den Becher in die Hand. »Nun, an wessen Gesundheit denkst du dabei?« fragten sie die anderen. »Im Meere schaukelte ich ein Schiff hin und her, da kam ein Jüngling und haute mich so durch, dass ich daran fast gestorben wäre; auf dessen Gesundheit will ich trinken«
Kaum hatten sie dies gesagt, da erscheint plötzlich der Jüngling unter ihnen und sprach: »Hier bin ich, ich bin dieser Jüngling« Alle drei eilten auf ihn zu und umarmten ihn. Er sprach zu ihnen: »Ich habe ein Armband beim Gerichte, das jemandem von euch vom Arme herabfiel. Ein Jude wollte es mir wegnehmen, allein ich gab es nicht hin und jetzt suche ich dessen Paar«. Die Mädchen führten ihn in eine Höhle, wo sich einige Säle vor ihm auftaten, bei deren Anblick er vor Staunen ausser sich war. Jeder Saal war voll Gold und Schmuckgegenständen. Sie gaben ihm das Paar zum Armband, er ging damit zum Richter, von dem bekam er das andere Paar, worauf er damit zurückging. »Wir trennen uns nicht mehr von dir, sprachen die Mädchen zu ihm«. »Schön, sehr schön« erwiderte der Jüngling; »allein bis ich die Furcht nicht gefunden, gebe ich keine Ruhe.« Damit riss er sich von ihnen los, und wie sehr ihn die Mädchen auch baten, er liess sie im Stiche und machte sich wieder auf den Weg.
Wie er so dahinging, da kam er an eine Stelle, wo eine grosse Menschenansammlung stattfand. »Was geht hier vor?« fragte der Jüngling. Der Schah dieser Gegend lebt nicht mehr. Jeden Tag lässt man nun eine Taube auffliegen und derjenige, auf dessen Haupt sie sich niederlässt, der soll Schah werden. Der Jüngling blieb stehen und wie man die Taube losgelassen, da fliegt sie ihm auf den Kopf. Nun liess man ihn nicht loss, da er Schah geworden; allein er nimmt die Würde nicht an, weshalb man eine andere Taube auffliegen liess. Auch diese setzte sich auf ihm nieder und ebenso geschah es auch ein drittes Mal. »Du bist unser Schah« riefen ihm die Leute zu. »Ich suche die Furcht, ich will nicht euer Schah sein,« sagte der Jüngling sich sträubend. Man meldete die Sache der Frau des früheren Schah, der Sultanin. Und diese sprach: »Er möge die Würde nur für heute abend annehmen, morgen werde ich ihm die Furcht ausfindig machen.« Darauf ging der Jüngling ein. Allein wer dort Abends Schah wurde, der war am andern Morgen eine Leiche. Der Jüngling legte sich schlafen und man bereitete von unten einen Sarg vor und begann Wasser aufzukochen. Der Jüngling erblickte aber den Sarg und bemerkte, wie dessen Deckel sich aufzublähen begann. Sofort erhob er sich von seinem Lager, stellte sich auf den Sarg, machte den Gürtel von seinem Leibe los und umband damit den Sarg, den er dann an die Wand anlehnte. Hierauf zündete er ein Feuer an und verbrannte den Sarg. Dann legte er sich wieder nieder und schlief ein.
Als der Morgen herankam, stellten sich Leute ein, um den Leichnam des Schah abzuholen. Und als sie sahen, dass der Schah frisch und gesund sei, freuten sie sich sehr und meldeten es auch der Sultanin. Heller Jubel herrschte darob allenthalben Nun fragte der Jüngling, wo denn die Furcht wäre. »Abends wirst du sie sehen« sagte die Sultanin. Hierauf liess sie die Köchin holen, zu der sie sagte: »Wenn du abends das Nachtmal auftischest, so gib einen Sperling in die Suppenschüssel.« Als der Abend kam, wurde zum Abend-brod gedeckt. Der junge Schah und die Sultanin setzten sich zur Tafel und als man die Schüssel aufgetragen, da sagte die Sultanin zum Jüngling: »Heb‘ doch den Deckel der Schüssel ab«. »Nein« sprach der Jüngling, »heb‘ du ihn ab«. »Nimm nur du ihn herab« redete ihm die Sultanin zu. Als nun der Jüngling die Hand ausstreckte und den Deckel abhob, da flog der Vogel plötzlich heraus. Ach wie erschrak da der Jüngling! – »Siehst du«, sagte die Sultanin, »das ist die Furcht.« »Wirklich?« fragte der Jüngling. »Nun freilich, du bist ja erschrocken« sagte die Sultanin. Hierauf wurde das Hochzeitsfest angeordnet, das vierzig Tage und vierzig Nächte dauerte. Der junge Schah liess auch seine Mutter holen und sie lebten ewig glücklich.
[Asien: Türkei. Märchen der Welt]