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Märchenbasar

Die Quelle der Jugend

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Es war einmal ein König, der an einer unheilbaren Krankheit litt, und die Ärzte hatten ihm mitgeteilt, er könne nicht eher geheilt werden, bis er Wasser von der lebendigen Quelle erhalte, welches ein Heilmittel für jegliches Siechtum sei. Der König rief seine drei Söhne zu sich und bat sie, alle Länder zu durchqueren und alle Gewässer zu versuchen; derjenige aber, der ihm Wasser aus der lebendigen Quelle brächte, solle sein Königreich erben. Darauf steckten die Söhne eine Summe Geldes zu sich und verteilten sich derart über die Erde, daß der eine längs der Flüsse, der andere durch die Ebenen und der dritte über die Gebirge wanderte. Schließlich durchschritt der Jüngste große Wälder und gelangte zum Hause eines alten Mannes, von welchem er erfuhr, wo die Quelle der Jugend liege. Aber viele und verschiedenartige Gefahren warteten dort auf ihn und: »Wenn du diese nicht bestehen und überwinden kannst, so ist es besser, umzukehren als vorwärtszugehen«, sagte der Greis. Die erste Gefahr nämlich war das Zusammentreffen mit einer Schlange, die getötet werden mußte. Die zweite bestand aus einer Schar Jungfrauen, die er nicht anblicken durfte. Die dritte Gefahr war die Begegnung mit Soldaten und Rittern, die Waffen aller Art vorweisen würden, die zu nehmen ihm verboten war. Die vierte aber würde ihn in einem Schlosse erwarten, in welchem sich eine Jungfrau befinde, welche die Schlüssel zur lebendigen Quelle in der Hand halte. Denn am Tore befanden sich Glöckchen, und sobald diese Glöckchen berührt wurden, machten sie Lärm; dann kamen Krieger und töteten den, der sie berührte. Gegen diese letzte Gefahr gab der Einsiedler dem Prinzen einen Schwamm, mit welchem er die Glöckchen anfüllen sollte, damit sie keinen Lärm verursachten. Der Jüngling wanderte lange, und als ihn die Schlange bedrängte, ging er sie mit seinem Speere an und tötete sie ohne Mühe. Darauf betrat er eine Wiese, da liefen ihm wunderschöne Weiber entgegen, er aber verhüllte sein Gesicht und eilte vorüber, ohne sie anzureden. Endlich gelangte er vor ein herrliches Schloß. Hier traten ihm Soldaten und Ritter entgegen und trugen ihm Waffen jeder Art zum Geschenk an, wiesen ihm auch prächtige Pferde vor; aber er verschmähte alles und betrat das Schloß, nachdem er zuvor die Glöcklein mit dem Schwamme ausgestopft hatte. Als er das Schloß betreten hatte, sah er eine wunderschöne Frau, diese bat er demütig, ihm etwas Wasser von der Quelle der Jugend zu spenden. Sie sprach: »Mir ist von meinem Vater gesagt worden, ich solle mit dem Ritter ziehen, der alle Hindernisse, die sich ihm unterwegs entgegenstellen, überwinde und heil zu mir gelange. Du bist der Ritter, und darum sollst du nicht nur das Wasser aus der Quelle der Jugend haben, sondern auch mich selber zur Braut.« Der Prinz kehrte auf anderen Wegen zu seinem Vater zurück und erbte sein Reich, nachdem er die Jungfrau geheiratet hatte.

[Ernst Tegethoff: Französische Volksmärchen]

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