Ein Rumäne ging einmal mit ein paar Ochsen auf den Jahrmarkt. Jetzt kamen auch drei Zigeuner und hatten sich beredet, sie sollten diesen dummen Rumänen verspotten, sie sollten versuchen, ob sie nicht ein paar Ochsen fast um nichts bekommen könnten? Es müsse immer nur einer gehen und sagen, die beiden Kater wären nicht mehr wert als vier Gulden. Aber der Rumäne war nicht dumm. Als er auf den Jahrmarkt ging, war er in drei Wirtshäusern neben der Straße eingekehrt und hatte in jedem eine Maß Wein gezahlt, aber nicht getrunken, um sie bei der Rückkehr zu haben. Nun stand er nicht lange auf dem Jahrmarkt, da kam der älteste von den drei Zigeunerbrüdern und sagte: »Was verlangst du für diese Kater?« – »100 Gulden.« – »Ja, 100 Gulden für solche Kater wie diese! Vier Gulden, mehr sind sie nicht wert.« Der Rumäne gab sie nicht, und der Zigeuner ging. Nur ein wenig, so kam der mittlere: »Was verlangst du für diese Kater?« – »100 Gulden.« – »100 Gulden? Die Leute lachen dich ja aus, wenn du für diese so viel verlangst, sie sind nicht mehr wert als vier Gulden.« Er ging. Der älteste hatte aber den Leuten auf dem Jahrmarkt gesagt, er habe diese Ochsen gekauft, damit niemand mehr danach frage. Jetzt kamen lange Zeit keine Käufer mehr. Der Rumäne dachte, auf diesem Jahrmarkt hätten die Ochsen keinen Preis. Nur einmal kam der dritte Bruder und sagte: »Was verlangst du für diese Kater?« – »100 Gulden.« – »Hört, ihr guten Leute, welch‘ einen närrischen Preis dieser verlangt, sie sind nicht mehr wert als vier Gulden.« – »Also nimm sie dann«, sagte der Rumäne geärgert, »aber komm, daß ich dir Aldemasch gebe.« Nur einmal, siehe, kommen alle drei Brüder. »Na, wartet nur, ihr Zigeuner, ihr habt mich betrogen, aber ich will mir doch noch einige hundert Gulden von euch gewinnen«, dachte der Rumäne. »Ich habe Eile nach Hause zu kommen, neben der Straße ist ein Wirtshaus, wir gehen bis hin und trinken eine Maß Wein.« Gut.
Sie kamen ins Wirtshaus. Der Rumäne verlangte eine Maß Wein, die Wirtin brachte sie. Diese vier tranken, und als die Flasche fast leer war, bewegte er mit der Hand seine Kappe, sie auf dem Kopf herumdrehend, und sagte: »He, mein Käpplein, Wirtin, den Wein hab ich bezahlt.« – »Wahrlich du hast ihn bezahlt«, antwortete die Wirtin. Die drei Brüder sahen sich an und dachten: »Wie ist diese Sache, der hat ja nicht gezahlt.« Als sie draußen waren, sagte der Rumäne: »Kameraden, kommt jetzt auch ins zweite Wirtshaus, daß wir noch eins trinken, es ist nicht weit von hier.« Sie gingen auch ins zweite. Auch hier verlangte er eine Maß Wein. Die Wirtin brachte eine. Als nur ein wenig noch in der Flasche war, ließ der Rumäne wieder die Kappe sich auf dem Kopfe herumdrehen und rief: »He, mein Käpplein, Wirtin, den Wein hab‘ ich gezahlt.« – »Ja wirklich, der Wein ist gezahlt.« Als sie hinausgegangen, sagte der Rumäne: »Kommt jetzt auch in das dritte Wirtshaus.« Als sie hineingingen, ließ dieser auch hier eine Flasche Wein bringen. Nachdem sie auch diesen getrunken, bewegte er wieder seine Kappe und rief: »He, mein Käpplein, Wirtin, den Wein hab‘ ich bezahlt.« – »Ja wirklich, du hast ihn bezahlt.« Jetzt dachten die Zigeuner, der Wein käme aus der Kappe, und fragten ihn, was für eine Art Kappe habe er? »He, mein Käpplein ist mir 300 Gulden wert. Wenn ich sie auf dem Kopfe trage, habe ich Essen und Trinken, wie viel ich will.« – »Aber gib sie uns, wir geben dir 300 Gulden.« – »Na, jetzt euch will ich sie auch so geben, einem andern gäbe ich sie aber nicht.« Sie zogen geschwind die 300 Gulden heraus und gaben sie ihm. Er nahm die Kappe vom Kopf und gab sie ihnen und eilte fort. Die Ochsen hatte er nun doch gut verkauft. Gut.
Die Zigeuner beredeten sich, sie sollten die Kappe versuchen, und kehrten in das Wirtshaus zurück und verlangten eine Maß Wein. Die Kappe hatte der älteste auf dem Kopf. Als sie die Flasche geleert, legte er die Hand an die Kappe und sagte: »He, mein Käpplein, Wirtin, den Wein hab‘ ich bezahlt.« – »O nein, den Wein hast du nicht bezahlt, du Betrüger, wart nur, bis mein Mann kommt.« Der Wirt kam mit einem Stock und schlug den Zigeuner, bis der Stock in zwei Teile zerbrach, dann warf er alle drei hinaus. »Du mußt es nicht gut gemacht haben«, sagte der mittlere, »gib, mir die Kappe, daß ich versuche.« Sie gingen in das zweite Wirtshaus, und er verlangte den Wein. Als sie getrunken, bewegte er die Kappe und rief: »He, mein Käpplein, Wirtin, den Wein hab‘ ich bezahlt.« – »Den Wein hast du nicht bezahlt, du Betrüger, ich will dir bezahlt geben.« Wieder wurde er geschlagen, bis der Stock zerbrach, dann warf man sie hinaus. »Nun, ihr habt es nicht gut gelernt«, sprach der jüngste, »aber ich habe gut zugesehen, ich sah immer auf ihn, wie er [sie] mit der Hand bewegte, jetzt will auch ich einmal versuchen und die Kappe aufsetzen.« Gut.
Nun kamen sie in das dritte Wirtshaus, und der jüngste verlangte eine Maß Wein. Als sie getrunken, bewegte er die Kappe mit der Hand grade so wie der Rumäne, und sagte: »He, mein Käpplein, Wirtin, den Wein habe ich bezahlt.« – »Was, du Räuber, den Wein hast du bezahlt? Ich will dir geben bezahlt!« und kam mit einem Stock und hieb auf ihn, bis der Stock lauter Staub wurde, dann warf sie den jüngsten voran zur Tür hinaus, daß er die Treppe hinunterfiel und fast zum Krüppel wurde.
Jetzt lassen wir die drei Brüder dort schreiend und schimpfend und gehen zum Rumänen. Der kam vergnügt nach Hause, weil er die andern zuletzt doch überlistet und 300 Gulden statt der Ochsen heimbrachte. Am andern Tag fürchtete er, die drei würden zornig zu ihm kommen und ihn umbringen wollen. Er hatte zwei Tauben, eine steckte er sich in den Tornister und sagte zu seiner Frau: »Du Frau, mach ein gutes Essen, Hirse mit Milch, und backe auch einige Pfannkuchen, bring auch eine Flasche Wein und Branntwein, und richte dich, wie es sich gehört, es werden heute drei fremde Leute zu uns kommen, daß wir sie ehren können, wie sich’s gehört.« Gut. Er fuhr aufs Feld pflügen. Und als er aufs Land kam, fing er an zu pflügen, aber nicht lange war er da, nur einmal, siehe, die drei Zigeuner kamen, schon von weitem schreiend: »Du Räuber, du Betrüger, du hast uns betrogen, jetzt kommen wir, um dir das Leben zu nehmen.« – »Nur langsam, ihr guten Leute, wir sollen zuerst nach Hause gehen und zusammen noch einmal gut essen und trinken.« Er zog die Taube heraus, schlug sie auf den Schnabel mit dem Finger und sagte: »Mein Täubchen, geh jetzt geschwind zu meiner Frau und sag ihr, ich käme mit drei Leuten, sie solle ein gutes Essen machen, Hirse kochen in Milch und auch noch einige Pfannkuchen backen, und eine Maß Wein und Branntwein bringen.« Dann ließ er sie fliegen, die Taube flog in die Welt. Als er mit den Zigeunern nach Hause kam, stand die Taube auf dem Backofen, es war aber die andere, die zu Hause geblieben. Diese verwunderten sich, aber noch mehr verwunderten sie sich, als sie in die Stube kamen und den Tisch gedeckt fanden, mit Hirse in Milch und eine Schüssel voll Pletschinten (Pfannkuchen), und Wein und Branntwein, grade wie der Rumäne hatte sagen lassen. Gut.
Sie saßen hinter dem Tisch und aßen und tranken, und tranken auch den Zorn hinunter und dachten immer an die Taube. Nur einmal fing einer an: »Du Mann, was für eine Taube mit Verstand hast du?« – »Ich habe sie wirklich, sie ist mir so lieb, ich würde sie nicht um 300 Gulden geben, ich nehme sie immer mit mir, wohin immer ich gehe, und bis ich nach Hause komme, hat meine Frau immer alles fertig, die Taube schicke ich immer voraus.« – »Höre, Mensch, gib uns das Vöglein, wir geben dir 300 Gulden, und der Zorn wegen dem Käpplein soll vergessen sein.« Gut. Der Rumäne gab die Taube, und sie gaben ihm 300 Gulden und gingen nach Hause. Als sie nun eine Zeitlang auf der Straße gegangen, sprachen sie, sie sollten die Taube nach Hause schicken, damit sie ihrer Frau sage, sie solle das Abendessen und das Bett machen, sie kämen müde und hungrig diesen Abend nach Hause. Der älteste zog die Taube aus dem Tornister, schlug sie mit der Hand auf den Schnabel und sagte ihr, was sie seiner Frau berichten solle. Darauf gab er ihr den Laufpaß. Die Taube flog in die Welt.
Als diese nach Hause kamen, war die Türe zugesperrt und das Licht ausgelöscht. Die Frau hatte gedacht, sie würden an dem Abend nicht nach Hause kommen, und hatte sich niedergelegt. Nun, als sie sahen, daß sie der Rumäne auch mit der Taube betrogen, wurden sie zornig und beschlossen zu gehen und ihn jetzt doch zu töten.
Am nächsten Tage schnitt der Rumäne ein Stöcklein von einem Haselstrauch, versteckte dann auf dem Felde an der Straße in einen Strauch ein Fäßchen Branntwein, ein wenig weiter in einen andern Strauch einen großen Kuchen, wie ein Rad. Es verging nicht viel, so kamen die Zigeuner, zornig wie Teufel: »Du Rumäne, jetzt nehmen wir dir das Leben, nachdem du uns auch mit der Taube betrogen.« – »Na, na, meine Lieben, warum seid Ihr jetzt zornig über mich? Die Taube muß Euch nicht gekannt haben, oder wußte sie den Weg nicht und hat sich verirrt. Aber kommt mit mir, daß wir noch einmal gut essen und trinken.« Der Zigeuner, wie der Zigeuner, wenn er vom Trinken hört, vergeht ihm der Zorn leicht. »Also kommt geschwind, daß wir uns nicht verspäten.« – »Also, ihr guten Leute, machen wir die Sache so: Wir gehen nicht noch ins Wirtshaus, ich komme noch ein Stück mit Euch, dann setzen wir uns auf eine Wiese und essen und trinken, ich soll mir nur mein Stöcklein nehmen, dann brauch ich nichts mehr.« Wieder wunderten sich diese, daß er ihnen zu essen und zu trinken geben wolle und nehme nichts in den Tornister, nur ein Stöcklein in die Hand. Sie gingen alle vier auf der Straße, bis sie an ein Gesträuch kamen, da sagte unser Mann: »Ho, weiter gehe ich nicht mit euch. Mein Stöcklein, bring uns jetzt Getränke.« Bis er diese Worte sagte, hieb er mit dem Stöcklein immer in das Gestrüpp. »Nun kommt Ihr Leute und helft mir dieses Fäßchen herausnehmen.« Als sie an den Strauch herankamen, standen sie mit offenem Munde vor dem Branntweinfäßchen. »Jetzt, Getränk haben wir, mein Stöcklein, du sollst uns nun auch etwas zum Essen geben.« Indem hieb er in einen andern Strauch, nur einmal war auch ein Kuchen, groß wie ein Rad, dort. Nun saßen sie, aßen und tranken, bis sie satt waren und auf die Betrügerei ganz vergessen hatten. Da fing der Zigeuner wieder an: »Was für eine Art Stöcklein hast du wohl?« – »Jetzt, eine solche Art gibt es nicht mehr in der ganzen Welt. Dieses möchte ich nicht geben um 300 Gulden. Wenn ich auf die Straße gehe, brauche ich nie etwas einzusacken, das Stöcklein gibt mir, was ich brauche.« Die Zigeuner wollten das Stöcklein gerne haben und dachten, wenn sie dann immer zu essen und zu trinken hätten, so viel sie brauchten, wären selbst 300 Gulden nicht zuviel, zumal wenn sie auf drei Teile geteilt werden. Gut. »Hör, du Mann, gib uns dies Stöcklein, wir geben dir 300 Gulden und nehmen dir auch nicht das Leben, dann sollst du bezahlt sein auch wegen dem Betrug mit der Taube.« – »Nun, weil wir so gute Freunde sind, will ich es euch geben, aber einem Fremden gäbe ich’s nicht, Herr behüte.« Die Zigeuner zählten ihm sofort 300 Gulden in die Hand, nahmen das Stöcklein und gingen.
Dieser hatte nun 900 Gulden, immer für die Ochsen, eigentlich, weil sie ihn zuerst betrogen, als sie ihm nur vier Gulden geben wollten für die Kater, wie sie gesagt. Da sie nun ein Stück gegangen, sagte einer zum andern: »Du Bruder, wir sollen jetzt unsere Ware, die wir gekauft haben, auch versuchen, mir scheint ich bin durstig.« – »Probieren wir.« Der eine nahm das Stöcklein und schlug in einen Strauch: »Mein Stöcklein, bring mir Getränke.« Die andern suchten nach dem Fäßchen, doch es war keines da. Jetzt schlug einer nach dem andern, aber es kam weder Speise noch Getränk herbei. Gut. »Was machen wir nun? Wir müssen wieder zu dem rumänischen Betrüger umkehren, wir können nichts anderes tun.« Sie kehrten von der Straße um. Der Rumäne dachte es sich, wußte aber nicht gleich, was er machen sollte, außer daß er sagte: »Na, na, nicht seid so zornig, das Stöcklein ist mit euch nicht gewöhnt, kommt ins Wirtshaus, dort wollen wir uns schon verkommen.« Sie gingen, und er kaufte eine Maß Wein. Als sie dies getrunken, gab er ihnen noch eine und ging hinaus; er hatte einen Schafhirten mit einer Herde Schafe im Hofe gesehen und sprach zu diesem: »Laß uns ein wenig die Kleider wechseln, ich möchte wissen, wie ich als cioban aussehe, auf deine Schafe sorge ich, bis du dich ein wenig ausruhst.« Gut. Der Rumäne nahm die cioban-Mütze auf den Kopf und den Pelz um und stützte sich auf den Stock. Neben dem Hof floß ein tiefer Graben, und im Wasser sah man diese Schafe. Als die Zigeuner auch mit dieser Flasche fertig waren, kamen sie heraus, nur einmal sahen sie den Rumänen, gekleidet wie ein cioban, neben einer Schafherde stehen. »Was ist, woher hast du dir die Schafe bekommen?« – »Seht ihr sie denn nicht hier im Wasser?« – »Sind noch?« – »Wie sollten nicht, ich habe sie ja nicht alle genommen, ich habe genug mit diesen.« Der älteste Zigeuner sprang zuerst ins Wasser, nur einmal sah der zweite die Mütze schwimmen und dachte es wäre der Kopf eines Schafes und rief: »Sieh, die Schafe kommen heraus, sieh die Schafe kommen heraus.« Schups sprang er hinter dem ersten, gleich schwamm auch seine Kappe. Nur einmal schrie auch der jüngste: »Sieh, die Schafe kommen heraus, sieh, die Schafe kommen heraus, meine Brüder nehmen sie mir alle.« Schups, war auch er drinnen, und alle drei ertranken. Jetzt kam der cioban und nahm sich seine Kappe, Mantel und Stock und gab dem Rumänen sein Kleid und seinen Hut. Er ging nun nach Hause und hatte Ruhe vor den Zigeunern, und Geld hatte er auch genug.
Wer diese Mär gut gehört, wird sie auch gut gelernt haben.
Lina Subtirel, Werd
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]