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Ein Schmied hatte zwei Gesellen, das waren stämmige Burschen. Wenn sie den Hammer schwangen, dann bebte die Erde, und die Schmiede zitterte wie eine Wassermühle, in der Mais gemahlen wird. Die beiden Gesellen schliefen im selben Bett, einer am Rand, der andere an der Wand. Nach längerer Zeit begann derjenige, der am Rand schlief, zu kränkeln und dahinzusiechen. Früher hatte er so dicke runde Pausbacken gehabt, daß man glauben konnte, die eine würde platzen, wenn man ihn auf die andere schlüge, aber nun wurde er zusehends magerer. „Was ist mit dir, Bruder, warum bist du so hohlwangig geworden?“ fragte der andere Geselle schließlich. „Ach, Freund“, antwortete jener, „schlecht ist es um mich bestellt. Ich wage nicht, dir zu sagen, in welches Unglück ich geraten bin, zudem würdest du mir auch nicht glauben.“ — „Sage es mir offen heraus, Bruder, ich schwöre dir bei meiner Ehre, daß ich dich nicht verraten werde, selbst wenn deine Hände blutbefleckt wären bis hinauf zu den Ellenbogen. Ich sehe doch, wie du leidest, und du dauerst mich.“ Weil der andere nicht antwortete, forschte er: „Oder hast du dich etwa dem Teufel verschrieben?“ — „Viel schlimmer! Ich will’s dir sagen, aber es muß unter uns bleiben, ich möchte nicht, daß die Weiber es austratschen. So wisse denn: Unsere Hausfrau ist eine Hexe. Nachts, wenn wir eingeschlafen sind, tritt sie mit ihrer Teufelspeitsche an unser Bett und versetzt mir einen Hieb. Ich springe auf und verwandle mich in ein Pferd; Sie zäumt mich, sattelt mich, schwingt sich auf meinen Rücken und reitet auf mir davon. Über Berg und Tal hetzt sie mich, querfeldein, bis ich Blut und Wasser schwitze.“ Er seufzt: „Sind wir auf dem Hexentanzplatz angelangt, dann bindet sie mich an einen Baum und tobt sich mit den anderen Hexen aus, bis der Morgen graut. Anschließend galoppiert sie eilends auf mir zurück. Daheim nimmt sie mir Zaum und Sattel ab, ich verwandle mich wieder in einen Menschen und sinke erschöpft und zerschlagen ins Bett. Deshalb sieche ich so dahin.“ — „Kommt die Hexe jede Nacht?“ — „Nein, nur bei Neumond.“ — „Gut“, sagte der andere Geselle. „Von nun an schläfst du an der Wand, ich will mich an den Rand legen und mit der Hexe abrechnen.“ Und sie tauschten die Plätze.
Die Nacht zum ersten Freitag nach Neumond brach an. Im Hause wurde alles still, auch der am Bettrand liegende Geselle stellte sich schlafend, aber in Wirklichkeit blieb er hellwach. Schon bald öffnete sich die Tür zur Schlafkammer, und herein kam die Hexe, in der rechten Hand die Peitsche, in der linken den Zaum. Sie trat ans Bett und holte mit der Peitsche aus, um den zu schlagen, der am Rand lag. Aber im selben Augenblick sprang er auf, fiel über sie her wie die Katze über die Maus, hielt ihr den Arm fest, riß ihr die Peitsche aus der Hand und schlug sie damit auf den Rücken. Da verwandelte sie sich in eine Stute. Er zäumte sie, sattelte sie und führte sie auf den Hof, schwang sich auf ihren Rücken und galoppierte auf ihr die Landstraße hinunter. Stundenlang jagte er auf ihr umher, trieb sie erbarmungslos an, bis sie naß war wie gewässerter Flachs. Als der Morgen graute, lenkte er sie zur Schmiede, band sie an einen Pfahl und weckte den zweiten Gesellen. Sie schlossen die Schmiede auf, bliesen das Feuer an, schmiedeten vier Hufeisen, beschlugen die Stute damit und nahmen ihr dann den Zaum ab. Im selben Augenblick gewann die Hexe ihre Menschengestalt zurück, wandte sich ab und taumelte in ihre Kammer, vom Fieber geschüttelt.
Todkrank lag sie zu Bett, bis der Schmied, der gerade auf Reisen gewesen war, nach Hause zurückkehrte. Er traute seinen Augen nicht, als er sah, daß sein Weib an Händen und Füßen Hufeisen trug. „Wie ist dir das um Gotteswillen zugestoßen, liebes Weib?“ — „Ich weiß es selber nicht. Kerngesund ging ich zu Bett und erwachte am nächsten Morgen mit Hufeisen an Händen und Füßen. Es muß mich wohl der Teufel nachts damit beschlagen haben.“ — „Das schlägt doch dem Faß den Boden aus!“ schimpfte der Schmied. „Aber uns bleibt nichts anderes übrig, als unser Unglück vor jedermann geheimzuhalten, damit wir nicht ins Gerede kommen.“ Mit großer Mühe löste er seiner Frau die Hufeisen von Händen und Füßen. Anschließend mußte sie noch lange Zeit das Bett hüten.
Als es ihr aber besser ging, war ihr erster Weg zu Zaum und Peitsche, die sie nahm und heimlich im Ofen verbrannte. Von da an war sie keine Hexe mehr. Auch der kranke Schmiedegeselle genas zusehends und hatte bald wieder so dicke, runde Pausbacken, daß man glauben konnte, die eine würde platzen, wenn man ihm auf die andere schlüge. All das hat sich wirklich zugetragen und stimmt ebenso mit der Wahrheit überein wie ein Frosch mit einem Pferd und eine Schnecke mit einem Ochsen.
Die Nacht zum ersten Freitag nach Neumond brach an. Im Hause wurde alles still, auch der am Bettrand liegende Geselle stellte sich schlafend, aber in Wirklichkeit blieb er hellwach. Schon bald öffnete sich die Tür zur Schlafkammer, und herein kam die Hexe, in der rechten Hand die Peitsche, in der linken den Zaum. Sie trat ans Bett und holte mit der Peitsche aus, um den zu schlagen, der am Rand lag. Aber im selben Augenblick sprang er auf, fiel über sie her wie die Katze über die Maus, hielt ihr den Arm fest, riß ihr die Peitsche aus der Hand und schlug sie damit auf den Rücken. Da verwandelte sie sich in eine Stute. Er zäumte sie, sattelte sie und führte sie auf den Hof, schwang sich auf ihren Rücken und galoppierte auf ihr die Landstraße hinunter. Stundenlang jagte er auf ihr umher, trieb sie erbarmungslos an, bis sie naß war wie gewässerter Flachs. Als der Morgen graute, lenkte er sie zur Schmiede, band sie an einen Pfahl und weckte den zweiten Gesellen. Sie schlossen die Schmiede auf, bliesen das Feuer an, schmiedeten vier Hufeisen, beschlugen die Stute damit und nahmen ihr dann den Zaum ab. Im selben Augenblick gewann die Hexe ihre Menschengestalt zurück, wandte sich ab und taumelte in ihre Kammer, vom Fieber geschüttelt.
Todkrank lag sie zu Bett, bis der Schmied, der gerade auf Reisen gewesen war, nach Hause zurückkehrte. Er traute seinen Augen nicht, als er sah, daß sein Weib an Händen und Füßen Hufeisen trug. „Wie ist dir das um Gotteswillen zugestoßen, liebes Weib?“ — „Ich weiß es selber nicht. Kerngesund ging ich zu Bett und erwachte am nächsten Morgen mit Hufeisen an Händen und Füßen. Es muß mich wohl der Teufel nachts damit beschlagen haben.“ — „Das schlägt doch dem Faß den Boden aus!“ schimpfte der Schmied. „Aber uns bleibt nichts anderes übrig, als unser Unglück vor jedermann geheimzuhalten, damit wir nicht ins Gerede kommen.“ Mit großer Mühe löste er seiner Frau die Hufeisen von Händen und Füßen. Anschließend mußte sie noch lange Zeit das Bett hüten.
Als es ihr aber besser ging, war ihr erster Weg zu Zaum und Peitsche, die sie nahm und heimlich im Ofen verbrannte. Von da an war sie keine Hexe mehr. Auch der kranke Schmiedegeselle genas zusehends und hatte bald wieder so dicke, runde Pausbacken, daß man glauben konnte, die eine würde platzen, wenn man ihm auf die andere schlüge. All das hat sich wirklich zugetragen und stimmt ebenso mit der Wahrheit überein wie ein Frosch mit einem Pferd und eine Schnecke mit einem Ochsen.
Quelle: (Märchen aus Jugoslawien)