Es war einmal ein armer Mann, der hatte nichts zu essen, es war aber grade zur Zeit der Ernte. Da er nun so arm war, dachte er, er solle gehen und versuchen, ob er nicht ein Kornfeld zum Schneiden bekommen könne, denn diese Arbeit wird gut bezahlt, und ging. Gott sah ihn gehen und sprach zum heiligen Petrus: »Hör, Petrus, komm, wir helfen dem Armen.« Gut. Sie gingen beide und setzten sich an die Straße, wenn der käme, solle er sie ruhend finden. Zuerst hatte er nahe eine Kirche mit offner Türe an die Straße gestellt und auf den Altar vier prescuri (geheiligtes Brot) gelegt. Jetzt ruhten sie an der Straße, da kam der Mann und sah diese beiden alten Männer da sitzen und fragte, wie das ja üblich: »Ruht ihr, ihr guten Leute?« – »Ein wenig, aber wohin gehst du?« – »Ich gehe, mir ein Kornfeld zu dingen zum Schneiden.« – »Das grade wollen auch wir. Wir können alle drei zusammen gehen, kaum vergeht uns die Zeit schneller.« Sie gingen nun plaudernd weiter, da wurde der Arme hungrig, denn er hatte nichts im Tornister. Gott sah es, aber seine Kirche war nicht weit, und als sie an sie herangekommen waren, sagte Gott: »Du Mann, geh in die Kirche hinein und sieh, findest du auf dem Altar nicht einige prescuri, bring sie heraus, damit wir essen.« Dieser ging hinein und fand vier Stück auf dem Altar. Geschwind aß er eines, bevor er aus der Kirche kam, und brachte nur drei heraus, aber Gott wußte es und lachte, sagte aber nichts. Dann setzten sie sich neben die Kirche und aßen. Der Rumäne war seit langer Zeit nicht mehr so satt gewesen.
Als sie gegessen, gingen sie weiter und kamen in ein Dorf zu einem reichen Bauern und fragten, ob er nicht ein Kornfeld zum Schneiden habe? »O ja, ich habe ein großes und gebe dafür einen Sack voll Dukaten, wenn ihr es bis abends schneidet, werdet ihr aber nicht fertig, so werfe ich euch in einen von mittags bis abends geheizten Backofen und brate euch.« Gut. Am nächsten Morgen gingen alle drei aufs Feld, legten sich auf die Erde und schliefen. Als die Magd mit dem Frühstück kam, fand sie dieselben schlafend, mit dem Schneiden hatten sie gar nicht angefangen. Sie ging nach Hause und erzählte es ihrem Herrn. Der befahl, den Ofen gleich zu heizen, denn fertig könnten sie auf keinen Fall werden. Als man ihnen das Mittagessen brachte, lagen sie noch immer da und schliefen, man brachte auch die Jause und fand sie noch immer schlafend. Als die Magd fortgegangen, erwachte Gott, stand auf und bewegte die Hand über das Kornfeld, und auf einmal war alles geschnitten und gehaufnet.
Abends, als sie nach Hause zum Herrn kamen, fragte der sie nicht einmal, ob sie fertig wären oder nicht, nahm sie und warf sie alle drei in den glühenden Backofen. Drinnen fächelte Gott nur einmal mit der Hand, und gleich war die Hitze verschwunden und nur eine angenehme Wärme geblieben, so daß sie sehr gut schliefen, der Bauer aber ging auf sein Feld, um es andern Leuten zu übergeben. Wie verwunderte er sich, als er sah, daß das ganze Feld fertig war, geschnitten und auch gehaufnet. Jetzt erschrak er arg, weil er die Arbeiter nicht gefragt, ob sie fertig wären, und sie gleich in den Ofen geworfen. Jetzt eilte er nach Hause, um sie herauszunehmen, aber es würde ja doch zu spät sein, so schickte er nur die Magd mit dem Besen, die Asche und die Knochen zusammenzunehmen. Als sie die Ofentür öffnete, kamen diese alle drei fröhlich heraus, der Ofen war nicht einmal mehr warm. Der Bauer bat um Verzeihung und bat auch, sie sollen es niemandem sagen, er gebe ihnen außer dem gedungenen noch einen Sack voll Dukaten, und brachte ihnen zwei Säcke, die drei nahmen sie und gingen fort. Als sie dann zu der Kirche an der Straße kamen, sagte Gott, sie müßten jetzt einen andern Weg gehen, sie sollten das Geld teilen. Er zählte vier Haufen ab. Da fragte der Rumäne, für wen mache er denn vier Teile, sie wären ja nur drei Menschen. Gott sprach: »Der vierte gehört dem, welcher den vierten prescuri in der Kirche gegessen.« Da rief der Rumäne: »Ich habe ihn gegessen, ich habe ihn gegessen, und sammelte schnell beide Teile in seinen Tornister. Gott aber und der heilige Petrus lachten und gingen da hinüber.
Ioane Bucse, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]