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Märchenbasar

Die Geschichte vom Zauberer

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Es war einmal ein Knabe, der war sehr arm. Er hatte nur seinen Vater. Oft saß er im Sand und zeichnete mit dem Finger Buchstaben.
er setzte sie zusammen und lernte so das Lesen. Eines Tages kam ein Zauberer vorüber und fragte ihn: „Möchtest du nicht für vier Jahre in meine Dienste treten?“
„Ich möchte wohl“, antwortete der Junge.
„Kannst du lesen?“ fragte ihn der Zauberer.
„Ja, das kann ich….!“ „Dann kann ich dich nicht gebrauchen“, sagte der Zauberer und ging weiter. Der Junge wechselte an eine andere Stelle des Sandbodens über. Da kam derselbe Zauberer und fragte ihn: „Kannst du lesen?“ „Ich kann nicht lesen“, antwortete der Junge. „Willst du für vier Jahre zu mir in den Dienst kommen?“ „Ja, ich komme.

Der Zauberer nahm ihn in sein Haus, gab ihm einen Hund und eine Katze zur Zerstreuung, damit er mit diesen spielen konnte, wenn er Langweile hatte. Danach gab er ihm die Schlüssel zu allen Räumen und hieß ihn in alle Zimmer gehen, nur in eins hieß er ihn nicht zu gehen. Der Junge machte in den Zimmern Ordnung, und ein ganzes Jahr lang betrat er das eine nicht. Als das erste Jahr abgelaufen war, fragte ihn der Zauberer, ob er ein weiteres Jahr bei ihm dienen wolle, und der Junge antwortete, daß er bliebe. Gegen Ende des zweiten Dienstjahres betrat er das verbotene Zimmer. Dort stand nur ein kleiner Tisch, und darauf lag ein Buch. Er nahm dieses Buch und schlug es auf, aber als eine Seite darin gelesen hatte, verwandelte er sich in einen Ochsen. Er blätterte die zweit Seite um, da wurde er wieder zum Mensch. Als sein zweites Dienstjahr beendet war, fragte ihn der Zauberer, ob er ein drittes Jahr bei ihm bleiben wolle, doch der Junge sagte, er wolle nach Hause gehen. Der Zauberer entließ ihn, und der Junge kehrte zu seinem Vater zurück und sagte zu ihm: „Ihr müßt einen Strick drehen, Vater! Ich werde mich in ein großes Schwein verwandeln. Ihr treibt mich zum Jahrmarkt und fordert für mich einhundert Gulden. Den Strick aber nehme mir ab, wenn Ihr mich verkauft habt!“

Der Vater führte alles aus. Die Leute fragten ihn, wieviel er für dieses Schwein haben wolle; als er sagte, daß er einhundert Gulden verlange, zogen sie sich zurück. Dann kam der Zauberkünstler und zahlte die einhundert Gulden dafür. Der Mann löste den Strick und ließ das Schwein frei. Der Zauberer trieb es nach Hause in den Stall und sperrte es ein.
Nach einer Stunde kam er, um nachzusehen, aber das Schwein war nicht mehr da. Darauf sagte der Junge zu seinem Vater, er solle ein Zaumzeug kaufen, weil er sich in ein Pferd verwandeln würde, und er solle ihn zum Markt treiben und dem Zauberkünstler für zweihundert Dollar verkaufen. Der Vater führte alles aus. Aber er vergaß, ihm nach dem Verkauf das Zaumzeug abzunehmen. Sogleich nach dem Kauf führte der Zauberer das Pferd zum Schmied, um es beschlagen zu lassen. Unterdessen erinnerte sich der Vater des Jungen, daß er vergessen hatte, das Zaumzeug zu lösen. Er ging daher zum Schmied und bat den Lehrjungen, das Zaumzeug abzunehmen. Der Lehrjunge nahm das Zaumzeug ab, und das Pferd verwandelte sich in eine Taube, die davonflog.

Da sagte der Lehrjunge zu dem Zauberer: „Herr, Herr! das Pferd ist entflohen!“ Der Zauberer verwandelte sich in einen Habicht und verfolgte die Taube. Sie flogen in einen Wald, dort verwandelte sich die Taube in einen Fuchs, der Habicht aber in einen Wolf, und der Wolf setzte dem Fuchs nach, bis sie in ein Gehölz kamen, da wurde der Fuchs zur Lerche, der Wolf dagegen zur Taube, und diese jagte die Lerche. Schließlich flog die Lerche in den Garten des Grafen. Dort war die Tochter des Grafen. Und die Lerche sang so wunderschön, daß die Grafentochter ihre Hand nach ihr ausstreckte und sprach: „Liebe kleine Lerche!“ Da verwandelte sich die Lerche in ein Ringlein und schob sich auf ihren Finger.

Sie ging zu ihrem Vater und zeigte ihm diesen Ring. Als ihr Vater den Ring betrachtete, erkrankte er plötzlich. Kein Arzt konnte diese Schwäche heilen. Da kam der Zauberer und erklärte, daß er ihren Vater heilen könnte, wenn sie ihm nur diesen Ring gäbe. Sie wollte ihm den Ring aber nicht geben, und er kehrte nach Hause zurück. Er kam aber ein zweites Mal, und wieder wollte sie ihm den Ring nicht geben, sondern bat ihn, am Freitag wiederzukommen. Ihr Vater empfahl ihr, den Ring dem Zauberer nicht in die Hand zu geben, sondern ihn auf die Erde zu werfen.
Als der Zauberer wieder erschien, warf sie ihm den Ring vor die Füße, da wurde er zu Hirsekörnern. Flugs verwandelte sich der Zauberer in einen Truthahn und begann die Hirsekörner aufzupicken. Als der Zauberer das letzte Körnchen von der Erde aufgepickt hatte, verwandelte er sich in einen Fuchs; er packte den Grafen am Schlafittchen und führte ihn durchs Zimmer; dann ließ er ihn los, und der Graf war augenblicks wieder gesund. Der Zauberer verschwand. Dieses eine Hirsekörnchen aus dem Schuh der Grafentochter verwandelte sich in den Jungen, der nun zu seinem Vater zurückkehrte.

 
Quelle: Saloni A. Lud rzeszowski Przeworsk 1898

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