0
(0)
Vor langer, langer Zeit lebten einmal eine alte Frau und ein alter Mann. Die Frau hatte eine Henne und der Mann einen Hahn. Die Henne der Frau legte jeden Tag ein Ei, aber die Frau wollte niemals dem Manne auch ein Ei geben, ja, sie wollte gerne, die Henne sollte ihr jeden Tag zwei legen. Darum fütterte sie dieselbe, bis sie fett wurde, aber fette Hühner legen ja nicht mehr. Hierüber ärgerte sich die Alte und schlug die Henne. Als die Henne merkte, daß sie die Frau nicht mehr leiden mochte und es ihr schlecht gehe, machte sie sich auf die Gasse und kam lange Zeit nicht mehr nach Hause. Eines Tages kam sie wieder und fing im Hof an zu singen. Die Frau dachte, sie werde etwas mitgebracht haben, und breitete ein großes Leintuch im Hof aus. Die Henne stellte sich in die Mitte des Leintuches, schüttelte und drehte die Federn, da fiel ihr aus dem Munde eine sehr schöne Perle. Die Frau hob sie auf und zeigte sie dem Manne.
Nun glaubte der Mann, sein Hahn werde auch etwas bringen, und schlug ihn auch gut. Der Hahn brach auf gegen die Gasse, als er gerade durchs Tor ging, fuhr ein Wagen vorbei, in dem saß ein sehr reicher Herr. Der Hahn lief immer hinter der Kutsche und schrie: »kukurigu«. Der Herr ließ halten und sich den Hahn auf den Wagen bringen, und weil er ihm gefiel, nahm er ihn mit. Der Hahn freute sich, daß er nun auch etwas finden sollte, und suchend stöberte er überall herum und zerriß, was er fand. Dies gefiel dem Herrn, der ihn mit sich genommen, nicht. Dieser Mann war so reich, daß er eine Lade voll Geld hatte. Wie er nun sah, daß der Hahn alles Schöne zerstörte, beschloß er, ihn zu töten und warf ihn daher in einen Brunnen. Aber der Hahn erschrak nicht und starb auch nicht, sondern trank den ganzen Brunnen aus und flog dann heraus. Nun warf ihn der Herr in den heißen Backofen. Doch unser Hahn war verständig und blies nun das kalte Wasser aus dem Brunnen in den heißen Ofen, bis er auch kalt war, dann kam er aus dem Ofen heraus.
Als nun der reiche Mann sah, daß er den Hahn nicht töten konnte, nahm er ihn und sperrte ihn in die Lade mit dem Gelde ein. Er war überzeugt, der Hahn werde den festen Deckel der Lade nicht aufbrechen können, das wollte der Hahn auch nicht, er hatte nun, wonach er gesucht. Sogleich begann er die Goldstücke einzuschlucken. Als er etwa die halbe Lade geleert, kam der Herr, um einmal nach ihm zu sehen, der Hahn aber war so gescheit, sogleich herauszufliegen, und flog aus der Lade ins Zimmer, aus dem Zimmer in den Hof, aus dem Hof auf die Gasse und so weiter, bis in den Hof des alten Mannes. Wie der ihn sah, breitete er ein Leintuch im Hof aus, der Hahn setzte sich mitten darauf und füllte das Leintuch mit Geld. Nun kam die Frau und verlangte ihm auch Geld, er aber sagte, er gebe ihr keines, sie hätte ihm auch nie ein Ei geben wollen. So war er ein reicher Mann geworden und konnte sich kaufen, was er begehrte. Aber auch den Hahn hielt er gut, solange er lebte. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie bis auf den heutigen Tag.
Nun glaubte der Mann, sein Hahn werde auch etwas bringen, und schlug ihn auch gut. Der Hahn brach auf gegen die Gasse, als er gerade durchs Tor ging, fuhr ein Wagen vorbei, in dem saß ein sehr reicher Herr. Der Hahn lief immer hinter der Kutsche und schrie: »kukurigu«. Der Herr ließ halten und sich den Hahn auf den Wagen bringen, und weil er ihm gefiel, nahm er ihn mit. Der Hahn freute sich, daß er nun auch etwas finden sollte, und suchend stöberte er überall herum und zerriß, was er fand. Dies gefiel dem Herrn, der ihn mit sich genommen, nicht. Dieser Mann war so reich, daß er eine Lade voll Geld hatte. Wie er nun sah, daß der Hahn alles Schöne zerstörte, beschloß er, ihn zu töten und warf ihn daher in einen Brunnen. Aber der Hahn erschrak nicht und starb auch nicht, sondern trank den ganzen Brunnen aus und flog dann heraus. Nun warf ihn der Herr in den heißen Backofen. Doch unser Hahn war verständig und blies nun das kalte Wasser aus dem Brunnen in den heißen Ofen, bis er auch kalt war, dann kam er aus dem Ofen heraus.
Als nun der reiche Mann sah, daß er den Hahn nicht töten konnte, nahm er ihn und sperrte ihn in die Lade mit dem Gelde ein. Er war überzeugt, der Hahn werde den festen Deckel der Lade nicht aufbrechen können, das wollte der Hahn auch nicht, er hatte nun, wonach er gesucht. Sogleich begann er die Goldstücke einzuschlucken. Als er etwa die halbe Lade geleert, kam der Herr, um einmal nach ihm zu sehen, der Hahn aber war so gescheit, sogleich herauszufliegen, und flog aus der Lade ins Zimmer, aus dem Zimmer in den Hof, aus dem Hof auf die Gasse und so weiter, bis in den Hof des alten Mannes. Wie der ihn sah, breitete er ein Leintuch im Hof aus, der Hahn setzte sich mitten darauf und füllte das Leintuch mit Geld. Nun kam die Frau und verlangte ihm auch Geld, er aber sagte, er gebe ihr keines, sie hätte ihm auch nie ein Ei geben wollen. So war er ein reicher Mann geworden und konnte sich kaufen, was er begehrte. Aber auch den Hahn hielt er gut, solange er lebte. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie bis auf den heutigen Tag.
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]