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Die naschhafte Frau

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Ein Mann hatte eine sehr naschhafte Frau geheiratet, die indes so tat, als hätte sie niemals Appetit. Mißtrauisch beobachtete er sie und kam schließlich dahinter, daß sie nur lauter Leckereien aß. Eines Tages verließ er das Haus und sagte ihr, daß er erst am Abend zurück sein würde, tatsächlich aber verbarg er sich im Backofen. Sowie die Frau alleine war, sang sie und bereitete sich ein leckeres Frühstück aus zerbröckeltem Brot mit Honig und Eiern. Als es Zeit für das Mittagessen war, kochte sie sich eine große Schüssel Brotbrei und aß und leckte sich die Lippen. Am Abend, als es allmählich dunkel wurde, zündete sie das Herdfeuer wieder an und machte zum Abendessen ein Hühnerfrikassee. Der Ehemann sah sie das alles verspeisen und verhielt sich noch immer still, bis er schließlich, als es ihm recht dünkte, sein Versteck verließ und so tat, als käme er von einem langen Weg heim. Nun hatte es aber den ganzen Tag lang geregnet und der Mann kam völlig trocken an. Die Frau wunderte sich darüber und sagte: »Mann, bei solch einem Regentag kommst du ganz trocken heim? Wo bist du gewesen?« Er antwortete:

Es hat ganz fein geregnet
wie die Brotkrümel, die du zum Frühstück aßt.
Hätte es so dicke Tropfen geregnet
wie die Brocken, die du zu Mittag aßt,
wäre ich so durchnäßt gewesen
wie die Hühner, die du zu Abend aßt.

Die Frau begriff, daß sie ihren Mann nicht mehr täuschen konnte, der ihr bei dieser Gelegenheit die Flötentöne beigebracht hatte.

[Portugal: T. Braga: Contos tradicionaes do povo portuguez]

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